Olivia Chow

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Olivia Chow (2014)

Olivia Chow (chinesisch 鄒至蕙; * 24. März 1957 in Britisch Hongkong) ist eine kanadische sozialdemokratische Politikerin, Professorin und Künstlerin. Zwischen 2006 und 2014 war sie als Mitglied der Neuen Demokratischen Partei Abgeordnete des Unterhauses für den Wahlkreis Trinity–Spadina. Zuvor war sie von 1991 bis 1995 Abgeordnete im Stadtrat von Toronto.

Am 26. Juni 2023 wurde sie zur Bürgermeisterin der Stadt Toronto gewählt. Am 12. Juli 2023 hat sie das Amt angetreten.[1]

Frühes Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chow wurde im britischen Hongkong als Tochter von Ho Sze und dem Lehrer Wilson Wai Sun Chow geboren. Sie verbrachte ihre Kindheit in Happy Valley, einem Viertel von Hongkong[2] und wanderte 1970 im Alter von 13 Jahren mit ihrer Familie nach Kanada aus. Sie lebte danach in St. James Town, einem Stadtteil von Toronto.[3] Chow studierte Bildende Kunst an der OCAD University sowie Philosophie und Religion an der University of Toronto. 1979 machte sie den Bachelor-Abschluss in Bildender Kunst an der University of Guelph.[4] Nach ihrem Abschluss arbeitete sie als Künstlerin. Sie besaß ein Bildhaueratelier.[5] Später unterrichtete sie am George Brown College.

Stadtpolitik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1991 wurde Chow in den Stadtrat von Toronto gewählt und erhielt doppelt so viele Stimmen wie ihre schärfste Konkurrentin. 1994 wurde sie mit noch größerem Vorsprung wiedergewählt. 1997 war sie Kandidatin der Neuen Demokratischen Partei bei den Unterhauswahlen im Wahlkreis Trinity-Spadina. Sie wurde nicht gewählt, erhöhte den Stimmenanteil ihrer Partei im Wahlkreis aber um 6000 Stimmen. Später in diesem Jahr wurde sie in den Stadtrat von Toronto wiedergewählt. Im Jahr 2000 wurde sie mit über 80 Prozent der Stimmen wiedergewählt. 2003 unterstützte sie David Miller bei seiner Wahl zum Bürgermeister von Toronto. Chow wurde wieder in den Stadtrat gewählt. Dort setzte sich Chow für Obdachlose, öffentliche Verkehrsmittel und nachhaltige Entwicklung ein. Sie war Gegnerin der geplanten Erweiterung des Flughafens Toronto-City.

Chows Ehemann Jack Layton war von 1982 bis 1991 und von 1994 bis 2003 ebenfalls Abgeordneter des Stadtrats von Toronto. Die beiden waren von 1988 bis zu seinem Tod an Krebs im Jahr 2011 verheiratet.

Chow wurde mehrfach von Torontos Now Magazine und Eye Weekly zum „Besten Stadtrat“ gewählt. Im Mai 2012 wurde Chow von der Zeitschrift Canadian Immigrant zu einem der fünfundzwanzig herausragenden Einwanderer in Kanada ernannt.[6]

Föderalpolitik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2004 war Chow zum zweiten Mal Kandidatin der Neuen Demokratischen Partei im Wahlkreis Trinity-Spadina. Bei diesen Unterhauswahlen verlor sie mit nur 805 Stimmen. Chow wurde erst 2006 gewählt und gewann mit 3700 Stimmen Vorsprung gegenüber dem Liberalen Kandidaten. Während dieser Wahlkampagne hatte Mike Klander von der Liberalen Partei rassistische Kommentare über Chow gemacht. Er verglich sie mit einem Hund und trat später zurück.[7][8]

Ihr Ehemann Jack Layton wurde 2006 ebenfalls ins Unterhaus gewählt. Sie waren nach Gurmant Grewal und Nina Grewal erst das zweite Ehepaar in der Geschichte des kanadischen Unterhauses, das gemeinsam amtierte.

2008 machte Chow einen Gesetzesvorschlag, der es allen Kriegsdienstverweigerern und Militärdeserteuren ermöglichen sollte, in Kanada Zuflucht zu suchen. Der Gesetzesvorschlag erregte internationale Aufmerksamkeit.[9][10][11] Der Antrag wurde mit 137 zu 110 Stimmen angenommen. Die konservative Regierung von Stephen Harper weigerte sich jedoch, ihn umzusetzen.[12] Im Jahr 2009 konnte Chow das Gesetzt mit 129 zu 125 Stimmen verabschieden lassen.[13][14] Es gab mehrere hochkarätige amerikanische Militärangehörige, die nach der Weigerung im Irakkrieg zu kämpfen, nach Kanada übersiedelten.

Bei den Wahlen zum Unterhaus 2011 wurde Chow erneut mit überzeugender Mehrheit wiedergewählt. Nur drei Monate nach der Wahl starb Chows Ehemann Jack Layton an Prostatakrebs.[15] Zum Zeitpunkt seines Todes war Layton Vorsitzender der Neuen Demokratischen Partei. Chow erklärte, dass sie nicht als Vorsitzende kandidieren werde.[16] Sie versprach auch Neutralität in der Phase der Nachbesetzung der Führungsspitze.

Am 12. März 2014 trat Chow aus dem Unterhaus zurück und verkündete, für das Bürgermeisteramt von Toronto zu kandidieren.[17]

Zurück zur Stadtpolitik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chow bewarb sich 2014 um das Amt des Bürgermeisters. Sie wolle den amtierenden Bürgermeister Rob Ford schlagen. Ford war in den vier Jahren vor dem Wahlkampf die Quelle vieler Skandale. Er war beim Rauchen von Crack gefilmt worden,[18] hatte eine Auseinandersetzung mit Sicherheitskräften im Air Canada Centre[19] und hatte sexuell eindeutige Bemerkungen im Live-Fernsehen gemacht.[20] Allgemein wurde erwartet, dass Chow Rob Ford leicht schlagen könnte. Rob Ford zog jedoch seine Bewerbung zurück, nachdem bei ihm ein Tumor diagnostiziert worden war. Sein Bruder Doug Ford, damals Stadtrat, trat statt seiner an. Auch der frühere Vorsitzende der Progressive Conservative Party of Ontario, John Tory, bewarb sich um das Amt. Chow war die einzige linke Kandidatin. Sie erhielt viel Unterstützung, darunter von Deepa Mehta, Hossein Khosrow Vaziri, Elizabeth May, George Smitherman, Naomi Klein und Nancy Ruth.[21][22][23][24] Chows Wahlkampfthemen waren die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs, der Kinder sowie Beschäftigungsförderung. Sie versprach eine zehnprozentige Steigerung des Angebotes an Bussen im ÖPNV und sie präsentierte Pläne zur Ausweitung von außerschulischen Freizeitprogrammen für Kinder im Alter von 6 bis 11 Jahren.[25] Chow befürwortete, 5000 neue, städtische Arbeitsplätze für Arbeitssuchende unter 24 Jahren zu schaffen.[26] Chow belegte bei der Wahl den dritten Platz. Ihre Wählerschaft konzentrierte sich vor allem auf den Innenstadtbereich. John Tory wurde zum Bürgermeister gewählt.[27]

Seit 2015[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2015 wurde Chow Professorin an der Ryerson University.[28] Im gleichen Jahr bewarb sie sich als Kandidatin der Neuen Demokratischen Partei für den Wahlkreis Spadina-Fort York bei der Unterhaus-Wahl.[29] Sie wurde nicht gewählt.

Wahlergebnisse der Bürgermeisterwahl von Toronto 2023 aufgeteilt nach wards

Am 17. Februar 2023 trat John Tory als Bürgermeister von Toronto zurück, nachdem bekannt wurde, dass er ein außereheliches Verhältnis hatte.[30] Dies erforderte eine Nachwahl für das Bürgermeisteramt von Toronto. Am 26. März 2023 bestätigte Chow, dass sie eine Teilnahme an der Nachwahl in Erwägung ziehe.[31] Am 26. Juni 2023 wurde sie in der Nachwahl zur Bürgermeisterin der Stadt Toronto gewählt. Sie erhielt 37 Prozent der Stimmen. Am 12. Juli 2023 hat Chow offiziell die Amtsgeschäfte als Bürgermeisterin übergenommen.[1]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Olivia Chow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Olivia Chow officially takes office as Toronto's 66th mayor. cbc.ca, 12. Juli 2023, abgerufen am 12. Juli 2023 (englisch).
  2. Linda Diebel: Olivia Chow shows grit in life and a tough election. In: Toronto Star. 24. Oktober 2014, abgerufen am 26. März 2023 (englisch).
  3. Adrian Morrow, Ann Hui: Olivia Chow resigns seat, set to launch Toronto mayoral bid In: Globe and Mail, 11. März 2014. Abgerufen am 26. März 2023 (englisch). 
  4. Showwei Chu: Must know things about Olivia Chow In: City News, 12. März 2014. Abgerufen am 26. März 2023 (englisch). 
  5. Karolyn Koorsh: 5 things you may not know about Olivia Chow In: CTV News, 12. März 2014. Abgerufen am 26. März 2023 (englisch). 
  6. Sanjay Agnihotri: Canadian Immigrant Magazine and RBC Honour Canada's Top 25. In: Canadian Immigrant. 29. Mai 2012, abgerufen am 26. März 2023 (englisch).
  7. NDP's Olivia Chow wins bid for seat on third try. In: CTV News. 24. Januar 2006, archiviert vom Original; abgerufen am 27. März 2023 (englisch).
  8. Liberal exec quits over his blog remarks about NDPers. In: CBC News. 27. Dezember 2005, abgerufen am 27. März 2023 (englisch).
  9. Ian Austen: Canada Expels an American Deserter From the Iraq War In: New York Times, 16. Juli 2008. Abgerufen am 27. März 2023 (englisch). 
  10. Head-to-head: Refuge for deserters? In: BBC News, 11. Juni 2008. Abgerufen am 27. März 2023 (englisch). 
  11. US deserter appeals deportation In: Television New Zealand, 15. August 2008. Abgerufen am 1. November 2011 (englisch). 
  12. Joanna Smith: MPs vote to give asylum to U.S. military deserters In: Toronto Star, 3. Juni 2008. Abgerufen am 27. März 2023 (englisch). 
  13. 40th Parliament, 2nd Session, Edited Hansard • Number 036, Contents. In: Parliament of Canada. 30. März 2009, archiviert vom Original; abgerufen am 27. März 2023 (englisch).
  14. Alex Cooper: Federal court to hear American war resister's appeal, Toronto Star, 21. April 2009. Abgerufen am 27. März 2023 (englisch). 
  15. Linda Diebel: Olivia Chow: An oil painting in stoic grief. In: Toronto Star. 27. August 2011, abgerufen am 27. März 2023 (englisch).
  16. Olivia Chow rules out NDP leadership bid. In: CBC News. 4. September 2011, abgerufen am 27. März 2023 (englisch).
  17. Toronto election: Olivia Chow registers to run for mayor In: Toronto Star, 12. März 2014 (englisch). 
  18. Ashifa Kassam: Footage of late Toronto mayor Rob Ford smoking crack released. In: The Guardian. 11. August 2016, abgerufen am 27. März 2023 (englisch).
  19. Natalie Alcoba: Rob Ford denies he was drunk when he argued with security at the Leafs game, won't explain late-night trip to City Hall. In: National Post. 7. April 2014, abgerufen am 27. März 2023 (englisch).
  20. Rob Ford’s ‘more than enough to eat at home’ comment causes a stir. In: Global News. 14. November 2013, abgerufen am 27. März 2023 (englisch).
  21. Daniel Dale: George Smitherman, Deepa Mehta endorse Olivia Chow for mayor. In: Toronto Star. 8. Dezember 2013, abgerufen am 27. März 2023 (englisch).
  22. Steve Kupferman: Olivia Chow gets the Iron Sheik’s endorsement, then apologizes. In: Toronto Life. 28. April 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. Juli 2014; abgerufen am 27. März 2023 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.torontolife.com
  23. Simon Houpt: Olivia Chow gains endorsements for mayor from influential women. In: Globe and Mail. 9. Oktober 2014, abgerufen am 27. März 2023 (englisch).
  24. Ethan Lou: Etobicoke councillors, MP Bernard Trottier and MPP Peter Milczyn endorse John Tory in mayoral race. In: Toronto Star. 4. Oktober 2014, abgerufen am 27. März 2023 (englisch).
  25. Tess Kalinowski: Olivia Chow promises greater access to after-school programs for kids. In: Toronto Star. 6. April 2014, abgerufen am 27. März 2023 (englisch).
  26. Natalie Alcoba: Olivia Chow vows to create 5,000 jobs for youths with new program. In: National Post. 13. Mai 2014, abgerufen am 27. März 2023 (englisch).
  27. Toronto election: John Tory elected mayor In: CBC News, 28. Oktober 2014. Abgerufen am 27. März 2023 (englisch). 
  28. Olivia Chow to become Ryerson University professor In: Toronto Star, 25. Juli 2015. Abgerufen am 27. März 2023 (englisch). 
  29. Olivia Chow to launch NDP bid in Spadina-Fort York Tuesday In: CBC News, 27. Juli 2015. Abgerufen am 27. März 2023 (englisch). 
  30. John Tory officially resigns as Toronto mayor after admitting to extramarital affair. In: CBC News. 17. Februar 2023, abgerufen am 27. März 2023 (englisch).
  31. David Rider: Olivia Chow confirms she’s considering mayoral run. In: Toronto Star. 27. März 2023, abgerufen am 27. März 2023 (englisch).