Vechtaer Moorbach

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Vechtaer Moorbach
auch: Alte Bäke (Oberlauf), ausschließlich: Fladderkanal (heutiger Unterlauf) bzw. Aue (historischer Unterlauf)
Informationstafel in Füchtel (Stadt Vechta)

Informationstafel in Füchtel (Stadt Vechta)

Daten
Gewässerkennzahl DE: 36442
Lage Landkreis Vechta, Niedersachsen (Deutschland)
Flusssystem Ems
Abfluss über Lager Hase → Große Hase → Hase → Ems → Nordsee
Ursprung beim Tiefen Schlatt nahe Hagstedt
52° 49′ 1″ N, 8° 16′ 21″ O
Mündung als Fladderkanal bei Addrup in die Lager HaseKoordinaten: 52° 42′ 18″ N, 8° 1′ 12″ O
52° 42′ 18″ N, 8° 1′ 12″ O

Linke Nebenflüsse Lutter Mühlenbach, Hasbach, Schlochter Bäke
Rechte Nebenflüsse Hagstedter Bäke, Neue Bäke, Spredaer Bach, Bakumer Bach, Steinbäke
Mittelstädte Vechta

Der Vechtaer Moorbach ist ein 22 km langer löss-lehmgeprägter Tieflandbach, und durchfließt den Landkreis Vechta im östlichen Einzugsbereich der Ems.

Verlauf

Heutiger Verlauf

Das Quellgebiet des Vechtaer Moorbachs liegt direkt an der Weser-Ems-Wasserscheide. Sein Hauptquellbach entspringt an der Landesstraße 873 nordwestlich des Tiefen Schlatts, im Nordosten der Visbeker Bauerschaft Hagstedt, und fließt von dort in Richtung Südsüdost. Vor Unterquerung der Kreisstraße 334 fließt dem Vechtaer Moorbach von rechts die Hagstedter Bäke zu. Vor Astrup nimmt der Vechtaer Moorbach von links seinen zweiten, aus den nördlich gelegenen Fluren Hundenschlatt und Fahrenfeldskämpe kommenden Quellbach auf. Im weiteren Verlauf bildet der Vechtaer Moorbach die Grenze zwischen der Stadt Vechta (Ortsteil Holzhausen) und der Gemeinde Goldenstedt (Ortsteil Lutten). Hier fließen dem Vechtaer Moorbach zunächst von Osten kommend der Lutter Mühlenbach, der Hasbach und die Schlochter Bäke zu, und nach seinem Richtungswechsel nach West, auf Vechta zu, die Neue Bäke von Norden.

Östlich des Vechtaer Moorbaches liegen große Hochmoorgebiete, deren Nordwestteil über den Bach entwässert wird. In Telbrake wechselt der Vechtaer Moorbach seine Richtung und fließt von dort aus in Richtung Westen.

Der Bach durchquert die Innenstadt von Vechta. Dabei spaltet er sich hinter der Wassermühle in einen nördlichen und einen südlichen Arm auf. Der südliche Arm fließt südlich des Marienhospitals direkt in Richtung Westen zunächst parallel zur Contrescarpe und begleitet dann den Bokerner Damm bis zur westlichen Stadtgrenze Vechtas. Der nördliche Arm, Nepomukgraben genannt, fließt nördlich am Amtsgericht, der Propsteikirche St. Georg und dem Kaponier vorbei in das Gelände des Zitadellenparks. Dessen westliche Gräfte mündet südwestlich des Friedhofs in den Südarm ein. Das letzte Stück des Nepomukgrabens wurde 1935 beim Bau des Flugplatzes umgeleitet; zuvor war er über das spätere Flugplatzgelände in Richtung Westen weitergeflossen. Ein dritter Arm des Moorbaches, der von der Vechtaer Wassermühle aus in Richtung Bremer Tor verlief und von dort aus in das Zitadellengelände einmündete, existiert heute nicht mehr.[1]

In der Gemeinde Bakum wechselt der Wasserzug nach der Einmündung des Spredaer Baches vor dem Gut Daren seinen Namen in Fladderkanal. Nach Zufluss des aus Bakum im Norden kommenden Bakumer Bachs unmittelbar vor der Unterquerung der Bundesautobahn 1 nimmt der Fladderkanal westlich des Polders Lüsche die aus Nordosten kommende Steinbäke auf und mündet im weiteren Verlauf in die Lager Hase, welche wiederum dem Binnendelta der Hase, eines rechten Nebenflusses der Ems, zuströmt.

Früherer Verlauf

Bis in die 1920er Jahre bildete die Aue und nicht der Fladderkanal die Fortsetzung des Vechtaer Moorbachs und des Spredaer Bachs.[2] Die durch die Abtrennung vom Fladderkanal künstlich verkürzte Aue ergießt sich heute noch einige Kilometer weiter südöstlich von der Einmündung des Fladderkanals in die Lager Hase.

Carl Heinrich Nieberding zufolge floss der „Vechtaer Bach“ bis ins letzte Viertel des 18. Jahrhunderts bis Osteressen. Bereits dort sei er auf die „Osnabrücksche Haase“ gestoßen, die vor 1800 nach Westen verlegt und über einen „neuen Haase-Canal“ (d.h. die Neue Hase bzw. den Essener Kanal) geleitet worden sei. Dadurch sei der „Vechtaer Bach“ bis zur heutigen Mündung der Lager Hase westlich von Essen verlängert worden.[3] In Nieberdings Sprachgebrauch sind sowohl die Aue als auch die Lager Hase Abschnitte des „Vechtaer Bachs“.

Erscheinungsbild

Im Oberlauf, im Bereich zwischen Astrup und Holtrup schlängelt sich der Vechtaer Moorbach zunächst durch einen urwüchsigen Auwald. Obwohl der Bach auch hier zum Teil begradigt wurde, findet man hier eine wesentlich größere Strukturvielfalt als sonst bei kleineren Gewässern in der Norddeutschen Tiefebene, da auf eine intensive Unterhaltung des Gewässers verzichtet wird. Hier findet man auch noch längere, zusammenhängende Ufergehölzstreifen.[4]

Im weiteren Verlauf nimmt das Ausmaß der Begradigung des Vechtaer Moorbachs zu. Ufergehölze und Randstreifen als Pufferzone gegen die meist landwirtschaftliche Nutzung der Aue fehlen größtenteils. Auch unterhalb von Vechta wurde der Bachverlauf stark verändert, wie man dem Namen Fladderkanal unschwer entnehmen kann. Der Kanal weist nur wenige und nur sanfte Windungen auf und ist westlich der Bundesautobahn 1 auf beiden Seiten eingedeicht.

Der ökologische Zustand des Vechtaer Moorbachs wurde 2009 vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) als „schlecht“ bewertet.[5]

Geschichtliche Bedeutung

An keiner Stelle zwischen der Hunte und der Ems ist der Abstand zwischen den höher gelegenen Gebieten der Ems-Hunte-Geest (hier: der Cloppenburger Geest) und den südlich gelegenen Höhen (hier: den Ausläufern der Dammer Berge) so niedrig wie dort, wo der Vechtaer Moorbach in Richtung Westen abbiegt. Da im Mittelalter Handelswege durch das Norddeutsche Tiefland so hoch wie möglich angelegt wurden, lag die Idee nahe, die Furt über den Vechtaer Moorbach beim heutigen Vechta zu nutzen und dort einen Fernhandelsweg, eine Befestigung und eine Stadt zu gründen. Im frühen Mittelalter bildete der nördliche Arm des Vechtaer Moorbachs die Grenze zwischen den sächsischen Gauen Dersagau und Lerigau.

Der Fernhandelsweg „Rheinische Straße“ von Bremen nach Dortmund wurde erstmals 851 urkundlich erwähnt.[6] Die erste Burg Vechtas wurde um 1080 errichtet.[7] Sie wurde nach dem Brand der Stadt und der Burg Vechta 1684 aufgegeben und durch die Zitadelle ersetzt. Die Burg soll als Castrum Vechtense zwischen 2012 und 2022 im Zitadellenpark Vechta rekonstruiert werden.

Kritik an der Nomenklatur

Der Heimatverein Oythe kritisiert, dass „seit altersher“ der Lauf des Moorbaches dort beginne, wo sich die Alte Bäke und die aus Lutten kommende Schlochter Bäke vereinen. Der korrekte Name für den Oberlauf des Vechtaer Moorbachs sei also Alte Bäke.[8]

Literatur

  • Heinz Höppner: Das Moorbachtal bei Vechta. In: Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland 1980. Vechta 1979, S. 176–191.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Rudolf Reinhardt: Stadtführer Vechta. Plaggenborg Verlag Vechta. 1995, S. 66.
  2. Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft und Küstenschutz (NLWKN), Betriebsstelle Cloppenburg: Regionaler Strukturgütebericht der NLWK-Betriebsstelle Cloppenburg, Abschnitt Fladderkanal / Vechtaer Moorbach ( GKZ 3644). 2000, S. 33
  3. Carl Heinrich Nieberding: Geschichte des ehemaligen Niederstifts Münster und der angränzenden Grafschaften. 1. Band. C. H. Fauvel, Vechta 1840, S. 9 (online)
  4. Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz: Bestandsaufnahme zur Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie Oberflächengewässer – Bearbeitungsgebiet Hase – (PDF; 335 kB). S. 10.
  5. Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) Betriebsstelle Meppen: Internationaler Bewirtschaftungsplan nach Artikel 13 Wasserrahmenrichtlinie für die Flussgebietseinheit Ems 2010–2015. 2009. S. 230
  6. Werner Klohn: Stadtgeographie Vechta und Agrarwirtschaft in Südoldenburg (PDF; 4,5 MB)
  7. Stadt Vechta: Die Burg Vechta. Von ihren Anfängen bis zur Demolierung. 2005.
  8. Heimatverein Oythe e.V.: Unser Oythe und seine Ortsteile – Holzhausen