Katharina von Kastilien

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Katharina von Kastilien, Königin von Portugal
Erzherzogin Katharina von Habsburg, spätere Königin von Portugal

Katharina von Kastilien (* 14. Januar 1507 in Torquemada; † 12. Februar 1578 in Lissabon) war eine Infantin von Kastilien aus dem Hause Habsburg. Von 1525 bis 1557 war sie durch Heirat Königin von Portugal.

Jugend

Katharina war eine (posthum geborene) Tochter Philipps des Schönen und der Johanna der Wahnsinnigen. Sie hatte fünf ältere Geschwister: die römisch-deutschen Kaiser Karl V. (geb. 1500) und Ferdinand I. (geb. 1503), Isabella (geb. 1501, spätere Gemahlin Christians II. von Dänemark), Maria (geb. 1505, die spätere Gemahlin König Ludwigs II. von Ungarn und Böhmen) sowie Eleonore von Kastilien (geb. 1498, die spätere Königin von Portugal und Frankreich).

Nach dem frühen Tod von Katharinas Vaters am 25. September 1506 verfiel ihre Mutter angeblich in Wahnsinn und wurde wegen ihres Zustandes schließlich als Gefangene in der Burg von Tordesillas eingesperrt. Während ihr Bruder Ferdinand von seinem Großvater Ferdinand II., dem Katholischen erzogen wurde und ihre weiteren Geschwister bei Margarete von Österreich, der Statthalterin der Niederlande, in Mechelen lebten, teilte sie das Los und die Gefangenschaft ihrer Mutter. Sie wuchs so ohne jegliche Erziehung auf, als Gefangene eingesperrt in einem kleinen Raum, der hinter dem Zimmer ihrer Mutter lag. 1517 befreite sie ihr 17-jähriger Bruder Karl als spanischer König in Begleitung seiner Schwester Eleonore anlässlich eines Besuchs gegen den Willen ihrer Mutter. Anschließend ließ er ihr eine für eine Prinzessin angemessene Erziehung angedeihen. Vorher jedoch gab es eine schmierige Tragikomödie, weil das Kind nach dem Besuch ihrer Geschwister entführt wurde. Ihr Zimmer war nur durch jenes der Mutter erreichbar. Zur Befreiung bohrte ein Kammerdiener namens Bertrand in mehreren Nachtschichten ein Loch durch die Wand zwischen dem Flur und dem Zimmer des Mädchens. Um ein Uhr nachts kroch der Diener durch das Loch und erklärte der alten Kammerdienerin, dass Katharina nach Valladolid gebracht werden sollte. Er nahm das Mädchen mit zur Eskorte mit einer Sänfte, die vor dem Haus wartete. Das Kind weigerte sich zuerst einzusteigen und gehorchte erst, als der Diener energisch auf den Befehl des Königs verwies. Nach wenigen Tagen wurde sie jedoch nach Tordesillas zurückgebracht. Die Gründe dafür sind unbekannt. Allerdings musste das Kind ab diesem Zeitpunkt nicht mehr in Lumpen gehen, sondern erhielt eine eigene Dienerschaft und ordentliche Kleidung. Sie blieb bis zu ihrem 18. Lebensjahr im Jahr 1525 mit ihrer Mutter eingesperrt, als ihr Bruder, Kaiser Karl V., sie zur Heirat wegbringen ließ.[1]

Ehe und spätere Jahre

1525 heiratete Katharina König Johann III. von Portugal und war so bis zum Tode ihres Mannes 1557 Königin von Portugal (als Ehegattin, nicht als Regentin aus eigenem Recht).

Die sehr energisch auftretende Katharina konnte maßgeblichen Einfluss auf die portugiesische Politik ausüben. So bewirkte sie 1536 die Einführung eines Inquisitionstribunals in Portugal. Kurz vor seinem unerwarteten Ableben (1557) ernannte Johann III. seine Gattin zur Regentin für seinen erst dreijährigen Enkel Sebastian, der aus der Ehe des jung verstorbenen Prinzen Johann Manuel mit Johanna hervorgegangen war. Katharina teilte sich die Regentschaft mit ihrem Schwager, dem damaligen Kardinal-Infanten und späteren portugiesischen König Heinrich. Als Regentin veranlasste Katharina, dass 1559 in Évora eine Universität errichtet wurde. Außerdem beantragte sie, dass für die portugiesische Herrschaft im Orient ein Inquisitionstribunal in Goa gegründet werden sollte.

Da es bald zu Uneinigkeiten mit ihrem Mitregenten kam, zog Katharina schon 1560 ihre Abdankung in Erwägung. Sie geriet stärker in die Kritik, als 1562 infolge der verspäteten Entsendung von Entsatztruppen der Stützpunkt Mazagão in Afrika verloren ging. Als Konsequenz ging Katharina in ein Kloster, überwachte aber die Erziehung ihres Enkels, bis er 1568 im Alter von 14 Jahren mündig erklärt wurde. Da er geistig labil war, suchte Katharina auch während seiner Herrschaft Einfluss auf ihn zu nehmen, ohne dass sie seinen Feldzug nach Marokko verhindern konnte, in dem er 1578 fiel. Vor der Nachricht seines Todes war aber Katharina bereits im Alter von 71 Jahren verstorben. Sie wurde im Hieronymitenkloster zu Lissabon beigesetzt.

Nachkommen

Katharina und Johann III. hatten folgende Kinder:

  • Alfons (* 1526, † 1526)
  • Maria von Portugal (1527–1545), durch Heirat Königin von Spanien ∞ 1543 Philipp II. König von Spanien
  • Isabella (* 1529, † 1529)
  • Beatriz (* 1530, † 1530)
  • Emanuel (1531–1537), 1535 zum Thronfolger bestimmt
  • Philipp (1533–1539), 1537 zum Thronfolger bestimmt
  • Dionysos (Dinis) (1535–1537),
  • Johann Manuel von Portugal (1537–1554), Kronprinz von Portugal; ∞ 1552 Johanna von Spanien (1535–1573)
  • Anton (1539–1540)

Vorfahren

 
 
 
 
 
Friedrich III. (HRR) (1415–1493)
 
 
 
 
Maximilian I. (HRR) (1459–1519)
 
 
 
 
 
Eleonore Helena von Portugal (1436–1467)
 
 
 
Philipp I. (Kastilien) (1478–1506)
 
 
 
 
 
 
Karl der Kühne (1433–1477)
 
 
 
Maria von Burgund (1457–1482)
 
 
 
 
 
Isabelle de Bourbon (1437–1465)
 
 
 
Katharina von Kastilien (1507–1578)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Johann II. (Aragón) (1397–1479)
 
 
 
Ferdinand II. (Aragón) (1452–1516)
 
 
 
 
 
Juana Enríquez (1425–1468)
 
 
 
Johanna von Kastilien (1479–1555)
 
 
 
 
 
 
 
 
Johann II. (Kastilien) (1405–1454)
 
 
 
Isabella I. (Kastilien) (1451–1504)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Isabella von Portugal (1428–1496)
 
 

Literatur

Einzelnachweise

  1. Thea Leitner: Habsburgs Goldene Bräute. Durch Mitgift zur Macht (= Piper 3525). Ungekürzte Taschenbuchausgabe. Piper, München u. a. 2003, ISBN 3-492-23525-5, S. 147 f., 156 f.
VorgängerinAmtNachfolgerin
Eleonore von KastilienKönigin von Portugal
1525–1557
Anna von Österreich