St. Martinus (Borschemich)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. Juni 2016 um 22:50 Uhr durch Horst Gräbner (Diskussion | Beiträge) (Änderungen von 87.154.2.6 (Diskussion) auf die letzte Version von Beeck zurückgesetzt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Pfarrkirche St. Martinus

Die ehemalige Filialkirche St. Martinus war ein Kirchengebäude in dem Erkelenzer Ortsteil Borschemich. Der Ort liegt im Abbaugebiet des Tagebaus Garzweiler und soll diesem in den kommenden Jahren weichen; daher entsteht im Norden von Erkelenz westlich von Mennekrath Borschemich (neu) als neuer Stadtteil von Erkelenz. Die Kirche wurde am 23. November 2014, nach einem letzten Gottesdienst, profanisiert. Am 15. Februar 2016 wurde mit dem Abriss der Kirche begonnen.[1] Das Kirchengebäude gehörte bis zur Profanierung zur Pfarrei St. Lambertus Erkelenz.

Als Ersatzbau/Nachfolgebau wurde am Umsiedlungsort Borschemich (neu) eine neue Martinus-Kapelle mit anschließendem Gemeindezentrum für Borschemich (neu) errichtet. Der Erste Spatenstich war im Dezember 2013 und die Grundsteinlegung fand am 22. Juni 2014 statt. Die Konsekration des neuen Gotteshauses erfolgte am 3. Mai 2015 durch den Aachener Weihbischof Johannes Bündgens. Zahlreiche Einrichtungsgegenstände der alten Pfarrkirche wurden mit in die neue Kapelle übernommen.

Geschichte

Rückwärtige Ansicht der Kirche vom Kalvarienberg in den Kirchenanlagen
Eingangsportal der Kirche
Nach fortschreitender Verwahrlosung zeigt sich die Kirche Ende Dezember 2015 bereits ohne die Bäume

Die katholische Pfarrkirche St. Martinus wurde in den Jahren 1906 und 1907 nach den Plänen des Kölner Diözesanbaumeisters Heinrich Renard unter der Leitung des Bauunternehmers Max Sauer aus Köln erbaut. Die feierliche Einsegnung fand am 27. Oktober 1907 durch Dechant Hermann Josef Kamp aus Erkelenz im Auftrage des Kardinals Anton Fischer von Köln statt. Am 9. Oktober 1915 erfolgte die Weihe der Kirche zu Ehren des Heiligen Bischofs Martinus durch den Kölner Weihbischof Peter Josef Lausberg.

Die neue Kirche ersetzte die alte kleine Kirche aus dem 12. Jahrhundert, die im Jahre 1451 erneuert, im Jahre 1784 nach Umbau und Erweiterung neu benediziert wurde, aber im 19. Jahrhundert nicht mehr ausreichte. Die alte Kirche stand auf dem heutigen Friedhof hinter dem Treppenaufgang und wurde nach Fertigstellung der an anderer Stelle errichteten neuen Kirche Anfang der 1920er Jahre abgebrochen.

Die neue Kirche der Pfarrgemeinde St. Martinus wird im Handbuch des Bistums Aachen offiziell so beschrieben: Einschiffige Backsteinkirche in drei Jochen im Langschiff, hinter spitz geschlossenem Triumphbogen schmäleres Chorjoch und dreiseitig geschlossener Chor; das Schiff hat spitzbogiges Kreuzgratgewölbe; der dreigeschossige Turm, 35 m hoch, steht an der Südecke der westlichen Vorhalle, 150 Sitz- und 100 Stehplätze.

Im Kriegsjahr 1945 erlitt der Kirchenbau einige Schäden; 1950 wurden diese repariert; 1982 erfolgte eine umfassende Außen- und Innenrenovierung.

Kirchenschließung

Die Kirchenschließung in Form einer Entwidmung und Profanierung des Kirchengebäudes und des Altares fand am 23. November 2014 statt. Nach Verlesen der Profanierungsurkunde des Aachener Bischofs durch den Domkapitular Pfarrer Rolf Peter Cremer wurde nach der letzten Eucharistiefeier in der Kirche das Ewige Licht ausgelöscht. In einer feierlichen Prozession wurde das Allerheiligste in die Heilig Kreuz Kirche des Nachbarortes Keyenberg geleitet. Später erfolgt dann der Abriss des Gebäudes, weil der gesamte Ort Borschemich dem heranrückenden Tagebau Garzweiler weichen muss. Am neuen Umsiedlungsstandort Borschemich (neu) entsteht eine Martinus-Kapelle als Ersatzbau.

Am 10. Dezember wurden die Glocken, die Turmuhren und das Turmkreuz ausgebaut, um sie in die Kapelle in Neu-Borschemich einbauen zu können.

Am 15. Februar 2016 wurde damit begonnen, die Kirche abzureißen.

Geläut

Die Glocken stammen zum Teil noch aus der alten Kirche. In den Kriegsjahren wurden viele Glocken für Rüstungszwecke eingeschmolzen. Auf Grund des hohen Alters der Glocken wurde teilweise hiervon Abstand genommen, so dass heute noch die alten Glocken vorhanden und noch in Gebrauch sind.

Nr.
 
Name
 
Durchmesser
(mm)
Masse
(kg, ca.)
Schlagton
(HT-1/16)
Gießer
 
Gussjahr
 
1 Johannes 1.106 800 f' -1 Rudolf Edelbrock, Fa. Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher 1880
2 Martinus 953 550 as' -5 Jakob von Venraide 1464
3 Pius X. 852 380 b' -2 Hans Hüesker, Fa. Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher 1958
4 Sterbeglocke 492 75 c" -11 Johann von Coellen? 1583

Motiv: Te Deum[2]

Die Glocken, die Turmuhr und das Turmbesteck (Kreuz und Wetterhahn) wurden am 10. Dezember 2014 ausgebaut. Sie werden künftig am Umsiedlungsstandort Borschemich (neu) in der Martinus-Kapelle verwendet.

Orgel

Die vom Orgelbauer Johannes Klais aus Bonn im Jahr 1911 gebaute Orgel hat 16 Register, verteilt auf zwei Manuale und Pedal, pneumatische Traktur, und wurde 1971 repariert und 1988 generalüberholt durch Josef Wilbrand, Übach-Palenberg. Die Orgel wurde wegen des anstehenden Tagebaues bereits im März 2013 ausgebaut. Sie wurde restauriert und in die Pfarrkirche St. Lambertus Erkelenz eingebaut. Seit der feierlichen Orgel-Neu-Weihe am 29. September 2013 ist sie dort als Chororgel im Einsatz.

Ausstattung

  • geschnitzter Hochaltar mit sechs Altarbildern
  • wertvolle künstlerisch geschnitzte Kommunionbank aus der alten Pfarrkirche
  • kunsthandwerklicher Tischaltar (Oregon-Pinie) aus 1977
  • Verkündigungspult (Ambo)
  • Priestersitz und Messdienerbänke (Oregon-Pinie) aus 1983
  • lebensgroße Holzstatue des Pfarrpatrons St. Martinus aus der alten Pfarrkirche auf Sockel von der Brüstung der früheren Kanzel
  • Martinusgemälde aus der alten Kirche, angebracht an der rechten hinteren Seitenwand
  • Weihnachtskrippe mit holzgeschnitzten Krippenfiguren aus dem Jahr 1962

Siehe auch

Weblinks

Commons: St. Martinus (Borschemich) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Andreas Speen: Borschemich: Abriss der St. Martinus-Kirche. In: RP ONLINE. Abgerufen am 15. Februar 2016.
  2. Norbert Jachtmann: Glocken in der Region Heinsberg, S. 27

Koordinaten: 51° 4′ 51,1″ N, 6° 25′ 59,8″ O