Kübra Gümüşay

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 31. August 2016 um 22:27 Uhr durch Fiona B. (Diskussion | Beiträge) (keine externen Verlinkungen im Artikeltext; ungeeignete Belege (Youtube)). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Kübra Gümüşay, geborene Kübra Yücel, (* 1988 in Hamburg) ist eine deutsche Journalistin, Bloggerin und Netz-Aktivistin türkischer Herkunft.[1]

Leben

Kübra Gümüşay ist die Enkelin eines türkischen Gastarbeiters in Deutschland. Sie studierte Politikwissenschaften in Hamburg und an der School of Oriental and African Studies der Universität von London. Seit 2012 lebt sie mit ihrem Mann Ali Aslan Gümüşay in Oxford, Großbritannien.[2][3][1] Kübra Gümüşay ist praktizierende, kopftuchtragende Muslima; sie bezeichnet sich selbst als Deutschtürkin und Feministin.[4][5]

Wirken und Rezeption

Laut Deutschlandradio gehört sie zu den prägenden Köpfen des Islam in Deutschland. Ihr seit 2008 geführtes Blog Ein Fremdwörterbuch,[6] in dem sie über Internet, Politik, Gesellschaft, Feminismus und Islam schreibt, werde monatlich von bis zu 13.000 Internetnutzern angeklickt.[7] Mit ihrem Blog möchte sie „Stereotype aufbrechen“ und denen „eine Stimme geben, die sonst nicht in den Medien vorkommen“.[1] 2011 wurde Ein Fremdwörterbuch für den Grimme Online Award nominiert.[8] Die Fachzeitschrift Medium Magazin wählte Gümüşay daraufhin zu den „Top 30 bis 30“ der vielversprechendsten journalistischen Nachwuchstalente Deutschlands.[9] Ina Wunn zählt Kübra Gümüşay in ihrem Artikel Neue Wege für Musliminnen in Europa in Das Parlament zu den muslimisch-feministischen Aktivistinnen, die sich „aktiv in die Politik einmischen, um dort die Benachteiligung von (nicht nur) muslimischen Frauen anzusprechen.“[10]

Auf Initiative von Daniel Schulz, Ressortleiter der tageszeitung, erzählte Kübra Gümüşay von 2010 bis Juni 2013 ihre Geschichten aus der Welt einer deutschen kopftuchtragenden Muslima in der regelmäßigen Taz-Kolumne Das Tuch. Sie verglich dies mit der Entwicklung in der Frauenbewegung. Zuerst müssten ein paar gezielt eingeladen werden, sich zu beteiligen, um sichtbar zu sein und den Weg für andere zu ebnen.[2] Matthias Matussek schrieb in seinem Debattenbeitrag zum Thema Integration für Spiegel Online, Kübra Gümüşay trage das Kopftuch nicht aus Unterwürfigkeit, sondern aus Stolz. Sie wolle damit ihre Religion zeigen. Es sei ihre Form von Punk, ihre Form von Aufstand.[11]

Kübra Gümüşay war Chefredakteurin des Hamburger Jugendmagazins Freihafen. Als freie Journalistin publiziert sie zu den Themen Immigration und Integration unter anderem in Die Zeit, MiGAZIN[12] und Mädchenmannschaft. Zur Debatte über Thilo Sarrazins Buch Deutschland schafft sich ab trug sie einen Beitrag in dem von Hilal Sezgin herausgegebenen Sammelband Deutschland erfindet sich neu. Das Manifest der Vielen bei [13] und wurde 2011 von der BBC eingeladen, Thilo Sarrazin in einer TV-Sendung zu interviewen.[14]

2010 war Kübra Gümüşay Mitbegründerin des von der EU finanzierten Netzwerkes Zahnräder, das engagierten Muslimen aus Wirtschaft, Politik, Medien, Wissenschaft und dem sozialen Sektor eine professionelle Plattform bieten will, um sich kennenzulernen und zu unterstützen.[15][16]

In dem 2012 vom türkischen Ministerium für Türken im Ausland zum 50. Jahr der Migration von Türken nach Deutschland herausgegebenen zweisprachigen Buch 50 Jahre 50 Menschen wird Kübra Gümüşay als eine der vorgestellten 50 „German-Turks“ porträtiert.[17] 2014 war sie Botschafterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes im Themenjahr gegen Rassismus.[18]

Hashtag #SchauHin

2013 initiierte sie zusammen mit Jamie Schearer und Sabine Mohamed den Hashtag gegen Alltagsrassismus #SchauHin, eine Kampagne, die in der Presse mit dem Hashtag #Aufschrei verglichen wird.[19] Die Idee dazu hatte sie während einer Blogger-Konferenz der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin.[20][21] Über ihre Motive für die Einrichtung von #SchauHin sagte sie der Frankfurter Rundschau: „Es ist eine große Erleichterung, zu wissen, dass die eigenen Erfahrungen von vielen geteilt werden.“ Beim Aufschrei habe sie dieses von vielen Frauen geschilderte Gefühl noch nicht ganz nachempfinden können. „Denn ich weiß oft nicht, ob die Diskriminierung, die ich erfahre, aus sexistischen oder rassistischen Gründen erfolgt.“ Schließlich seien beispielsweise schwarze oder muslimische Frauen häufig von Mehrfachdiskriminierung betroffen.[22][23]

Hashtag #Ausnahmslos

Nach den sexuellen Übergriffen in der Silvesternacht 2015/16 initiierte sie zusammen mit 21 anderen Feministinnen[24] den neuen Hashtag #Ausnahmslos gegen Sexismus und Rassismus.[25] Darin kritisieren sie, dass „feministische Anliegen von Populist_innen instrumentalisiert werden, um gegen einzelne Bevölkerungsgruppen zu hetzen, wie das aktuell in der Debatte um die Silvesternacht getan wird.“ Der Einsatz gegen sexualisierte Gewalt müsse jeden Tag ausnahmslos politische Priorität haben, „denn sie ist ein fortwährendes Problem, das uns alle betrifft.“[26] In diesem Zusammenhang sagte sie, „unsere Gesellschaft hat ein Sexismus-Problem auf allen Ebenen.“ Das Statement wolle beweisen, dass man über Sexismus diskutieren kann, ohne in rassistische Fallen zu tappen.[27] 2016 erhielt die Kampagne #Ausnahmslos den Clara-Zetkin-Frauenpreis der Partei Die Linke für politische Intervention.[28]

Weblinks

Veröffentlichungen

Bücher

  • Kapitel in: Skandal! Die Macht öffentlicher Empörung. Herausgegeben von Prof. Bernhard Pörksen and Jens Bergmann (2009), Hamburg: Halem Verlag.
  • Kapitel in: Manifest der Vielen – Deutschland erfindet sich neu. Herausgegeben von Hilal Sezgin. (2011), Berlin: Blumenbar Verlag.
  • Kapitel in: Geschichten aus Deutschland. Biografische Betrachtungen aus der Migrationsgesellschaft. Herausgegeben von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (2014).
  • Kapitel in: Feminismen heute, Positionen in Theorie und Praxis. Herausgegeben von Yvonne Franke, Kati Mozygemba, Kathleen Pöge, Bettina Ritter und Dagmar Venohr (2015). Transcript Verlag.

Einzelnachweise

  1. a b c Journalisten und Journalistinnen in Deutschland. Die Bloggerin Kübra Gümüsay: „Ich möchte die Stereotype aufbrechen“, Goethe-Institut, Februar 2012
  2. a b Olivera Stajić: Ein Ausnahmetalent. Die 23-jährige Kübra Gümüsay ist erfolgreiche Bloggerin, Nachwuchsjournalistin und gefragte Diskussions-Partnerin, daStandard.at, 27. Januar 2012
  3. http://www.migazin.de/kolumne/
  4. Das Tuch, Kolumnen von Kübra Gümüşay, taz.de
  5. Das entblößte Ich, Streitgespräch zwischen Kübra Gümüşay und Christian Heller, in: Der Freitag, 9. Juni 2011
  6. Ein Fremdwörterbuch
  7. Die muslimische Bloggerin Kübra Gümüsay. Serie: Prägende Köpfe des Islams. Deutschlandradio, 16. August 2012
  8. Ein Fremdwörterbuch. Die Journalistin Kübra Gümüsay über das Bloggen, Fluter. Magazin der Bundeszentrale für Politische Bildung, 2. August 2011 (Video)
  9. Top 30 bis 30: Kübra Gümüşay, Medium Online
  10. Ina Wunn: Neue Wege für Musliminnen in Europa, Das Parlament, Aus Politik und Zeitgeschichte Nr. 37–38 vom 12. September 2011, online
  11. Integrationsdebatte: Wir werden die Religion nicht los. Ein Debattenbeitrag von Matthias Matussek, Spiegel Online Kultur, 27. Oktober 2010
  12. Meltem Kulaçatan: Geschlechterdiskurse in den Medien. Türkisch-deutsche Presse in Europa, Springer VS 2013, ISBN 978-3-658-00971-7, S. 37
  13. Buchpremiere: „Manifest der Vielen“ Deutschland schafft sich noch lange nicht ab!, Migazin, 28. Februar 2011
  14. Sarrazin-Debatte. Bloggerin Kübra Gümüsay: „Deutsche wissen selbst nicht was sie sind“, Deutsch Türkische Nachrichten, 26. Januar 2011.
  15. Kübra Gümüsay (Co-Founder, Zahnräder Network), muslimheroes.org
  16. Tagged: Kübra Gümüsay. The Influence of the Internet on Integration and Multiculturalism in Germany, Website des Center for the Study of Europe, 11. Oktober 2012
  17. Kurzbiografie Kübra Gümüşay, Website der University of Houston, USA
  18. Antidiskriminierungsstelle – Botschafter/innen. In: www.antidiskriminierungsstelle.de. Abgerufen am 18. März 2016.
  19. Felix Frieler: Kampagne gegen Rassismus #schauhin. Ein neuer #Aufschrei geht durchs Netz, Berliner Zeitung, 18. September 2013
  20. #SchauHin. Der Aufschrei gegen Alltagsrassismus. Unter dem Hashtag „SchauHin“ hat sich bei Twitter eine neue Bewegung formiert, initiiert von der Bloggerin Kübra Gümüşay. Magazin Stern, 9. September 2013
  21. Kübra Gümüşay. Statement der Bloggerin, Journalistin und Mitinitiatorin des Hashtags für Alltagsrassismus #SchauHin zu fünf Jahren Queer-Feminismus, Missy Magazin 4. November 2013
  22. Marie-Sophie Adeoso: Alltagsrassismus Twitter. #SchauHin ist der neue #Aufschrei, FR vom 6. September 2013
  23. #SchauHin: Kampf dem Alltagsrassismus. Kübra Gümüsay will eine ähnliche Aufmerksamkeit für das Thema Alltagsrassismus erreichen. TV-Bericht, 3sat, 7. Oktober 2013
  24. Verfasserinnen des Statements #ausnahmslos
  25. Sexuelle Übergriffe in der Silvesternacht 2015/16 #ausnahmslos – ein neuer Aufschrei nach Köln; SZ; 11. Januar 2016, 12:46 Uhr
  26. Statement: #ausnahmslos – Gegen sexualisierte Gewalt und Rassismus. Immer. Überall.
  27. Sexuelle Übergriffe in der Silvesternacht 2015/16 #ausnahmslos – ein neuer Aufschrei nach Köln; SZ; 11. Januar 2016, 12:46 Uhr
  28. Clara-Zetkin-Frauenpreis 2016. In: www.die-linke.de. Abgerufen am 18. März 2016.