Siegfried (Oper)
Werkdaten | |
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Titel: | Siegfried |
Jean de Reszke als Siegfried, um 1896 | |
Form: | durchkomponiert |
Originalsprache: | deutsch |
Musik: | Richard Wagner |
Libretto: | Richard Wagner |
Uraufführung: | 16. August 1876 |
Ort der Uraufführung: | Festspielhaus Bayreuth |
Spieldauer: | knapp 4 Std.
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Ort und Zeit der Handlung: | Mimes Felsenhöhle im Wald; Wald vor Fafners Höhle; wilde Gegend am Fuße eines felsigen Berges und Gipfel des „Brünnhildensteins“; mythische Vorzeit |
Personen | |
Siegfried (WWV 86 C) ist der Titel einer Oper von Richard Wagner, die zusammen mit den drei Opern Das Rheingold, Die Walküre und Götterdämmerung das Gesamtwerk (bzw. die Tetralogie) Der Ring des Nibelungen bildet, ein „Bühnenfestspiel für drei Tage und einen Vorabend“. Siegfried wird am vorletzten Tag aufgeführt. Die Uraufführung fand am 16. August 1876 im Bayreuther Festspielhaus unter der Leitung von Hans Richter statt. Der erste Siegfried war dabei Ferdinand Jäger.[1] Das Werk ist bei Schott Music erschienen.
Handlung
Erster Aufzug
Siegfried, Sieglindes und Siegmunds Sohn, ist im Wald von dem Schmied Mime, Alberichs Bruder, großgezogen worden. Mime hofft, der Knabe würde ihm den Ring aus dem Rheingold erbeuten, den Fafner, der sich in einen Lindwurm verwandelt hat, bewacht. Allerdings hält kein Schwert Siegfrieds Kraft stand. Mime besitzt immer noch die Trümmer von Nothung, weiß aber nicht, wie daraus wieder ein Schwert werden kann. In Siegfrieds Abwesenheit bekommt er Besuch von Wotan in Gestalt des Wanderers. Die letzte Frage in einem von dem Wanderer aufgezwungenen Ratespiel kann Mime nicht lösen. Von ihm erfährt er, wie Nothung neu entsteht: „Nur wer das Fürchten nie erfuhr, schmiedet Nothung neu“, doch muss Mime zugleich erfahren, dass er an ebendiesen „Furchtlosen“ seinen Kopf verlieren wird. Siegfried zerfeilt nun die Trümmer, schmilzt sie ein und schmiedet sich selbst daraus das Schwert neu. Mime ersinnt inzwischen den Plan, Siegfried, nachdem dieser Fafner besiegt hat, mit Hilfe eines Betäubungstrankes einzuschläfern und dann zu töten, um so seinen eigenen Kopf zu retten und den Ring an sich zu reißen.
Zweiter Aufzug
Alberich hält vor Fafners Höhle, der Neidhöhle, Wacht. Er bezichtigt Wotan, den Ring rauben zu wollen, dieser aber erklärt seinen Verzicht zugunsten Siegfrieds. Mime und Siegfried erscheinen. Mime zieht sich aus Furcht vor Fafner zurück, während Siegfried die Stimmung des Waldes und das Gezwitscher der Vögel genießt. Dabei weckt er versehentlich Fafner, er kämpft mit ihm und ersticht ihn. Fafners Blut gerät auf Siegfrieds Zunge, und plötzlich versteht er den Gesang der Vögel. Der Waldvogel rät ihm, den Ring und den Tarnhelm aus dem Schatz an sich zu nehmen. Siegfried befolgt zu Mimes und Alberichs Entsetzen diesen Rat. Durch das Kosten des Drachenblutes vermag er Mimes wahre Absichten zu durchschauen und erfährt so, dass dieser ihn nur benutzen und dann umbringen will. Angeekelt von seiner Falschheit erschlägt er ihn. Vom Waldvogel geleitet, macht er sich auf die Suche nach der schlafenden Brünnhilde.
Dritter Aufzug
Wotan weckt die Erdgöttin Erda, Mutter der gemeinsamen Tochter Brünnhilde. Von ihr erhofft er sich Rat, „wie zu hemmen ein rollendes Rad“. Er weiß nicht mehr, wie es weitergehen soll. Auch Erda kann ihm nichts raten. Der Untergang, die Götterdämmerung, scheint unausweichlich.
Wotan trifft vor dem Brünnhildenfelsen auf Siegfried, seinen Enkel. Siegfried erweist sich als furcht- und respektlos und zerschlägt Wotans Speer. Resigniert zieht sich der Gott nach Walhall zurück.
Siegfried durchschreitet den Feuerring um den Felsen, entdeckt die schlafende Brünnhilde und weckt sie mit einem Kuss. Diese begrüßt feierlich den Tag. Nach anfänglichem Zurückschrecken vor Siegfrieds Liebesglut und Klage über die Schmach, dass sie nun keine Walküre mehr ist, bekennt sie ihre Liebe zu Siegfried. Er, der ausgezogen war, das Fürchten zu lernen, hat nun vor der Größe dieser Liebe Angst. Doch beide überwinden ihre Furcht. Jubelnd feiern sie ihre Liebe, mögen dabei Götter und Welt und auch sie selbst zugrundegehen.
Spieldauer (am Beispiel der Bayreuther Festspiele)
Bei den Bayreuther Festspielen war es üblich, die Länge der einzelnen Aufzüge zu dokumentieren, jedoch wurden dort nicht alle Jahre erfasst und mitunter auch nicht alle Akte.[2] Die hier genannten Angaben umfassen nur die Jahre und die Dirigenten, für die alle drei Akte dokumentiert wurden. Die Länge der Akte unterschied sich auch beim gleichen Dirigenten von Jahr zu Jahr und Aufführung zu Aufführung. Einfluss auf die Dauer hatten auch die Art der Stimme und das Temperament der Sänger.[3]
Siegfried | 1. Akt | 2. Akt | 3. Akt | Gesamtdauer | ||||
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Std. | Dirigent | Std. | Dirigent | Std. | Dirigent | Std. | Dirigent | |
Kürzeste Dauer | 1:15 | Lorin Maazel Horst Stein |
1:07 | Lorin Maazel | 1:12 | Otmar Suitner | 3:36 | Lorin Maazel |
Längste Dauer | 1:24 | Hans Knappertsbusch Berislav Klobučar |
1:17 | Hans Richter | 1:25 | Hans Knappertsbusch | 4:05 | Hans Knappertsbusch |
Spannweite * | 0:09 (12 %) | 0:10 (15 %) | 0:13 (18 %) | 0:29 (13 %) |
* Prozente bezogen auf die kürzeste Dauer
Jahr | Dirigent | 1. Akt | 2. Akt | 3. Akt | Gesamtdauer |
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1876 | Hans Richter | 1:23 | 1:17 | 1:20 | 4:00 |
1896 | Felix Mottl | 1:21 | 1:14 | 1:21 | 3:56 |
1896 | Siegfried Wagner | 1:20 | 1:13 | 1:20 | 3:53 |
1897 | Hans Richter | 1:19 | 1:13 | 1:19 | 3:51 |
1904 | Franz Beidler | 1:21 | 1:16 | 1:21 | 3:58 |
1909 | Michael Balling | 1:19 | 1:15 | 1:20 | 3:54 |
1927 | Franz von Hoeßlin | 1:18 | 1:12 | 1:19 | 3:49 |
1930 | Karl Elmendorff | 1:18 | 1:12 | 1:24 | 3:44 |
1934 | Heinz Tietjen | 1:18 | 1:13 | 1:20 | 3:41 |
1936 | Wilhelm Furtwängler | 1:23 | 1:12 | 1:23 | 3:58 |
1938 | Heinz Tietjen | 1:17 | 1:10 | 1:15 | 3:42 |
1951 | Herbert von Karajan | 1:20 | 1:11 | 1:22 | 3:53 |
1951 | Hans Knappertsbusch | 1:24 | 1:16 | 1:25 | 4:05 |
1952 | Joseph Keilberth | 1:18 | 1:12 | 1:18 | 3:48 |
1953 | Clemens Krauss | 1:22 | 1:15 | 1:18 | 3:55 |
1960 | Rudolf Kempe | 1:22 | 1:15 | 1:17 | 3:54 |
1964 | Berislav Klobučar | 1:24 | 1:13 | 1:20 | 3:57 |
1965 | Karl Böhm | 1:18 | 1:11 | 1:17 | 3:46 |
1966 | Otmar Suitner | 1:17 | 1:08 | 1:12 | 3:47 |
1968 | Lorin Maazel | 1:15 | 1:07 | 1:14 | 3:36 |
1970 | Horst Stein | 1:15 | 1:08 | 1:17 | 3:40 |
Aufnahmen (Auswahl)
- 1937: Orchester der Metropolitan Opera New York, Dirigent: Arthur Bodanzky; Solisten: Lauritz Melchior, Kirsten Flagstad, Friedrich Schorr, Karl Laufkötter, Eduard Habich, Emanuel List, Kerstin Thorborg (Archipel)
- 1953: Orchestra Sinfonica Della Radio Italiana, Dirigent: Wilhelm Furtwängler; Solisten: Ludwig Suthaus, Martha Mödl, Julius Patzak, Ferdinand Frantz, Alois Pernerstorfer, Josef Greindl, Margarete Klose (EMI)
- 1953: Orchester der Bayreuther Festspiele, Dirigent: Clemens Krauss; Solisten: Wolfgang Windgassen, Astrid Varnay, Paul Kuën, Hans Hotter, Gustav Neidlinger, Josef Greindl, Maria von Ilosvay (Gala)
- 1962: Wiener Philharmoniker, Dirigent: Georg Solti; Solisten: Wolfgang Windgassen, Birgit Nilsson, Gerhard Stolze, Hans Hotter, Gustav Neidlinger, Kurt Böhme, Marga Höffgen (Decca)
- 1966: Orchester der Bayreuther Festspiele, Dirigent: Karl Böhm; Solisten: Wolfgang Windgassen, Birgit Nilsson, Erwin Wohlfahrt, Theo Adam, Gustav Neidlinger, Kurt Böhme, Věra Soukupová, Erika Köth (Philips)
- 1969: Berliner Philharmoniker, Dirigent: Herbert von Karajan; Solisten: Helga Dernesch, Catherine Gayer, Oralia Domínguez, Jess Thomas, Gerhard Stolze, Thomas Stewart, Zoltán Kelemen, Karl Ridderbusch (DG)
Weblinks
- Libretto von Siegfried (Oper) in deutscher Sprache bei Opera-GuideZielseite wegen URL-Umstellung zurzeit nicht erreichbar
- Textbuch mit Leitmotivangaben und Szenenübersicht sowie Leitmotivtafel zu Siegfried (Richard-Wagner-Werkstatt)
- Siegfried: Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project
- Vorlage:Opera
Einzelnachweise
- ↑ Ludwig Eisenberg: Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Verlag von Paul List, Leipzig 1903, S. 468 f.
- ↑ Egon Voss: Die Dirigenten der Bayreuther Festspiele, 1976, Gustav Bosse Verlag, Regensburg; S. 98 f.
- ↑ So begründet bei Egon Voss (Ebenda)