Ludwig von Hirschfeld (Diplomat)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ludwig von Hirschfeld, um 1885

Ludwig von Hirschfeld, eigentlich Louis Oscar Bernhard von Hirschfeld (* 1. Oktober 1842 in Ludwigslust; † 17. Februar 1895 in Berlin) war ein deutscher Offizier, Diplomat und Schriftsteller.

Leben und beruflicher Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Louis/Ludwig von Hirschfeld wurde als Sohn des namensgleichen Flügeladjutanten des Großherzogs Friedrich Franz II., Ludwig von Hirschfeld (1803–1842) und dessen Frau Caroline Friederike Luise Adolphine, geb. von Bülow, geboren. Sein Vater war zum Zeitpunkt seiner Geburt bereits gestorben.[1] Hirschfeld wurde bei seiner Großmutter, der Oberstallmeisterin Louise von Bülow (Witwe des Kammerherrn und Leiters des Landgestüts Redefin Vollrath Joachim Helmuth von Bülow und Tochter des Oberhofmarschalls Bernhard Joachim von Bülow), im Klosterhauptmannhaus der Familie von Maltzan in Dobbertin erzogen, nachdem er als Halbwaise zur Welt gekommen war und seine Mutter Caroline starb, als Ludwig zehn Jahre alt war. Er besuchte das Gymnasium in Lüneburg bis zur Sekunda-Reife 1859 und trat zu Ostern 1860 in den mecklenburgischen, später preußischen Militärdienst.[2]

Im Juli 1861 bestand er das Offiziersexamen; im Dezember erhielt er das Offizierspatent als Sekondeleutnant. Er war aktiver Kriegsteilnehmer im Krieg gegen Österreich 1866. Im September 1867 wurde er zum Premierleutnant im Feldartillerie-Regiment „Generalfeldmarschall Graf Waldersee“ (Schleswigsches) Nr. 9 befördert.[3] Von Ostern 1868 bis August 1873 diente er als militärischer Begleiter des Prinzen Günther Victor von Schwarzburg-Rudolstadt, dem Schwager des mecklenburgischen Großherzogs Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin. Er begleitete den Prinzen auf Studienreisen nach Belgien, Frankreich und England sowie im Deutsch-Französischen Krieg. Am 17. September 1872 erfolgte seine Beförderung zum Hauptmann.

Von Ostern 1872 bis Sommer 1873 war er (mit Prinz Günther) zum Studium der Staatswissenschaften an der Universität Leipzig beurlaubt. Im Juli 1873 wurde er zur Dienstleistung im diplomatischen Dienst des Deutschen Reiches abkommandiert. Zunächst war er ein knappes Jahr bei der Gesandtschaft in Konstantinopel tätig. Nach einem weiteren Jahr in der Abteilung II des Auswärtigen Amts in Berlin (Handels-, Rechts- und Konsularsachen) bestand er Ende Juni 1875 die Diplomatische Prüfung. Zum 1. Juli 1875 wurde ihm der Abschied aus dem Militär bewilligt, so dass er ganz in den Diplomatischen Dienst übertreten konnte. Als Legationssekretär war er 1875/76 in Athen und von 1876 bis 1878 in Konstantinopel stationiert. Von Juni bis November 1878 war er an der Deutschen Botschaft in Kopenhagen und von Januar 1879 bis Mai 1881 an der preußischen Gesandtschaft in München tätig. 1880 ernannte ihn Großherzog Friedrich Franz II. zum Großherzoglich Mecklenburg-Schwerinschen Kammerherrn. 1881 kam Hirschfeld als Erster Sekretär zurück nach Konstantinopel, wo er 1882 den Charakter als Legationsrat erhielt. Nach einer kurzen Verwendung als Erster Sekretär an der Deutschen Botschaft in Paris musste er sich im April 1883 wegen einer Augenerkrankung in den einstweiligen Ruhestand versetzen lassen. Zum 1. Januar 1893 erhielt er noch den Charakter als Geheimer Legationsrat.

Zeitweise trat Hirschfeld auch als Komponist in Erscheinung. Unter dem Pseudonym Louis Robert veröffentlichte er die Spieloper Der Marquis von Cartonnage nach dem Vaudeville La meunière de Marly von Mélesville, die 1872 am Friedrich-Wilhelm-Städtischen Theater in Berlin sowie in Schwerin aufgeführt wurde.[4] Eine Rezension in der Neuen Berliner Musikzeitung berichtet von einer freundlichen Aufnahme der Uraufführung, gibt dem Komponisten aber eine Reihe von Verbesserungsvorschlägen für künftige Werke mit auf den Weg.[5] Demgegenüber prophezeite eine Rezension der Schweriner Aufführung, dass sich die Oper nicht als Repertoirestück etablieren werde, da es ihr an Originalität mangele.[6] Erhalten ist von ihm ferner das Manuskript eines Liederzyklus Amaranths Waldeslieder auf Texte von Oskar von Redwitz;[7] ob diese Lieder öffentlich aufgeführt wurden, ist nicht bekannt.

Hirschfeld lebte seit 1883 als Privatmann und Schriftsteller in Berlin. Er verfasste zahlreiche Bücher und Schriften, vor allem zur mecklenburgischen Geschichte.[8] Wegen seines Augenleidens war er bei den Arbeiten zu seinen schriftstellerischen Werken auf die Unterstützung seiner Frau Elisabeth, geb. Kramsta angewiesen, die er im Januar 1880 geheiratet hatte. Das Paar hatte einen Sohn, Günther (* 1882 in Bujukdere bei Istanbul), und eine Tochter Bodild (* 1885), die 1919 Curt von Ulrich heiratete. Harald von Hirschfeld war sein Enkel. Hirschfeld starb in Berlin und wurde in Ludwigslust beigesetzt.[9]

Ein Karton mit Briefen an Ludwig von Hirschfeld wurde 1963 vom Politischen Archiv des Auswärtigen Amts erworben.[10]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Komische Opfer in zwei Aufzügen "Der Marquis von Cartonnage"; Buch und Partitur: Musikverlag Bote & Bock, Berlin, 1872
Ludwig von Hirschfeld: "Von einem deutschen Fürstenhofe"; (posthum) herausgegeben von seiner Witwe Elisabeth von Hirschfeld. Hinstorff Verlag, Wismar 1896
  • Oper: Der Marquis von Cartonnage unter dem Pseudonym Louis Robert (1872 in Berlin und Schwerin aufgeführt).[12]
  • Die Finanzen Frankreichs nach dem Kriege von 1870–71, Berlin: Puttkamer 1875.
  • Die proportionelle Berufsklassenwahl: ein Mittel zur Abwehr der sozialistischen Bewegung. 1885.
  • Sophie von Campenhausen: Aus dem Tagebuch einer Hofdame. Ein Kulturbild. Hrsg. von Ludwig von Hirschfeld. In: Vom Fels zum Meer. Spemann’s Illustrierte Zeitschrift für das deutsche Haus. Scherl, Berlin, Jahrgang 12, 2. Band. 1892/93, S. 354–360, 413–419, 475–478, 500–506. Auch in: Ludwig von Hirschfeld: Von einem deutschen Fürstenhofe. Band 1. Hinstorff, Rostock 1896, S. 193–270; Digitalisat in der Google-Buchsuche.
  • Friedrich Franz II., Grossherzog von Mecklenburg-Schwerin, und seine Vorgänger. 2 Bände. Duncker & Humblot, Berlin 1891 (Band 1: archive.org – Band 2: archive.org).
  • Ein Staatsmann der alten Schule. In: Ders.: Von einem deutschen Fürstenhofe. Band 2. Hinstorff, Wismar 1896.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Grete Grewolls: Hirschfeld, Ludwig von. In: Wer war wer in Mecklenburg-Vorpommern? Ed. Temmen, Bremen u. a. 1995, ISBN 3-86108-282-9.
  • Hirschfeld, Louis von. In: Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Band 2: G–K. Schöningh, Paderborn 2005, ISBN 3-506-71841-X, S. 325f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ludwig von Hirschfeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Neuer Nekrolog der Deutschen. Zwanzigster Jahrgang, 1842, Zweiter Teil. Bernhard Friedrich Voigt, Weimar 1844, S. 1104; Digitalisat in der Google-Buchsuche.
  2. Berufliche Stationen nach Hirschfeld, Louis von. In: Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Band 2: G–K. Schöningh, Paderborn 2005, ISBN 3-506-71841-X, S. 325 f.
  3. Siehe auch Ernst Sprotte: Geschichte des Schleswigschen Feld-Artillerie-Regiments Nr.9, von seiner Gründung im Jahre 1866 bis zum Jahre 1891. Mittler, Berlin 1891, S. 251; books.google.de.
  4. Franz Stieger: Opernlexikon. Teil II: Komponisten, 3. Band N–Z. Schneider, Tutzing 1978, ISBN 3-7952-0259-0, S. 932.
  5. Berlin Revue. In: Neue Berliner Musikzeitung. 21. Februar 1872, S. 59; Textarchiv – Internet Archive
  6. Signale für die musikalische Welt. Vol. 30 Nr. 25, 6. Mai 1872, S. 389; Textarchiv – Internet Archive.
  7. Amaranths Waldeslieder. Manuskript. RISM ID: 450065350, digitale-sammlungen.ulb.uni-bonn.de.
  8. Hirschfeld, Ludwig von. In: Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg und Vorpommern. Das Personenlexikon. Hinstorff Verlag, Rostock 2011, ISBN 978-3-356-01301-6 (mit 9220 Biographien); books.google.de.
  9. Todesanzeige, Münchner neueste Nachrichten, vom 20. Februar 1895, abgerufen am 16. Februar 2024
  10. Briefe u. a. von Prinz von Arenberg, Otto von Bismarck, Bernhard von Bülow, Philipp zu Eulenburg, Friedrich August von Holstein, Mitgliedern des Hauses Mecklenburg-Schwerin, Hugo von Radolin, Joseph Maria von Radowitz (Diplomat), Heinrich VII. Reuß zu Köstritz, Karl von Wedel (insgesamt 136 Stücke) NL 115, abgerufen am 19. Februar 2024
  11. Auszeichnungen nach Großherzoglich Mecklenburg-Schwerinscher Staats-Kalender 1891, S. 21
  12. Marquis von Cartonnage: komische Oper in zwei Aufzügen. Mit freier Benutzung des Mellesville’schen Lustspiels La meunière de Marly von Louis Robert. Textbuch. Bote & Bock, Berlin 1872; Digitalisat in der Google-Buchsuche.