Johanneum zu Lübeck
Johanneum zu Lübeck | |
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Hauptfassade des Johanneums | |
Schulform | Gymnasium mit Musikzweig |
Gründung | 1872 |
Adresse | |
Land | Schleswig-Holstein |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 53° 52′ 0″ N, 10° 41′ 35″ O |
Schüler | ca. 1000 [1] |
Website | Johanneum zu Lübeck |
Das Johanneum zu Lübeck wurde auf Beschluss des Rates der Hansestadt Lübeck zu Ostern 1872 als höhere Bürgerschule eingerichtet und erhielt den Namen Johanneum als Realgymnasium 1905. Die Schule sieht sich in der Tradition der 1163 gegründeten Domschule. Seit 1906 befindet sich das Johanneum in den Gebäuden beim St.-Johannis-Kloster am unteren Ende der Dr.-Julius-Leber-Straße und der Fleischhauerstraße.
Johannes
Auf dem Schulhof befindet sich Fritz Behns Brunnen mit der Statue von Johannes dem Täufer.[2] Das ist insoweit ein Versehen des Künstlers, als der Name der Schule von Johannes (Evangelist) herrührt. Das Johanneum erhielt seine heutige Gestalt nach zahlreichen räumlichen, inzwischen denkmalgeschützten Erweiterungen des ältesten Lübecker St.-Johannis-Klosters (gotisches Refektorium auf dem Schulhof).
Schulgelände
Im Hauptgebäude sind das Lehrerzimmer, das Sekretariat und die Büros der Schulleitung, die Biologie-, Physik- und Kunsträume sowie die Sexten bis Quarten (5. bis 7. Klasse) untergebracht. Außerdem verfügt die Schule über ein Refektorium, in dem die Musikfachräume, Erdkunderäume, einige Klassenräume sowie die Umkleiden der angrenzenden Großturnhalle eingerichtet worden sind. Die Aula wird meist für Klausuren, durch einige der Orchester sowie für Theaterveranstaltungen und Konzerte genutzt.
Im Gebäude der ehemaligen Hauptfeuerwache, in dem sich seit ihrer Renovierung die Klassenräume der Untertertien bis Oberprimen (Stufen 8 bis 13) befinden, ist auch die 2007 eingerichtete Mensa der Schule zu finden. Sie wird von dem Catering Service "das-culinarium" betrieben.
Der Sportunterricht findet zwischen Herbst- und Osterferien in einer dreifach teilbaren Großturnhalle und in einer kleineren Turnhalle statt. Im Sommer wird auf dem Sportplatz Falkenwiese unterrichtet.
In den Sommerferien wird der Schulhof zur Neuen Freilichtbühne Johanneum umfunktioniert.
Musik
Das Johanneum bietet einen Musikzweig und die Teilnahme an einem der zahlreichen Orchester, Chöre sowie Schülerensembles an.
2009 gewann die Bigband des Johanneums den vom Landesmusikrat Schleswig-Holstein veranstalteten Landeswettbewerb „Jazz It Up!“.[3]
Schüler
- Albert Aereboe (1889–1970), Maler der Moderne
- Hermann Beeken (* 1891, † nach 1933), Landwirt und DNVP-Politiker
- Walter Bison (1913–1985), Theaterintendant, -schauspieler und -regisseur (Abitur 1932)
- Carsten Borkowski (* 1965), Komponist, Arrangeur und Dozent
- Willy Brandt[4] (1913–1992), ehemaliger deutscher Bundeskanzler (SPD)
- Wilhelm Castelli (1901–1984), Architektur- und Kunstfotograf (Abschluss der Mittleren Reife 1917)
- Björn Engholm (* 1939), ehemaliger Ministerpräsident Schleswig-Holsteins (SPD)
- Fiete Felsch (* 1967), Jazzmusiker und Hochschullehrer
- Sören Fenner (* 1967), Schauspieler sowie Gründer und geschäftsführender Inhaber von Theapolis (Abitur 1986)
- Bertrand Freiesleben (* 1967), Künstler
- Jesko Friedrich (* 1974), Schauspieler, Redakteur und Autor
- Christian Friege (* 1966), Vorstand der Neumüller CEWE COLOR Stiftung
- Hans Gewecke (1906–1991), NSDAP-Reichstagsabgeordneter und NSDAP-Kreisleiter (Abitur)
- Werner Heise (1944–2013), Mathematiker und Hochschullehrer
- Mareile Höppner (* 1977), Fernsehmoderatorin und Journalistin
- Luise Klinsmann (1896–1964), Politikerin (SPD)
- Daniel Kramer (* 1976), Keyboarder
- Heinz Lund (1925–2016), Politiker (SPD)
- Jonas Nay (* 1990), Schauspieler und Musiker
- Wolfgang Nešković (* 1948), Politiker und ehemaliger Richter am Bundesgerichtshof
- Hans-Heinrich Otte (* 1926), Volkswirt und Wirtschaftsprüfer
- Georgij Pestov (* 1971), Kameramann
- Hans-Joachim Priebe (* 1947), Mediziner und Hochschullehrer
- Reinhard Priebe (* 1949), Jurist und Direktor in der Europäischen Kommission
- Klaus Regling (* 1950), Volkswirt
- Michael Ristow (* 1967), Arzt und Wissenschaftler
- Bernd Rohwer (* 1951), Politiker (SPD)
- Luna Simao (* 1996), Pop- und Soul-Sängerin
- Alfred Tode (1900–1996), Prähistoriker und Direktor des Braunschweigischen Landesmuseums (Schüler von 1909 bis zum Abitur 1918)
- Peter Voss (* 1941), Journalist
- Georg Währer (1893–1941), NSDAP-Politiker, Rechtswissenschaftler und SA-Führer (Schüler von 1899 bis 1911)
- Ernst Wagemann (1884–1956), Nationalökonom und Hochschullehrer
- Max Wegner (1902–1988), Archäologe (Schüler ab 1914, Reifeprüfung 1921)
- Gerhard Wilcken (1917–2011), deutscher Architekt und Bauingenieur
- Jörg Wontorra (* 1948), Fernsehjournalist und -produzent
- Marc Zwinz (* 1974), Schauspieler und Autor
Lehrer
In alphabetischer Reihenfolge
- Fritz Endres (Historiker) (1886–1943), Pädagoge
- Curt Fensterbusch (1888–1978), Altphilologe (Seminarjahr von 1913 bis 1914)
- Hermann Hofmeister (1878–1936), antisemitischer Lehrer, Historiker und Archäologe. Hofmeister diskriminierte Schüler jüdischer Herkunft sogar im Unterricht. Er hasste die Demokratie und versuchte, die Schüler gegen die Demokratie von Weimar aufzuhetzen. Deswegen wurde er von der Schule entfernt und verlor 1923 sogar seinen Lehrerposten in Lübeck. 1933 beteiligte er sich an der Denunziation seines ehemaligen Kollegen Walter Kramer s.u..
- Walter Kramer (Lehrer), Studienrat mit Doktorat, Lehrer für Englisch und Französisch, Klassenlehrer von Willy Brandt, wurde auf Grund einer politischen Denunziation des kommissarischen, nationalsozialistischen Schulamtsleiter vom Reichstatthalter für Mecklenburg/Lübeck Friedrich Hildebrandt (Politiker) am 29. April 1933 als politisch unzuverlässig entlassen. Walter Kramer war über die Vernichtung seiner Existenz verzweifelt und verübte aus diesem Grund am 27. August 1933 Suizid, in den seine Frau ihm bald nachfolgte. Der siebzehnjährige Sohn musste darauf in die „Irrenanstalt“ eingeliefert werden.[5]
- Heinz Lingenberg (1927–1996), Historiker (1978 in Ruhestand)
- Eilhard Erich Pauls (* 1877), deutscher Pädagoge, Lehrer für Deutsch und Geschichte, übte einen bleibenden positiven Eindruck auf seinen Schüler Willy Brandt aus. [6]
- Friedrich Reeh (1890–1965), Oberstudienrat in Lübeck und 1945 deren kommissarischer Bürgermeister (kommissarischer Schulleiter von 1943 bis 1945)
- Hermann Stodte (1871–1939), Direktor 1918 bis 1933
- Hans-Jürgen Wille (1930–2004), Musikpädagoge, Chorleiter und Kantor an der Lübecker Marienkirche
Literatur
Sekundärliteratur
- Richard Schult Hrsg.: Johanneum zu Lübeck – Von der höheren Bürgerschule zum Städtischen Gymnasium. Festschrift zur 125-Jahr-Feier. Johanneum Lübeck, Lübeck 1997. (Umfangreiches Buch, das in über 100 Beiträgen über die Geschichte der Schule informiert)
- Jörg Fligge: Lübecker Schulen im "Dritten Reich": eine Studie zum Bildungswesen in der NS-Zeit im Kontext der Entwicklung im Reichsgebiet, Schmidt-Römhild, Lübeck 2014, ISBN 3795052149, S. 631 ff.
Quellen der Zeit
- Bericht über das ... Schuljahr von Ostern ... bis Ostern .... Lübeck 1878–1892 (Digitalisat)
- Bericht über das ... Schuljahr von Ostern ... bis Ostern .... Lübeck 1893, 1899–1902 (Digitalisat)
- Realschule zu Lübeck. ... Schuljahr von Ostern ... bis Ostern .... Lübeck 1894–1898 (Digitalisat)
- Bericht über das ... Schuljahr von Ostern ... bis .... Lübeck 1903–1904 (Digitalisat)
- Bericht über das Schuljahr von Ostern ... bis Ostern .... Lübeck 1905–1929 (Digitalisat)
- Carl Adolf Meyer: Beschreibung des Neubaus. In: Beilage zum Jahresbericht 1907, S. 26–40. Lübeck 1907, S. 3–25. Lübeck 1907 (Digitalisat)
- Wilhelm Brüsch: Beschreibung der Lehrzimmer für Physik und Chemie. In: Beilage zum Jahresbericht 1907, S. 26–42. Lübeck 1907 (Digitalisat)
- Julius Müller: Bericht über die Einweihungsfeier. In: Beilage zum Jahresbericht 1907, S. 43–48. Lübeck 1907 (Digitalisat)
- Wilhelm Brüsch: Die Einführung und Durchführung der in den Unterrichtsgang eingefügten chemischen und physikalischen Schülerübungen auf allen Klassenstufen des Johanneums in den Jahren 1906 bis 1913. Lübeck 1913 (Digitalisat)
- Johanneum zu Lübeck (Hrsg.): 100 Jahre Johanneum zu Lübeck, Lübeck, 1972
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Homepage der Schule Angabe zur Schüleranzahl, abgerufen am 1. März 2013.
- ↑ Von Lübecks Türmen; Lübeck, den 18. Mai 1907, Artikel: Der Johannes-Brunnen im Johanneum
- ↑ Lübecker Johanneum Bigband gewinnt Landeswettbewerb auf der Seite des Deutschen Musikrats
- ↑ Eigentlich hieß er damals noch Herbert Frahm. Sein Pseudonym „Willy Brandt“ war zu jener Zeit noch nicht sein Name
- ↑ Richard Schult: „Vaterländische Erziehung“ – „Deutschtum“ – „Antisemitismus“. Politische Werteerziehung am Johanneum während der Weimarer Republik (mit zwei Anhängen). In Richard Schult Hrsg.: Johanneum zu Lübeck – Von der höheren Bürgerschule zum Städtischen Gymnasium. Festschrift zur 125-Jahr-Feier. Johanneum Lübeck, Lübeck 1997. S. 267f.
- ↑ Brigitte Seebacher-Brandt: Willy Brandt. Taschenbuch, Piper, München 2006, ISBN 3-492-24608-7, S. 107.