José Luis Encarnação

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von José Luís Encarnação)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
José Luis Encarnaçāo an der TU Berlin im November 2014

José Luis Moreira da Encarnação (* 30. Mai 1941 in São Domingos de Rana bei Cascais, Portugal[1]) ist ein portugiesischer Informatiker und Erfinder des Grafikstandards Graphical Kernel System (GKS). Er hat großen Anteil am Fortschritt der Computergrafik.

Encarnação ist ein Professor Emeritus der Technischen Universität Darmstadt und ist als Technologie- und Innovations-Berater für Regierungen, multinationale Firmen, Forschungsinstitutionen und Stiftungen tätig. Er ist ebenso nachhaltig beteiligt an der Konzeption und der Entwicklung von Forschungsvorhaben und Innovationsstrategien der sozialökonomischen Entwicklung von Schwellenländern. Er ist ein Mitglied des Themennetzwerkes Informations- und Kommunikationstechnologie sowie ICT-bezogener Aktivitäten der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech)[2] und der Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW).[3] Er ist ein gewähltes Mitglied der SIGGRAPH-Akademie der Association for Computing Machinery (USA).

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

José Luis Encarnação, geboren in Portugal, ging zur Schule in die Escola Salesiana do Estoril und ist seit 1959 in der Bundesrepublik Deutschland wohnhaft.

Er ist Dipl.-Ing. und Dr.-Ing. der Elektrotechnik der Technischen Universität Berlin und hat 1970 als Stipendiat der Stiftung Gulbenkian promoviert.

Akademische Laufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seine Laufbahn in Computergraphik begann Encarnação 1967 an der Technischen Universität Berlin (TUB). Bevor er nach Darmstadt kam, bekleidete er Forschungs- und akademische Positionen am Heinrich-Hertz-Institut in Berlin (1968–1972) und an der Universität Saarbrücken (1972–1975).

Er war seit 1975 Professor für Informatik an der Technischen Universität Darmstadt und dort Leiter des Fachgebiets Graphisch-Interaktive Systeme (GRIS). Seit 1. Oktober 2009 ist er Professor Emeritus der TU Darmstadt.

1977 führten er und seine Forschungsgruppe das Graphische Kernsystem (GKS) als ersten ISO-Standard für Computergrafik ein (ISO/IEC 7942).[4][5]

José Luis Encarnação ist Autor bzw. Co-Autor von mehr als 500 Veröffentlichungen und Fachaufsätzen in internationalen rezensierten Zeitschriften und prominenten Fachkonferenzen.[6] Er hat seit 1975 um die 200 Promotionen als Betreuer und/oder erster Referent im In- und Ausland verantwortet; mehr als 900 Studien- und Diplomarbeiten sind in den von ihm geleiteten Einrichtungen durchgeführt und von ihm verantwortet worden. Mehr als 50 seiner Doktoranden sind Professoren an Universitäten und Hochschulen geworden.

Beruflicher Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Encarnação war 1987 Gründer, von 1987 bis 2006 Direktor des Fraunhofer-Instituts für Graphische Datenverarbeitung (IGD) in Darmstadt und wurde 2006 als Fraunhofer-Direktor in den Ruhestand versetzt.

Von 1995 bis 2001 war er gewähltes Mitglied des Senates der Fraunhofer-Gesellschaft in München. Von 2002 bis 2006 war er Mitglied des Präsidiums und von Juli 2001 bis Oktober 2006 Vorsitzender der IuK-Gruppe der Fraunhofer-Gesellschaft, die sich aus der Fusion mit der GMD ergeben hatte.

Encarnação war von 2001 bis 2007 Mitglied der EU-Beratergruppe für das 6. und 7. Rahmenprogramm im Bereich der Informationstechnologie (ISTAG), deren Vorsitzender von 2002 bis 2004 und von 2005 bis 2007 stellvertretender Vorsitzender.

März 2017 wurde er Vorsitzender des internationalen Auswahl- und Evaluierungsausschußes, nominiert von der portugiesischen Forschungsstiftung (FCT) für den Aufbau der „Collaborative Laboratories“ (Co-Labs) in Portugal.[7]

Gründungsaktivitäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Encarnação war 1980 einer der Gründer von Eurographics, der europäischen Vereinigung für Graphische Datenverarbeitung; von 1980 bis 1984 war er ihr Vorsitzender und von 1985 bis 1991 Vorsitzender des Beirats.[8]

Er gründete zwischen 1975 und 2009 das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung (1987), INI-GraphicsNet (1999) und über die Jahre mehr als 15 Spin-offs weltweit (Deutschland, Spanien, Portugal, USA, Singapur). Unter seiner Leitung wurde das INI-GraphicsNet (International Network of Institutions for Advanced Education, Training and R&D in Computer Graphics Technology, Systems and Applications) als Netzwerk aufgebaut, das heute aus juristisch voneinander unabhängigen, aber fachlich miteinander und mit Darmstadt kooperierenden und Technologie-Transfer treibenden Institutionen in Deutschland, Italien, Panama, Portugal, Singapur, Spanien und USA besteht. Nach seiner Emeritierung firmiert dieses Netzwerk unter dem neuen Namen GraphicsMedia.net[9] GmbH.

Ehrungen und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Encarnação ist ein Fellow der Association for Computing Machinery seit 1996[10], ein Fellow der Eurographics Gesellschaft sowie ein Ehrenmitglied (Honorary Fellow) von Eurographics seit 2006.[11]

2001 wurde Encarnação als ordentliches Mitglied in die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW, vormals Preußische Akademie der Wissenschaften) gewählt, und 2002 wurde er ordentliches Mitglied im Konvent der Technikwissenschaften der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften (acatech). 2017 wurde er zum Ehrenmitglied der Gesellschaft für Forschungstransfer (GFFT) gewählt.[12]

Im August 2018 wurde er zum Mitglied der SIGGRAPH-Akademie der Association for Computing Machinery in den USA gewählt.

Nationale und Internationale Landesehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Encarnação wurde er mit mehreren Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland (auch: Bundesverdienstkreuz) ausgezeichnet:

  • 1983: Bundesverdienstkreuz am Bande
  • 1995: Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
  • 2006: Großes Bundesverdienstkreuz

Das Bundesland Hessen verlieh ihm im Jahr 2000 den Kulturpreis (für Wissenschaft) des Landes Hessen. Vom Land Portugal wurde er im Jahr 2001 mit dem hohen Orden des heiligen Jakob vom Schwert ausgezeichnet.

In Anerkennung seiner Errungenschaften um das Gebiet der Computergraphik etablierte im Jahre 2010 das Eurographics Portuguese Chapter[13] den jährlichen Professor José Luís Encarnação Award[14] für studentische Leistungen in wissenschaftlichen Veröffentlichungen im Bereich der Computergraphik.

Akademische Berufungen Ehrenhalber[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Anerkennung seiner technischen und wissenschaftlichen Leistungen und Verdienste erhielt Encarnação zahlreiche Berufungen zum Ehrendoktor (Dr. h. c. und Dr. E. h.)

sowie Berufungen zum Ehrenprofessor

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für seine beruflichen, technischen und wissenschaftlichen Leistungen sowie für seinen Einfluss auf Forschung und Industrie wurde Encarnação mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Markus Gross: Laudatio zum 60. Geburtstag von Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Dr. E. h. José Luis Encarnação. (PDF; 25,9 kB) In: ethz.ch. 2001, abgerufen am 9. Juni 2017: „José Luis Moreira da Encarnação hat […] eigentlich zwei Geburtstage: gemäss den Angaben seiner Mutter wird er am 29. Mai 1941 in San Domingos de Rana, nahe Lissabon, geboren. Seine Geburtsurkunde hingegen gibt den 30. Mai 1941 an.“
  2. Themennetzwerk Informations- und Kommunikationstechnologie. acatech.de, archiviert vom Original am 30. Juni 2017; abgerufen am 8. Juni 2017.
  3. José Luis Encarnação – Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. bbaw.de, archiviert vom Original am 16. Januar 2015; abgerufen am 8. Juni 2017.
  4. ISO 7942:1985 – Information processing systems -- Computer graphics -- Graphical Kernel System (GKS) functional description. iso.org, abgerufen am 8. Mai 2015 (englisch).
  5. ISO 7942:1994 – Information processing systems -- Computer graphics -- Graphical Kernel System (GKS) functional description. iso.org, abgerufen am 8. Mai 2015 (englisch).
  6. ResearchGate – José Encarnação. researchgate.net, abgerufen am 8. Mai 2015.
  7. Portuguese national funding agency for science, research and technology. Fundação para a Ciência e a Tecnologia, abgerufen am 15. September 2018 (englisch).
  8. José Encarnação (1). eg.org, archiviert vom Original am 18. Mai 2015; abgerufen am 8. Mai 2015 (englisch).
  9. GraphicsMedia.net. GraphicsMedia.net, 2. Dezember 2013, abgerufen am 8. Juni 2017.
  10. Jose L. Encarnacao – Award Winner. acm.org, abgerufen am 8. Mai 2015 (englisch).
  11. José Luis Encarnação. eg.org, archiviert vom Original am 18. Mai 2015; abgerufen am 25. Mai 2015 (englisch).
  12. a b Ehrenmitglieder. In: gfft.de. Abgerufen am 3. Oktober 2022.
  13. Grupo Português de Computação Gráfica/Eurographics Portuguese Chapter. GPCG, 2017, abgerufen am 7. Juni 2017.
  14. Professor José Luís Encarnação Award. GPCG, 2017, abgerufen am 7. Juni 2017.
  15. Convocation 2008. Nanyang Technological University, 21. Juli 2008, abgerufen am 25. Mai 2015.
  16. TU Berlin: Ehrendoktorwürde für José Luis Encarnação. Pressemeldung vom 4. November 2014 beim Informationsdienst Wissenschaft (idw-online.de).
  17. Stabsstelle Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Alumni: Ehrendoktorwürde Prof. Dr.-Ing. Encarnação. TU Berlin, 7. November 2014, abgerufen am 25. Mai 2015.
  18. RESOLUÇÃO CONGREGAÇÃO FEEC No 037/2001. UNICAMP/FEEC, 24. April 2001, abgerufen am 25. Mai 2015 (portugiesisch).
  19. Preisträger – Karl Heinz Beckurts-Stiftung. beckurts-stiftung.de, abgerufen am 8. Mai 2015.
  20. Convergators Award für Prof. Dr. José Luis Encarnação. TU Darmstadt, 3. März 2009, abgerufen am 7. Dezember 2009.
  21. Goldene Ehrennadel verliehen: Uniratsmitglied Prof. Dr. José Luis Encarnação für besondere Verdienste gewürdigt. Universität Rostock, 4. Juni 2012, archiviert vom Original am 28. Dezember 2015; abgerufen am 30. Juni 2012.
  22. Eurographics Awards Programme – Eurographics. eg.org, abgerufen am 30. Mai 2017.
  23. ACM SIGGRAPH Awards. siggraph.org, abgerufen am 11. September 2018.
  24. Über den Preis - Robert-Piloty-Preis. tu-darmstadt.de, abgerufen am 15. August 2022.
  25. Preisträger - Robert-Piloty-Preis. tu-darmstadt.de, abgerufen am 15. August 2022.