Nd

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. Mai 2016 um 08:12 Uhr durch Tohma (Diskussion | Beiträge) (→‎Weblinks: 404 und beschränkter Zugang raus). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Neues Deutschland

Schriftzug
Schriftzug
Beschreibung Abonnement-Tageszeitung
Sprache Deutsch
Verlag Neues Deutschland Druckerei und Verlags GmbH
Erstausgabe 23. April 1946
Erscheinungsweise Mo.–Sa.
Chefredakteur Tom Strohschneider
Geschäftsführer Olaf Koppe
Weblink www.neues-deutschland.de
Artikelarchiv (kostenpflichtig) www.nd-archiv.de/ (kostenpflichtig)
ISSN

Neues Deutschland (eigene Schreibweise: neues deutschland, Abkürzung: nd) ist eine überregionale Tageszeitung mit Leserschwerpunkt Ostdeutschland. Die Zeitung mit Sitz in Berlin versteht sich als „sozialistische Tageszeitung“. Sie hat die Rechtsform einer GmbH.

Von 1946 bis 1989 war die Zeitung in der DDR das Zentralorgan der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Ab Dezember 1989 bis Anfang 2007 befand sich die Zeitung über eine GmbH im Besitz der Nachfolgepartei PDS.[1] Sie gehört seither jeweils zu 50 Prozent der Föderativen Verlags-, Consulting- und Handelsgesellschaft mbH – FEVAC, treuhänderisch für die Partei Die Linke[2] mit 50 Prozent Nominalkapital[3], und der Communio Beteiligungsgenossenschaft eG. Chefredakteur der Zeitung ist Tom Strohschneider.[4]

Geschichte

Sowjetische Besatzungszone und DDR

Titelseite der Ausgabe vom 29. Mai 1958 zur beschlossenen Lohnerhöhung und Abschaffung von Lebensmittelkarten[5]

Das Neue Deutschland entstand als Lizenzzeitung 1946 im Zuge der von der sowjetischen Militärverwaltung (SMAD) betriebenen Zwangsvereinigung von SPD und KPD der damaligen sowjetischen Besatzungszone zur SED. Von der SMAD wurde eine Auflage von 400.000 Exemplaren mit einem Umfang von vier Seiten genehmigt. Die erste Ausgabe des „Zentralorgans der SED“ erschien am 23. April 1946, im Anschluss an den Gründungsparteitag, und ersetzte Parteizeitungen der SPD (Das Volk) und der KPD (Deutsche Volkszeitung), die ihr Erscheinen einstellten. Der Name Neues Deutschland ist auf die damalige Bestrebung der deutschen Kommunisten zurückzuführen, ein anderes, antifaschistisches, sozialistisches, eben neues Deutschland aufzubauen. Er geht zurück auf eine kommunistische Exil-Zeitung in Mexiko, die 1942/43 zunächst als Alemania Libre (Freies Deutschland) und ab Januar 1945 als Nueva Alemania (Neues Deutschland) erschien.[1] Als der Begriff Deutschland vor dem Hintergrund der Zwei-Staaten-Theorie um 1970 in der DDR problematisch wurde, wurde zunehmend die Abkürzung ND bevorzugt.[6]

In der DDR war die Zeitung eines der wichtigsten Propagandawerkzeuge der SED und des von ihr beherrschten Ministerrates. Die Konzentration auf die Partei- und Staatsführung der DDR ging so weit, dass in einer Ausgabe vom 16. März 1987 anlässlich der Eröffnung der Leipziger Messe 43 Fotos von Erich Honecker, dem damaligen Staatsratsvorsitzenden und Generalsekretär des ZK der SED, zu sehen waren.[7][8] Den innerhalb der SED-Nomenklatura sehr einflussreichen Posten des ND-Chefredakteurs bekleideten neben anderen die Spitzenfunktionäre in Partei- und Staatsapparat Rudolf Herrnstadt, Georg Stibi, Hermann Axen, Joachim Herrmann und Günter Schabowski. Im Gegensatz zu den sonstigen DDR-Tageszeitungen verfügte das Neue Deutschland über ein größeres Format und eine überdurchschnittliche Papier- und Druckqualität.

Von westlichen Regierungen wurde das Neue Deutschland als diplomatische Stimme der SED wahrgenommen.[9]

Vor der deutschen Wiedervereinigung hatte das ND eine Auflage von einer Million Exemplaren und war damit nach der jungen Welt die DDR-Tageszeitung mit der zweithöchsten Auflage. Danach sank die Auflage kontinuierlich auf eine verkaufte Auflage von derzeit Fehler in Vorlage:IVW-Text: Ungültige Rückgabe der Metadatenvorlage Obwohl seit längerem alle großen Tageszeitungen in Deutschland davon betroffen sind, stellt die Altersstruktur der Leserschaft das ND vor besonders große Probleme, da die Mehrzahl der Leser bereits über 60 Jahre alt ist.

Nach der Wiedervereinigung

Ehemaliges Redaktionsgebäude an der Elsenbrücke (1993 bis 2005)
Redaktionsgebäude der Zeitung in Berlin-Friedrichshain (bis 1993; seit 2005)
Titelkopf des ND (bis September 2011)

Die Zeitung erscheint in einer Bundesausgabe und einer Regionalausgabe für Berlin und Brandenburg. Nach eigenen Angaben ist sie „in den östlichen Bundesländern die am meisten verbreitete und gelesene überregionale Tageszeitung“.[10] Chefredakteur war von 1999 bis 2012 der Mitbegründer und frühere Bundestagsabgeordnete der Grünen Jürgen Reents, der zuvor Pressesprecher der PDS-Bundestagsfraktion gewesen war. Von Juli bis Dezember 2012 teilte er sich das Amt mit Tom Strohschneider, der seit Januar 2013 alleiniger Chefredakteur ist. Reents folgte Reiner Oschmann, der zusammen mit seiner Stellvertreterin Brigitte Zimmermann nach Richtungsstreitigkeiten mit der Geschäftsführung den Rücktritt erklärt hatte. Oschmann war bereits während seiner Zeit als Chefredakteur aus der PDS ausgetreten. Im Januar 2006 übernahm Olaf Koppe die Geschäftsführung von Dietmar Bartsch. Seit Ende Oktober 2005 arbeitet die Redaktion wieder an ihrem alten Standort am Franz-Mehring-Platz in der Nähe des Ostbahnhofs in Berlin, nachdem sie seit 1993 ihren Sitz im ehemaligen Osthafen-Kraftwerksgebäude an der Elsenbrücke gehabt hatte.

Profil

Das Neue Deutschland steht politisch der Partei Die Linke nahe. Im Selbstverständnis der Zeitung besteht ihre Aufgabe darin, einerseits „dem Osten eine Stimme zu geben“, zum anderen, das Geschehen aus einem „demokratisch-sozialistischen“ Blickwinkel zu betrachten – ohne sich aber als Organ der Linken oder einer anderen Partei zu verstehen. Die Linie der Zeitung wird nicht vom Verlag, sondern vom Chefredakteur bestimmt. Dennoch prägen zahlreiche Berichte über Politik und Parteileben der Linken die Blattrichtung.

In den Feuilleton- und Gesellschaftsseiten überwiegen ostdeutsche Themen, während politische Themen zunehmend unter einem vor allem linken, gesamtdeutschen Blickwinkel betrachtet werden. Dabei kommen auch Autoren und Meinungen zu Wort, die aus verwandten politischen Strömungen stammen. Otto Köhler, Friedrich Schorlemmer sowie zahlreiche Kritiker aus der politischen Linken und der Linkspartei, etwa aus der SAV, der früheren WASG und dem autonomen Spektrum sind mit Gastbeiträgen vertreten.

Regelmäßige Bestandteile der Zeitung sind außerdem Ratgeberseiten, TV-Programm, Anzeigen, Kolumnen, Themenseiten Gewerkschaften, Gesundheit, Umwelt, Bildung, Europa, Sport sowie Literatur. Die Leserbriefseite der Zeitung wurde häufig von anderen Medien als Gradmesser interner Debatten in der Partei Die Linke zitiert. Von November 2006 bis November 2008 wurde monatlich eine Jugendbeilage namens Sacco & Vanzetti beigelegt, die auch unabhängig von der Zeitung an ostdeutschen Universitäten verteilt wurde, und seit März 2007 gibt es eine digitale Version der Tageszeitung, ND ePaper, die ab 22 Uhr am Vorabend des Erscheinungstages abgerufen werden kann.Quelle/Website?

Recherchen der tageszeitung ergaben 2011, dass in der regelmäßig erscheinenden Beilage „ND Extra“ von Werbekunden bezahlte und teilweise von diesen verfasste Zeitungsbeiträge veröffentlicht wurden, die nicht, wie von den Pressegesetzen der Länder vorgeschrieben, als Anzeigen gekennzeichnet sind. Diese Artikel seien außerdem günstiger als konventionelle Anzeigen.[11][12] Nachdem dies anfänglich dementiert wurde, räumte das ND später ein, bei der Erstellung des „ND Extra“ auf Inhalte externer Verfasser zurückzugreifen, behauptet aber, dass es sich hierbei „um nicht-kommerzielle Vereine und Organisationen“ handle, bei denen sich diese an den Kosten für Druck und Vertrieb beteiligten, es entstehe hierdurch jedoch „kein wirtschaftliches Abhängigkeitsverhältnis, das die redaktionelle Unabhängigkeit der Zeitung gefährden könnte.“ Der Verlag hatte sich allerdings auch bereit erklärt, den Text eines Autoherstellers abzudrucken.[13]

Das Bundesfamilienministerium unter CDU-Ministerin Schröder bezeichnete die Zeitung als teilweise linksextremistisch. Auf Anfrage der Linke-Fraktion hin äußerte sich das Ministerium 2012 wie folgt: „Die Tageszeitung Neues Deutschland weist gelegentlich Beiträge mit linksextremistischen Bezügen auf. Insbesondere wird auf linksextremistische Veranstaltungen hingewiesen“.[14][15] Ministerin Kristina Schröder bezog sich zudem auf angebliche Berichte des Bundesamtes für Verfassungsschutz, die es nicht gab.[16]

Auflage

Das Neue Deutschland gehört zu den deutschen Tageszeitungen mit den größten Auflagenverlusten der vergangenen Jahre. Sie beträgt gegenwärtig Fehler in Vorlage:IVW-Text: Ungültige Rückgabe der Metadatenvorlage Das entspricht einem Rückgang von Fehler im Ausdruck: Fehlender Operand für - Stück. Der Anteil der Abonnements an der verkauften Auflage liegt bei Fehler im Ausdruck: Unerwarteter Operator / Prozent. Entwicklung der verkauften Auflage[17]Die Darstellung von Grafiken ist aktuell auf Grund eines Sicherheitsproblems deaktiviert.

Chefredakteure

Bisherige Chefredakteure des Neuen Deutschland (unvollständig):

Zeitraum Name
1946 Sepp Schwab & Max Nierich
1946–1949 Adolf „Lex“ Ende & Max Nierich
1949–1953 Rudolf Herrnstadt
1953–1955 Heinz Friedrich
1955–1956 Georg Stibi
1956–1966 Hermann Axen
1966–1971 Rudolf Singer
1971–1978 Joachim Herrmann
1978–1985 Günter Schabowski
1985–1989 Herbert Naumann
1989–1992 Wolfgang Spickermann
1992–1999 Reiner Oschmann
1999–2012 Jürgen Reents
2012 Jürgen Reents gemeinsam mit Tom Strohschneider
ab 2013 Tom Strohschneider

Redakteure und bekannte Autoren

Ehemalige Redakteure und Autoren

Beteiligungen und Kooperationen

Die Verlagsgesellschaft hält Anteile an diversen Vertriebsfirmen, unter anderem 51 Prozent der MVVG Medien-, Versand- und Vertriebsgesellschaft mbH und Minderheitsanteile an neun weiteren Presse-Vertriebsgesellschaften. Sie besitzt 90 Prozent der Tochterfirma Grundstücksgesellschaft Franz-Mehring-Platz 1 GmbH. Mehrfach gab es Werbekooperationen mit der Wochenzeitung Freitag.

Erscheinungsbild

Verlagsgebäude in Berlin-Friedrichshain

Mit der Ausgabe vom 30. September 2011 erschien das Neue Deutschland das letzte Mal im alten Design. Mit dem Relaunch ging auch ein Wechsel bei der Schreibung des Namens der Zeitung einher: Mit der Ausgabe vom 1. Oktober 2011 wurde aus „Neues Deutschland“ die neue Eigenschreibweise „neues deutschland“. Zusätzlich erhielt die Zeitung ein völlig überarbeitetes Design und einen neuen Zeitungskopf.

Eine weitere Überarbeitung des Erscheinungsbilds erfolgte im Oktober 2013.

Auszeichnung

Im Jahr 2015 erhielt die Zeitung einen LeadAward in Bronze in der Kategorie Zeitung des Jahres. Die Sonderausgabe Danke, Befreier! anlässlich des 70. Jahrestages des Sieges über Nazideutschland erhielt eine Auszeichnung in der Kategorie Beitrag des Jahres.[20]

Siehe auch

Literatur

  • Burghard Ciesla, Dirk Külow: Zwischen den Zeilen. Geschichte der Zeitung „Neues Deutschland“. Verlag Das Neue Berlin 2009, ISBN 3-360-01920-2.
  • Anke Fiedler & Michael Meyen: Fiktionen für das Volk: DDR-Zeitungen als PR-Instrument: Fallstudien zu den Zentralorganen Neues Deutschland, Junge Welt, Neue Zeit und Der Morgen. Lit Verlag, 2011, ISBN 3643110774.

Weblinks

Commons: Nd – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b www.neues-deutschland.de – Über uns.
  2. Gemäß Jahresabschluss der FEVAC zum 31. Dezember 2006, gezeichnet am 11. Dezember 2007.
  3. Rechenschaftsbericht für das Kalenderjahr 2007. (PDF; 3 MB) Die Linke, abgerufen am 29. November 2014. S. 20
  4. Impressum
  5. Deutsches Rundfunkarchiv: DRA-Info – Audio (PDF; 1,2 MB), Nr. 2/2008, ISSN 1865-0414, S. 55, abgerufen am 23. Juni 2012.
  6. vgl. Helmut Berschin: Deutschland – ein Name im Wandel. Die deutsche Frage im Spiegel der Sprache. Günter Olzog Verlag, München/Wien 1979, ISBN 3-7892-7180-2, S. 27 f.
  7. Matthias Biskupek: Biskupeks Bücherlese (III). Sachlich, Rezension zu Zwischen den Zeilen. In: Eulenspiegel, 56./64. Jg., Nr. 4/09, ISSN 0423-5975, S. 65.
  8. Norbert F. Pötzl: DDR-Bürger A 000 000 1. Erich Honecker: Wie ein eitler, realitätsblinder Machtmensch die DDR zu Grunde richtete. In: Der Spiegel, Nr. 47/1999 (22. November 1999), S. 178 f., hier S. 179, abgerufen am 23. Juni 2012.
  9. Anke Fiedler: Medienlenkung in der DDR, Böhlau, 2012, ISBN 978-3-412-21055-7. Zit. nach Public Relation im Auftrag der Partei in 70 Jahre neues deutschland
  10. ND-Zahlen der IVW, zitiert und kommentiert auf www.neues-deutschland.de – Über uns.
  11. Sebastian Heiser: Artikel auf dem taz-Rechercheblog, 1. April 2011, abgerufen am 23. Juni 2012.
  12. Video: Zapp-Bericht
  13. Sebastian Heiser: Jetzt sprechen die Schleichwerber. In: die tageszeitung, 18. April 2011, abgerufen am 23. Juni 2012.
  14. Familienministerium: "Neues Deutschland" als teilweise linksextremistisch eingestuft. In: Die Welt, 9. Januar 2012, abgerufen am 23. Juni 2012.
  15. Aert van Riel: Bundesregierung unterstellt „nd“ linksextremistische Bezüge. In: Neues Deutschland, 7. Januar 2012, abgerufen am 23. Juni 2012.
  16. Interview mit Chefredakteur Jürgen Reents (Memento vom 29. Januar 2012 im Internet Archive) (15:45 min). In: Zapp (NDR), gesendet am 25. Januar 2012, Video im Archiv ist nicht funktionsfähig
  17. laut IVW, jeweils viertes Quartal (Details auf ivw.de)
  18. a b Kurt Stenger: Der Krisenstab. 6. August 2012, abgerufen am 29. November 2014.
  19. a b c d Wolfgang Hübner, stellvertretender nd-Chefredakteur, in eigener Sache. In: neues deutschland. 11. Oktober 2013, abgerufen am 29. November 2014.
  20. »nd« ist ausgezeichnet auf www.neues-deutschland.de 30. Oktober 2015