Mariä Opferung (Pfaffendorf)

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Außenansicht der Pfarrkirche Mariä Opferung

Die römisch-katholische Pfarrkirche Mariä Opferung in Pfaffendorf, einem Ortsteil des Marktes Pfeffenhausen im niederbayerischen Landkreis Landshut, ist ein barockisierter Kirchenbau, der ursprünglich aus spätgotischer Zeit stammt. Anstelle des Patroziniums Mariä Opferung, das mit der Liturgiereform in dem Gedenktag Unserer Lieben Frau in Jerusalem aufgegangen ist, feiert man Mitte Juli das Skapulierfest, also das Fest Unsere Liebe Frau auf dem Berge Karmel. Dies stellt das jährliche Hauptfest der seit 1712 bestehenden Skapulierbruderschaft dar.

Geschichte

Pfaffendorf wurde im Jahre 1179 erstmals erwähnt. Bereits damals bestand in dem Ort eine Kirche, die dem Sprengel der Pfeffenhausener Taufkirche angehörte. Eine Seelsorgestelle in Pfaffendorf ist erstmals in einem Pfarreienverzeichnis von 1326 ausgewiesen. Die heutige Kirche wurde im 15. Jahrhundert als Staffelhalle im spätgotischen Stil erbaut. Während das Kirchengebäude des Dreißigjährigen Krieg weitgehend unbeschadet überstand, brannte der Pfarrhof vollständig nieder und wurde erst 1668 wieder erbaut. Dadurch gingen freilich zahlreiche wertvolle Dokumente über die Geschichte des Ortes und der Pfarrei verloren. 1692 verlor Pfaffendorf einen großen Teil seines Pfarrsprengels, da die Dörfer Oberhornbach, Tabakried und Holzen nach Niederhornbach eingepfarrt wurden. Im Jahr 1718 wurde der Kirchenbau barockisiert; 1739 baute man das südliche Seitenschiff, die Sakristei und die Westempore an. Damit erhielt das Gotteshaus im Wesentlichen seine heutige Gestalt. 1800 fand man die napoleonischen Truppen mit Geld ab und konnte so eine erneute Zerstörung des Ortes abwenden. Während des Ersten Weltkriegs musste man 1917 die Kirchenglocken abliefern; sie konnten jedoch kurz nach Kriegsende unsbeschadet aus Rottenburg an der Laaber zurückgeholt werden. Im Jahr 1959 wurde der heutige Pfarrhof fertiggestellt.[1]

Im Jahr 2011 wurden auffällige Rissbildungen in der Kirche festgestellt, der Bau war also renovierungsbedürftig. In den Folgejahren wurden unter der Leitung von Architekt Franz Zettl aus dem Nachdorf Rainertshausen umfangreiche Maßnahmen, auch am Glockenstuhl, durchgeführt. Am 19. Juni 2016 konnte ein Festgottesdienst mit Weihbischof Josef Graf zum Abschluss der Arbeiten begangen werden.[2]

Beschreibung

Architektur

Die Pfarrkirche ist eine dreischiffige, nach Osten ausgerichtete Staffelhalle mit Satteldach. Der zweijochige Chorraum in Mittelschiffbreite besitzt einen Fünfachtelschluss und wird außen durch Dreieckslisenen und Kaffgesims gegliedert. An den Chor schließt im Süden die flachgedeckte Sakristei, im Norden der viergeschossige Turm über quadratischem Grundriss an. Letzterer wird im zweiten, dritten und vierten durch Spitzbogenblenden belebt und geht oberhalb des Glockenstuhls über vier Dreiecksgiebel in einen modernen Spitzhelm über. Über einen rundbogigen Eingang auf der Nordseite gelangt man in das unterste Turmgeschoss, dessen spätgotisches Kreuzrippengewölbe mit Kopfkonsolen die Barockisierung überstanden hat. Ebenso hat sich hier auch noch ein ursprüngliches Stichbogenfenster mit einer aus Stäben zwischen Kehlen profilierten Außenlaibung erhalten.[3]

Der Chor war innen ursprünglich mit einem auf angedeuteten Pilastern ruhenden Netzrippengewölbe ausgestattet, dessen Rippen jedoch bei der Barockisierung abgeschlagen wurden. Auch der Chorbogen wurde barock umgestaltet und erhielt einen stark profilierten Rahmen. Die Jochgliederung erfolgt nach wie vor durch spitze Schildbögen. Die ebenfalls spitzbogigen Chorfenster sind etwas größer als im Langhaus ausgeführt; das vom Hochaltar ohnehin verdeckte Ostfenster ist zugemauert. Das Mittelschiff ist gegenüber den Seitenschiffen deutlich überhöht, was für eine Staffelhalle typisch ist. Es umfasst zwei Langjoche, die auf einfachen Rechteckpfeilern mit abgeschrägten Kanten ruhen. Dabei wird das gesamte westliche Joch von der Empore überdeckt. Die Seitenwände sind durch Pilaster gegliedert, welche das Langhausgewölbe zu tragen scheinen. Durch Scheidbögen, die sehr flache Spitzbögen darstellen, ist das Mittelschiff von den beiden Seitenschiffen getrennt. Diese weisen von angedeuteten Halbsäulen mit Gesimskapitellen gegliederte Außenwände und dazwischen rundbogige Fenster auf. Von außen ist das Langhaus ungegliedert.[3]

Im Westen ist eine zeitgleich mit der Sakristei errichtete Vorhalle angebaut, über die das Kirchengebäude betreten wird. Sie besitzt ein korbbogiges Portal, welches von flachen Pilastern flankiert wird. In unmittelbarer Nähe zu diesem Vorbau befindet sich die Seelenkapelle, die zu dem die Kirche umgebenden Dorffriedhof gehört. Es handelt sich dabei um einen massiven Satteldachbau ohne auffällige stilistische Merkmal, der wohl im 18. Jahrhundert erbaut wurde. Der flachgedeckte Innenraum wird durch zwei kleine kreisrunde Fenster an den Längsseiten beleuchtet.[3]

Ausstattung

Der Hochaltar wurde im Jahr 1694 von Schreiner Daniel Gänßl, Bildhauer Matthias Nay und Maler Egid Rupert Schögl aus Landshut gefertigt. Auf dem Altarblatt des Skapuliers an Simon Stock dargestellt. Das Gemälde wird von zwei gewundenen, weiß gefassten Säulen mit vergoldetem Rebenornament flankiert. Seitlich befinden sich zwei Figurennischen, die Plastiken der Heiligen Sebastian (links) und Florian (rechts) enthalten. Der Altarauszug mit einer kleinen Holzfigur, die Gott Vater symbolisiert, ist ebenfalls zweisäulig aufgebaut, von Voluten und Vasen umgeben und schließt mit zwei segmentbogigen gesprengten Giebelstücken ab. Zahlreiche Putten beleben den Auszug. Bemerkenswert ist die späte Verwendung von Knorpelwerk im Dekor des Altares.[4]

Die beiden Seitenaltäre sind im neugotischen Stil ausgeführt. Der linke Seitenaltar (Marienaltar) wurde 1883 durch die Gebrüder Krafft aus Freising komplett erneuert. Er enthält eine 1,17 Meter große Mondsichelmadonna aus der Zeit um 1500 mit (erneuertem) Jesuskind. Der rechte Seitenaltar (Kreuzaltar) wurde 1893 nach einem Entwurf des Ateliers von Joseph Elsner senior in München neu errichtet. Dargestellt sind neben dem gekreuzigten Christus Maria und Veronika mit den Schweißtuch sowie in den seitlichen Nischen Maria Magdalena mit dem Salbgefäß (links) und der Lieblingsjünger Johannes (rechts). Darunter sind zwei Reliefs mit Szenen aus dem Alten Testament zu sehen. Der Kreuzaltar wurde laut Inschrift 1893 von einer Bäuerin aus Koppenwall gestiftet.[4]

Die Kanzel, die bereits aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammt, ist dem frühbarocken Stil zuzuordnen. An dem polygonalen Korpus sind zwischen gewundenen Ecksäulchen die vier Evangelisten umgeben von rahmen- und flachgeschnitztem Knorpelwerk zu sehen. Im Langhaus sind überdies verschiedene barocke Holzfiguren vom Herz Jesu, der Mater Dolorosa und dem Bruder Konrad zu sehen. Die jüngste Holzfigur von Herbert Schorf wurde 2012 anlässlich des 300-jährigen Bestehens der Skapulierbruderschaft aufgestellt. Das Chorbogenkruzifix und der 1884 von der Firma Lessing & Ranzinger aus München gefertigte Kreuzweg runden die Kirchenausstattung ab.[4]

Im Turm verrichten bis heute zwei historische Glocken, die die beiden Weltkriege unbeschadet überstanden haben, ihren Dienst. Die größere besitzt einen Durchmesser von 106 Zentimetern und trägt eine spätgotische Minuskelumschrift mit der Jahreszahl 1533 in römischen Ziffern. Der kleinere Glocke mit einem Durchmesser von 65 Zentimetern ist noch älter; sie stammt vermutlich aus dem 15. Jahrhundert.[4]

Literatur

  • Kath. Pfarramt Pfeffenhausen (Hrsg.): Ein Wegweiser für die Kirchen der Pfarreiengemeinschaft Pfeffenhausen-Niederhornbach-Pfaffendorf-Rainertshausen. Selbstverlag, Pfeffenhausen 2013.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ein Wegweiser für die Kirchen der Pfarreiengemeinschaft Pfeffenhausen-Niederhornbach-Pfaffendorf-Rainertshausen, S. 58–60.
  2. Landshuter Zeitung/Rottenburger Anzeiger vom 24. Juni 2016
  3. a b c Ein Wegweiser für die Kirchen der Pfarreiengemeinschaft Pfeffenhausen-Niederhornbach-Pfaffendorf-Rainertshausen, S. 60f.
  4. a b c d Ein Wegweiser für die Kirchen der Pfarreiengemeinschaft Pfeffenhausen-Niederhornbach-Pfaffendorf-Rainertshausen, S. 61–63.

Koordinaten: 48° 38′ 56,4″ N, 11° 55′ 22,3″ O