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Kölner Karneval

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Festkomitee des Kölner Karnevals von 1823 e.V. (Logo)
Das Kölner Dreigestirn 2005 (v.l. Jungfrau, Prinz, Bauer)
Kölner Rosenmontagszug (2004)
Figur auf dem Rosenmontagszug (2006)
Kamelle!

Der Kölner Karneval ist ein rheinisches Volksfest, das weltweit zu den größten und bekanntesten Karnevalsfesten zählt.[1][2] Er wird mundartlich auch „Fastelovend“ oder „Fasteleer“ genannt.

Zeitrahmen und Organisation

Die Karnevalssession oder die „fünfte Jahreszeit“ wird offiziell am „Elften im Elften“, dem 11. November, um „Elf Uhr Elf“ auf dem Kölner Alter Markt bzw. Heumarkt mit Auftritten der bekanntesten Karnevalsmusiker vor mehreren tausend Zuschauern sowie mit der Vorstellung des designierten Kölner Dreigestirns eröffnet.[3] Die Aktivitäten steigern sich schrittweise: Nach der ruhigen Advents- und Weihnachtszeit beginnen ab Neujahr die Korpsappelle, Karnevalssitzungen und -bälle mit Auftritten von Büttenrednern sowie Tanz- und Musikgruppen. Anfang Januar findet auch die Prinzenproklamation statt.[4]

Am Donnerstag vor Aschermittwoch, dem Tag der Weiberfastnacht, wird um 11:11 Uhr ebenfalls auf dem Alter Markt der Straßenkarneval eröffnet. Von diesem Zeitpunkt an feiern die Jecken in den Kneipen und auf der Straße bis zum Abend des Karnevalsdienstags. Am Karnevalssonntag finden die Kölner Schull- un Veedelszöch statt. Die besten Fuß- und Wagengruppen der Veedel werden dabei prämiert und dürfen am Rosenmontagszug teilnehmen. Daneben veranstalten viele Veedel zwischen Karnevalsfreitag und Karnevalsdienstag eigene Umzüge. Der offizielle Höhepunkt des Kölner Karnevals ist der am Rosenmontag stattfindende Rosenmontagszug. In der Nacht zum Mittwoch wird in den Veedeln als Abschiedsbrauch die Nubbelverbrennung abgehalten. Am Aschermittwoch finden nur noch interne Abschlusstreffen, meist ein gemeinsames Fischessen, statt.

Koordinierende Kraft hinter dem offiziellen Kölner Karnevalsprogramm ist das Festkomitee Kölner Karneval als organisatorischer Zusammenschluss der Kölner Karnevalsgesellschaften. Diese traditionsreichen Vereine stellen das Kölner Dreigestirn und viele der Teilnehmer bei den offiziellen Karnevalszügen. Neben dem offiziellen hat sich auch ein alternativer Karneval etabliert. Seit 1984 gibt es die Stunksitzung, die als studentische Alternative zum offiziellen Karneval entstand und heute eine Mischung aus kölschem Karneval und politischem Kabarett mit Comedyelementen darstellt. Ebenfalls außerhalb der offiziellen Regularien hat sich der nächtliche Geisterzug am Karnevalssamstag gebildet. Dieser alternative Umzug war ins Leben gerufen worden, nachdem 1991 der offizielle Rosenmontagszug als Reaktion auf den zweiten Golfkrieg abgesagt worden war.

Geschichte

Zur Kulturgeschichte des Karnevals siehe Karneval, Fastnacht und Fasching.

Mittelalter

Winteraustreibungen und ausschweifendes Treiben am Vorabend der österlichen Fastenzeit waren im Mittelalter auch in Köln verbreitet. Man aß und trank, tanzte, trieb Verkleidungsspiele und Umzüge zu Fuß oder zu Pferd. Akteure waren auch die Gaffeln, die berufsständisch-politischen Zusammenschlüsse der Zünfte.

„Nun begann das tolle Treiben auf allen Gassen, in allen Häusern, drei Tage hindurch. Jede Art Privatgeschäfte waren eingestellt, nur der tollen Lust war die Zeit gewidmet. Einzelne Masken und kleinere Züge derselben erschienen bei Bekannten, um mit ihnen zu scherzen, oder durchzogen die Straßen und stellten an diesem oder jenem Hause, auch wohl in den Schenk- und Gasthäusern, welche Tag und Nacht offen, und ebenso wie die Straßen, mit fröhlichen und Jubelnden gefüllt waren, scherzhafte Szenen dar, bald zum Spott, bald zur lustigen, gemütlichen Unterhaltung und Neckerei. Alle Nächte fanden Bälle statt, auf denen die Masken die freundschaftlichen, scherzhaften, oft auch bitteren Neckereien fortsetzten und den Tanz mit allgemeinen Schauspielen wechseln ließen.“(16. Jahrhundert)[5]

Das Karnevalsgeschehen und seine Exzesse waren offenbar schwer zu steuern. Am 5. März 1341 beschloss der Stadtrat, aus der Stadtkasse kein Geld mehr „zu vastavende“ zu geben. Wiederholt verbot der Rat den „Mummenschanz“, so 1487 das „Vermomben, Verstuppen und Vermachen“ und im 17. Jahrhundert mehrfach „die Mummerey und Heidnische Tobung“.[6] 1441 wurde ein Wirt bestraft, weil er die Persiflage einer kirchlichen Reliquienprozession aufführte; im 17. Jahrhundert wandte sich der Rat gegen „öffentlichen Unfug“ in geistlicher, Mönchs- oder Nonnenverkleidung.[7]

Neuzeit

Kölner Fastnachtsbräuche in der Frühen Neuzeit schildern anschaulich die Aufzeichnungen des Ratsherren Hermann von Weinsberg (1518–1597).[8] Der Donnerstag vor Aschermittwoch (heute: „Wieverfastelovend“) hieß „Lutzenfastabend“ (1550; 1595). Der Fastnachtssonntag hieß „Großfastabend“, an dem „daß folcks gemeinlich dissen tag in Coln beschenckt [= betrunken] ist. Ich hab nit dan 0,5 quart weinß 3 alb. verhert.“ (1587). Der Rosenmontag hieß „Kleinfastabend“. An diesem Tag war man ausgelassen („verlustert“), närrisch und geckig, verkleidete (vermummte) sich, tanzte und zog trommelnd durch die Straßen:

„A. 1578 den 10. febr. uff montag zu klein fastabent, als das folk frolich ware und sich vermommet, gedacht ich mich auch etwas zu vermachen und narrisch zu sein, dan daß kunth die zeit eitz leiden, wust aber bei mir eitz nit besser narheit und geckheit anzutriben, dan das ich mich selbst lobte, das were ein recht mommen und narrenwirk … vur min zit verdreif und fastabendt spill. … Anno 1592 den 10 febrvarii uff montag zu fastabent alß daß daß jong folck uber die gassen trommen, mommen dollen leiff hab ich kein weisheit kunnen verrichten …“

Der Fastnachtdienstag hieß „Letstfastabend“. Weinsberg lud Freunde, Nachbarn und Verwandte zu Essen und Trinken zu sich nach Hause ein. Auch dabei verkleideten sich die jungen Leute, indem sie zum Beispiel fremde Berufskleidung trugen:

„Anno 1580 den 16 febrvarii den lestfastabent am abendt waren Peter van Weinsberch und Anna, sin fraw, allein bei unß essen, do mir den fastabendt scloissen. Min broder zapte daßmal wein zu Weinsberch umb 7 alb. Und quamen unß jonge neiffen … und noch zwein bei unß mommen, hatten sich mit wissen wambiß, schortzn, stopmetzer vißgerust wie fasbender. … A. 1594 den 22. febr., Lestfastabent, wiewol der wein dure war, so haben die gesellen von etlichen amten mit den trommen uber die gassen gangen und gelager gehalten, auch vil vom jongen folk sich vermommet. Aber der gemein und hantwirksman ist still gewesen und haben gesparet.“

Der Aschermittwoch war der „Eschtag“, an dem die Fastenzeit begann, die bis zu „Parschen“ (Ostern) dauerte. Eine Unterbrechung gab es am Sonntag Laetare, dem sogenannten „Halbfasten“ oder „Rosentag“:

„A. 1579 den 5. aprilis dominica Laetare zu halffasten uff der Rosentag hat mir jonfer Elisabetha Horns, die bei uns wonte und den lest fastabent mir zu einem lehne wie in Coln bruchlich, geben war, ein britzel geschickt. Derhalb sin mir den abent zu Weinsberch samen frolich gewest.“

Die französischen Besatzer untersagten in Köln die Fastnacht am 12. Februar 1795, erlaubten sie jedoch am 7. Pluviôse des Jahres XII. (28. Januar 1804) wieder.[9] Das Bürgertum feierte zwar nach wie vor närrische Maskenbälle, die Straßenfastnacht war aber nahezu ausgestorben. Der Karneval in Köln, das nach dem Abzug der Franzosen seit 1815 preußisch war, wurde 1823 mit der Gründung des „Festordnenden Comites“ neu belebt und geordnet, vermehrt um die Komponente der Kritik an der (fremden) Obrigkeit: ein „kulturpolitischer Streich mit humoristischem Ambiente“.[10]

Das „Festordnende Komitee“ gründete sich 1823, um der bis dahin ungeordneten kölnischen Fastnacht eine neue Richtung und einen neuen Inhalt zu geben. Hauptzweck war bei der Gründung, dass der „einstens so berühmte kölnische Carneval ... durch einen allgemeinen Maskenzug erneuert und gefeiert“ werden solle. Die Organisation dieses Karnevalszuges lag beim „Kleinen oder lustigen Rat“; alle zahlenden Mitglieder des Komitees bildeten den „Großen Rat“, der sich in den folgenden Jahren regelmäßig zu „Generalversammlungen“ traf, die ab 1833 „Komiteesitzungen“ genannt wurden. Diese Sitzungen, deren Hauptzweck der Vorbereitung des Karnevalszuges diente, begannen am Neujahrstag bzw. am Dreikönigstag und fanden bis zum Fastnachtssonntag jeden Sonntag von sechs bis zehn Uhr abends statt. Es gab Musik, Getränke, ernste und humorvolle Reden auf dem „Narrenstuhl“ (dem Vorläufer der Bütt), einen von Räten umgebenen Präsidenten, Ordensverleihungen und ab 1827 den Brauch, gleiche Kappen zu tragen: „Gleiche Brüder, gleiche Kappen!“ Daneben entwickelten sich große Bälle, vor allem seit 1824 der „Montagsfestball“ im Gürzenich bis zu dessen Umbau 1855-57. Die Zeit dieser Sitzungen wurde damals bereits „Session“ genannt. Ab 1825 brachte das „Festordnende Komitee“ die „Offizielle Karnevalszeitung“ heraus, die aber bereits 1839, da „zu freisinnig“, von den Preußen wieder verboten wurde.

Dem „Festordnenden Komitee“ erwuchs ab Mitte des 19. Jahrhunderts Konkurrenz durch neue Karnevalsgesellschaften wie das 1842 gegründete „Hanswurstliche Parlament“ und die „Eisenritter“. 1857 bestanden 31 Karnevalsgesellschaften. Die rivalisierenden Karnevalsgesellschaften, die „Große Karnevalsgesellschaft“ und die 1882 gegründete „Große Kölner Karnevalsgesellschaft“, verständigten sich 1888 und bildeten gemeinsam das Festkomitee Kölner Karneval, das sich als Nachfolger des „Festordnenden Komitees“ versteht und auch das Kölner Dreigestirn nominiert.[11]

1935 widerstand der Kölner Karneval dem Eintritt in die NS-Organisation „Kraft durch Freude“, was als Narrenrevolte bezeichnet wird. Allerdings bezog sich das nur auf die Organisationsstruktur; ein Teil der Leitung der Kölner Karnevalisten war bereits zuvor in die NSDAP eingetreten. In der Zeit des Nationalsozialismus waren Juden auch im Karneval oft Ziel des Spotts.[12]

Ausfälle

In der Geschichte Kölns fiel der Rosenmontagszug seit 1823 mehrfach aus,[13] zuletzt während des zweiten Golfkriegs 1991. Der Deutsch-Französische Krieg hatte 1871 für leere Straßen gesorgt. Auch von 1915 bis 1926 kam durch Krieg und die Besetzung des Rheinlandes kein Zug zustande. General Paul von Ploetz verbot für die Karnevalszeit „die Veranstaltung von Versammlungen und Sitzungen aller Art“ sowie „das Tragen von Verkleidungen oder karnevalistischen Abzeichen in der Öffentlichkeit“. Später wurde auch „das Singen und Spielen karnevalistischer Lieder in Lokalen, Vereinsräumen, auf Straßen wie auf öffentlichen Plätzen“ verboten.[14] Von 1940 bis 1948 waren der Zweite Weltkrieg und das anschließende Verbot durch die Militärregierung verantwortlich für die Ausfälle.

Im zweiten Golfkrieg 1991, als andernorts aus Anteilnahme der Rosenmontagszug abgesagt wurde und beispielsweise die Mainzer und Düsseldorfer auf den Zug verzichteten und auch das Festkomitee Kölner Karneval keinen Zug veranstalten wollte, machten sich einige Kölner unter dem Motto „Kamelle statt Bomben“ spontan auf den Weg. Bei dieser Gelegenheit wurde der Geisterzug wieder eingeführt.[15]

Grabenkämpfe innerhalb des Festkomitees sorgten 1833, 1844, 1856 und 1857 für Absagen. Die Weltwirtschaftskrise stoppte 1931 und 1932 den Zug. Die Jecken in Köln gelten zwar als wetterfest, 1868 musste der Zug wegen schlechten Wetters trotzdem entfallen. Ein Trauertag für den Tod von König Friedrich Wilhelm IV. sorgte 1861 für tote Straßen in Köln. Und gar verboten wurden Zug und Karneval 1830 und 1851 von den Preußen „wegen anormalischer und in polizeilicher Hinsicht nichtunbedenklicher Lustbarkeit“, möglicherweise standen dahinter aber auch Querelen innerhalb des „Festordnenden Komitees“.[16] Der einzige Rosenmontagszug an einem Sonntag kam wegen der Reichstagswahl 1887 zustande.

Besonderheiten des Kölner Karnevals

„Bützchen“ und „Alaaf“

Häufig hört man den Ausdruck „bützen“ oder „gebützt werden“. Diese kleinen, mit geschürzten Lippen verteilten Küsschen („Bützchen)“ sind Teil der kölschen Karnevalstradition und als Ausdruck der Freude auch gegenüber Fremden und Honoratioren wie Polizisten und Bürgermeistern erlaubt, zumindest aber toleriert.[17] Der typische traditionelle Narrenruf ist „Kölle Alaaf“, ursprünglich ein Trinkspruch.

Die kölsche Karnevalsmusik

Musikkapelle der Prinzen-Garde (2006)

Das musikalische Repertoire, das neben Gassenhauern wie Der treue Husar (Heinrich Frantzen, 1924) und modernen Karnevalshits auch leise Töne umfasst, wird nicht nur in der Karnevalszeit, sondern bei unterschiedlichen Veranstaltungen während des gesamten Jahres gespielt und gesungen.[18] Zu den unverwüstlichen Liedern aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gehören vor allem die Krätzchen beispielsweise von Willi Ostermann, August Batzem, Karl Berbuer oder Gerhard Jussenhoven. Im Kölner Rosenmontagszug wird auch Marschmusik gespielt – oft von Musikkapellen, die sogar aus Nachbarländern kommen.

Die verschiedenen Tage der Karnevalswoche

Auch wenn die Karnevalssession am 11.11. des Vorjahres beginnt, ist die sogenannte Karnevalswoche die Hochzeit des närrischen Treibens im kölschen Fasteleer. Sie wird auch die Zeit des Straßenkarnevals genannt, weil man viele kostümierte Karnevalsjecke auf den Straßen antrifft und viele Veranstaltungen auf oder an der Straße stattfinden.

Donnerstag (Weiberfastnacht)

Straßenkarneval im Jahr 1967

An Weiberfastnacht (Kölsch: Wieverfastelovend) beginnt um „11 Uhr 11“ der offizielle Straßenkarneval; die Hauptveranstaltung mit dem Kölner Oberbürgermeister und dem Kölner Dreigestirn findet in der Regel auf dem Alter Markt in der Kölner Innenstadt statt. In vielen Kölner Stadtvierteln (den sogenannten Veedeln) finden weitere Feiern zur Eröffnung des Straßenkarnevals statt; die bekanntesten sind in Köln-Nippes (Wilhelmplatz), Köln-Ehrenfeld (vor dem Bezirksrathaus) und in der südlichen Kölner Innenstadt (vor der Kirche St. Severin auf der Severinstraße).

Zuvor, am frühen Morgen gegen 7.30 Uhr, weckt der Bellejeck nach einem Zug vom Dom zur Hofburg mit seinem Gefolge aus Mitgliedern seiner Karnevalsgesellschaft, der „Grosse Allgemeine KG von 1900, Köln“, und vielen anderen Narren mit lauten Rufen „Opstonn“ (aufstehen) und Geklingel das Kölner Dreigestirn.

Viele Firmen veranstalten an Weiberfastnacht eigene Karnevalssitzungen. Behörden, Firmen und Geschäfte bleiben teilweise geschlossen oder schließen früher; viele Vereine, Stammtische, Freundeskreise und Privatpersonen finden sich zu Feiern zusammen. Bereits am frühen Morgen strömen die Menschenmassen in die Altstadt und die Südstadt; dort feiern die Jecken bis spät in die Nacht. Beliebt ist dabei während des gesamten Tages der Brauch, bei dem die „jecken Wiever“ (die verrückten Weiber) den Männern die Krawatte abschneiden. Generell gehört der Donnerstag den Frauen, darum auch der Name Weiberfastnacht.

Traditionell veranstaltet das „Reiter-Korps Jan von Werth von 1925 e. V.“ an Weiberfastnacht sein „Spell ahn d'r Vringspooz“ (Spiel an der Severinstorburg); gegen 14:30 Uhr zieht das Korps auf den Platz vor der Torburg am Chlodwigplatz und spielt die Legende um „Jan un Griet“ nach. Anschließend zieht das Reiter-Korps vom Chlodwigplatz in die Kölner Altstadt zum Alter Markt, begleitet von zahlreichen Karnevalsvereinen. Dieser Zug ist der erste Karnevalszug in jeder Session.

Karnevalsfreitag

Neben vielen traditionell am Karnevalsfreitag stattfindenden Sitzungen gibt es seit mehr als zehn Jahren mit dem „Sternmarsch der Kölner Veedelsvereine“ eine große Veranstaltung in der Kölner Innenstadt. Die teilnehmenden Gruppen der Kölner Veedelszöch (Teil der Kölner Schull- un Veedelszöch) ziehen dabei von den umliegenden Plätzen auf den Alter Markt; dort wird mit einem bunten Programm und den Auftritten zahlreicher Karnevalskünstler bis spät in den Abend gefeiert.

Karnevalsfreitag 2011 in der Altstadt

Karnevalssamstag

Am Karnevalssamstag, auch Nelkensamstag genannt, startet bereits am Vormittag auf dem Kölner Neumarkt das Funkenbiwak der Kölsche Funke rut-wiess vun 1823 e. V.. Bei dieser Veranstaltung werden sogenannte „Funkenstangen“ (Kölner Stangen, auf denen der aktuelle Sessionsorden abgebildet ist) verkauft. Diese Gläser können während der Veranstaltung an den Bierständen dann kostenlos mit Kölsch gefüllt werden. Am Nachmittag starten in zahlreichen Stadtteilen sogenannte „Veedelszöch“, also Karnevalsumzüge der Kölner Stadtviertel. Am Abend finden neben dem seit 1991 stattfindenden Geisterzug, der über wechselnde Routen durch die Stadt zieht, in den großen Sälen überwiegend Kostümbälle statt.

Karnevalssonntag

Neben zahlreichen „Veedelszöch“ in den Kölner Stadtteilen finden am Karnevalssonntag, auch Tulpensonntag genannt, die Kölner Schull- un Veedelszöch statt. Diese nehmen dabei eine geringfügig andere Strecke als der Kölner Rosenmontagszug, da parallel im Kölner Gürzenich eine große Karnevalssitzung stattfindet und die Künstler den Saal sonst nicht erreichen könnten. Am Abend gibt es erneut zahlreiche Karnevalssitzungen.

Rosenmontag

Der Höhepunkt des Karnevals ist der Rosenmontag. Über eine Million Menschen säumen dann den Weg des Kölner Rosenmontagszugs, der vom Chlodwigplatz durch die Kölner Innenstadt zieht. Die Auflösung findet traditionell in der Mohrenstraße statt. An diesem Tag haben spätestens ab Mittag fast alle Geschäfte geschlossen und die wenigsten Kölner müssen arbeiten. Auch in einigen wenigen Stadtvierteln finden kleinere Umzüge statt.[19]

Karnevalsdienstag

Am letzten Tag der Karnevalssession feiern die Jecken am Veilchendienstag noch einmal in ihren Stadtteilen bei weiteren „Veedelszöch“. Die größten Karnevalszüge finden dabei in den Stadtteilen Köln-Mülheim, -Nippes und -Ehrenfeld statt, wo jeweils bis zu 200.000 bunt Kostümierte den Straßenrand säumen. Gegen Mitternacht wird mit großer „Feierlichkeit“ vor vielen kölschen Kneipen in einer rituellen Zeremonie die Nubbelverbrennung vollzogen. Dabei werden auf eine Strohpuppe, den Nubbel, die zahlreichen „Sünden“ geladen, die während der Karnevalstage begangen wurden, und mit der Puppe begraben oder verbrannt.[20]

Aschermittwoch

Am Aschermittwoch ist alles vorbei, wie schon altes Liedgut zu verkünden weiß. Jedoch treffen sich die meisten Karnevalsgesellschaften, allerdings ungeschminkt und in normaler Kleidung,[21] an diesem Tag noch einmal zum traditionellen Fischessen zum Beginn der Fastenzeit. Auch viele Restaurants schließen sich dem Brauch mit besonderen Angeboten an. Die katholischen Kölner gehen am Aschermittwoch zur Frühmesse und erhalten dort das traditionelle Aschenkreuz aus den verbrannten geweihten „Palm“-Zweigen des letztjährigen Palmsonntags.

Wirtschaftsfaktor Karneval

In Köln sorgt der Karneval pro Karnevalssession für einen durchschnittlichen Gesamtumsatz von mehr als 460 Millionen Euro, wovon 165 Millionen Euro auf Gastronomie/Hotellerie und 75 Millionen auf den Transport entfallen. Für ihre Kostümierungen geben die Kölner Jecken rund 85 Millionen Euro aus. Die Stadt Köln und die umliegenden Kommunen vereinnahmen rund um den Karneval in wenigen Wochen bis zu fünf Millionen Euro an zusätzlichen Gewerbesteuern.[22] Dem Institut der deutschen Wirtschaft zufolge ist der Kölner Karneval ein ernstzunehmender bedeutender kommerzieller Wirtschaftsfaktor, denn 3.000 Firmen beliefern die Narren, allein 15 Unternehmen stellen ausschließlich Karnevalsutensilien her.[23] Jährlich prasseln 330 Tonnen Bonbons, 700.000 Schokoladentafeln und 220.000 Pralinenschachteln auf die Jecken herunter. Finanziert wird der Karneval hauptsächlich durch Sponsoren, Einnahmen aus Veranstaltungen und Spenden, da die öffentlichen Kassen den Karneval kaum unterstützen können.[24] Mit 480 Vereinen ist Köln die Karnevalshochburg schlechthin.[25] 1,5 Millionen Besucher reisen eigens wegen des Karnevals an, insbesondere Belgier, Franzosen und Niederländer; auf etwa 8 Millionen Euro belaufen sich die Gesamteinnahmen im städtischen Haushalt.[26] Einer Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) im Auftrag des Festkomitees Kölner Karneval zufolge trug der Kölner Karneval im Jahr 2008 zum Erhalt von rund 5.000 Arbeitsplätzen in der Region bei. Allein die Taxifahrer beförderten laut BCG 540.000 Mal Karnevalisten an die Schauplätze der Feierlichkeiten. Rund 957.000 Kneipenbesucher bescherten den Gastwirten einen Umsatz von fast 48 Millionen Euro.[27]

Literatur

  • Peter Fuchs, Max-Leo Schwering: Kölner Karneval. Zur Kulturgeschichte der Fastnacht. Greven Verlag, Köln 1972, ISBN 3-7743-0089-5.
  • Wolfgang Herborn: Die Geschichte der Kölner Fastnacht von den Anfängen bis 1600. Hildesheim/Zürich/New York: Georg Olms, 2009 (Publikationen des Kölnischen Stadtmuseums, Bd. 10). ISBN 978-3-487-14209-8.
  • Carl Dietmar & Marcus Leifeld: „Alaaf und Heil Hitler“. Karneval im Dritten Reich. Herbig, München 2009, ISBN 3-7766-2630-5 (Schwerpunkt: Rheinland).
  • Johann Baptist Stoll: Kölns Carneval, wie er war, ist und sein wird : Weihegabe für die Kölner u. alle Freunde von Volksfesten. Renard, Köln 1840 (Digitalisat)
  • Heribert A. Hilgers: Alaaf, ein Kölner Hochruf, Greven Verlag, Köln 2014, ISBN 978-3-774-30427-7

Weblinks

Commons: Kölner Karneval – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. hostelbookers, Top 10 Reiseziele für Karneval 2013, abgerufen am 7. November 2013 ([1])
  2. join my trip, Die Top 10 Karnevals-Hochburgen dieser Welt, abgerufen am 7. November 2013 ([2])
  3. Koeln.de, Auftakt der Karnevalssession am 11.11. abgerufen am 7. November 2013 ([3])
  4. Festkomitee des Kölner Karnevals, Terminkalender 2012/13, abgerufen am 7. November 2013([4])
  5. Peter Fuchs, Max Leo Schwering: Kölner Karneval. Zur Kulturgeschichte der Fastnacht. Band 1, Greven Verlag, Köln 1972, ISBN 3-7743-0089-5, S. 31.
  6. Ernst Weyden: Köln am Rhein vor fünfzig Jahren, Sittenbilder nebst historischen Andeutungen und sprachlichen Erklärungen. (1862), unverändert wieder herausgegeben unter dem Titel Köln am Rhein vor hundertfünfzig Jahren. Sittenbilder nebst historischen Andeutungen und sprachlichen Erklärungenund mit einem Nachwort versehen von Max Leo Schwering, Greven Verlag, Köln 1960, S. 137 und Anm. 1, S. 199.
  7. Peter Fuchs, Max Leo Schwering: Kölner Karneval. Zur Kulturgeschichte der Fastnacht. Band 1, Greven Verlag, Köln 1972, ISBN 3-7743-0089-5, S. 25-38.
  8. Zum Folgenden vgl. Digitales Editionsprojekt mit historischer und sprachgeschichtlicher Auswertung der Aufzeichnungen des Kölner Bürgers Hermann Weinsberg (1518–1597) an der Universität Bonn (abgerufen am 20. April 2013).
  9. Ernst Weyden: Köln am Rhein vor fünfzig Jahren, Sittenbilder nebst historischen Andeutungen und sprachlichen Erklärungen. (1862), unverändert wieder herausgegeben unter dem Titel Köln am Rhein vor hundertfünfzig Jahren. Sittenbilder nebst historischen Andeutungen und sprachlichen Erklärungenund mit einem Nachwort versehen von Max Leo Schwering, Greven Verlag, Köln 1960, S. 137.
  10. Peter Fuchs, Max-Leo Schwering: Kölner Karneval. Zur Kulturgeschichte der Fastnacht. Greven Verlag, Köln 1972, ISBN 3-7743-0089-5, S. 8.
  11. Peter Fuchs, Max Leo Schwering: Kölner Karneval. Zur Kulturgeschichte der Fastnacht. Band 1, Greven Verlag, Köln 1972, ISBN 3-7743-0089-5, S. 54-92; Manfred Becker-Huberti: Feiern, Feste, Jahreszeiten. Lebendige Bräuche im ganzen Jahr. Herder-Verlag, Freiburg-Basel-Wien 2001, ISBN 3-451-27702-6, S. 203.
  12. http://www.focus.de/wissen/bildung/deutsche_geschichte/tid-21390/nationalsozialismus-perfide-obrigkeitsgefaellig-und-opportunistisch_aid_600929.html
  13. Historie: Das Rosenmontagszugmotto seit 1823 in Kölner Husaren Koprs (Hrsg): Sessionsheft 2013/2014; Köln 2013
  14. Carl Dietmar: Als Frauen zu Bierkutschern wurden. Im zweiten Kriegsjahr sind die Folgen des Arbeitskräftemangels überall in der Stadt spürbar in Kölner Stadt-Anzeiger vom 14. August 2014
  15. Ähzebär un Ko e.V.: Die Geisterzüge bisher (Zugegriffen 22. Februar 2014)
  16. Peter Fuchs, Max-Leo Schwering: Kölner Karneval. Zur Kulturgeschichte der Fastnacht. Greven Verlag, Köln 1972, ISBN 3-7743-0089-5, S. 84.
  17. koelner-karneval-info: Dat Bützje; Aachener Zeitung: Bützen erlaubt
  18. Karnevalsmusik, Kölsche Karnevalsmusik im Kölner Karneval[5]
  19. Koelner Karneval, Karnevalszüge in den Stadtvierteln, abgerufen am 6. November 2013([6])
  20. koelner-karneval-info: Nubbelverbrennung
  21. Aschermittwoch bei koelner-karneval.info
  22. Deutsche Welle vom 7. Februar 2013, Milliardengeschäft Karneval
  23. IdW Ausgabe 9/2003
  24. Helene Klauser, Kölner Karneval zwischen Uniform und Lebensform, 2007, S. 156
  25. Helene Klauser, a.a.O., S. 157
  26. Deutsche Welle vom 20. Februar 2007, Wirtschaftsfaktor Karneval
  27. FOCUS online Money vom 20. Februar 2012, Das Milliardengeschäft mit dem Karneval