Evenkit

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Evenkit
Farbloses Evenkit-Aggregat aus Dubník, Slowakei
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Evk[1]

Chemische Formel C23H48[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Organische Verbindungen – Kohlenwasserstoffe
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IX/B.01
IX/B.01-010

10.BA.50
50.03.06.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m2/m2/m
Raumgruppe Pbcm (Nr. 57)Vorlage:Raumgruppe/57[2]
Gitterparameter a = 7,474(1) Å; b = 4,980(1) Å; c = 65,85(3) Å[2]
Formeleinheiten Z = 4[2]
Zwillingsbildung polysynthetische Zwillinge[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 1
Dichte (g/cm3) gemessen: 0,920; berechnet: [0,926][3]
Spaltbarkeit vollkommen nach {001}[3]
Bruch; Tenazität entfällt (wachsartige Konsistenz)
Farbe farblos, weiß, hellgelb, grün
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Wachsglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,504[4]
nβ = 1,504[4]
nγ = 1,553[4]
Doppelbrechung δ = 0,049[4]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten gut löslich in Ether[5]

Evenkit (chemische Bezeichnung Tetracosan) ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der organischen Verbindungen und der Abteilung der stickstofffreien Kohlenwasserstoffe. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung C23H48[2]

Evenkit entwickelt tafelige und durch Verzwillingung pseudohexagonale Kristalle, findet sich aber auch in Form körniger bis derber Mineral-Aggregate. In reiner Form ist Evenkit farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine hellgelbe bis grünliche Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt. Seine Strichfarbe ist allerdings immer weiß.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Benannt wurde Evenkit nach seiner Typlokalität Evenki (heute Autonomer Kreis der Ewenken) in der russischen Region Krasnojarsk (Sibirien), wo es 1953 durch A. V. Skropyshev erstmals gefunden und beschrieben wurde.

Typmaterial des Minerals wird im Mineralogischen Museum der Staatlichen Universität Sankt Petersburg in Russland (Katalog-Nr. 924-1/1–924-1/3) aufbewahrt.[3]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage) gehörte der Evenkit zur Mineralklasse der „Organischen Verbindungen“ und dort zur Abteilung der „Stickstofffreien Kohlenwasserstoffe“, wo er als einziges Mitglied die Gruppe „Kettenförmige Strukturen“ mit der System-Nr. IX/B.01 bildete.

Die Abteilungsbezeichnung wurde in der seit 2001 gültigen und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendeten 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik nicht übernommen. Das Mineral steht dort als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 10.BA.50 innerhalb der ebenfalls unbenannten „A.“ der Abteilung der „Kohlenwasserstoffe“.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Evenkit in die Klasse und gleichnamige Abteilung der „Organischen Minerale“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 50.03.06 innerhalb der Unterabteilung „Salze organischer Säuren (Kohlenwasserstoffe)“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Evenkit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pbcm (Raumgruppen-Nr. 57)Vorlage:Raumgruppe/57 mit den Gitterparametern a = 7,474(1) Å; b = 4,980(1) Å und c = 65,85(3) Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chemismus und chemische Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Idealisierte chemische Struktur von Evenkit

Chemisch gesehen handelt es sich bei Evenkit um einen linearen, aliphatischen Kohlenwasserstoff bzw. um ein Paraffin. Die mittlere chemische Zusammensetzung wird im Allgemeinen mit (CH3)2(CH2)22 bzw. vereinfacht mit C24H50 angegeben, was der chemischen Substanz Tetracosan entspricht. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass es sich lediglich um eine Summenformel handelt. Tatsächlich ist Evenkit chemisch nicht einheitlich aufgebaut. Die Kettenlängen der Moleküle können zwischen 20 und 31 Kohlenstoffatomen betragen. Für das Typmaterial wurde eine mittlere Kettenlänge von 24 bis 25 Kohlenstoffatomen über GC-MS ermittelt.[6]

Nach neueren Analysen 2004 durch Platonova und Kotel’nikova wird die vereinfachte Formel mit C23H48 angegeben.[2][7]

Evenkit ist gut löslich in Ether.[5]

Physikalische Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aliphatische Kohlenwasserstoffe mit Kettenlängen um 25 Kohlenstoffatomen haben eine wachsartige Konsistenz, ähnlich dem Ozokerit. Entsprechend gehört Evenkit mit einer Mohshärte von 1 zu den weichsten Mineralen. Dennoch kann bei Evenkitkristallen eine vollkommene, glimmerartige Spaltbarkeit nach der basalen Fläche {001} beobachtet werden.[8]

Der Schmelzpunkt von Evenkit liegt bei etwa 49 bis 51 °C.[5][8] Mit einer gemessenen Dichte von 0,920 g/cm3[3] (nach anderen Quellen auch 0,873 g/cm3[8]) gehört Evenkit zu den leichtesten Mineralen. Entsprechend können Bruchstücke auf dem Wasser schwimmen.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Genaue Bildungsbedingungen sind zurzeit nicht bekannt, man vermutet aber eine sekundäre Bildung. An seiner Typlokalität wurde Evenkit in Quarz-Geoden entdeckt, die sich in einem schmalen Erzkörper in der Kontaktzone zwischen Tuff und Lava an der unteren Tunguska (Nizhnyaya Tunguska). Als Begleitminerale können unter anderem Chalcedon, Calcit, Chalkopyrit, Galenit, Pyrit, Pyrrhotin und Sphalerit auftreten.

Weitere bekannte Fundorte sind neben seiner Typlokalität bisher (Stand 2014) nur noch Curbans, Orpierre und Serres (Hautes-Alpes) in Frankreich, das Ilímaussaq-Massiv bei Narsaq auf Grönland sowie Dubník, Ladomírov und Merník im Okres Prešov in der Slowakei.[9]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • A. V. Skropyshev: A paraffin from a polymetallic vein. In: Doklady Akademii Nauk SSSR. Band 88, 1953, S. 717–719 (russisch, rruff.info [PDF; 809 kB; abgerufen am 3. Januar 2017]).
  • E. N. Kotel’nikova, S. K. Filatov, N. V. Chukanov: Evenkite: symmetry, chemical composition, identification and thermal behavior. In: Zapiski Vserossijskogo Mineralogicheskogo Obshchestva. Band 133, 2004, Kap. 3, S. 80–92 (russisch, rruff.info [PDF; 943 kB; abgerufen am 3. Januar 2017] mit Kurzbeschreibung in Englisch).
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Nebel Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 282.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Evenkit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d e f N. V. Platonova, E. N. Kotel’nikova: Synthesis of the organic mineral evenkite. In: Geology of Ore Deposits. Band 49, Dezember 2007, Kap. 7, S. 638–640, doi:10.1134/S1075701507070227. (Original in: Zapiski Vserossijskogo Mineralogicheskogo Obshchestva Band 133, Kapitel 3, 2004, S. 80–92; PDF 943 kB, russisch mit Kurzbeschreibung in Englisch)
  3. a b c d e Evenkite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 64 kB; abgerufen am 3. Januar 2017]).
  4. a b c d Mindat - Evenkite
  5. a b c K. Yagi, Michael Fleischer: New mineral names. Evenkite. In: American Mineralogist. Band 40, 1955, S. 367–370 (rruff.info [PDF; 272 kB; abgerufen am 3. Januar 2017]).
  6. J. E. Spangenberg, M. Meisser: Geochemistry of the organic mineral evenkite in sptarian concretions in the Oxfordian marls of the French Alps. In: Mineralogical Magazine; Geology of Ore Deposits 1998. 62A, S. 1436–1437 (minersoc.org [PDF; 102 kB; abgerufen am 3. Januar 2017]).
  7. IMA/CNMNC List of Mineral Names; July 2015 (PDF 1,5 MB)
  8. a b c Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 799 (Erstausgabe: 1891).
  9. Fundortliste für Evenkit beim Mineralienatlas und bei Mindat