Joseph August von Österreich

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Erzherzog Joseph von Österreich
Generaloberst Joseph August von Österreich, 1916

Erzherzog Joseph August Viktor Klemens Maria von Österreich (* 9. August 1872 in Alcsút, Ungarn; † 6. Juli 1962 in Straubing, Deutschland) war ein Angehöriger des Hauses Habsburg-Lothringen. Er stammte aus dem ungarischen Zweig des Hauses Habsburg-Lothringen, der auf Erzherzog Joseph († 1847) zurückging.

Leben

Josef war der älteste Sohn von Erzherzog Joseph Karl Ludwig von Österreich (1833–1905) und der Prinzessin Clotilde von Sachsen-Coburg und Gotha (1846–1927). Sein Großvater Erzherzog Joseph (1776–1847) war Palatin von Ungarn gewesen, sein Vater war k.u.k. General der Kavallerie und lebte ebenfalls vorwiegend in Ungarn.

Frühe Militärkarriere

Nach dem Besuch des Benediktinergymnasium in Raab trat er in das Infanterie-Regiment 1 ein und wurde am 26. April 1890 Leutnant, am 24. März 1891 erhielt er den Orden vom Goldenen Vlies. Nach dem Übertritt zum Infanterie-Regiment Nr. 72 wurde er am 27. Oktober 1893 Oberleutnant. Ab 1894 diente er im Dragoner-Regiment Nr. 6 und stieg am 1. Januar 1898 zum Rittmeister auf. Im Jahr 1902 trat er nach Genehmigung Kaiser Franz Joseph in die ungarische Honvéd-Armee über, am 1. Mai 1902 wurde er zum Major befördert. Neben seiner militärischen Laufbahn studierte er Rechtswissenschaften an der Universität Budapest. Am 1. November 1903 folgte die Beförderung zum Oberstleutnant, im Juli 1904 übernahm er das Kommando über das Husaren-Regiment Nr. 1. Am 28. April wurde er Inhaber des Dragonerregiments Nr. 15, am 1. Mai 1905 erfolgte die damit verbundene Beförderung zum Oberst. Nach seiner Beförderung zum Generalmajor am 1. November 1908 erhielt er das Kommando der 79. Infanterie-Brigade. Am 20. September 1911 wurde er vom Kaiser mit der Bronze- Militär-Verdienstmedaille, dem Signum Laudis geehrt. Anfang April 1911 wurde er Kommandeur der 31. Infanterie-Division in Budapest, am 1. März 1911 folgte die Beförderung zum Feldmarschallleutnant.

Im Ersten Weltkrieg

Zu Kriegsbeginn im August 1914 stand seine Division beim k.u.k. IV. Korps (unter General der Kavallerie Karl Tersztyanszky) an der Donaufront gegenüber Serbien. Ende August wurde die 31. Division im Verband der 2. Armee nach Galizien verlegt und nahm südlich Grodek an der Schlacht von Lemberg teil. Am 25. Oktober 1914 erhielt den Orden der Eisernen Krone 1. Klasse und wurde am 1. November 1914 zum General der Kavallerie befördert. Ende Oktober 1914 gab er die 31. Division an Feldmarschallleutnant Kasimir von Lütgendorf ab und wurde am 18. November 1914 Nachfolger des Generals Andreas von Fail-Griessler als Kommandierender General des k.u.k. VII. Armeekorps. Das Korps kämpfte mit der 17. und 20. Infanterie-Division im Verband der 2. Armee unter Böhm-Ermolli in den Karpaten. Sein ältester Sohn Erzherzog Joseph Franz diente ebenfalls in Galizien, er war Rittmeister im Husarenregiment Nr. 7 und erhielt zu Kriegsende die silberne Tapferkeitsmedaille verliehen.

Nachdem Italien in den Krieg eingetreten war, wurde das VII. Korps im Mai 1915 zunächst an die Kärntner Grenze und schließlich an die Isonzofront verlegt. Am südlichen Abschnitt der k.u. k. 5. Armee eingesetzt, stand das Korps im Brennpunkt der Isonzoschlachten. Das Korps verteidigte abwechselnd die Stellungen am Monte San Michele, an der Wippach und am Doberdo Plateau. Erzherzog Joseph wurde am 1. November 1916 zum Generaloberst befördert und übergab sein Korps am 22. November an General Georg Schariczer von Rény. Am 2. Dezember 1916 übernahm er die vom neu gekrönten Kaiser Karl abgegebene Heeresgruppe in den östlichen Karpaten, die jetzt in "Heeresgruppe Erzherzog Joseph" umbenannt wurde. Generaloberst Joseph verblieb das ganze Jahr 1917 an der Front in Moldau bis zum 15. Januar 1918, als der Waffenstillstand mit Rumänien eintrat. Am 30. Mai 1917 erhielt er für seine Verdienste den Pour le Mérite und am 17. August den Maria - Theresien - Orden verliehen, am 26. März 1918 folgte das Eichenlaub zum Pour le Mérite. Im Januar 1918 übernahm er den Oberbefehl über die k.u.k. 6. Armee, die er während der Piaveschlacht im Juni 1918 am Mittelabschnitt führte. Am 15. Juli 1918 übernahm er die Heeresgruppe Tirol, zwischen Gardasee und dem Grappa Massiv, zusammengesetzt aus der k.u.k. 10. und 11. Armee. Während der Schlacht von Vittorio Veneto übergab er die Heeresgruppe am 26. Oktober 1918 an Feldmarschall Alexander von Krobatin.

Am 26. Oktober 1918 ernannte König Karl IV. ihn zum homo regius, seinem Stellvertreter in Ungarn, da auf Grund der Unruhen die ständige Anwesenheit eines monarchischen Entscheidungsträgers in Budapest erforderlich war. Gleichzeitig wurde er zum Feldmarschall befördert. Am 31. Oktober nahm Joseph die Angelobung der vom König bestellten Regierung Karolyi vor, die am 16. November 1918 die Republik ausrief, nachdem der König am 13. November auf jeden Anteil an den Regierungsgeschäften verzichtet hatte. In der Zeit der Räterepublik nannte er sich Joseph von Alcsút. Nach der Wiederherstellung der Monarchie war er vom 7.[1] bis 23. August 1919[2] Reichsverweser, in dieser Funktion gefolgt von Vizeadmiral Miklós Horthy. Erzherzog Joseph August wurde im August 1920 der erste Ritter des ungarischen Ordens Vitézi Rend.

Erzherzog Joseph August von Österreich und seine Gemahlin Erzherzogin Auguste

Kulturell interessiert und begabt, wurde er von den Universitäten Budapest und Kolozsvar (Klausenburg / Cluj) mit Ehrendoktoraten bedacht und war von 1936 bis 1944 Präsident der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Bekannt wurde unter anderen ein großer Diamant in seinem Besitz, der Erzherzog-Joseph-Diamant, mit einem Schätzwert von 15 Millionen Dollar.[3]

Joseph August starb am 6. Juli 1962 im Alter von 89 Jahren in Rain/Straubing, Deutschland. Zu diesem Zeitpunkt war er der letzte noch lebende k.u.k. Feldmarschall.

Nachkommen

Erzherzog Joseph August heiratete am 15. November 1893 Prinzessin Auguste Maria Luise von Bayern, Tochter von Feldmarschall Prinz Leopold von Bayern und Erzherzogin Gisela von Österreich. Sie hatten sechs Kinder:

Österreichische Militärauszeichnungen (Stand 31. Dezember 1918)

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der frühere Erzherzog Josef als Machthaber von Ungarn.. In: Neue Freie Presse, Abendblatt, 7. August 1919, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  2. Die amtliche Meldung über den Rücktritt.. In: Neue Freie Presse, Morgenblatt, 24. August 1919, S. 2, Mitte (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  3. Versteigerung bei Christie's: 15 Millionen Dollar für einen Klunker. In: Spiegel Online. 3. Oktober 2012, abgerufen am 4. Oktober 2012.