Isabel dos Santos

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Isabel dos Santos (* 20. April 1973 in Baku, Aserbaidschanische SSR, UdSSR)[1] ist die älteste Tochter des seit 1979 amtierenden Präsidenten von Angola, José Eduardo dos Santos. Sie gilt als die größte private Investorin Angolas.[2] Sie ist nach Forbes Magazine[3] die erste[4] Dollar-Milliardärin Afrikas und die mächtigste Frau in Angola, sowie in ganz Afrika.[5][6] Ihr persönliches Vermögen wurde im März 2013 auf über drei Milliarden Dollar geschätzt.[7]

Familie und Ausbildung

Isabel dos Santos wurde 1973 in Baku geboren, wo ihre Mutter, Tatiana Kukanova, ihren Vater, José Eduardo dos Santos traf, während beide Ingenieurswissenschaften an der Aserbaidschanischen Staatlichen Ölakademie studierten.[8] Aserbaidschan war damals Teil der Sowjetunion, in der junge Kader aus ideologisch nahestehenden afrikanischen Befreiungsbewegungen wie Angolas MPLA ausgebildet wurden.[9]

Isabel dos Santos wuchs zum größten Teil in London auf, wo ihre Mutter lebt, und studierte am King’s College London, wo sie einen Bachelor-Abschluss im Ingenieurwesen erreichte.[10] Dort lernte sie ihren aus der Demokratischen Republik Kongo stammenden Mann Sindika Dokolo kennen, den Sohn eines Millionärs aus Kinshasa und seiner dänischen Frau. Die Hochzeit fand 2003 in Luanda statt; die 4 Millionen US-Dollar teure Feier mit rund 1000 Gästen war eine der größten Hochzeiten in der Geschichte des Landes. Trauzeuge war der damalige Minister für Erdölwirtschaft, Desidério da Costa.

Isabel dos Santos verwaltet das Familienvermögen, das ihr Vater nach über 33 Jahren autoritärer Herrschaft in Angola angehäuft hat. Angola ist der zweitgrößte Ölproduzent Afrikas, ihr Vater regiert mit einer Clique aus Verwandten, Generälen und dem ehemaligen Chef der staatlichen Erdölfirma Sonangol (Sociedade Nacional de Combustíveis de Angola), die auch, nach dem Präsidentenpalast, die „Futungo-Clique“ genannt wird. Diese Regierung und ihr kleptokratisches Patronagenetzwerk privatisieren große Teile der Öleinnahmen.[11] Die Grenzen zwischen Politik und Privatgeschäften sind fließend.[12] Die nichtstaatliche Organisation Human Rights Watch hat Dezember 2011 die Regierung von Angola aufgefordert, Auskünfte darüber zu erteilen, wo 25 Milliarden Euro verblieben sind, die im Zusammenhang mit der Sonangol in der Staatskasse fehlen. Es muss davon ausgegangen werden, dass die fehlenden Ölmilliarden in Beteiligungen geflossen sind, vor allem in Portugal, und vornehmlich in die der Familie des Präsidenten José Eduardo dos Santos, speziell in die seiner Tochter Isabel.[13] Die Einwohner Angolas zählen zu den ärmsten der Welt.

Geschäftliche Tätigkeiten

Isabel dos Santos wurde von der portugiesischen Zeitung Público als „gute Geschäftsfrau, die extrem dynamisch und intelligent, außerdem professionell, sympathisch und schön ist,“ beschrieben.[14] Die Financial Times schrieb März 2013, dass „auch einige Kritiker Isabel dos Santos’ Fähigkeiten als Unternehmerin anerkennen“. In dem gleichen Interview sagt Isabel dos Santos, sie sei eine Geschäftsfrau, keine Politikerin.[9][15]

Mit 24 Jahren trat sie ins Geschäftsleben ein. Sie startete ihre geschäftlichen Aktivitäten Anfang der 1990er Jahre in der Hauptstadt Luanda und arbeitete als projektverantwortliche Ingenieurin in der Firma Urbana 2000, die zur Jembas-Gruppe gehört und den Zuschlag für Reinigung und Desinfektion der Stadt bekommen hatte.[16] Mit 24 Jahren eröffnete sie auf der Ilha de Luanda im Jahr 1997 den Miami Beach Club, damals einer der ersten Nachtclubs in Angolas Hauptstadt.

Sie wurde rasch zur Schlüsselfigur für die Verwaltung des Familienvermögens und nahm über verschiedene Holdings den Erwerb von Eigentum und die Beteiligung an (oder auch Übernahme) von Unternehmen in Angola und im Ausland, besonders Portugal, vor.[17]

Investitionen in Portugal

Sie verfügt mindestens seit 2008 über einschlägige Beteiligungen in den Bereichen Telekommunikation, Medien, Finanzen, Energie, Industrie, sowohl in Angola als auch in Portugal (Wein- und Olivensparte). Neben ihrem geschäftlichen Interesse an Erdöl und Diamanten besitzt Isabel dos Santos auch Aktien an dem angolanischen Zementunternehmen Nova Cimangola. Ihr Mann Dokolo, der auch im Diamantgeschäft tätig ist,[18] sitzt im Vorstand des Unternehmens.[19]

Isabel dos Santos ist über die Unitel International Holdings BV zu 29 % Aktionärin von ZON Multimédia in Portugal.[20] Im November 2012 wurde sie Mitglied des Vorstands von ZON ohne geschäftsführende Funktionen. Im Dezember 2012 gab sie die Fusionierung mit Sonaecom zu ZON Optimus, heute NOS, bekannt.[21][22] Die Unternehmerin gehört zu den Gründern der angolanischen Banco BIC Português, die kürzlich die staatliche Banco Português de Negócios (BPN) vom portugiesischen Staat kaufte, und ist mit Genehmigung der Banco de Portugal Vorstandsmitglied. Sie hält außerdem Beteiligungen an dem Unternehmen Galp Energia und an der Banco de Fomento de Angola (BFA).[23][24]

Im Jahr 2010 kaufte Isabel dos Santos mit ihrer Santoro Holding 9,99 Prozent Anteile an der portugiesischen Banco Português de Investimento (BPI) und erhöhte im März 2012 auf insgesamt 19,43 Prozent.[25][26]

In dem Joint Venture-Unternehmen mit der angolanischen Geschäftsfrau lancierte die portugiesische ZON Multimédia den TV-Kanal ZAP, ein satellitenbasiertes Pay-TV Programm. 30 Prozent des Geschäfts bleiben bei ZON, während Isabel dos Santos die verbleibenden 70 Prozent Anteile[27] über die SOCIP – Sociedade de Investimentos e Participações, S.A., einer angolanischen Investitions- und Beteiligungsgesellschaft, hält. Ein Vertrag der SOCIP mit der portugiesischen Unternehmensgruppe Sonae sichert ihr einen wesentlichen Anteil an zwei groß angelegten Initiativen dieser Gruppe in Angola, der Supermarktkette Continente und einer Immobilienfirma.[28]

Der Ausgangspunkt war jedoch die Schaffung von Unitel in Partnerschaft mit Portugal Telecom. Außer Isabel dos Santos waren bei der Gründung Brigadier Leopoldino Fragoso Nascimento, Anthony Van-Dunem und Manuel Augusto da Fonseca aus der Kanzlei von Sonangol beteiligt. Dazu gesellte sich der französisch-brasilianische Geschäftsmann Pierre Falcone, bekannt aus der Affäre Angolagate.[29][30]

Die Entwicklung eines Walkie-Talkie-Systems ebnete den Weg für ihre späteren Vorstoß in die Telekommunikation. Nach einem fairen Bieterverfahren schuf sie den größten Mobilfunkbetreiber in Angola in Partnerschaft mit Portugal Telecom, Sonangol und Vidatel.[9]

Durch Unitel Internacional, einer Investment-Plattform Unitels, in der Portugal Telecom keine Präsenz hat, wurde der Operator T+ erworben, und damit die Lizenz, den zweiten Mobilfunknetzbetreiber in Kap Verde und São Tomé und Príncipe aufzubauen.[31][32][33]

Mitte 2012 betrug das Vermögen von Isabel dos Santos in Portugal mehr als 1,4 Milliarden Euro.[34]

Investitionen in Angola

Mit ihrem eigenen angolanischen Unternehmen Condis unterzeichnete Isabel dos Santos im April 2011 eine Partnerschaft mit dem portugiesischen Sonae-Konzern für die gemeinsame Entwicklung und den Betrieb einer Kette von Supermärkten in Angola unter der Bezeichnung Continente.[35]

Isabel dos Santos ist Präsidentin des angolanischen Roten Kreuzes.[36][37]

Mutmaßungen

Das beträchtliche Wachstum der angolanischen Geschäftsfrau im portugiesischen Kommunikationssektor hat zu einigen Befürchtungen in lusitanischen Medien geführt. In redaktionellen Beiträgen der Presse kommt die Monopolstellung, aufgrund der jüngsten Transaktionen 2012, zum Ausdruck. Durch die Fokussierung auf Angola und Portugal würde dies zu einem Monopol in einigen Bereichen der portugiesischen Kommunikations- und Medienbranche führen. Isabel dos Santos sagte dazu, sie habe keinerlei Interesse an den angolanischen oder portugiesischen Medien.[38] Darüber hinaus wird Isabel dos Santos auch einseitige politische Verzerrung, sowie Missbrauch von Insider-Informationen über ihre Kontakte in Portugal vorgeworfen.[39] Das Engagement von Isabel dos Santos in der Wirtschaft Portugals scheint einer klaren Strategie zu folgen. In den Jahren 2009–2012 hat ihr Anteil exponentiell zugenommen. Die Interessensbereiche sind das Kommunikations- und das Finanzsystem. Beide Segmente haben auch Priorität für Investitionen in ihren eigenen Gesellschaften in Angola und im Ausland. Isabel dos Santos, derzeit eine der größten Unternehmerinnen ihres Landes, baut ihr Geschäft in Europa ohne eine Diversifizierung der ihr dienenden Geschäftsfelder aus. Die Sorge der portugiesischen Wirtschaftsakteure kann durch die jüngsten Beteiligungen der angolanischen Geschäftsfrau somit begründet werden.[40]

Holdings

Gegründete Holdings von Isabel dos Santos der letzten Jahre.[41][42]

  • Unitel International Holdings BV (Namensänderung von Kento und Jadeium, eingetragen in Amsterdam, Telekommunikation, Dachorganisation für Investitionen in Portugal)
  • Santoro Finance (eingetragen in Lissabon, Banken etc.)
  • Esperanza (eingetragen in Amsterdam, Energie, Öl etc.)
  • Condis (eingetragen in Luanda, Retailgeschäft)
  • Ciminvest (Isabel dos Santos ist Investorin der Ciminvest SA, die eine Beteiligung an dem angolanischen Zementunternehmen Nova Cimangola hält)[43]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Filipe S. Fernandes: Isabel dos Santos - Segredos e poder do dinheiro. (PDF) Dokumentation (portugiesisch)
  2. Isabel dos Santos Profil Africa Confidential (englisch)
  3. Isabel Dos Santos, Daughter Of Angola’s President, Is Africa’s First Woman Billionaire. forbes.com. Abgerufen am 23. Juni 2015 (englisch)
  4. Isabel Santos ist erste Milliardärin Afrikas. derstandart.at. Abgerufen am 23. Juni 2015
  5. Forbes: Afrikas reichste Frauen 2. Mai 2011 (englisch)
  6. 10 African Millionaires. Forbes; abgerufen 31 Dezember 2011 (englisch)
  7. Isabel dos Santos Net Worth. Forbes
  8. Isabel dos Santos Profil Africa Confidential (englisch)
  9. a b c Tom Burgis: Lunch with the FT: Isabel dos Santos. In: Financial Times. 29. März 2013, abgerufen am 25. Dezember 2013 (englisch).
  10. Africa’s Richest Woman Isabel Dos Santos To Open Retail Business September 2013 (englisch)
  11. Länderbericht Angola (PDF) Konrad-Adenauer-Stiftung
  12. David Klaubert: Angolas Präsident Dos Santos: Der leise Autokrat. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 2. September 2012, abgerufen am 25. Dezember 2013.
  13. Angola: Human Rights Watch: Explain Missing Government Funds, aufgerufen am 21. Dezember 2011 (en)
  14. Quelle: Público 20. Juli 2007 (portugiesisch)
  15. Sou empresária, não política. Diário Económico (portugiesisch)
  16. Profil auf Forbes'
  17. Väterliche Hilfe einer Tochter im Mutterland FAZ Online, Artikel vom 30. September 2011
  18. Endiama Subsidiary sells Diamond Exploration rights to Angolan President’s son-in-law 14. Februar 2011 (englisch)
  19. Klub-K über Nova Cimangola (portugiesisch)
  20. Aktionärsstruktur ZON (en)
  21. Ankündigung CMVM, 14. Dezember 2012 (englisch) (PDF; 31 kB)
  22. Isabel dos santos integra administração da ZON Agência Lusa (portugiesisch)
  23. Profil Forbes
  24. Banco BIC: Conselho de administração (portugiesisch)
  25. Isabel dos Santos já controla 9,99% do BPI (portugiesisch)
  26. Angolan businesswoman Isabel dos Santos increases stake in Portuguese bank BPI Macauhub,. 8. März 2012 (en)
  27. Jornal Económico über Beteiligung an ZAP (portugiesisch)
  28. Público: Sonae formalisiert Vereinbarung mit Isabel dos Santos zum Einstieg in Angola 16. April 2011 (portugiesisch)
  29. Nicole Guardiola: Os «novos ricos Angolanos». (portugiesisch)
  30. Stefan Simons: Frankreich: Die geschmierte Republik. In: Der Spiegel. Nr. 42, 2008, S. 132–136 (online).
  31. “Sou empresária, não política” - Diário Económico (portugiesisch)
  32. Jornal de Negócios (portugiesisch 1. April 2013, Seite 12)
  33. Unitel to become second operator in Sao Tome & Principe. (englisch)
  34. Poderosa Isabel dos Santos Visão, Mai 2012 (pt)
  35. Sonae fecha acordo com Isabel dos Santos para levar Continente para Angola RTP Online, 15. April 2011 (portugiesisch)
  36. International Federation of Red Cross and Red Crescent Societies (IFRC)
  37. Cruz Vermelha Angolana (portugiesisch)
  38. Isabel dos Santos sem interesse na RTP1 in Diário Económico (portugiesisch)
  39. Empresária angolana adquire importantes participações em duas grandes empresas portuguesas, Observatório dos Países da Lingua Portuguesa, in Deutsch: Observatorium der Länder portugiesischer Sprache, 14. Mai 2012 (portugiesisch)
  40. Empresária angolana adquire importantes participações em duas grandes empresas portuguesas, Observatório dos Países da Lingua Portuguesa, in Deutsch: Observatorium der Länder portugiesischer Sprache, 14. Mai 2012 (portugiesisch)
  41. Os negócios de Isabel dos Santos em Portugal Dinheiro Vivo Online, 9. Mai 2012 (pt)
  42. A Angolana mais rica de Portugal, English: Die reichste Angolanerin in Portugal (PDF; 82 kB) clipquick.com, 1. August 2012 (portugiesisch)
  43. Nova Cimangola prevê aumentar produção de cimento. Agência Angola Press (portugiesisch)