Photoglob

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Die Photoglob AG ist ein schweizerischer Verlag unter anderem für Ansichtskarten, Panoramabilder, Stadtpläne und Bücher.[1] Der Sitz des Unternehmens befindet sich an der Industriestrasse Ost 10 in Hägendorf (Kanton Solothurn).[2]

2010 verkaufte Orell Füssli die Aktienmehrheit an den bisherigen Minderheitsaktionär und Geschäftsführer Gion Schneller. Per 1. Januar 2015 veräusserte Orell Füssli auch noch seinen Photoglob-Minderheitsanteil von 34 % an die Buchzentrum AG in Hägendorf.

Geschichte

Photochrom Zürich

Photochromdruck mit laufender Inventarnummer 8335 P. Z. – Helgoland Fahrstuhl in goldfarbenen Lettern

Die Photoglob AG wurde 1889 gegründet von dem damaligen Art. Institut Orell Füssli, in dessen Eigentum sie noch heute (Stand: Mai 2013) steht.[3][4] Firmenzweck war seinerzeit der weltweite Vertrieb von Photochrombildern, also Farbbildern, die mittels einer Steindrucktechnik aus schwarz/weißen Foto-Vorlagen produziert wurden.[3] Das Verfahren war von dem Zürcher Lithografen Hans Jakob Schmid (1856–1924) bei der Firma Orell Füssli zur Marktreife entwickelt worden.[5] Orell Füssli vertrieb die Farbbilder seinerzeit mit dem Zudruck ihres – später umbenannten – Unternehmens Photochrom Zürich.[6]

Ein Charakteristikum der Farbbilder von Photochrom Zürich sind die goldfarben zugedruckten Lettern mit den fortlaufenden Inventarnummern und den Initialen P.Z., gefolgt von einem Bilduntertitel.[6] Die Bilduntertitel der einzelnen Photochromdrucke sind teils in den Sprachen der abgebildeten Länder aufgedruckt, teils in der jeweiligen Sprache der damaligen Kolonialmächte. Mitunter finden sich auch zweisprachige Aufdrucke.[7]

Ab den 1890er Jahren wurden Lizenzen zum Druck von Photochrom-Drucken auch an andere Unternehmen vergeben, etwa an die Detroit Photographic Company (die spätere Detroit Publishing Company) in den USA und die Photochrom Company in London, England.[6]

Druck in Zürich, Vertrieb in Detroit

Juden in Jerusalem: 15.129 P. Z. - JUIFS DE JERUSALEM; gedruckt von Photochrom Zürich, vertrieben spätestens 1905 durch die US-amerikanische Detroit Publishing Co.
elektronisch hervorgehobener Aufdruck 15.129 P. Z. - JUIFS DE JERUSALEM

Offensichtlich vertrieb die amerikanische Lizenznehmerin Detroit Publishing Co. auch in Zürich produzierte Drucke, die häufig jedoch fälschlicherweise einseitig dem US-Unternehmen zugerechnet werden: Laut der Library of Congress hatte die amerikanische Firma in ihrem 1905 erschienenen Katalog catalogue J foreign section von 1905 einen als „Types of Jews in Jerusalem, Holy Land“ betitelten Druck von Juden in Jerusalem mit der laufenden Nummer 15129. Bei näherem Hinsehen trägt der eigentliche Druck jedoch die goldfarbene Kennung P. Z. für Photochrom Zürich, gefolgt von dem Zudruck JUIFS DE JERUSALEM in französischer Sprache – ein Original-Druck aus Europa, dessen originär aufgedruckte Betitelung eben nicht hauptsächlich den US-amerikanischen Markt avisiert hatte.[8]

Bedingt durch den Ersten Weltkrieg brach der Markt für die Farbdrucke des Zürcher Unternehmens ein. Photochrom Zürich verlegte daher den Schwerpunkt ihrer Aktivitäten zunächst auf die Produktion von Ansichtskarten mit schweizerischen Motiven. Nach 1918 fusionierte das Unternehmen mit dem Hause „Gebrüder Wehrli“ und stieg damit zum größten schweizerischen Ansichtskartenverlag auf.[3]

Ab 1999

1999 fusionierte das Unternehmen mit dem Verlag Rud. Suter AG aus Oberrieden sowie mit Foto Geiger aus Flims. Durch zusätzliche Verlags-Aufkäufe und Kooperationen konnte Photoglob nun Ansichtskarten mit Motiven aus allen Schweizer Landesteilen anbieten.[3]

Verlagsprogramm

Neben etwa 20.000 verschiedenen Ansichtskarten und Motiv-Kartenserien produziert und/oder vertreibt die Photoglob AG beispielsweise Stadtpläne und geographische Karten, Kalender und (touristische) Bildbände oder etwa Kinderbücher aus dem Orell Füssli Verlag. Mit eigenen und externen Fotografen strebt Photoglob jeweils Aktualität des Bildmaterials an.[3]

2006 wurde das Verlagslager und die Auslieferung zum Logistikunternehmen Balmer-Bücherdienst ausgelagert.[3]

Die Photochromdrucke

Nummerierung und Datierung

Die Datierung der ursprünglichen Fotografien, mithilfe derer Photochrom Zürich ab den späten 1880er Jahren ihre Farblithografien herstellte, läßt sich in der Regel bisher nur ungefähr präzisieren: Der Vergleich etwa der aufgedruckten Inventarnummern oder die erstmalige Erwähnung in den verschiedenen Verkaufskatalogen geben zwar Hinweise auf die Produktion der Photochromdrucke. Der Aufnahme-Zeitpunkt der jeweils zugrunde liegenden, ursprünglichen schwarz/weiß-Fotografien kann im Einzelfall jedoch um Jahre und Jahrzehnte zuvor gelegen haben.[6]

Archive und Sammlungen

Neben dem

  • Archiv der Photoglob AG[9]
  • hält die Library of Congress etwa 6.000 Digitalisate mit Ansichten aus Europa und dem Mittleren Osten vor sowie rund 500 Ansichten aus Nord-Amerika (Stand: Mai 2013).[10]
  • Mit rund 11.000 Original-Drucken besitzt die Zentralbibliothek Zürich nach eigenen Angaben „die weltgrösste Sammlung an Photochroms“, von denen rund 7.000 Exemplare „bereits online zugänglich“ sind. Der weitere Zugang wird jedoch erst nach einer individuellen Anmeldung gewährt (Stand: Mai 2013). Zu ihrer Sammlung vermerkt die Bibliothek:[5]

„Die Bilder zeigen die Schweiz zur Zeit der Hochblüte des Tourismus. Kulturbauten und das Dampfschiff oder andere technische Errungenschaften gehörten zum Stolz der Nation. Bergsteiger in Hochgebirgslandschaften, Trachtenfrauen und Sennen vermitteln das Bild eines mit der Natur in Einklang stehenden Volkes. Neben der Landschaft der Schweiz zeigen die Photochroms auch Darstellungen ferner Länder. Orientalische Märkte, Kultbauten anderer Religionen oder Porträts fremder Königshäuser werden in die heimatliche Stube geholt und wecken das Interesse an fernen Ländern und Kulturen. Das damals schnellste und modernste Verkehrsmittel wird auch gleich im Bild vorgestellt. Wer es sich leisten konnte, reiste mit dem Luxusdampfer, dessen Interieur in seiner ganzen Pracht im Bild festgehalten ist. Die kräftige Farbigkeit steht schon fast sinnbildlich für die Belle Epoque.[5]

Literatur (Auswahl)

  • Agnès Couzy (Hrsg.): Photochrombuch Alpen. Photoglob, Zürich 2007, ISBN 978-2-916231-07-5. (Großformatige Farbreproduktionen nach 100 Jahre handkolorierten alten Schwarzweiß-Aufnahmen aus dem Archiv der Photoglob.)
  • Adrian Scherrer (Hrsg.): Photochrombuch Schweiz – Suisse – Svizzera – Switzerland. 1889–1911. [Orell Füssli] Photoglob, Zürich 2009, ISBN 978-3-905873-05-4' (Großformatige Farbreproduktionen nach 100 Jahre alten Schwarzweiß-Aufnahmen aus dem Archiv der Photoglob AG in Zürich.)
  • Steven F. Joseph: Photoglob Zurich / Orell Füssli & Co. In: Encyclopedia of Nineteenth Century Photography. Routledge Press, New York 2008, S. 1078–1079. (englisch)
  • Sabine Arqué, Nathalie Boulouch, John Vincent Jezierski, Bruno Weber: Photochromie. Voyage en couleur 1876–1914. Katalog zur Ausstellung der Bibliothèque Forney, Paris, vom 27. Januar–16. April 2009. Paris 2009-
  • Bruno Weber: Vom Lichtbild mit Farben zum Photochromdruck- In: Librarium, 2007, Heft 1, S. 39–49.
  • Peter Kunz: Der Photochromdruck vom Lithostein, Küsnacht/Zürich 2006.
  • Max Mittler (Hrsg.): Deutschland um die Jahrhundertwende. Texte von Helga Königsdorf und Bruno Weber. Zürich 2000.
  • Bruno Weber: Photochrom ––Traumbilder unserer Grossväter. in: Turicum, 1973, Nr. 3. S. 33–41.

Weblinks

Commons: P.Z. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Produkte des Verlages, zuletzt abgerufen am 15. Mai 2013
  2. Kontakt / Adresse und Lageplan auf der Webseite der Firma; abgerufen am 15. Mai 2013.
  3. a b c d e f Firma / Historie / Photoglob gestern und heute auf der Webseite der Firma, abgerufen am 15. Mai 2013.
  4. Anmerkung: Abweichend davon nennt die Orell Füssli Verlagsgruppe auf ihrer Seite ofv.ch das Datum der Umbenennung in Art. Institut Orell Füssli jedoch mit „1890“; vergleiche Geschichte; abgerufen am 17. Mai 2013.
  5. a b c Zentralbibliothek Zürich: Photochrom (siehe Weblinks)
  6. a b c d Photochrom Prints / The Photochrom Process of der Seite der US-amerikanischen Library of Congress (in englisch), zuletzt abgerufen am 15. Mai 2013
  7. Vergleiche die Bild-Dokumentation bei Commons (siehe unter dem Abschnitt Weblinks)
  8. Library of Congress: Types of Jews in Jerusalem, Holy Land (in englischer Sprache), Details aus US-amerikanischer Sicht, zuletzt abgerufen am 16. Mai 2013
  9. Vergleiche etwa die Reproduktionen in: Agnès Couzy (Hrsg.): Photochrombuch Alpen ... (siehe Literatur)
  10. Vergleiche: About the Photochrom Prints (in englischer Sprache); zuletzt abgerufen am 18. Mai 2013

Koordinaten: 47° 22′ 10,4″ N, 8° 31′ 19,5″ O; CH1903: 681834 / 247089