Jäger

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Der November (Joachim von Sandrart, 1643)
Jäger in den friulischen Karnischen Alpen

Als Jäger (auch Waidmann[1] oder Weidmann) wird eine Person bezeichnet, die zum Zwecke der Gewinnung von Lebensmitteln (Wildbret), Pelzwerk oder Jagdtrophäen, aber auch zur Bekämpfung von Tierkrankheiten oder Schädlingen auf die Jagd geht, das heißt Wild erlegt oder in Tierfallen fängt und die Hege, also die Pflege von Wildtieren und ihrer Lebensräume, ausübt.

Allgemeines

Jäger sind weltweit seit der Frühzeit Menschen, die die Jagd ausüben. Im 21. Jahrhundert ist international deren Jagdausübung durch das Jagdrecht nach den Anforderungen der jeweiligen Regionen und des nationalen Rechtes reglementiert. Entsprechend dem deutschen Jagdrecht wird eine Person als Jäger bezeichnet, die durch nachhaltiges Bejagen, waidgerechtes Erlegen (Töten) von Wild zum Erhalt eines artenreichen und gesunden Wildbestandes beiträgt. Damit verbunden ist die gesetzlich festgeschriebene, gleichzeitige Pflicht des Jägers zur Hege, also der Pflege und Bewahrung der heimischen Tier- und Pflanzenwelt und der biologischen Vielfalt.

Gesetzliche Voraussetzung zur Jagd auf Wild in Deutschland ist unter anderem der Besitz eines gültigen Jagdscheins, der entweder als Tages-, Jahres- oder Dreijahres-Jagdschein bei der Unteren Jagdbehörde, nach dem Bestehen der staatlichen Jägerprüfung und dem Nachweis einer ausreichenden Jagdhaftpflichtversicherung, gelöst werden kann. Damit wird sichergestellt, dass die Ausübung der Jagd durch den Jäger sachkundig und ordnungsgemäß betrieben werden kann. In Deutschland ist die Anzahl der Jagdscheininhaber seit 1968 (283.682) mit einigen Pausen ständig steigend und liegt bei 369.314 (2014).[2] Die Jägerprüfung gilt mit hohen Durchfallquoten als komplex und schwierig.[3]

Viele Jäger erhalten Traditionen und Kulturgut des jagdlichen Brauchtums, unter anderem durch Verwendung der Jägersprache, der Bruchzeichen und jagdlicher Rituale. Es werden von ihnen spezielle Jagdsignale, hauptsächlich mit dem Jagdhorn, wie auch Jagdmusik gepflegt. Jäger kennen zudem speziellen Jägerschmuck und traditionelle Jägerkleidung. Andere Jäger lehnen dieses Brauchtum ab.

Als Schutzpatron der Jäger gilt der heilige Hubertus.

Jäger in der heutigen Zeit

Zahlen und Fakten zu Jägern: Soziodemografie (Quelle: DJV)
Was kostet die Jagd? Was geben Jäger für die Jagd aus? (Quelle: DJV)

Laut einer repräsentativen Mitgliederbefragung des Deutschen Jagdverbandes ist der Durchschnittsjäger in Deutschland 57 Jahre alt und in drei von vier Fällen verheiratet. Die deutsche Durchschnittsjägerin ist 51 Jahre alt und jede zweite ist verheiratet. Bundesweit liegt der Frauenanteil in der Jägerschaft bei 7 Prozent, wobei die Tendenz steigend ist. Bei den Jagdscheinanwärtern ist jede fünfte Teilnehmerin weiblich.

Betrachtet man Bildung und Berufsstand, so kommen die Waidmänner und Waidfrauen aus der Mitte der Gesellschaft. Allerdings engagieren sie sich überdurchschnittlich stark für Umwelt- und Naturschutz. Fast jeder zweite Jäger ist hier aktiv. Zusätzlich investieren Jäger jährlich 82,5 Millionen Euro ihres Privatvermögens in Biotoppflege oder Artenschutzmaßnahmen in ihren Revieren. Insgesamt geben deutsche Jäger jährlich 1,6 Milliarden Euro für die Jagd aus, unter anderem für Pacht, Ausrüstung und Wildschadensprävention. Da die Jagd ein verantwortungsvolles Handwerk ist, trainieren Jäger regelmäßig ihre Schießfertigkeiten. 87 Prozent aller Jäger nutzt den Schießstand mindestens ein Mal pro Jahr, um zu trainieren. Nahezu die Hälfte aller Jäger geht jährlich sogar 3 Mal und mehr auf den Stand. [4]

Dienst- und Berufsbezeichnung Jäger

Das Jägerkreuz bei Battenberg (Pfalz), errichtet 1702 für einen gräflich leiningischen Jäger, der von seinem Jagdgehilfen erschossen wurde

Schon im Mittelalter hatten vermögende Adelige hauptberufliche Jäger in ihrem Hofstaat oder auf ihren Besitzungen. Der Beruf des Jägers wurde mit der Zeit so wie der des Försters zu einem Lehrberuf mit einer dreijährigen Lehrzeit und mit besonders in der Frühen Neuzeit genauer definierten Lehrinhalten. Während der Ausbildung wurde der junge Mann „Jägerbursche“ genannt, nach deren Abschluss wurde er mit dem „Jägerschlag“ freigesprochen und fortan als Jäger bezeichnet, wenn er nicht als „Hofjäger“[5] Teil des Hofstaats war.

Dienstränge wurden regional unterschiedlich bezeichnet: Oberjäger, Oberhofjäger, Jägermeister oder Oberjägermeister. Auch Angehörige des Adels durchliefen die Lehrzeit, um später die ihrem Stand zustehenden Plätze in der fürstlichen Jagdorganisation besetzen zu können. Der Titel des Reichserzjägermeister wurde von Kaisern an herrschende deutsche Fürsten als Ehrentitel verliehen, wie zum Beispiel an den sächsischen Kurfürst Johann Georg I. Ein Jahr nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten erhielt Hermann Göring das Amt des Reichsjägermeisters.

Die Rechtsgrundlage für die Ausbildung zum Berufsjäger ist in Deutschland die aus den §§ 4 und 5 des Berufsbildungsgesetzes abgeleitete „Verordnung über die Berufsausbildung zum Revierjäger/zur Revierjägerin“ vom 18. Mai 2010 (BGBl. I S. 631, ber. S. 795).

Jäger und Waffen

Jäger mit Hund im Grafenberger Wald (Hugo Mühlig)
Ein Jäger mit Gewehr, von den Färöer, der drei Schneehasen trägt

Wie jeder zivile Waffenbesitzer benötigt der Jäger als Erlaubnisnachweis für seine Waffen eine Waffenbesitzkarte (WBK).

Der Jagdschein berechtigt den Jäger, Langwaffen (Gewehre) zu erwerben und sie nachträglich binnen einer Frist von zwei Wochen in die WBK eintragen zu lassen. Kurzwaffen (Pistolen, Revolver) müssen vor dem Erwerb bei der zuständigen Behörde beantragt und in die WBK eingetragen werden. Die Anzahl der Langwaffen, die der Jäger besitzen darf, ist unbegrenzt, die Zahl der Kurzwaffen in der Regel auf zwei beschränkt. Benötigt der Jäger mehr als zwei Kurzwaffen, muss er für jede einzelne ein Bedürfnis nachweisen. Der Jagdschein berechtigt auch zum Erwerb und Besitz von Munition für die Jagdwaffen.

Während der Jagd darf der Jäger seine Waffen geladen führen. Er benötigt dazu keinen Waffenschein. Das gilt auch für die Ausbildung von Jagdhunden, für die Nachsuche, den Jagd- und Forstschutz oder beim Einsatz im Zusammenhang mit einem Wildunfall[6]. Auf dem Wege von und zur Jagd oder zum Unfallort bei einem Wildunfall darf der Jäger die Waffen ebenfalls offen führen, allerdings dürfen sie nicht geladen oder teilgeladen sein.

Jäger sind berechtigt, während der Jagd und bei Arbeiten, die damit in Zusammenhang stehen, Messer zu führen, für die ansonsten Einschränkungen hinsichtlich Besitz und Führung/Gebrauch bestehen (Beispielsweise Faustmesser, zweischneidige Messer).

Frettierer

Frettierer ist ein Jäger, der Frettchenjagd mit Frettchen betreibt.[7]

Jäger und Lebensmittel-Recht

Nach dem Bundesjagdgesetz § 36 darf der Jäger Wild zum Verzehr in Verkehr bringen. Ausnahmen von der Schlachttier- und Fleischuntersuchung sieht die Tierische Lebensmittelhygiene-Verordnung für den eigenen häuslichen Gebrauch vor[8] und für den Fall, dass kleine Mengen[9] von erlegtem Wild zum Zweck der direkten Abgabe an Verbraucher oder an örtliche Betriebe des Einzelhandels zur unmittelbaren Abgabe an Verbraucher übergeben wird [10], wenn vor oder nach dem Erlegen des Wildes keine besonderen Merkmale[11] vom Jäger festgestellt worden sind. Damit ist der Jäger "Lebensmittelkontrolleur für Haar- und Federwild", Lebensmittelproduzent und steht in der Produkthaftung für von ihm abgegebenes Wildbret. Nicht entbunden ist der Jäger von einer Trichinenuntersuchung bei gefährdeten Tierarten (Wildschweine, Dachs und alle allesfressenden Wildarten). Die Entnahme von Gewebeproben für die Trichinenunterrsuchung kann unter bestimmten Voraussetzungen vom Jäger selbst durchgeführt werden.

Schreibweise

Die Schreibweise Waidwerk bzw. Waidmann wird heute von manchen als nicht mehr zeitgemäß empfunden, so dass sie der Schreibung mit ei den Vorzug geben wollen. Angeblich sei die Variante mit ai durch eine Rechtschreibreform der NSDAP zustande gekommen. Allerdings wird bei dieser Argumentationsweise verkannt, dass die 1941 und 1944 geplanten Rechtschreibreformen im Versuch steckenblieben, also nie zur Durchführung kamen. Die Schreibung mit ai war schon vor 1933 üblich. Unter den auf Putzstücken des vorromanischen Klosters Brunshausen bei Gandersheim 1965 gefundenen Inschriften befindet sich das vermutlich gotische Wort waithia für „Waidmann“ oder eben „Jäger“[12], das der Zeit bald nach 822 zugewiesen wird.

Jäger beim Militär

Als eine Sonderform des Infanteristen bildeten die Jägertruppen lange Zeit eine Elite unter den Soldaten. Die ersten Jägerbataillone wurden 1631 in Hessen-Kassel gebildet. Sie setzten sich aus Förstern, Förstersöhnen und Forstamtskandidaten zusammen, woher sich der Name ableitet. Im Gegensatz zur Linieninfanterie hatten die Jäger kein glattes, sondern ein gezogenes Gewehr, das zudem auch kürzer war (etwa 1 Meter gegenüber 1,40 Meter bei der übrigen Infanterie). Mittels der gezogenen Büchse waren sie in der Lage, als Scharfschützen (Präzisionsschützen) treffsichere Schüsse bis zu 400 Metern abzugeben, um auf diese Weise gezielt Kanoniere oder Offiziere zu töten. Während die Infanterie keine Deckung suchte, da dies als feige galt, war es Aufgabe der Jäger zu „tiraillieren“, d.h. auszuschwärmen, in Gruppen von höchstens zwei Mann zu kämpfen und möglichst Deckung zu suchen. Bis weit ins 19. Jahrhundert brachten die Jäger ihre eigenen Waffen mit. Für einen exakten Schuss bestimmten sie die Menge des Schießpulvers für ihr Gewehr selbst. Deshalb gehörte zu ihrer Ausrüstung immer auch ein Pulvermaß. Im Gegensatz zur Linieninfanterie führten sie das Gewehr nach Jägerart einfach unter die Schulter gehängt. Als Seitengewehr führten die Jäger nicht das Bajonett, sondern Hirschfänger, die sich in der Form auffallend von den Infanterie-Seitenwaffen unterschieden. Erst mit dem Gewehr 71 wurden ab 1872 alle Infanteristen mit Feuerwaffen mit gezogenen Läufen ausgerüstet, die Jägerbüchse 71/84 war die letzte deutsche Sonderform des Infanterie-Gewehrs. Begrifflich werden militärische Waffen als Jägerbüchse oder Scharfschützengewehr und das des Waidmannes als Jagdbüchse bezeichnet.

Aufgrund ihrer Sonderrechte (im Heer Friedrichs des Großen war für sie der Drill erleichtert, sie durften nicht angebrüllt werden und hatten Anrecht auf die Anrede „Messieurs“) waren sie bei altgedienten Infanterie-Generalen nicht sehr beliebt, weshalb Jägertruppen nach Kriegsende oft aufgelöst wurden. Nach Beendigung des Kriegsdienstes stand jedem Angehörigen einer Jäger-Einheit die ordentliche Anstellung als Förster zu, weshalb ihre Zukunft, im Gegensatz zu der anderer Infanteristen, stets gesichert war.

In der deutschen Wehrmacht war bis 1945 Jäger der unterste Rang der Dienstgradgruppe der Mannschaften innerhalb der Jägertruppe, der dem Schützen gleichgestellt war. Ebenso ist es der niedrigste Dienstgrad der Jägertruppe der Bundeswehr

siehe auch: Hauptartikel Jäger (Militär)

Literatur

Einzelnachweise

  1. Haseder S. 857
  2. Deutscher Jagdverband: Zahlen zu Jagd und Jägern, Entwicklung der Jagdscheininhaberanzahl in der Bundesrepublik Deutschland
  3. Die Prüfung meines Lebens. In: Spiegel Online. 4. März 2013, abgerufen am 2. Dezember 2014.
  4. Deutscher Jagdverband: Jäger sind moderner als ihr Ruf
  5. Haseder, S. 348
  6. Quellen: §13 Abs. 6 WaffG sowie konkretisierend Allgemeine Verwaltungsvorschrift WaffVwV v. 22. März 2012 Punkt 12.3.3.1 f
  7. Waschbären erobern den Tiergarten - Printarchiv - Bezirke - Berliner Morgenpost
  8. § 2b Abs. 1
  9. Wild von nicht mehr als der Strecke eines Jagdtages
  10. § 4 Abs. 1 Nr. 1
  11. nach Anlage 4 Nummer 1.3
  12. Gerhard Köbler: Gotisches Wörterbuch (PDF; 261 kB), S. 24.

Weblinks

Commons: Hunters – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Jäger – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen