Kinder auf den Straßen

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Film
Titel Kinder auf den Straßen
Originaltitel Wild Boys of the Road
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1933
Länge 67 Minuten
Stab
Regie William A. Wellman
Drehbuch Earl Baldwin
Produktion Robert Presnell Sr.
für Warner Brothers und
First National
Kamera Arthur L. Todd
Schnitt Thomas Pratt
Besetzung

Kinder auf den Straßen ist ein US-amerikanisches Jugenddrama von William A. Wellman aus dem Jahre 1933.

Handlung

Die befreundeten Jugendlichen Tommy Gordon und Eddie Smith planen, die Highschool zu verlassen, um ihre Eltern in der Wirtschaftskrise zu unterstützten. Eddie fragt seinen Vater nach einem Job, erfährt allerdings, dass dieser gerade selbst entlassen wurde. Eddie verkauft sogar sein geliebtes Auto, um seinen Eltern zu helfen, doch sein Vater kann immer noch keine neue Arbeitsstelle finden. Als die Familie Smith schließlich in Verschuldung gerät, droht die Zwangsräumung. Tommy und Eddie beschließen, aus eigenem Antrieb ihre Familien zu verlassen, um diesen nicht weiter finanziell zur Last zu fallen. Sie fahren heimlich in einem Güterzug mit, wo sie die ebenfalls ihrer Familie weggelaufene Sally trifft. Sally hofft, dass ihre Tante sie in Chicago für eine Weile aufnehmen kann. Schnell wird klar, dass Tommy und Eddie kein Einzelfall sind, sie treffen immer mehr Jugendliche, die auf der Straße leben. In Chicago wird der Güterzug mit den Jugendlichen bereits von der Polizei begrüßt, die die meisten Jugendlichen verhaftet. Sally hat allerdings einen Brief von ihrer Tante, die sie aufnehmen will, und wird deshalb nicht verhaftet. Sie stellt den Polizisten Eddie und Tommy als ihre Cousins vor, die daher ebenfalls nicht von den Verhaftungen betroffen sind.

Sallys Tante Carrie - eine Bordellbesitzerin, deren Laden gut läuft - nimmt die Jugendlichen in ihre Wohnung auf, doch sie kommen nicht einmal zum Essen: Die Polizei erscheint, als sie erfährt, dass Sallys Geschichte mit den Cousins erfunden war. Die Jugendlichen flüchten und fahren weiter in den Osten Amerikas in Richtung Cleveland. Nahe Cleveland wird eine einsame Straßenjugendliche von einem Eisenbahnarbeiter vergewaltigt. Die Jugendlichen erfahren von der Vergewaltigung und schlagen den Arbeiter, der versehentlich aus dem Zug fällt und stirbt. Wenig später wird auch Tommy in Cleveland von einer Eisenbahnweiche auf den Schienen niedergeschlagen. Ein Zug erfasst Tommy vor den Augen der anderen. Zwar überlebt er, doch sein Bein muss von einem Arzt namens Dr. Heckel amputiert werden. Später stiehlt Eddie eine Prothese für Tommy. Die Jugendlichen errichten in Columbus ein provisorisches Straßenkinder-Lager, das jedoch bald darauf von der Stadt verboten und geschlossen wird.

Eddie, Tommy und Sally müssen schließlich auf der Müllhalde von New York ihr Dasein fristen. Eddie bekommt einen Job, ihm fehlen allerdings drei Dollar, die für einen Mantel braucht, den er bei der Arbeit tragen muss. Zwei Männer versprechen Eddie fünf Dollar, wenn er einen Brief zum Kino bringt. Der Brief entpuppt sich jedoch als Schuldenforderung und Eddie wird verhaftet. Tommy und Sally protestieren gegen die Verhaftung, weshalb sie ebenfalls in Gewahrsam genommen werden. Gegenüber dem Richter White schweigen sie zunächst und geben keine Informationen über ihre Herkunft, ehe Eddie verbittert über die Lage von ihm und anderen Jugendlichen redet. Der Richter zeigt sich von Eddies Rede beeindruckt und bewegt. Er verspricht, Eddie seinen Job wiederzuholen und die Anklage fallen zu lassen. Er plant außerdem, die Jugendlichen wieder mit ihren Eltern zusammenzuführen.

Hintergrund

Der Film entstand am Höhepunkt der amerikanischen Wirtschaftskrise. Die Warner-Brothers-Studios waren damals für ihre gesellschaftskritischen und durchaus auch harten Filme bekannt, die in Form von Melodramen oder Gangsterfilmen die aktuellen Probleme thematisierten. In dieser Reihe lässt sich auch William A. Wellmans Boys of the Road einordnen, das wegen der damaligen Pre-Code-Ära auch offen brisante Themen wie Vergewaltigung und Jugendkriminalität thematisieren kann.

Regisseur Wellman fand am Filmset auch sein privates Glück: Der dreimal geschiedene Filmregisseur begann eine Beziehung mit Dorothy Coonan (1913–2009), der damals 19-jährigen Darstellerin von Sally. Sie heirateten 1934, bekamen sieben Kinder und blieben bis zu Wellmans Tod im Jahre 1975 verheiratet.

Kritiken

„Der Film ist ein schönes Beispiel dafür, wie die Warner Bros. Studios in den Dreißigerjahren auf zupackende Weise mit sozialen Fragen umgingen, in der Zeit der großen Depression und des sozialreformerischen "New Deal". Wenn Regisseur William A. Wellman dieses schreckliche Leben registriert und beschreibt, ist der Film heute so stark wie im Entstehungsjahr und ein Tiefschlag gegen jeden falschen Optimismus.“

Prisma[1]

„Der Film beleuchtet grell die Verelendung von Jugendlichen, die Ende der 20er Jahre zu Hunderten im Land herumstreunten. In den humorigen und tragischen Episoden kommen jedoch nicht nur bittere Zweifel an der amerikanischen Sozialstruktur zum Ausdruck, sondern auch Zuversicht und Selbstbehauptungswillen. Der Film wirkt immer noch ansteckend frisch, aufrichtig und unkonventionell.“

„Der unterschätzte William A. Wellman machte viele vernachlässigte Klassiker während der Großen Despression, und dieser Spielfilm von 1933 ist einer der allerbesten (...) Kräftiger Stoff.“

Auszeichnungen

2013 wurde der Film in die National Film Registry als "kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutsam" aufgenommen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Rezension bei Prisma
  2. "Kinder auf den Straßen" beim Lexikon des Internationalen Films
  3. Jonathan Rosenbaums Rezension bei Chicago-Reader