Ryszard Kaczorowski

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Ryszard Kaczorowski (* 26. November 1919 in Białystok) ist ein polnischer Politiker, der in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts tätig war. Vom 19. Juni 1989 bis zum 22. Dezember 1990 war er der letzte Staatspräsident von Polen im Exil.

Ryszard Kaczorowski (um 2003)

Wie sein Amtsvorgänger Kazimierz Sabbat kam er aus den Reihen der polnischen Pfadfinderbewegung. Gleich nach dem Beginn des 2. Weltkrieges, als Ostpolen von der UdSSR besetzt wurde, wurde er Mitglied der Untergrundorganisation der Pfadfinder "Graue Reihen" und Kontaktmann zwischen seiner Organisation und der polnischen Untergrundarmee. Im Juli 1940 wurde er von der sowjetischen Geheimpolizei verhaftet und im Februar 1941 zum Tode verurteilt. Nach 100 Tagen in der Todeszelle wurde das Urteil in 10 Jahre Gulag-Haft in Kolyma verwandelt. 1942 wurde Kaczorowski, wie die meisten inhaftierten Polen, von Stalin, der die Bildung einer polnischen Armee in der UdSSR genehmigte, begnadigt und trat in das 2. Korps der Armee ein. Als Soldat nahm er an der Italien-Kampagne teil und focht u. a. in der Schlacht um Monte Cassino.

Nach dem Kriege studierte er in London an einer Hochschule für Außenhandel und arbeitete später als Angestellter in der britischen Industrie. Gleichzeitig war er weiterhin in der Pfadfinderbewegung tätig, u. a. als Vorsitzender der polnischen Pfadfinderorganisation im Exil, Kommandant des Welttreffens der Pfadfinder auf Monte Cassino 1969 und in Belgien 1982 und der polnischen Delegation auf dem Internationalen Jamboree im Jahr 1957.

Am 19. Juni 1989 wurde Kaczorowski durch den Rücktritt des erkrankten Kazimierz Sabbat Exilpräsident. Schon ein paar Monate nach seiner Amtsübernahme entstand die 3. Polnische Republik und im Dezember 1990 wurde Lech Wałęsa zum ersten frei gewählten polnischen Präsidenten. Die Institutionen der Exilregierung in London lösten sich auf und am 22. Dezember 1990 überreichte Kaczorowski während einer feierlichen Zeremonie auf dem Warschauer Königsschloss die Präsidentschaftsinsignien der 2. Republik an Walesa.

Nach 1990 verschaffte sich Kaczorowski durch zahlreiche Vorträge, Interviews und Reisen große Achtung in Polen und wurde u. a. zum Ehrenbürger der Städte Białystok, Krakau, Warschau und Gdynia und zum Ehrendoktor der Universitäten Breslau, Białystok und Opole ernannt.

Ryszard Kaczorowski lebt in London.

Siehe auch: Polnische Exilregierung