Tris(hydroxymethyl)aminomethan

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. Oktober 2016 um 14:47 Uhr durch 213.157.13.38 (Diskussion) (Saloppe Formulierung). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Strukturformel
Strukturformel von TRIS
Allgemeines
Name Tris(hydroxymethyl)aminomethan
Andere Namen
  • Tris(hydroxymethyl)-aminomethan
  • 2-Amino-2-(hydroxymethyl)-propan-1,3-diol
  • Trometamol (INN)
  • Tromethamin
  • Trizma®
Summenformel C4H11NO3
Kurzbeschreibung

farbloser Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
PubChem 6503
Wikidata Q413961
Arzneistoffangaben
ATC-Code

B05BB03 B05XX02

Wirkstoffklasse

Acidosetherapeutikum

Eigenschaften
Molare Masse 121,14 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

1,35 g·cm−3[1]

Schmelzpunkt
Siedepunkt

219–220 °C (bei 1,33 kPa)[3]

pKS-Wert

8,2 (bei 20 °C)[3]

Löslichkeit
  • gut in Wasser (800 g·l−1 bei 20 °C)[1] und Ethanol[3]
  • schwerlöslich bis unlöslich in Kohlenwasserstoffen[3]
Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[4]
Gefahrensymbol

Achtung

H- und P-Sätze H: 315​‐​319​‐​335
P: 261​‐​305+351+338[4]
Toxikologische Daten

5900 mg·kg−1 (LD50Mausoral)[5]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

TRIS ist eine Kurzbezeichnung für Tris(hydroxymethyl)-aminomethan (THAM), auch Tromethamin, Trometamol (INN) genannt. Chemisch handelt es sich um ein primäres Amin mit drei alkoholischen Hydroxygruppen.

Synthese

Zunächst werden drei Mol Formaldehyd in einer Aldolreaktion an Nitromethan angelagert. Anschließend wird die Nitrogruppe zur Aminogruppe reduziert.

Chemische Eigenschaften

TRIS wird für biochemische, molekularbiologische, mikrobiologische und pharmazeutische Zwecke als Puffersubstanz verwendet. Bei einem pKs 8,2 (bei 20 °C) besitzt TRIS eine gute Pufferkapazität zwischen pH 7,2–9,0. Es zeigt allerdings eine relativ starke Temperaturabhängigkeit der Säurekonstante (ΔpKs = −0,031 K−1). Der pH-Wert steigt bei Abkühlung bzw. sinkt beim Erwärmung der Lösung.[6]

Gehaltsbestimmung

Die Gehaltsbestimmung von TRIS gelingt als schwache Base im wässrigen Medium mit Methylrot als Indikator gegen Salzsäure. Als Ethanolamin-Derivat ist TRIS mit der Chen-Kao-Reaktion nachweisbar. Dabei wird die Substanz mit Natronlauge und Kupfer(II)-sulfat (CuSO4) versetzt (blauviolette Färbung).

Verwendung

Puffersubstanz in der Biochemie

Die Substanz ist in der Biochemie eine häufig verwendete Puffersubstanz, z. B. im TE-Puffer bei der DNA-Reinigung oder in Elektrophoresepuffern wie bei der Trennung von Proteinen per SDS-PAGE oder der Trennung von Nukleinsäuren per Agarose-Gelelektrophorese (TAE-Puffer, TBE-Puffer). Weiterhin wird TRIS für Puffer zur Lösung von Proteinen verwendet, z. B. im TBS-Puffer und im TBS-T-Puffer. Da TRIS eine reaktive primäre Aminogruppe aufweist, ist der Puffer für einige chemische Anwendungen nicht geeignet, weshalb dann Good-Puffer oder anorganische Puffer verwendet werden.

Hilfsstoff in der Pharmazie

Trometamol wird in verschiedenen pharmazeutischen Darreichungsformen wie etwa Injektions- und Infusionslösungen, Augentropfen, Cremes und Gelen als Hilfsstoff zur Stabilisierung eingesetzt. Es wirkt alkalisierend und puffernd.

Arzneistoff

In Form seines Hydrochlorids wird Trometamol als Arzneistoff zur Behandlung der metabolischen Azidose angewendet, ferner zur Alkalisierung des Harns bei Vergiftungen mit schwach sauren Stoffen wie etwa Barbituraten. Es wird intravenös verabreicht. Als organische Base bildet Trometamol mit Mineralsäuren Salze. Im Blut gelöstes Kohlenstoffdioxid (CO2) kann auf diese Weise neutralisiert werden. Beim physiologischen pH-Wert von 7,4 liegen ca. 70 % des Trometamols im Blutplasma in der ionisierten (= protonierten) Form vor. Nichtionisiertes Trometamol durchdringt die Zellmembranen und ist auch intrazellulär als Puffer wirksam; dies bewirkt Kaliumverschiebungen vom Intra- in den Extrazellulärraum. Es kann initial zu Hyperkaliämie und sekundärer Hypokaliämie kommen. Trometamolhydrochlorid gibt es als Infusionslösung oder Infusionslösungskonzentrat. Trometamol ist in Mengen über 1 g je abgeteilter Arzneiform verschreibungspflichtig.

Handelsnamen

Monopräparate

THAM (D), TRIS (D), sowie ein Generikum (D)

Einzelnachweise

  1. a b c d e Datenblatt Tris(hydroxymethyl)aminomethan (PDF) bei Carl Roth
  2. Piloty, O.; Ruff, O.: Ueber einige Amino-alkohole der Fettreihe. In: Chem. Ber. 20 (1897) 2057–2068, doi:10.1002/cber.189703002181.
  3. a b c d Eintrag zu Trometamol. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag
  4. a b Datenblatt Tris(hydroxymethyl)aminomethane bei Sigma-Aldrich (PDF).Vorlage:Sigma-Aldrich/Abruf nicht angegeben
  5. Eintrag in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM) (Seite nicht mehr abrufbar)
  6. New England Biolabs: Tabelle mit pH-Werten bei verschiedenen Temperaturen

Siehe auch