Volksoper Wien

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Die Volksoper Wien ist nach der Wiener Staatsoper das zweitgrößte Opernhaus in Wien. Auf dem Programm stehen Operetten, Opern, Musicals und Ballett.

Volksoper von der Lustkandlgasse aus gesehen

Geschichte

Gründung und Zeit als Sprechtheater

Das Jubiläums-Stadttheater Holzschnitt aus der Leipziger Illustrierten vom 19. Januar 1899

1897 wurde Karl Lueger zum Wiener Bürgermeister ernannt. Der Baugedanke - also die Neugestaltung Wiens - war die vorherrschende soziale, wirtschaftliche und politische Strömung in dieser auch als Ringstraßenzeit bekannten Ära. Im selben Jahr wurde auch der Kaiserjubiläums-Stadttheater-Verein von engagierten Bürgern der Stadt Wien gegründet, mit dem Ziel zum 50-jährigen Regierungsjubiläum von Kaiser Franz Joseph I. im Jahr 1898 ein Theater zur Aufführung von deutschen Sprechstücken in Währing zu errichten.

Maßgeblich beteiligt war neben diesem Verein, da sich der Baugrund bis 1905 im 18. Bezirk befand, auch der christlichsoziale Währinger Bezirksvorsteher Anton Baumann. Der Theaterverein beauftragte den Architekten Alexander Graf mit der Durchführung des Baues, welcher gemeinsam mit dem Architekten Franz Freiherr von Krauß das Kaiser-Jubiläums-Stadttheater in nur 10 Monaten errichtete.

Vor Baubeginn wurden die Gesamtbaukosten mit 650.000 Gulden veranschlagt. Dieser Betrag wurde finanziert über Anteilscheine, welche reißenden Absatz fanden. Mit einiger Verzögerung wurden die Baumeisterarbeiten im März 1898 begonnen. Der hohe Zeitdruck führte zu einer Überschreitung der Baukosten um ca. 25 % bzw. um 160.000 Gulden. Dieser fehlende Betrag wurde jedoch nicht von öffentlicher Hand subventioniert, sondern wurden dem Direktor Adam Müller-Guttenbrunn in Form einer Pachtzinserhöhung aufgebürdet.[1]

Einen weiteren Schatten auf die Eröffnung am 14. Dezember 1898 warf die Tatsache, dass der Kaiser selbst der Eröffnung des Hauses fernblieb, nach offizieller Begründung, weil seine Gemahlin Elisabeth drei Monate zuvor ermordet worden war. Der Theaterverein hatte eine antisemitische Satzung, und der Direktor Müller-Guttenbrunn behielt die Bühne den „arischen Talenten“ vor, ließ „nur christliche Schauspieler“ auftreten und „nur Werke christliche Schriftsteller“[2] aufführen. Die extremsten Propagandastücke wurden von der Statthalterei verboten. Nach diesem schlechten Start des Theaters folgte nach nicht ganz fünf Spieljahren im Jahr 1903 der erste Konkurs.

Das Musiktheater von 1903 bis in die Nachkriegsjahre

Das Jubiläums-Stadttheater zum Zeitpunkt der Eröffnung, 1898

Am 1. September 1903 übernahm Rainer Simons die Direktion. Dieser hatte selbst seine Lehrjahre bei berühmten Sängern wie Julius Stockhausen oder Komponisten wie Engelbert Humperdinck absolviert. Ein klares Ziel vor Augen pflegte er zwar die volkstümlichen deutschen Sprechstücke im Sinne seines Vorgängers fort, setzte aber erste Schritte in Richtung Musiktheater. 1904 engagierte er den jungen Alexander von Zemlinsky als Musikdirektor und während der Saison 1904/05 – in der auch erstmals der Untertitel Volksoper aufscheint – führte Simons die ersten Spielopern ein. Auf Grund des Publikumszuspruchs wagten Simons und Zemlinsky bereits zwischen 1906 und 1908 den Sprung zur großen Oper. 1907 wechselte Zemlinsky an die Hofoper, kehrte jedoch ein Jahr später ans Haus am Gürtel zurück. Ab 1908 firmierte der Spielort nur mehr unter dem Namen Volksoper.

Nach vielen äußerst erfolgreichen Jahren hatte die Volksoper ab 1925 dann schließlich massiv mit den Auswirkungen der Inflation zu kämpfen. Nach einigen kurzzeitigen Schließungen und unterschiedlichen Rettungsversuchen durch Arbeitsgemeinschaften wurde die Volksoper am 5. Juli 1928 geschlossen und erst am 5. November 1929 als Neues Wiener Schauspielhaus wieder eröffnet. 1938 übernahm die Stadt Wien die nunmehrige Städtische Wiener Volksoper, später umbenannt in Opernhaus der Stadt Wien. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Volksoper, nachdem seit 1. September 1944 Spielverbot für sämtliche Theater herrschte und einige Wiener Kinos durch Luftangriffe bereits zerstört waren, für mehrere Monate zum zweitgrößten Kino der Stadt mit 1550 Plätzen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg fungierte die Volksoper als Ausweichquartier für die zerstörte Staatsoper. Nach der Eröffnung des wiederhergestellten Staatsoperngebäudes im Jahr 1955 wurde die Volksoper wieder selbständiges Musiktheater mit Opern, Operetten und Musical. Im selben Jahr wurde die Volksoper in die österreichischen Bundestheater integriert.

Jüngere Geschichte

Volksoper vom Gürtel aus

Unter dem Direktor Karl Dönch erfolgte 1973 ein erster großer Umbau des Theaterhauses.

1979 hat Robert Jungbluth in seiner damaligen Funktion als Generalsekretär des Bundestheaterverbandes für die Volksoper ein Gastspiel in Japan initiiert. Es war die erste Operette, die in Japan aufgeführt wurde. 1984 folgte eine Amerika-Tournee.

September 1991 bis Juni 1996 standen die Volksoper und die Staatsoper unter gemeinsamer Führung. Während dieser Zeit wurden Sänger für beide Häuser gleichzeitig engagiert. Der Spielbetrieb verlief jedoch autonom, da beide Bühnen verschiedene Schwerpunkte verfolgen.

Die Volksoper als Bühnenhaus der österreichischen Bundestheater wurde mit dem Bundesgesetz über die Neuorganisation der Bundestheater (Bundestheaterorganisationsgesetz) von 1998 zu einem rechtlich selbständigen Unternehmen. 1999 erfolgte die Gründung der „Volksoper Wien GmbH“ als 100%ige Tochtergesellschaft der Bundestheater-Holding-GmbH.

Seit dem 1. September 2007 steht die Volksoper Wien unter der Leitung von Kammerschauspieler Robert Meyer als Direktor und künstlerischem Geschäftsführer. Rainer Schubert agiert als Vizedirektor. Zum selben Zeitpunkt wurde Mag. Christoph Ladstätter zum kaufmännischen Geschäftsführer ernannt. Diethmar Straßer agiert als künstlerischer Betriebsdirektor, und Gerrit Prießnitz ist musikalischer Studienleiter.

Robert Meyer verfolgt eine konsequente Reformpolitik. Sein Ziel ist, die Volksoper wieder als „das Musiktheater Wiens“ zu positionieren, die Operette aufzuwerten und einem breiteren Publikum zu öffnen.

Eiserner Vorhang

Eiserner Vorhang der Volksoper Wien

Auf dem eisernen Vorhang lässt sich die Widmung des Hauses zum 50-jährigen Regierungsjubiläums Franz Joseph I. durch die beiden Jahreszahlen 1848 links und 1898 rechts gut erkennen. Gemalt wurde dieser von Karl Schüller und Georg Janny.

Der Vorhang zeigt in der Mitte vorne Vindobona. Der Mann in der rechten Bildhälfte soll die Bürger Wiens symbolisieren. Durch die Abnahme der Binde soll dieser nun auch die schönen Musen sehen können.

Vor dem Krieg wurde der Vorhang weggeräumt und war danach verschollen, bis er in den 1990ern auf dem Dachboden des Theaters an der Wien wieder zum Vorschein kam.

Daten und Fakten

Zuschauer und Haus

aktueller Sitzplan der Volksoper

Auf drei verschiedenen Ebenen stehen den Besuchern gesamt 1261 Sitzplätze und 72 Stehplätze, sowie 2 Rollstuhlplätze zur Verfügung. Von September bis Juni gibt es, abgesehen von wenigen Ausnahmen, täglich eine Vorführung. Nachfolgend die wichtigsten Kennzahlen der letzten Jahre:

Saison Vorstellungen Besucher Sitzplatzauslastung durchschn. Beschäftigte
2004/2005 [3] 287 293.695 75,41 % nicht bekannt
2005/2006 [4] 276 280.520 74,77 % 524
2006/2007 [5] 281 289.721 78,34 % 523
2007/2008 [6] 291 325.491 85,77 % 526

Die für Instandhaltungsmaßnahmen zuständige Bundestheater-Holding hat Geschäftsjahr 2006/2007 für eine Fassadensanierung des historischen Gebäudes Volksoper 1,1 Mio. Euro aufgewendet.[7]

Technische Daten

Beleuchtung und Blick auf den Orchestergraben der Volksoper

Der Orchestergraben ist mit zwei elektrisch angetriebenen Hubpodien ausgestattet. Die Tragfähigkeit beträgt 500 kg/m² (vorne Einfachpodium, bühnenseitig Doppelstockpodium) und ist höhenverstellbar von 0 bis 2,65 Meter unter Bühnenniveau.

Der aus rotem Samt bestehende Hauptvorhang ist hydraulisch raff- und hebbar. Die Raffgeschwindigkeit beträgt 0,15 bis 3,0 m/s; die Hubgeschwindigkeit beträgt bis zu 2 m/s.

Der Schallvorhang aus Alurahmen arbeitet ebenfalls hydraulisch. Die zusätzliche Tragfähigkeit beträgt 300 kg mit einer Punktlast von 150 kg. Die Hubgeschwindigkeit als Schallvorhang beträgt bis zu 0,8 m/s. Die Hubgeschwindigkeit als Schwerlastzug beträgt bis zu 0,5 m/s.

Der hydraulisch betriebene Schleierzug hat eine Tragfähigkeit von 350 kg mit einer Punktlast von 150 kg.

Die Bühnenfläche beträgt 480 m² und ist mit maximal 500 kg/m² belastbar. Die nutzbare Bühnenbreite beträgt 17,2 Meter und die Bühnentiefe von der vorderen Portalkante bis zum Schiebefalttor sind 19 Meter.

Die Bühnenfläche besteht aus einer dreh- und hebbaren Kernscheibe mit einem Durchmesser von 7,20 m in der Mitte und einer drehbaren Ringscheibe mit einem Außendurchmesser von 15 Meter um die Kernscheiben. Weiters gibt es 3 handbetriebene, stationäre Personen-Versenkungen.[8]

Organisationsstruktur

Seit 1999 gehört die Volksoper Wien zu 100 % der Bundestheater Holding genau so wie die Staatsoper Wien GmbH, das Burgtheater GmbH. Eine weitere Tochtergesellschaft ist die Theaterservice GmbH welche zu 51,1 % der Bundestheaterholding gehört. Die restlichen 48,9 % halten die drei Bühnenbetriebe jeweils zu gleichen Teilen (jeweils 16,3 %). Gemeinsam mit der Wiener Staatsoper ist der Volksoper die selbständige ARGE Ballett der Wiener Staatsoper und Volksoper nachgeordnet. [9]

Direktoren

Uraufführungen

Ehrenmitglieder

Klaus Bachler
Franz Bauer-Theussl
Rudolf Bibl
Adolf Dallapozza
Otto Fritz
Hans Grötzer
Karlheinz Haberland
Johannes Heesters (seit 1984)
Michael Heltau (seit 2004)

Robert Herzl (seit 1998)
Ioan Holender
Renate Holm
Mirjana Irosch
Wolfgang Jeschek
Dagmar Koller
Erich Kuchar
Guggi Löwinger
Sigrid Martikke

Peter Minich
Sonja Mottl-Dönch
Helga Papouschek
Herbert Prikopa (seit 1986)
Harald Serafin
Wicus Slabbert (seit 2005)
Christiane Sorell (Verleihung 1989)[11]
Helmut Süss
Paul Walter
Rudolf Wasserlof

Literatur

Weblinks

Commons: Volksoper Wien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Volksoper - das Wiener Musiktheater, Verlag Holzhausen, Wien 1998, S. 7 ff
  2. Adam Müller-Guttenbrunn: Denkschrift an Karl Lueger, Wien 1902, in: Karl Kraus: Die Fackel 5:1903, Nr. 146, S. 12–21, URL: [1]
  3. Geschäftsbericht 2004/2005 Volksoper Wien GmbH S. 58
  4. Geschäftsbericht 2005/2006 Volksoper Wien GmbH S. 64 und S. 81
  5. Geschäftsbericht 2006/2007 Volksoper Wien GmbH S. 57 und S. 73
  6. Geschäftsbericht Volksoper 07/08 S. 71 ff und S. 86
  7. http://www.bundestheater-holding.at/Content.Node2/holding/Hold_080129.pdf
  8. http://www.volksoper.at/ Webauftritt der Volksoper Wien
  9. http://www.bundestheater-holding.at/Content.Node2/holding/55.php
  10. Wien Geschichte Wiki
  11. Volksoper Wien - KS Christiane Sorell verstorben. Abgerufen am 1. Juni 2015.

Koordinaten: 48° 13′ 28″ N, 16° 21′ 1″ O