Raben und Krähen

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Raben und Krähen

Krähe auf Fischjagd

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung: Singvögel (Passeres)
Familie: Rabenvögel (Corvidae)
Gattung: Raben und Krähen
Wissenschaftlicher Name
Corvus
Linnaeus, 1758
Fliegende Nebelkrähe
Spur einer Krähe im Schnee

Raben und Krähen bilden zusammen die Gattung Corvus in der Familie der Rabenvögel (Corvidae). Die größeren Vertreter werden als „Raben“, die kleineren als „Krähen“ bezeichnet. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um eine taxonomische Einteilung. Die Gattung umfasst 42 Arten. In Europa kommen der Kolkrabe, die Aaskrähe (Rabenkrähe und Nebelkrähe), die Saatkrähe und die Dohle vor. Als eingebürgertes Neozoon brütet zudem die Glanzkrähe seit Ende der 1990er Jahre in den Niederlanden.[1]

Etymologie

Die Bezeichnung Krähe ist in fast allen indogermanischen Sprachen ein lautmalerischer Name, der ihre typischen Lautäußerungen nachahmt: ahd. krâwa, mhd. krâ, kraeje, kreie oder krowe, altslawisch krâja.

Rabe (ahd. hraban, mhd. rabe) ist mit niederländisch raaf, englisch raven und altisländisch hrafn verwandt. Das Wort stammt von der lautmalerischen Wurzel ker, die scharrende oder kratzende Geräusche nachahmt; auch Harke und krächzen hängen damit zusammen. Der Rabe wurde also als „Krächzer“ benannt.[2]

Intelligenz

Einer wissenschaftlichen Untersuchung zufolge sind Raben und Krähen die Vögel mit der größten Intelligenz.[3] Beispielsweise zeigen sie in Experimenten die Fähigkeit, komplexe Handlungen zu planen. Beim Verstecken von Futter zeigen sie sowohl große Merkleistungen als auch die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen. Ein Rabe scheint zu wissen, dass ein Futterversteck nur dann sicher ist, wenn er beim Verstecken nicht beobachtet wird. Zudem legen Raben ein erstaunliches Lernverhalten an den Tag (Herstellung von Werkzeug, Nutzen des Straßenverkehrs zum Knacken von Nüssen und Früchten, wobei sie die von Autofahrern überfahrenen Nüsse an roten Ampeln aufsammeln). Kurz nachdem das Verhalten bei einem Individuum festgestellt worden war, wurde es auch in einem Radius von mehreren Kilometern um den Entdeckungsort herum beobachtet. Dies wird als Beweis für ein bisher ungeahnt schnelles Lernvermögen interpretiert.[4] Häufig sieht man sie als Begleiter von Wölfen oder anderen Beutegreifern, um sich am Riss zu beteiligen oder zu stibitzen.

Ein Team um Heather Cornell an der University of Washington fand 2006 durch Experimente mit Masken heraus, dass die Amerikanerkrähen auf dem Campus der Universität in der Lage waren, sich Angreifer zu merken. Sie gaben dieses Wissen sogar weiter. Im näheren Umfeld reagieren bereits nach zwei Wochen 60 % der Krähen auf die Maske des Angreifers. In einer darauf folgenden Studie konnte belegt werden, dass dieses Wissen um die Gefahr sogar an die Nachkommenschaft weitergegeben wurde. Die Krähen der nächsten Generation erkannten die ihnen eigentlich unbekannte Maske ebenfalls als Gefahr. Ihre Arbeit wurde am 20. Juni 2011 in der Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society veröffentlicht.[5]

Die Ruhr-Universität Bochum führte den Rouge-Test durch, bei dem Raben ein roter Punkt aufgeklebt wurde. Nachdem sie sich im Spiegel gesehen hatten, versuchten sie, sich den Punkt vom Hals zu picken. Sie verstanden also, dass sie gerade ein Abbild von sich selbst gesehen hatten – eine Leistung, zu der viele auch als intelligent geltende Säugetiere nicht in der Lage sind.[6]

2012 fand Alex Taylor von der University of Auckland bei einem Experiment mit Neukaledonienkrähen heraus, dass die Vögel die Fähigkeit besitzen, bei einem beobachteten Phänomen auf eine versteckte Ursache zu schließen. Die Krähen stellten einen Zusammenhang her zwischen einem Stock, der sich anscheinend von selbst bewegte, und einem Menschen, der kurz darauf ein Versteck in der Nähe des Stocks verließ. Bisher war vermutet worden, dass nur Menschen in der Lage sind, eine solche Schlussfolgerung zu ziehen.[7]

Forscher des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Seewiesen haben 2014 erste Ergebnisse vorgestellt, die eine gewisse Kommunikationsfähigkeit der Raben durch Gesten belegen.[8]

Mythologie und kulturelle Rezeption

Krähennest aus Kleiderbügeln in Tokio

Die auffälligen Krähen und Raben spielen weltweit eine Rolle in Sagen und Märchen. Demnach haben alte Götter und Könige ihre Weisheit, Intelligenz und Flugfähigkeit genutzt. Parallel dazu spielen diese Vögel auch eine Rolle im Volks- und Aberglauben. In vielen Märchen zum Beispiel ist häufig vom weisen Wanderer „röiven“ (altdeutsch) die Rede, welcher verirrten Wandersleuten den richtigen Weg weist (und oft ein paar Tipps mit auf die Reise gibt). Bekannt sind die Grimmschen Märchen Die sieben Raben und auch Die Rabe.

In der nordischen Mythologie symbolisiert der Rabe die Weisheit, der Gott Odin hatte stets die beiden Kolkraben Hugin und Munin bei sich, die auf seinen Schultern saßen und ihm berichteten, was auf der Welt vor sich ging. König Artus soll in einen Raben verwandelt worden sein. Dem griechischen Gott Apollon waren die Raben heilig (siehe Koronis). In der Erzählung von der Sintflut lässt Noah einen Raben fliegen (Gen 8,6-7 ELB). Der Prophet Elija wird, laut der Bibel, während einer Hungerzeit von Raben versorgt (1 Kön 17,6 ELB). In der babylonischen Version des Sintflut-Mythos, dem Atraḫasis-Epos, sandte Atraḫasis nach dem Ende des Regens drei Vögel aus: Eine Taube, eine Schwalbe und einen Raben. Der Rabe kehrte nicht zurück, darum wusste Atraḫasis, dass das Land wieder begehbar war. Sowohl in der jüdisch-christlichen, als auch in der älteren babylonischen Version ist die Erde nach der Sintflut „gefallen“, was zum schlechten Image des Raben als Unglücksvogel beitrug. Nach der Christianisierung galt der Rabe in Europa aufgrund seiner mystischen Bedeutung bei den Vorgängerkulten aber als ein böses Tier. Im Mittelalter und später wurden die Leichen von Erhängten häufig nicht beerdigt, so wurde der Rabe sogar zum Galgenvogel.

Eine Rolle spielt die Krähe auch in nordamerikanischen Indianer-Märchen, wo sie im Gegensatz zu westafrikanischen Märchen eine positive Rolle innehat. In Indien begleiten Krähen die Göttin Kali. In christlichen Sagen ist die Krähe der Bote des Heiligen Oswald und zwei Raben haben die Mörder des Meinrad von Einsiedeln verfolgt und vor Gericht geführt. Hexen und Zauberer vermögen sich in Krähen zu verwandeln, ein Motiv, das der Kinderbuchautor Otfried Preußler sehr ausführlich in seinem Buch Krabat aufgegriffen hat, ebenso die Macher des Fernseh-Märchens Der Zauberrabe Rumburak.

Bis in die heutige Zeit sind Raben und Krähen beliebte Symbole in Lyrik, Prosa, Filmen und Lebensart. Beispiele dafür sind mehrere Gedichte und Filme mit dem Titel Der Rabe, das Kinderbuch Der kleine Rabe Socke, die Comicreihe The Crow und die Band Corvus Corax.

Arten

Saatkrähe (hinten) und Dohle beim gemeinsamen Feldern
Schildrabe in Namibia
Tasmankrähe

Literatur

  • Hanns Bächtold-Stäubli, Eduard Hoffmann-Krayer (Hg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Walter de Gruyter Verlag 1987, ISBN 3-11-011194-2 (unveränderter photomechanischer Nachdruck der Ausgabe von 1927). Band 5: Stichwort Krähe, Band 7: Stichwort Rabe.
  • Gerhard J. Bellinger: Lexikon der Mythologie: über 3000 Stichwörter zu den Mythen aller Völker (früher als: Knaurs Lexikon der Mythologie), Nikol, Hamburg 2012, ISBN 978-3-86820-138-3.
  • Wolfgang Epple: Rabenvögel. Göttervögel – Galgenvögel. Ein Plädoyer im „Rabenvogelstreit“. Braun, Karlsruhe 2001, ISBN 3-7650-8135-3.
  • Dieter Glandt: Kolkrabe & Co: Verhalten und Strategien intelligenter Lebenskünstler. Aula, Wiebelsheim 2012, ISBN 978-3-89104-760-6.
  • Ulrich Mäck, Maria-Elisabeth Jürgens, Peter Boye: Aaskrähe, Elster und Eichelhäher in Deutschland. Bundesamt für Naturschutz im Landwirtschaftsverlag, Münster 1999, ISBN 3-7843-3804-6.
  • Franz Müller, Daniel G. Müller (Hg.): Wildbiologische Informationen für den Jäger. Band 2: Federwild, Kessel, Remagen 2004, ISBN 3-935638-60-4.
  • Josef H. Reichholf: Rabenschwarze Intelligenz. Was wir von Raben lernen können, Herbig, München 2009, ISBN 978-3-7766-2600-1.
  • Cord Riechelmann: Krähen: Ein Portrait. 2. Auflage, Matthes & Seitz, Berlin 2013, ISBN 978-3-88221-048-4.
  • Candace Savage: Bird Brains – Intelligence of Crows, Ravens, Magpies and Jays. Greystone Books, 1997, ISBN 1-55054-565-5.
  • Thomas Schmidt: Gefiederte Nachbarn. Vögel in Stadt und Garten.. Edition Rasch & Röhring im Tecklenborg Verlag, Steinfurt 2001, ISBN 3-924044-89-9.
  • Thomas Willke: Die Tricks der schlauen Raben. In: Bild der Wissenschaft 10/2008, S. 20 ff, Konradin Medien, Leinfelden-Echterdingen, ISSN 0006-2375.

Weblinks

Commons: Raben und Krähen (Corvus) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Colin Ryall: The House Crow population in the Netherlands and its implications for the species’ spread across the Europe. In: A. Woolnough, C. Feare, G. Meier (Eds) 2008: Proceedings of the International Invasive Bird Conference, Fremantle, Western Australia.: S. 27. Abstract als PDF (Memento vom 26. März 2012 im Internet Archive)
  2. Duden: Etymologie. Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache. Bibliographisches Institut Mannheim, Dudenverlag 1963, ISBN 3-411-00907-1
  3. Paul Rincon: Crows and jays top bird IQ scale BBC News, 22. Februar 2005
  4. Video-Vortrag von Joshua Klein: The amazing intelligence of crows TED.com
  5. [1]
  6. PM Ausgabe Mai 2009, S. 51
  7. Krähen erkennen versteckte Ursachen. In: Spiegel.de, 18. September 2012, abgerufen am 19. August 2012
  8. RABEN Kommunikation mit schwarzer Feder deutschlandfunk.de, Forschung aktuell 16. Juni 2014