Media Broadcast

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Media Broadcast GmbH

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Rechtsform GmbH
Gründung 15. Februar 2008
Sitz Köln, Deutschland
Leitung Wolfgang Breuer, Vorsitzender der Geschäftsführung
Mitarbeiterzahl 843 (31. März 2014)[1]
Umsatz 355,1 Mio. Euro (2013/2014)[1]
Branche Daten-, Bild- und Tonübertragung
Website www.media-broadcast.com
Stand: Februar 2015
Sitz von Media Broadcast im KölnKubus in Köln-Deutz

Die Media Broadcast GmbH (Eigenschreibung MEDIA BROADCAST) mit Sitz in Köln ist der größte deutsche Dienstleister für Bild- und Tonübertragungen. Sie ging aus der T-Systems Media&Broadcast GmbH hervor, die im Januar 2008 von der Deutschen Telekom verkauft und dabei organisatorisch an die französische TDF-Gruppe angegliedert wurde. Zum 1. April 2015 ist die Media Broadcast GmbH aus dem TDF-Konzern herausgelöst worden, da deren neue Gesellschafter kein Interesse mehr an den Aktivitäten in Deutschland hatten.[2]

Am 3. März 2016 meldete der Mobilfunkanbieter mobilcom-debitel, der zur freenet AG gehört, die Unterzeichnung eines Kaufs von 100 % der Geschäftsanteile an der Media Broadcast Gruppe. Von der geplanten Übernahme ist der Geschäftsbereich Satellite ausgenommen.[3]

Geschichte

Die Ursprünge des Unternehmens reichen bis in das Jahr 1919 zurück, als der Staat das Postministerium zur Zentralbehörde für das Fernmeldewesen erklärte. So betrieb die Deutsche Reichspost mit Beginn des Rundfunks 1923 alle Rundfunksendeanlagen im Deutschen Reich. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründeten die westlichen Besatzungsmächte staatlich unabhängige Rundfunkanstalten, die ihre Sendeanlagen bis heute größtenteils selbst betreiben. 1960 stellte sich mit der geplanten Einführung eines zweiten Fernsehprogramms (ZDF) und eines bundesweiten Hörfunkprogramms (Deutschlandfunk) die Frage, wer für deren Ausstrahlung zuständig ist. Im 1. Rundfunk-Urteil stellte das Bundesverfassungsgericht fest, dass allein der Staat für das Fernmeldewesen und damit auch für Rundfunksendeanlagen zuständig ist. Die Deutsche Bundespost betrieb dementsprechend alle seit 1961 errichteten Sender, auch die der ab 1964 eingerichteten dritten Fernsehprogramme der Landesrundfunkanstalten.

Neben Sendern für das ZDF, die dritten Programme, den Deutschlandfunk und die Deutsche Welle übernahm die Bundespost an einzelnen Standorten auch den Senderbetrieb für die Soldatensender AFN und BFBS. Mitte der 1980er Jahre begann der Aufbau von terrestrischen Netzen für die neu entstandenen privaten Hörfunk- und Fernsehveranstalter. Mit der Wiedervereinigung gingen die Sendeanlagen der DDR an die Deutsche Bundespost über. In den neuen Bundesländern übernahm sie den Senderbetrieb für den MDR (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen), den ORB (Brandenburg) und den NDR (Mecklenburg-Vorpommern).

Auch die Stimme Russlands nutzte Sendeeinrichtungen wie Sender Zehlendorf oder Sender Burg von Media Broadcast.

Mit der Privatisierung der Deutschen Bundespost gingen diese Aufgaben 1995 auf die Deutsche Telekom AG als deren Rechtsnachfolgerin über. Ab 2001 gehörte die Rundfunksparte zur Tochtergesellschaft T-Systems, wo sie als eigener Geschäftsbereich Media&Broadcast geführt wurde. In Vorbereitung eines Verkaufs wurde dieser am 1. Juni 2007 in die T-Systems Media&Broadcast GmbH (M&B) ausgegliedert. Im Januar 2008 wurde die M&B mit dem französischen Sendernetzbetreiber Télédiffusion de France (TDF) zusammengelegt; seit dem 15. Februar 2008 firmiert sie als Media Broadcast GmbH.

Seit dem Start von DAB+ am 1. August 2011 betreibt Media Broadcast den einzigen bundesweiten DAB-Block (auch sogenannter Bundesmux).

Ab dem 1. Januar 2016 erhielt die Media Broadcast erstmals Wettbewerb im Markt für den Betrieb von UKW-Sendern, nachdem die Bundesnetzagentur eine Regulierungsverfügung[4] gegen das Unternehmen erlassen hat.

Am 3. März 2016 wurde bekannt, dass die Freenet AG beabsichtigt, über ihre 100%ige Tochter mobilcom-debitel GmbH die Media Broadcast Gruppe ohne den Bereich Satelliten für 295 Millionen Euro von vier Finanzinvestoren unter der Führung von Texas Pacific Group (TPG) zu übernehmen.[5] Die Transaktion unterlag kartellrechtlichen Prüf-Vorbehalten.

Kontroversen

Als Anbieter für Rundfunkdienste mit praktisch monopolartiger Stellung gab und gibt es wiederholt Differenzen mit Kunden und anderen Marktteilnehmern. Insbesondere die Finanzierung des bundesweiten DAB+ Ausbaus führt wiederholt zu Streitigkeiten mit den beteiligten Radioveranstaltern.[6][7]

Auch die Liberalisierung des UKW-Marktes[8] erzeugt harte Auseinandersetzungen, bis hin zu Einstweiligen Verfügungen gegen die Media Broadcast[9]. Diese wiederum droht im Gegenzug mit der Einstellung des UKW-Sendegeschäfts.[10] Im Oktober 2015 erklärten die Geschäftsführer von alster radio in einem offenen Brief[11], dass ihr Sender existenziell bedroht sei, da sich die Verbreitungskosten fast verdreifachen würde. Grund dafür sei eine möglicherweise missbräuchliche Preisstellung durch die Deutsche Funkturm und die Media Broadcast.

Im April 2016 wurde durch die Bundesnetzagentur ein Verfahren gegen die Media Broadcast wegen missbräuchlichen Verhaltens eines Unternehmens mit beträchtlicher Marktmacht eröffnet.[12] In einer Meinungsdebatte im August 2016 wurden von Branchenkennern seitens der Bundesnetzagentur "Sanktionen" gegen die Media Broadcast gefordert, ihre Leistungen als "nicht transparent" bezeichnet und von "Auseinandersetzungen" bei denen "sogar die Gerichte eingeschaltet werden" berichtet.[13] [14][15]

Ein Eilantrag der Media Broadcast gegen die Regulierung durch die Bundesnetzagentur mit der Forderung nach einer rückwirkend geltenden Preiserhöhung für die UKW-Verbreitung scheiterte im August 2016 vor dem Verwaltungsgericht Köln.[16]

Dienstleistungen

SNG-Fahrzeug von Media Broadcast

Die Media Broadcast ist in folgenden Bereichen tätig:

  • Radio- und Fernsehsender (analog und digital) sowie andere Sendeanlagen
  • Zuführungs- und Verteilnetze für Fernseh- und Hörfunksignale
  • Außenübertragungen
  • Satellitenübertragungen
  • Firmenlösungen (audiovisuelle Systemlösungen für Unternehmenskommunikation, Digital Signage)
  • Dienstleister in verschiedenen Netzebenen für die drei in Deutschland tätigen Kabelnetzbetreiber
  • Betrieb der Sendeanlagen in Mainflingen für den zivilen Langwellenfunk, insbesondere die Verbreitung des Zeitzeichens DCF77

In Deutschland und Österreich war Media Broadcast mit dem technischen Sendebetrieb für DVB-H beauftragt. Der Sendebetrieb in Österreich wurde zum 31. Dezember 2010 eingestellt.[17]

Produkte

Seit Februar 2013 bietet Media Broadcast in Deutschland mit der multithek zusätzlich ein Produkt an, das sich nicht nur an Geschäftskunden, sondern in erster Linie an TV-Zuschauer wendet. Das kostenlose Angebot verknüpft Internet mit herkömmlichem TV und ermöglicht direkten Zugriff auf eine Vielzahl von Sendern, Mediatheken und Zusatzdiensten. Zudem betreibt Media Broadcast die kostenpflichtige DVB-T2-Plattform freenet TV mit deren Hilfe die werbefinanzierten deutschen Privatsender in HD kostenpflichtig via DVB-T2 vermarktet werden.

Kennzahlen

Im Geschäftsjahr 2013/2014 beschäftigte das Unternehmen im Durchschnitt 843 Mitarbeiter und erzielte einen Jahresumsatz von 355 Mio. Euro (bei einem Rückgang von ca. 10 % gegenüber dem Vorjahr). Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit betrug dabei 53 Mio. Euro, die vollständig als Gewinn abgeführt wurden.[1]

Media Broadcast betreut rund 850 nationale und 110 internationale Kunden. Dazu zählen sämtliche öffentlich-rechtlichen und fast alle privaten Programmanbieter in Deutschland.

Es werden etwa 1670 UKW-Sender, 180 DVB-T-Sender, 80 DAB-Sender sowie 40 Lang-, Mittel- und Kurzwellen-Sender betrieben. Außerdem verfügt Media Broadcast über 48 Transponder auf fünf Satelliten.

Sendeanlagen

Zur Ausstrahlung von Radio- und Fernsehprogrammen nutzt Media Broadcast überwiegend Sendetürme und -masten der Deutschen Funkturm GmbH, aber auch Anlagen von BR, HR, NDR, SR, SWR und WDR. Für den Kurzwellenrundfunk betreibt das Unternehmen den eigenen Senderstandort Nauen sowie für den Satelliten-Uplink die Erdfunkstelle Usingen.

Einzelnachweise

  1. a b c Bundesanzeiger.de: Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.04.2013 bis zum 31.03.2014
  2. Media Broadcast: Unsere Unternehmensgeschichte. Abgerufen am 17. Oktober 2015.
  3. DGAP.de: freenet AG erwirbt die Media Broadcast Gruppe. Abgerufen am 3. März 2016.
  4. Bundesnetzagentur.de: Regulierungsverfügung für die Bereitstellung von terrestrischen Sendeanlagen und UKW-Antennen(mit)benutzung
  5. Einstieg ins TV-Geschäft: Freenet will Media Broadcast übernehmen. onlinekosten.de, 3. März 2016, abgerufen am 11. Juli 2016.
  6. [1] Privatsender und Media Broadcast streiten über DAB+
  7. [2] unüberbrückbare Unstimmigkeiten mit dem Sendernetzbetreiber Media Broadcast
  8. [3] BNetzA veröffentlicht Regulierungsverfügung zu UKW-Hörfunkmarkt und Antennen(mit)benutzung
  9. [4] Auseinandersetzung um UKW-Betrieb in Saalfeld
  10. [5] Media Broadcast droht mit Einstellung des Sendegeschäfts
  11. Alsterradio und 917xfm sehen sich in ihrer Existenz bedroht
  12. Bundesnetzagentur - Beschlusskammern - Einheitliche Informationsstelle Missbrauchsverfahren § 42 TKG. In: www.bundesnetzagentur.de. Abgerufen am 21. Mai 2016.
  13. meinungsbarometer.info: Stuttgarter Privatradio sieht noch Regulierungsbedarf | MEINUNGSBAROMETER.INFO. In: meinungsbarometer.info. Abgerufen am 18. August 2016.
  14. meinungsbarometer.info: Heftiges Spiel um die UKW-Netze | MEINUNGSBAROMETER.INFO. In: meinungsbarometer.info. Abgerufen am 18. August 2016.
  15. meinungsbarometer.info: Radioveranstalter leiden unter Machtkampf | MEINUNGSBAROMETER.INFO. In: meinungsbarometer.info. Abgerufen am 18. August 2016.
  16. Gregory Lipinski: Schlappe für Freenet-Tochter um Sendeentgelte: Media Broadcast scheitert vor Gericht mit Eilantrag › Meedia. 24. August 2016, abgerufen am 25. August 2016.
  17. DVB-H-Sendebetrieb geht an T-Systems. PC Welt, 16. Oktober 2007, abgerufen am 25. Juni 2014.

Weblinks

Commons: Media Broadcast – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien