Wympel R-37

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Wympel R-37

R-37M an der MAKS 2013
R-37M an der MAKS 2013

Allgemeine Angaben
Typ Luft-Luft-Rakete
Heimische Bezeichnung R-37, K-37, R-37M, K-37M
NATO-Bezeichnung AA-13 Axehead[1]
Herkunftsland Sowjetunion 1955 Sowjetunion / Russland Russland
Hersteller Wympel NPO
Entwicklung 1983
Indienststellung 2018
Technische Daten
Länge 4,20 m
Durchmesser 380 mm
Gefechtsgewicht 510 kg
Spannweite 1420 mm
Antrieb Feststoff-Raketentriebwerk
Geschwindigkeit Mach 6
Reichweite 150 – 400 km[2][3][4]
Ausstattung
Lenkung Trägheitsnavigationsplattform plus Datenlink[2]
Zielortung aktive Radarzielsuche, SARH oder HOJ[2]
Gefechtskopf 60 kg Splittergefechtskopf oder Nukleargefechtskopf[2]
Zünder Aufschlagzünder & Radar-Annäherungszünder
Waffenplattformen MiG-31BM, Su-35S, Su-57[2]
Listen zum Thema

Die R-37 (russisch Вымпел Р-37) ist eine Luft-Luft-Langstreckenrakete aus russischer Produktion. Der NATO-Codename lautet AA-13 Axehead.

Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Entwicklung der R-37 begann im Jahr 1983 bei Wympel NPO unter der Bezeichnung K-37.[3][5] Die R-37 basiert auf dem Entwurf der R-33S. Der erste Teststart erfolgte 1988.[3] Vom Westen wurde der Flugkörper erstmals im Jahr 1992 beobachtet.[6] Im April 1994 wurde bei einem Teststart ab einer MiG-31BM ein Ziel auf eine Rekorddistanz von 304 km getroffen.[2] Offiziell vorgestellt wurde die R-37 an der Messe MAKS 1997. Im selben Jahr wurde die Zusammenarbeit mit ukrainischen Firmen eingestellt und das Projekt stand danach längere Zeit still.[7] Nachdem die Entwicklung durch russische Firmen wieder aufgenommen wurde erfolgten ab 2011 weitere Teststarts. Die endgültige Serienversion R-37M wurde erst im Jahr 2016 vorgestellt.[7] Die ersten Raketen wurden vermutlich 2018 an die russischen Luftstreitkräfte ausgeliefert.[1][8]

Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die R-37 wurde primär zur Bekämpfung weit entfernter fliegender Gefechtsstände und AWACS-Luftraumüberwachungsflugzeuge konzipiert. Ebenso ist sie für die Bekämpfung von Bombern sowie Stör- und Tankflugzeugen vorgesehen. Es können Flugziele in einem Höhenbereich von 15 bis 25.000 m bekämpft werden.[9] Nachdem das flugzeugbasierte Radar die Zieldaten ermittelt hat, werden diese ans Navigationssystem der R-37-Lenkwaffe weitergegeben. Dann kann die Lenkwaffe gestartet werden. Die Lenkwaffe wird auf einer semiballistischen Flugbahn an den voraus errechneten Kollisionspunkt des Zieles und der Lenkwaffe verschossen. Der Feststoff-Doppelpulsmotor beschleunigt die Rakete auf rund Mach 6.[3] Nach dem Ausbrennen der ersten Sektion des Feststoffraketentriebwerks pausiert dieses und der weitere Marschflug erfolgt antriebslos. Während den ersten rund 100 km des Fluges kann die Lenkwaffe über den Datenlink mit Daten des Flugzeugradars versorgt werden. Die Steuerung erfolgt in dieser Flugphase mit dem Inertialen Navigationssystem. Für den Endanflug wird das Raketentriebwerk wieder gezündet, was der Lenkwaffe im Endanflug eine hohe Agilität verleiht. Ebenso wird für den Endanflug der Aufschlag- und Radar-Näherungszünder sowie der lenkwaffeneigene Ku und X-Band-Radar-Suchkopf vom Typ 9B1388 aktiviert.[10] Die Reichweite dieses Radars soll bis 50 km betragen.[3] Der Endanflug erfolgt nach dem Prinzip der Proportionalnavigation. Wird das Flugziel direkt getroffen, wird der Sprengkopf durch den Aufschlagzünder zur Detonation gebracht. Bei einem Vorbeiflug erfolgt die Sprengkopfzündung durch den Näherungszünder.

Versionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • K-37: Bezeichnung während der Entwicklungsphase.
  • R-37: Urversion, dessen Entwicklung im Jahr 1983 begann und bis Ende der 1990er-Jahre andauerten.
  • R-37M (Isdelje 610M): Serienversion für die russischen Luftstreitkräfte. Reichweite 400 km[11]
  • RWW-BD (Isdelje 620): Exportversion der R-37M mit einer reduzierten Reichweite von 200 km.[2][12]

Plattformen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Kampfflugzeuge können die R-37 einsetzen:

Kriegseinsätze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals wurde die R-37 während des russischen Überfalls auf die Ukraine durch die russischen Luftstreitkräfte im Krieg eingesetzt.[13][14] Bis Ende Oktober 2022 sollen 4 MiG-29, 6 Su-25, 1 Su-27 sowie eine unbekannte Anzahl Hubschrauber und Drohnen der ukrainischen Streitkräfte mit R-37 abgeschossen worden sein. Dabei soll eine R-37 ein ukrainisches Kampfflugzeug in einer Distanz von 177 km sowie eine Bayraktar-Drohne in 217 km Entfernung getroffen haben.[15][16]

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vergleichbare Raketentypen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: R-37 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b International Institute for Strategic Studies (IISS): Russia's Foxhound finally gets its bite back
  2. a b c d e f g Piotr Butowski: Russia is preparing a precision guidance revolution for its fast jet, strike, and bomber forces. Jane’s International Defence Review, August 2014, Vereinigtes Königreich, 2014.
  3. a b c d e Rbase.new-Factoria.ru: Авиационная ракета большой дальности Р-37 (РВВ-БД)
  4. "https://web.archive.org/web/20090126154153/http://ausairpower.net/DT-Missile-Survey-May-05.pdf"
  5. Carlo Kopp: Vympel R-37. In: The Russian Philosophy of Beyond Visual Range Air Combat. ausairpower.net, abgerufen am 7. Juni 2017 (englisch).
  6. R-37, R-37M (AA-X-13) (Russian Federation), air-to-air missiles - beyond visual range
  7. a b Missiles.ru: Управляемая авиационная ракета класса "воздух-воздух" большой дальности РВВ-БД
  8. Dfnc.ru: Р-37 (РВВ-БД)
  9. Strategic-Culture.org: Russia’s New R-37M Air-to-Air Missile: Unique and Unmatched
  10. Airwar.ru: Р-37
  11. Missiles in the Asia Pacific. Abgerufen am 29. März 2024.
  12. Tactical Missiles Corporation (JSC): Air-to-air Long-range Missile RVV-BD
  13. Forbes.com: Russia’s Best Missile Can Hit Ukrainian Jets From 80 Miles Away. But Ukrainian Pilots Know How To Dodge
  14. Defence-blog.com: Wreckage of Russia’s deadly air-to-air missile found in Ukraine
  15. Jack Watling, Nick Reynolds: Meatgrinder: Russian Tactics in the Second Year of Its Invasion of Ukraine. (PDF) In: Rusi.org. Royal United Services Institute for Defence and Security Studies, 19. Mai 2023, abgerufen am 19. Dezember 2023 (englisch).
  16. Justin Bronk, Nick Reynolds, Jack Watling: The Russian Air War and Ukrainian Requirements for Air Defence. (PDF) In: Rusi.org. Royal United Services Institute for Defence and Security Studies, 7. November 2022, abgerufen am 19. Dezember 2023 (englisch).