„Abteikirche Ottmarsheim“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Ottmarsheim 2.JPG|mini|300px|Fassade mit Kirchturm]]
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Die '''Abteikirche Ottmarsheim''' in der [[Elsass|elsässischen]] Kleinstadt [[Ottmarsheim]] im [[Département Haut-Rhin]] der [[Frankreich|französischen]] Region [[Grand Est]] stammt größtenteils aus der ersten Hälfte des 11.&nbsp;Jahrhunderts. Sie wurde ursprünglich als Klosterkirche des [[Kloster Ottmarsheim|Benediktinerinnenklosters Ottmarsheim]] errichtet. Ihr [[Zentralbau]] in Form eines [[Oktogon (Architektur)|Oktogons]] hat sein Vorbild in der [[Karolingische Kunst|karolingischen]] [[Aachener Dom|Aachener Pfalzkapelle]]. Die Kirche mit dem [[Patrozinium]] der Apostel [[Simon Petrus|Petrus]] und [[Paulus von Tarsus|Paulus]] gehört zu den bedeutenden Bauwerken an der [[Romanische Straße im Elsass|Straße der Romanik im Elsass]] (''La Route Romane d’Alsace'').<ref>[https://www.route-romane-alsace.fr/Site/wp-content/uploads/2022/04/Brochure-RouteRomane-2015-Web-2.pdf ''Alsace du sud. Ottmarsheim: Église Saints-Pierre-et-Paul.''] La Route Romane d’Alsace</ref> Im Jahr 1841 wurde sie als [[Monument historique]] in die Liste der Baudenkmäler ([[Base Mérimée]]) in Frankreich aufgenommen.<ref>{{Base Mérimée|IA00096033|Abbaye de Bénédictines Sainte-Marie, actuellement église paroissiale Saint-Pierre Saint-Paul}}</ref>

== Geschichte des Klosters ==
Ottmarsheim liegt an der alten Fernstraße, die von [[Italien]] über [[Basel]], [[Straßburg]], [[Mainz]] in die [[Niederlande]] führte, und war schon vor den [[Römisches Reich|Römern]] besiedelt. Der Name geht auf den heiligen [[Otmar von St. Gallen|Otmar]] zurück, der im 8.&nbsp;Jahrhundert [[Abt]] des [[Fürstabtei St. Gallen|Klosters St. Gallen]] war, zu dem damals Teile der Gegend gehörten.

Um das Jahr 1030 stifteten [[Rudolf I. (Habsburg)|Rudolf von Altenburg]], ein Sohn des [[Lanzelin]] aus dem [[Habsburg|Haus Habsburg]], und seine Gemahlin Kunigunde das [[Benediktinerinnen]]kloster in Ottmarsheim, das ihre [[Grablege]] werden sollte. Im Jahr 1049 weihte Papst [[Leo IX.]], der aus [[Eguisheim]] stammte, die neue Kirche.


Die '''Abteikirche Ottmarsheim''' stammt größtenteils aus der ersten Hälfte des 11.&nbsp;Jahrhunderts. Ihr [[Zentralbau]] in Form eines [[Oktogon (Architektur)|Oktogons]] hat sein Vorbild in der [[Karolingische Kunst|karolingischen]] [[Aachener Dom|Aachener Pfalzkapelle]]. Die Kirche ist seit 1841 als [[Monument historique]] in der [[Base Mérimée]], der französischen Liste der [[Kulturdenkmal|Kulturdenkmäler]], eingeschrieben.<ref>{{Base Mérimée|IA00096033|Abbaye de Bénédictines Sainte-Marie, actuellement église paroissiale Saint-Pierre Saint-Paul}}</ref>
Im Zuge der Auseinandersetzungen von Rudolf IV. von Habsburg, des späteren römisch-deutschen Königs [[Rudolf I. (HRR)|Rudolf I.]] (1218–1291), mit dem Bischof von [[Bistum Basel|Basel]] wurde das Kloster Ottmarsheim im Jahr 1272 von den Verbündeten des Bischofs niedergebrannt. Bei weiteren Strafexpeditionen in den Jahren 1445 und 1446 fügten die Basler dem Kloster schwere Schäden zu. Auch 1525 erlitt das Kloster im [[Deutscher Bauernkrieg|Bauernkrieg]] Schaden.
Die ehemalige Abteikirche ist heute [[Pfarrkirche]] und liegt in der [[Elsass|elsässischen]] Kleinstadt [[Ottmarsheim]] im [[Département Haut-Rhin]] der [[Frankreich|französischen]] Region [[Grand Est]].


== Geschichte ==
Im 14./15.&nbsp;Jahrhundert fand ein Patroziniumswechsel statt. Der Apostel Petrus wurde zum [[Schutzpatron]] der Kirche (heute Peter und Paul), während die Abtei ihr ursprüngliches Patrozinium mit der Gottesmutter [[Maria (Mutter Jesu)|Maria]] als Patronin behielt.
Die Kirche wurde ursprünglich für das [[Benediktiner]]innenkloster Ottmarsheim errichtet. Das Kloster wurde vor 1030 gestiftet und die Kirche auch in dieser Zeit errichtet. Die Stifter, [[Rudolf I. (Habsburg)|Rudolf von Altenburg]] aus dem [[Habsburg|Haus Habsburg]] und seine Gemahlin Kunigunde, wollten hier ihre [[Grablege]] eingerichtet sehen.{{Hauptartikel|Kloster Ottmarsheim}}


Die Kirche wurde nach dem Vorbild der Aachener Pfalzkapelle [[Karl der Große|Karls des Großen]] (heute Teil des [[Aachener Dom]]s) errichtet und ebenso unter den Schutz der [[Gottesgebärerin|Gottesmutter Maria]] gestellt.<ref>Wörner, Wörner-Hasler, S.&nbsp;4, 6.</ref> Obwohl schon um 1030 fertiggestellt, [[Kirchweihe|weihte]] sie der aus [[Eguisheim]] im Elsass stammende Papst [[Leo IX.]] um 1049 (wie zahlreiche weitere Kirchen im Elsass auch).
In den Jahren 1578 bis 1584 wurde unter der Äbtissin Agnes von Dormentz das Benediktinerinnenkloster in ein adeliges [[Frauenstift|Damenstift]] umgewandelt.


Anfang des 13.&nbsp;Jahrhunderts wurde die westliche Vorhalle zum Turm aufgestockt und Teile der Außenwände wurden erneuert.<ref>Wörner, Wörner-Hasler, S. 6.</ref> Die großen, als Schalllöcher dienenden Fenster im obersten Geschoss des Turmes sollen aus einer weiteren Aufstockung stammen.<ref>Kautzsch, S. 64.</ref>
Während des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] wurde das Stift von den [[Schweden]] geplündert, die Stiftsdamen flohen nach Basel. Mit dem [[Westfälischer Friede|Westfälischen Frieden]] von 1648 wurde Ottmarsheim französisch und die Stiftsdamen kehrten zurück.


Im 14. oder 15. Jahrhundert wechselte das Patrozinium zum [[Apostel]] [[Simon Petrus|Petrus]].<ref>Wörner, Wörner-Hasler, S. 6.</ref>
In der Folge der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] wurde das Stift in den Jahren 1790 bis 1792 aufgehoben, die Klostergebäude wurden versteigert und großenteils abgerissen. Die ehemalige Abteikirche wurde von der Gemeinde Ottmarsheim gekauft und wird als [[Pfarrkirche]] genutzt.


Um 1495 wurde im Südosten die Heilig-Kreuz-Kapelle an die Kirche angebaut, um eine von Graf Hugo von [[Landenberg]] gestiftete [[Heiliges Kreuz|Kreuzreliquie]] aufzunehmen.<ref>Wörner, Wörner-Hasler, S. 6.</ref> 1582 wurde im Nordosten die Liebfrauenkapelle als [[Chor (Architektur)|Chor]] der Stiftsdamen errichtet<ref>Wörner, Wörner-Hasler, S. 6.</ref>, was die eingemeißelte Jahreszahl über einem heute zugemauerten Portal belegt.
== Baugeschichte der Kirche ==
Die Kirche wurde zwischen 1020 und 1030 nach dem Vorbild der Aachener Pfalzkapelle [[Karl der Große|Karls des Großen]] (heute Teil des Aachener Doms) errichtet und wie diese der [[Maria (Mutter Jesu)|Jungfrau Maria]] geweiht. Anfang des 13.&nbsp;Jahrhunderts wurde die westliche Vorhalle zum Turm aufgestockt und Teile der Außenwände restauriert.


1695 musste die Kuppel, wohl im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] beschädigt, neu aufgemauert werden. Bei der gleichzeitigen Restaurierung der Kirche wurden die [[Fresko|Fresken]] aus dem 15.&nbsp;Jahrhundert übertüncht.<ref>Wörner, Wörner-Hasler, S. 6f.</ref>
Um 1495 wurde im Südosten an die Kirche die Heilig-Kreuz-Kapelle für die Aufnahme der von Graf Hugo von [[Landenberg]] gestifteten [[Heiliges Kreuz|Kreuzreliquie]] angebaut. Im Jahr 1582 wurde im Nordosten die Liebfrauenkapelle als [[Chor (Architektur)|Chor]] der Stiftsdamen errichtet, den die Stiftsdamen durch eine eigene, heute zugemauerte Pforte an der Nordseite der Kapelle betraten.


Nach der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] wurde das Stift enteignet und seine Gebäude wurden 1792 auf Abbruch verkauft. Die Kirche entging diesem Schicksal nur, weil die politische Gemeinde sie kaufte, um sie weiter als Pfarrkirche zu nutzen. 1833 bis 1837 und 1850 wurden Restaurierungsarbeiten durchgeführt, 1875 die Reste der Fresken entdeckt und 1903 wieder freigelegt. Ein Brand vernichtete 1991 [[Dachstuhl]] und [[Orgel]] aus dem 18.&nbsp;Jahrhundert. Von 1992 bis 1998 und 2016 bis 2018 wurde die Kirche in drei Bauabschnitten saniert<ref>Wörner, Wörner-Hasler, S. 8f.</ref> und 1999 mit einer neuen Orgel ausgestattet.
Im Jahr 1695 erfolgte eine Neuaufmauerung der Kuppel, die wohl im Dreißigjährigen Krieg beschädigt worden war. Bei der gleichzeitigen Restaurierung der Kirche wurden vermutlich die [[Fresko|Fresken]] aus dem 15.&nbsp;Jahrhundert übertüncht.


== Bestattungen ==
In den Jahren 1833 bis 1837 und 1850 wurden Restaurierungsarbeiten durchgeführt. 1875 wurden die Reste der Fresken entdeckt und 1903 wieder freigelegt. Ein Brand vernichtete 1991 den [[Dachstuhl]] und die [[Orgel]] aus dem 18.&nbsp;Jahrhundert. Von 1992 bis 1998 wurde die Kirche saniert und 1999 mit einer neuen Orgel ausgestattet.
Nachdem im März 1981 Teile des Fußbodens eingesunken waren, fanden [[Archäologie|archäologische]] [[Ausgrabung#Grabungstypen|Notgrabungen]] im Bereich des Mittelgangs des [[Oktogon (Architektur)|Oktogons]] statt. Dabei wurden u.&nbsp;a. zehn Gräber aufgedeckt. Vier davon stammten aus der Zeit, bevor die Kirche errichtet wurde, denn die Fundamente des Gebäudes schnitten die Gräber.<ref>Wörner, Wörner-Hasler, S.&nbsp;32.</ref>


Ein Grab fiel dadurch auf, dass es genau in der Mitte des Oktogons lag. Es bestand aus einer gemauerten Grabkammer, die drei darüber liegende Platten aus rotem [[Buntsandstein]] verschlossen. Die Bestattung enthielt keinen Leichnam, sondern nur Schädelteile und Kleidungsreste. Dazu wird vermutet, dass es das Grab des Klostergründers Rudolf von Altenburg ist, der bei Kämpfen gegen die [[Normannen]] in Italien fiel. So wurde eventuell nur dieser Teil der Leiche über die Alpen verbracht und hier bestattet.<ref>Wörner, Wörner-Hasler, S.&nbsp;30–32.</ref>
== Kirchengräber ==
Nachdem im Frühjahr 1981 Teile des Fußbodens eingesunken waren, fanden Notgrabungen im Mittelgang des Oktogons statt. Sie förderten u.&nbsp;a. zehn Gräber zu Tage. Vier davon stammen wohl aus der Erbauungszeit der Kirche bzw. aus der Zeit, bevor die jetzige Kirche errichtet worden war. Ein Grab fiel dadurch auf, dass es genau in der Mitte des Oktogons lag und aus einem gemauerten, von drei Steinplatten aus rotem Sandstein abgedeckten [[Sarkophag]] bestand. Dieser enthielt keinen Leichnam sondern nur Schädelteile und Kleidungsreste, doch seine Lage im Oktogon sowie die Grabart in Form eines Sarkophages weisen darauf hin, dass hierin das Grab des Klostergründers Rudolf von Altenburg zu sehen ist.<ref>Hans Jakob Wörner, Judith Ottilie Wörner-Hasler: ''Abteikirche Ottmarsheim.'' 10.&nbsp;aktualisierte Auflage, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2019, ISBN 978-3-931820-83-1, S.&nbsp;30–32.</ref>


== Architektur ==
== Architektur ==
[[Datei:Ottmarsheim - Eglise-3.JPG|mini|Innenansicht der Abteikirche]]
[[Datei:Ottmarsheim - Eglise-3.JPG|mini|Innenansicht der Abteikirche]]
[[Datei:Ottmarsheim 4.JPG|mini|Altarraum]]
[[Datei:Ottmarsheim 4.JPG|mini|Altarraum]]
Wesentliche Teile des Kirchenbaus sind nicht originale Bausubstanz, nur die Hälfte der Mauern sind romanisch, im Wesentlichen das Oktogon. Das älteste Mauerwerk aus dem 11.&nbsp;Jahrhundert zeigt kleine, gut behauene Bruchsteine mit regelmäßigen Gerüstlöchern. Die gotischen Anbauten dienten der statischen Sicherung der Kirche.


Ein erheblicher Teil des Kirchenbaus stammt nicht mehr von der ursprünglichen Kirche. Nur etwa die Hälfte der Mauern ist [[Romanik|romanisch]], im Wesentlichen das Oktogon. Das älteste Mauerwerk aus dem 11.&nbsp;Jahrhundert zeigt kleine, gut behauene Bruchsteine mit regelmäßigen Gerüstlöchern. Die gotischen Anbauten dienten auch der statischen Sicherung der Kirche.
=== Außenbau ===
Im Westen der Kirche steht der über einer Vorhalle aus dem 11.&nbsp;Jahrhundert errichtete Glockenturm. An der Nord– und Südseite des mit einem [[Satteldach]] gedeckten Turms sind Überreste einer ursprünglichen Arkadengliederung sichtbar. Hinter dem Turm ragt das [[Zeltdach]] des [[Tambour (Architektur)|Tambours]] über die [[Pultdach|Pultdächer]] des achteckigen Unterbaus empor, der aus einem ringförmigen Umgang mit darüber liegender [[Empore]] besteht.


=== Außen ===
Im Osten schließt sich ein rechteckiger [[Chor (Architektur)|Chor]] mit zwei später im Stil der [[Gotik]] errichteten Kapellen an. Die kleinere Kapelle im Südosten, die Heilig-Kreuz-Kapelle, wurde in der zweiten Hälfte des 15.&nbsp;Jahrhunderts angebaut, die größere Kapelle im Nordosten, die Liebfrauenkapelle, wurde 1582 in [[Gotik|spätgotischen]] Formen angefügt, wie die über einem zugemauerten Portal an der Nordseite der Kapelle eingemeißelte Jahreszahl belegt. Diese Kapelle besitzt einen polygonalen Chorschluss und wird von hohen Spitzbogenfenstern durchbrochen.
Im Westen der Kirche steht der über einer Vorhalle aus dem 11.&nbsp;Jahrhundert errichtete [[Glockenturm]]. An der Nord- und Südseite des mit einem [[Satteldach]] gedeckten Turms sind Reste einer ursprünglichen Arkadengliederung sichtbar. Hinter dem Turm ragt das [[Zeltdach]] des [[Tambour (Architektur)|Tambours]] über die [[Pultdach|Pultdächer]] des achteckigen Unterbaus empor.


Im Osten schließt sich ein rechteckiger [[Chor (Architektur)|Chor]] mit den später in der [[Gotik]] errichteten Kapellen an. Die größere, die Liebfrauenkapelle, wurde in [[Gotik|spätgotischen]] Formen errichtet. Diese Kapelle besitzt einen [[Fünfachtelschluss]] und wird von hohen Spitzbogenfenstern durchbrochen.
Unter dem Dachansatz des Tambours verläuft ein aus jeweils fünf [[Blendarkade]]n bestehender [[Bogenfries]]. Auf allen Seiten sind kleine, rundbogige Fensteröffnungen eingeschnitten. Die [[Korbbogen|korbbogigen]] Fenster im Unterbau des Oktogons und die darüberliegenden [[Gekuppelte Fenster|Zwillingsfenster]] im Stil der [[Neuromanik]] wurden im Zuge späterer Restaurierungen im 19.&nbsp;Jahrhundert eingebaut. Auch das [[Kranzgesims]] stammt aus dieser Zeit.


Unter dem Dachansatz des Tambours verläuft ein aus jeweils fünf [[Blendarkade]]n bestehender [[Bogenfries]]. Auf allen Seiten sind kleine, rundbogige Fensteröffnungen eingeschnitten. Die [[Korbbogen|korbbogigen]] Fenster im Unterbau des Oktogons und die darüberliegenden [[Gekuppelte Fenster|Zwillingsfenster]] im Stil der [[Neuromanik]] wurden im Zuge der Restaurierungen im 19.&nbsp;Jahrhundert eingebaut.<ref>Hotz, S. 166; Kautzsch, S. 63.</ref> Auch das [[Kranzgesims]] stammt aus dieser Zeit.
=== Innenraum ===
Nach der dunklen Vorhalle unter dem Turm folgt das kuppelüberwölbte [[Oktogon (Architektur)|Oktogon]]. Der Raum ist von einer Schlichtheit der Bauzier, der interessanten Lichtführung und der Ausgewogenheit der Massen geprägt. Ein zweigeschossiger Umgang öffnet sich zur Raummitte, unten durch niedrige Arkaden, oben durch hohe Bogenöffnungen mit eingestellten Dreierarkaden, auf denen jeweils zwei Säulen stehen. Das Licht fällt über die Emporen ein, der Raum weitet sich dadurch. Die Fenster unter der Kuppel beleuchten nur den oberen Teil des Raumes. Die dicken Mauern des Erdgeschosses erscheinen durch ihre Masse als Sockel. Das Obergeschoss wirkt durch die viel größeren Öffnungen transparenter. [[Würfelkapitell]]e und Basen der Säulen sind die einzigen architektonischen Schmuckelemente des Raumes, sie entstammen in ihrer Schlichtheit der Romanik.


=== Innen ===
Nach Osten ist der Umgang zu einem zweistöckigen Chor erweitert. Im unteren Raum, dem sogenannten Quirinus-Chor, waren auf dem Altar [[Reliquie]]n des römischen [[Märtyrer]]s [[Quirinus von Neuss|Quirinus]] ausgestellt, die durch Papst Leo IX. zunächst nach [[Neuss]] und von dort nach Ottmarsheim gelangt waren und zu deren Ehren eine [[Wallfahrt]] stattfand. In der Nordwand ist eine spätgotische [[Sakramentshaus|Sakramentsnische]] mit Sandsteinrahmung eingeschnitten, deren oberer Abschluss als Ziergiebel mit Maßwerk gestaltet ist. Der obere Raum, der sogenannte Petrus-Chor, ist dem Schutzpatron der Kirche, dem Apostel Petrus, gewidmet und reich mit Fresken ausgestattet.
==== Vorbild Aachener Pfalzkapelle ====
Das Ottmarsheimer Oktogon ist ein verkleinerter Nachbau der Aachener Pfalzkapelle. Die Säulenzier der Empore ist so unverwechselbar, dass andere Vorbilder ausscheiden. Die dem [[Kirchenschiff|Hauptschiff]] zugewandten Seiten entsprechen weitestgehend dem Vorbild. Nach außen ist die Kirche in Ottmarsheim ebenfalls achteckig, während das Aachener Vorbild das Achteck dort in ein 16-Eck auflöst. Den Übergang zwischen dem kleineren inneren Oktogon und dem größeren Achteck der Umfassungsmauer gleichen keilförmige Joche aus.<ref>Kautzsch, S. 62; Wörner, Wörner-Hasler, S. 11.</ref> Aber nicht nur der Grundriss ist in Ottmarsheim vereinfacht, auch Gewölbe und Pfeiler sind einfacher gestaltet<ref>Kautzsch, S. 62.</ref>, die Bauzier besonders schlicht und eine Reflexion auf [[antike]] Traditionen ist nicht mehr zu erkennen.<ref>Kautzsch, S. 64.</ref>


Warum der Stifter diese Architektur wählte, ist letztlich Spekulation. Als tragfähige Argumentationen werden vorgebracht, dass
Das Erdgeschoss des Umgangs wird von [[Kreuzgratgewölbe]]n zwischen [[Gurtbogen|Gurtbögen]] gedeckt, der untere Chor besitzt wie die Vorhalle ebenfalls ein Kreuzgratgewölbe. Im oberen Geschoss sind [[Tonnengewölbe|Quertonnen]] eingestellt, die den Schub der Kuppel aufnehmen. Auch der obere Chor wird von einem Tonnengewölbe überspannt.
* die Funktion einer Grabstätte im Mittelpunkt gestanden habe, so wie auch die Aachener Pfalzkapelle als Grabstätte Karls des Großen, und dass dies nachgeahmt worden sei,<ref>Wörner, Wörner-Hasler, S. 10f.</ref>
* sich hier eine im 11.&nbsp;Jahrhundert verbreitete Erneuerung karolingischer Traditionen spiegele,<ref>Hotz, S. 166.</ref>
* sich die habsburgischen Landgrafen hier eine eigene Pfalzkapelle errichten wollten.<ref>So ursprünglich [[Georg Dehio]]; ablehnend: Hotz, S. 166, weil in Ottmarsheim eine Pfalz nicht nachgewiesen ist.</ref>


==== Architektur ====
Die [[Joch (Architektur)|zweijochige]] Liebfrauenkapelle, der Chor der Stiftsdamen, ist wie die Heilig-Kreuz-Kapelle mit einem [[Kreuzrippengewölbe]] mit [[Schlussstein]]en gedeckt. Auf einem Schlussstein ist das Wappen der Äbtissin Agnes von Dormentz zu sehen, in deren Auftrag die Liebfrauenkapelle errichtet wurde. Sie ist vom Kirchenraum durch ein schmiedeeisernes Gitter, das aus der Bauzeit der Kapelle stammt, abgetrennt. Eine Wendeltreppe im Vorraum führt zur Empore, zu der die Stiftsdamen gelangen konnten, ohne den Kirchenraum betreten zu müssen.
Nach der dunklen Vorhalle unter dem Turm folgt das kuppelüberwölbte [[Oktogon (Architektur)|Oktogon]]. Der Raum ist heute schlicht und weist nur wenig Bauzier auf. Ein zweigeschossiger, ringförmiger Umgang öffnet sich zur Raummitte, oben die ringförmige [[Empore]], unten durch niedrige Arkaden gestaltet, oben durch hohe Bogenöffnungen mit eingestellten Dreierarkaden, auf denen jeweils zwei Säulen stehen. Das Licht fällt über die Emporen ein. Das Obergeschoss wirkt durch die viel größeren Öffnungen transparenter. [[Würfelkapitell]]e und Basen der Säulen sind die einzigen plastischen Schmuckelemente des Raumes.


Nach Osten ist der Umgang zu einem zweistöckigen, rechteckigen Chor erweitert. Im unteren Raum, dem sogenannten Quirinus-Chor, wurden auf dem Altar [[Reliquie]]n des römischen [[Märtyrer]]s [[Quirinus von Neuss|Quirinus]] aufbewahrt. In der Nordwand ist ein spätgotisches [[Sakramentshaus]] aus dem 15. Jahrhundert mit Sandsteinrahmung eingeschnitten, dessen oberer Abschluss als Ziergiebel mit Maßwerk gestaltet ist.<ref>Wörner, Wörner-Hasler, S.&nbsp;19.</ref> Der obere Raum, der sogenannte Petrus-Chor, ist dem Schutzpatron der Kirche, dem Apostel Petrus, gewidmet und reich mit Fresken ausgestattet, letzte Reste einer vermuteten früheren Ausmalung der Kirche insgesamt.
=== Verbindung zur Aachener Pfalzkapelle ===
Das Ottmarsheimer [[Oktogon (Architektur)|Oktogon]] ist eine Wiederholung des Oktogons der unter [[Karl der Große|Karl dem Großen]] um 800 errichteten [[Aachener Dom|Aachener Pfalzkapelle]]. Der Kern entspricht eher dem Vorbild als der achtseitige Umgang, welcher in Aachen 16 Ecken besitzt. Die Säulenzier der Empore ist so unverwechselbar, dass andere Vorbilder ausscheiden. Allerdings ist nicht nur der Grundriss vereinfacht wiedergegeben, auch die Gewölbe sind in Ottmarsheim einfacher, die Bauzier besonders schlicht und nicht mehr antikisierend (in Aachen wurden Kapitelle und Säulen aus Italien wiederverwendet). Auch ist die Kirche von Ottmarsheim erheblich kleiner.


Das Erdgeschoss des Umgangs, der untere Chor und die Vorhalle werden von [[Kreuzgratgewölbe]]n gedeckt. Im oberen Geschoss sind [[Tonnengewölbe|Quertonnen]] eingestellt, die den Schub der Kuppel aufnehmen. Auch der obere Chor wird von einem Tonnengewölbe überspannt.
Der Rückgriff verweist auf die im 11.&nbsp;Jahrhundert verbreitete Karlsverehrung. Das Oktogon hebt auch die Bedeutung als Grabeskirche für den Klosterstifter hervor, dessen Grab in der Mitte des Baus liegt.


Die [[Joch (Architektur)|zweijochige]] Liebfrauenkapelle, der Chor der Stiftsdamen, ist wie die Heilig-Kreuz-Kapelle mit einem [[Kreuzrippengewölbe]] mit [[Schlussstein]]en gedeckt. Auf einem Schlussstein ist das Wappen der Äbtissin Agnes von Dormentz zu sehen, in deren Amtszeit die Liebfrauenkapelle errichtet wurde. Dieser Anbau ist vom Kirchenraum durch ein schmiedeeisernes Gitter, das aus der Bauzeit der Kapelle stammt, getrennt.<ref>Wörner, Wörner-Hasler, S.&nbsp;22.</ref> Ein heute vermauerter Zugang an der Nordseite der Kapelle ermöglichte den Zugang von der [[Klausur (Kloster)|Klausur]], ohne dass die Stiftsdamen den übrigen Kirchenraum betreten mussten.<ref>Wörner, Wörner-Hasler, S. 6.</ref> Eine Wendeltreppe führt von der Kapelle zur Empore, zu der die Stiftsdamen so ebenfalls gelangen konnten, ohne den Kirchenraum zu betreten.
== Fresken ==
Im 14./15.&nbsp;Jahrhundert war vermutlich der gesamte Innenraum mit [[Fresko|Fresken]] ausgemalt, mit figürlichen Darstellungen, mit Rankenornament oder gemalten Quaderfugen. Diese Malereien wurden bei den kriegerischen Auseinandersetzungen in den Jahren 1445/46 durch Brand zerstört. Im Jahr 1460 gab die Äbtissin Elisabeth von Blumeneck eine neue Ausmalung in Auftrag, von der Teile im unteren Umgang, im unteren Chor und vor allem im oberen Chor erhalten sind. Diese Ausmalung ist vermutlich, auch aufgrund der Umwandlung des Benediktinerinnenklosters in ein Damenstift, unvollendet geblieben. Bei der Wiederherstellung der Kirche nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges wurden die Fresken übertüncht und erst 1875 wieder entdeckt und 1903 im Stil der Zeit restauriert. In den Jahren 1986/87 erfolgte eine weitere Restaurierung, bei der die Ergänzungen und Übermalungen von 1903 weitgehend wieder entfernt wurden.


==== Fresken ====
An der Außenseite des unteren Umgangs ist die [[Gregorsmesse]] dargestellt. Vor einem Altar kniet Papst [[Gregor der Große]], hinter ihm sind Bischöfe und ein Kardinal zu sehen. Auf dem Altar ist der auferstandene Christus dargestellt, der seine Wunden zeigt.
{{Doppeltes Bild|rechts| Ottmarsheim (68) Abbatiale Fresques 840.jpg |200|Ottmarsheim (68) Abbatiale Fresques 836.jpg|200|Gregorsmesse|Evangelistensymbole}}
{{Doppeltes Bild|rechts| Ottmarsheim (68) Abbatiale Fresques 833.jpg |200|Abbatiale d'Ottmarsheim 75.jpg|225|Szenen aus dem Leben von Rudolf von Altenburg|Jüngstes Gericht}}


Ursprünglich war der gesamte Innenraum verputzt und vermutlich weitgehend mit Fresken ausgemalt, mit figürlichen Darstellungen, Rankenornament oder gemalten Quaderfugen. Diese Malereien wurden bei kriegerischen Auseinandersetzungen 1446 durch Brand zerstört.<ref>Wörner, Wörner-Hasler, S. 2, 6, 13.</ref> 1460 gab die Äbtissin Elisabeth von Blumeneck eine neue Ausmalung in Auftrag, von der Teile im unteren Umgang, im unteren Chor und vor allem im oberen Chor erhalten sind. Diese Ausmalung ist vermutlich unvollendet geblieben.<ref>Wörner, Wörner-Hasler, S. 6, 14.</ref> Bei der Wiederherstellung der Kirche nach den Zerstörungen des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Kriegs]] wurden die Fresken übertüncht, erst 1875 wiederentdeckt und 1903 im Stil der Zeit von [[Ludwig von Kramer]] restauriert. 1986/87 erfolgte eine weitere Restaurierung, bei der die Ergänzungen und Übermalungen von 1903 weitgehend wieder entfernt wurden.<ref>Wörner, Wörner-Hasler, S. 14.</ref> Die Fresken sind deshalb nur noch fragmentarisch vorhanden<ref>{{Base Palissy|IM68004316|Peinture murale}}</ref>:
Das Gewölbe im unteren Umgang vor der Heilig-Kreuz-Kapelle ist mit den [[Evangelistensymbole]]n versehen, die von Schriftbändern mit den Namen der [[Evangelist (Neues Testament)|Evangelisten]] umgeben sind. Diese Fresken wie auch die Rankenmalereien auf den Gurtbögen enthalten noch die Übermalungen aus der Zeit der Restaurierung von 1903.
* An der Südseite des unteren Umgangs ist die [[Gregorsmesse]] dargestellt. Vor einem Altar kniet Papst [[Gregor der Große]], hinter ihm sind Bischöfe und ein Kardinal zu sehen. Auf dem Altar ist der auferstandene Christus dargestellt, der seine Wunden zeigt.<ref>Wörner, Wörner-Hasler, S. 14.</ref>
* Das Gewölbe im unteren Umgang vor der Heilig-Kreuz-Kapelle ist mit den [[Evangelistensymbole]]n versehen, die von Schriftbändern mit deren Namen umgeben sind. Diese Fresken – wie auch die Rankenmalereien auf den Gurtbögen – enthalten noch die Übermalungen der Restaurierung von 1903.<ref>Wörner, Wörner-Hasler, S. 15.</ref> Weitere Fresken im unteren Umgang stellen Szenen aus dem Leben des Klostergründers Rudolf von Altenburg dar.<ref>Wörner, Wörner-Hasler, S. 15f.</ref>
* Im oberen Umgang sind der heilige [[Christophorus]] und Kaiser [[Heinrich II. (HRR)|Heinrich II.]] dargestellt sowie das [[Jüngstes Gericht|Jüngste Gericht]] mit Christus als Weltenrichter und Erzengel [[Michael (Erzengel)|Michael]] als Seelenwäger.<ref>Wörner, Wörner-Hasler, S. 17.</ref>
* Die Fresken im oberen Chor sind dem Schutzpatron der Kirche, dem Apostel Petrus, gewidmet, der im Scheitel des Gewölbes von Engeln umgeben wird, die seine [[Ikonografisches Heiligenattribut|Attribute]] (Schlüssel, Doppelkreuz, [[Tiara]]) halten. An den Wänden sind Szenen aus seinem Leben dargestellt, darunter die zwölf [[Apostel]] und Propheten mit Schriftbändern.<ref>Wörner, Wörner-Hasler, S. 17f.</ref> Am Chorbogen ist das [[Schweißtuch der Veronika]] zu erkennen.<ref>Wörner, Wörner-Hasler, S. 17.</ref>
* Auf weiteren Fresken sieht man Engel mit den [[Leidenswerkzeug]]en, einen [[Schmerzensmann|Erbärmde-Christus]] mit einem Stifterbild und eine [[Mater dolorosa|Schmerzhafte Muttergottes]].<ref>Wörner, Wörner-Hasler, S. 17.</ref>


Im übrigen präsentieren sich die Innenwände heute weitgehend unverputzt, was sicher nicht dem historischen Zustand entsprach.<ref>Hotz, S. 166.</ref>
Weitere Fresken im unteren Umgang stellen Szenen aus dem Leben des Klostergründers Rudolf von Altenburg dar.


==== Bleiglasfenster ====
Im oberen Umgang sind der heilige [[Christophorus]] und Kaiser [[Heinrich II. (HRR)|Heinrich II.]] dargestellt sowie das [[Jüngstes Gericht|Jüngste Gericht]] mit Christus als Weltenrichter und der Erzengel [[Michael (Erzengel)|Michael]] als Seelenwäger.
[[Datei:Ottmarsheim (68) Abbatiale Vitrail 822.jpg|mini|[[Buntglasfenster]] von 1908: [[Verkündigung des Herrn|Verkündigung]]]]


Die Liebfrauenkapelle ist mit vier hohen [[Bleiglasfenster]]n ausgestattet, auf denen die heilige [[Katharina von Siena]], die [[Unterweisung Mariens]], die Jungfrau Maria und der heilige [[Joachim (Heiliger)|Joachim]] dargestellt sind. Unter den Heiligenfiguren sind von Medaillons gerahmte biblische Szenen zu sehen: die [[Verkündigung des Herrn|Verkündigung]], die [[Darstellung des Herrn|Präsentation Jesu im Tempel]], die [[Heilige Familie]] und Christus, der das Kreuz trägt. Das Fenster mit der Mariendarstellung ist mit „OTT Fres. Strassburg 1908“ signiert.
Die Fresken im oberen Chor sind dem Schutzpatron der Kirche, dem Apostel Petrus, gewidmet, der im Scheitel des Gewölbes von Engeln umgeben wird, die seine [[Ikonografisches Heiligenattribut|Attribute]] (Schlüssel, Doppelkreuz, [[Tiara]]) halten. An den Wänden sind Szenen aus seinem Leben dargestellt, darunter die zwölf [[Apostel]] und Propheten mit Schriftbändern. Am Chorbogen ist das [[Schweißtuch der Veronika]] zu erkennen.

Auf weiteren Fresken sieht man Engel mit den [[Leidenswerkzeug]]en, einen [[Schmerzensmann|Erbärmde-Christus]] mit einem Stifterbild und eine [[Mater dolorosa|Schmerzhafte Muttergottes]].<ref>{{Base Palissy|IM68004316|Peinture murale}}</ref>

<gallery class="center centered" widths="160" heights="160">
Ottmarsheim (68) Abbatiale Fresques 840.jpg|Gregorsmesse
Ottmarsheim (68) Abbatiale Fresques 836.jpg|Evangelistensymbole
Ottmarsheim (68) Abbatiale Fresques 833.jpg|Szenen aus dem Leben von Rudolf von Altenburg
Abbatiale d'Ottmarsheim 75.jpg|Jüngstes Gericht
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== Bleiglasfenster ==
Die Liebfrauenkapelle ist mit vier hohen [[Bleiglasfenster]]n ausgestattet, auf denen die heilige [[Katharina von Siena]], die [[Unterweisung Mariens]], die Jungfrau Maria und der heilige [[Joachim (Heiliger)|Joachim]] dargestellt sind. Unter den Heiligenfiguren sind von Medaillons gerahmte biblische Szenen zu sehen wie die [[Verkündigung des Herrn|Verkündigung]], die [[Darstellung des Herrn|Präsentation Jesu im Tempel]], die [[Heilige Familie]] und Christus, der das Kreuz trägt. Das Fenster mit der Mariendarstellung weist die Signatur auf: „OTT Fres. Strassburg 1908“.


Ein im Jahr 1914 gestiftetes Fenster im Umgang mit der Darstellung Jesu als [[Guter Hirte]] ist mit der deutschen Inschrift „ICH BIN DER GUTE HIRTE“ versehen und trägt die Signatur der Glasmalereiwerkstatt [[Franz Xaver Zettler]]: „F.X. ZETTLER MÜNCHEN“.
Ein im Jahr 1914 gestiftetes Fenster im Umgang mit der Darstellung Jesu als [[Guter Hirte]] ist mit der deutschen Inschrift „ICH BIN DER GUTE HIRTE“ versehen und trägt die Signatur der Glasmalereiwerkstatt [[Franz Xaver Zettler]]: „F.X. ZETTLER MÜNCHEN“.


== Ausstattung ==
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Ottmarsheim (68) Abbatiale Vitrail 829.jpg|Marienfenster
Ottmarsheim (68) Abbatiale Vitrail 822.jpg|Verkündigung
Ottmarsheim (68) Abbatiale Vitrail 824.jpg|Der gute Hirte
Ottmarsheim (68) Abbatiale Vitrail 825.jpg|Petrus und Paulus
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== Weitere Ausstattung ==
[[Datei:Ottmarsheim (68) Abbatiale Fonts baptismaux 826.jpg|mini|Taufbecken]]
[[Datei:Ottmarsheim (68) Abbatiale Fonts baptismaux 826.jpg|mini|Taufbecken]]
* Das aus Eichenholz geschnitzte, von der Äbtissin Maria Katharina von Flachslanden bei [[Gabriel Ignaz Ritter]] in Auftrag gegebene [[Chorgestühl]] von 1780 befindet sich heute in der Pfarrkirche Saint-Michel in [[Bantzenheim]].<ref>{{Base Palissy|IM68004241|Stalles, lambris de hauteur, crédence, baldaquin, lutrin}}</ref>
* Das polygonale [[Taufbecken]] in der Heilig-Kreuz-Kapelle aus [[Sandstein]] aus den [[Vogesen]] ist mit der Jahreszahl 1833 datiert.
* Im unteren Chor steht die farbig gefasste Schnitzfigur des heiligen Quirinus aus der Zeit um 1720, die an die Quirinus-Wallfahrt erinnert.<ref>{{Base Palissy|PM68000828|Statue: Saint Quirin}}</ref>


* Das aus Eichenholz geschnitzte, von der Äbtissin Maria Katharina von Flachslanden bei [[Gabriel Ignaz Ritter]] in Auftrag gegebene [[Chorgestühl]] von 1780 befindet sich heute in der Pfarrkirche Saint-Michel in [[Bantzenheim]] und ist eigenständig als [[Kulturdenkmal]] geschützt.<ref>{{Base Palissy|IM68004241|Stalles, lambris de hauteur, crédence, baldaquin, lutrin}}</ref><ref>Wörner, Wörner-Hasler, S. 25–27.</ref>
== Epitaphien ==
* Das polygonale [[Taufbecken]] aus [[Vogesen]]-[[Sandstein]] in der Heilig-Kreuz-Kapelle trägt die Jahreszahl 1833.
* Im unteren Chor steht die farbig gefasste, geschnitzte Figur des heiligen Quirinus aus der Zeit um 1720, die an die Quirinus-Wallfahrt erinnert.<ref>{{Base Palissy|PM68000828|Statue: Saint Quirin}}</ref>

;Epitaphien
* Die beiden mit Wappen verzierten [[Epitaph]]ien an der Südwand der Kirche für die Äbtissinnen Verena Degelin von Wangen (†&nbsp;1551) und Elisabeth Degelin von Wangen (†&nbsp;1567) waren ursprünglich in den Boden eingelassen.
* Die beiden mit Wappen verzierten [[Epitaph]]ien an der Südwand der Kirche für die Äbtissinnen Verena Degelin von Wangen (†&nbsp;1551) und Elisabeth Degelin von Wangen (†&nbsp;1567) waren ursprünglich in den Boden eingelassen.
* In der Liebfrauenkapelle befinden sich die Epitaphien von Stiftsdamen wie das Epitaph für die Äbtissin Agnes von Dormentz (†&nbsp;1584) und ein Fragment des Epitaphs für die Äbtissin Maria Katharina von Flachslanden (†&nbsp;1789).
* In der Liebfrauenkapelle befinden sich die Epitaphien der Äbtissin Agnes von Dormentz (†&nbsp;1584) und ein Fragment des Epitaphs für die Äbtissin Maria Katharina von Flachslanden (†&nbsp;1789).

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Ottmarsheim (68) Abbatiale Epitaph 827.jpg|Epitaphien für die Äbtissinnen Verena Degelin von Wangen (†&nbsp;1551) und Elisabeth Degelin von Wangen (†&nbsp;1567)
Ottmarsheim (68) Abbatiale Epitaph 827.jpg|Epitaphien für die Äbtissinnen Verena Degelin von Wangen (†&nbsp;1551) und Elisabeth Degelin von Wangen (†&nbsp;1567)
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== Orgel ==
== Orgel ==
[[Datei:Ottmarsheim 5.JPG|mini|Orgel]]
[[Datei:Ottmarsheim 5.JPG|mini|Orgel]]
Die [[Orgel]] wurde in den Jahren 1999/2000 von dem Orgelbauer Richard Dott erbaut. 1991 war bei einem Brand das Vorgängerinstrument, das in den Jahren 1726/28 von den Orgelbauern Joseph Waltrin und Johann Georg Rohrer erbaut worden war, vollständig zerstört worden. Das neue Instrument hat 27 [[Register (Orgel)|Register]] auf zwei [[Manual (Musik)|Manualen]] und [[Pedal (Orgel)|Pedal]].<ref>Nähere Informationen zur [http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/ottmarsh.htm Geschichte und Beschreibung der Orgel]</ref>
Die [[Orgel]] wurde in den Jahren 1999/2000 von dem Orgelbauer Richard Dott erbaut. 1991 war bei einem Brand das Vorgängerinstrument, das in den Jahren 1726/28 von den Orgelbauern Joseph Waltrin und Johann Georg Rohrer erbaut worden war, vollständig zerstört worden.<ref>Wörner, Wörner-Hasler, S.&nbsp;34.</ref> Das neue Instrument hat 27 [[Register (Orgel)|Register]] auf zwei [[Manual (Musik)|Manualen]] und [[Pedal (Orgel)|Pedal]].<ref>Nähere Informationen zur [http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/ottmarsh.htm Geschichte und Beschreibung der Orgel]</ref>


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* ''Koppeln:'' II/I, I/P, II/P
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== Wissenswert ==
* Die Patrone der Kirche sind die Apostel Petrus und [[Paulus von Tarsus|Paulus]].
* Die Kirche ist Teil der [[Romanische Straße im Elsass|Straße der Romanik im Elsass]] (''La Route Romane d’Alsace'').<ref>[https://www.route-romane-alsace.fr/Site/wp-content/uploads/2022/04/Brochure-RouteRomane-2015-Web-2.pdf ''Alsace du sud. Ottmarsheim: Église Saints-Pierre-et-Paul.''] La Route Romane d’Alsace</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* Walter Hotz: ''Handbuch der Kunstdenkmäler im Elsass und in Lothringen''. [[Wissenschaftliche Buchgesellschaft]], Darmstadt 1965.
* [[Rudolf Kautzsch]]: ''Der romanische Kirchenbau im Elsass''. Urban, Freiburg im Breisgau 1944, S. 167–182.
* Robert Will: ''Alsace Romane.'' 2. Auflage, Éditions Zodiaque, [[Abbaye de la Pierre-Qui-Vire]] 1970, S.&nbsp;45–59.
* Robert Will: ''Alsace Romane.'' 2. Auflage, Éditions Zodiaque, [[Abbaye de la Pierre-Qui-Vire]] 1970, S.&nbsp;45–59.
* NN: ''Le Patrimoine des Communes du Haut-Rhin''. Flohic Éditions, Band 1, Paris 1998, ISBN 2-84234-036-1, S.&nbsp;651–654.
* Hans Jakob Wörner, Judith Ottilie Wörner-Hasler: ''Abteikirche Ottmarsheim.'' 10.&nbsp;aktualisierte Auflage, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2019, ISBN 978-3-931820-83-1
* [[Hans Jakob Wörner (Kunsthistoriker)|Hans Jakob Wörner]], Judith Ottilie Wörner-Hasler: ''Abteikirche Ottmarsheim''. 10.&nbsp;Auflage. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2019. ISBN 978-3-931820-83-1
* ''Le Patrimoine des Communes du Haut-Rhin.'' Flohic Éditions, Band 1, Paris 1998, ISBN 2-84234-036-1, S.&nbsp;651–654.


== Weblinks ==
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== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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Version vom 24. September 2022, 18:05 Uhr

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Herkunft: [1]--GFreihalter (Diskussion) 19:05, 24. Sep. 2022 (CEST)

Fassade mit Kirchturm
Ansicht der Abteikirche von Südosten

Die Abteikirche Ottmarsheim stammt größtenteils aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Ihr Zentralbau in Form eines Oktogons hat sein Vorbild in der karolingischen Aachener Pfalzkapelle. Die Kirche ist seit 1841 als Monument historique in der Base Mérimée, der französischen Liste der Kulturdenkmäler, eingeschrieben.[1] Die ehemalige Abteikirche ist heute Pfarrkirche und liegt in der elsässischen Kleinstadt Ottmarsheim im Département Haut-Rhin der französischen Region Grand Est.

Geschichte

Die Kirche wurde ursprünglich für das Benediktinerinnenkloster Ottmarsheim errichtet. Das Kloster wurde vor 1030 gestiftet und die Kirche auch in dieser Zeit errichtet. Die Stifter, Rudolf von Altenburg aus dem Haus Habsburg und seine Gemahlin Kunigunde, wollten hier ihre Grablege eingerichtet sehen.

Die Kirche wurde nach dem Vorbild der Aachener Pfalzkapelle Karls des Großen (heute Teil des Aachener Doms) errichtet und ebenso unter den Schutz der Gottesmutter Maria gestellt.[2] Obwohl schon um 1030 fertiggestellt, weihte sie der aus Eguisheim im Elsass stammende Papst Leo IX. um 1049 (wie zahlreiche weitere Kirchen im Elsass auch).

Anfang des 13. Jahrhunderts wurde die westliche Vorhalle zum Turm aufgestockt und Teile der Außenwände wurden erneuert.[3] Die großen, als Schalllöcher dienenden Fenster im obersten Geschoss des Turmes sollen aus einer weiteren Aufstockung stammen.[4]

Im 14. oder 15. Jahrhundert wechselte das Patrozinium zum Apostel Petrus.[5]

Um 1495 wurde im Südosten die Heilig-Kreuz-Kapelle an die Kirche angebaut, um eine von Graf Hugo von Landenberg gestiftete Kreuzreliquie aufzunehmen.[6] 1582 wurde im Nordosten die Liebfrauenkapelle als Chor der Stiftsdamen errichtet[7], was die eingemeißelte Jahreszahl über einem heute zugemauerten Portal belegt.

1695 musste die Kuppel, wohl im Dreißigjährigen Krieg beschädigt, neu aufgemauert werden. Bei der gleichzeitigen Restaurierung der Kirche wurden die Fresken aus dem 15. Jahrhundert übertüncht.[8]

Nach der Französischen Revolution wurde das Stift enteignet und seine Gebäude wurden 1792 auf Abbruch verkauft. Die Kirche entging diesem Schicksal nur, weil die politische Gemeinde sie kaufte, um sie weiter als Pfarrkirche zu nutzen. 1833 bis 1837 und 1850 wurden Restaurierungsarbeiten durchgeführt, 1875 die Reste der Fresken entdeckt und 1903 wieder freigelegt. Ein Brand vernichtete 1991 Dachstuhl und Orgel aus dem 18. Jahrhundert. Von 1992 bis 1998 und 2016 bis 2018 wurde die Kirche in drei Bauabschnitten saniert[9] und 1999 mit einer neuen Orgel ausgestattet.

Bestattungen

Nachdem im März 1981 Teile des Fußbodens eingesunken waren, fanden archäologische Notgrabungen im Bereich des Mittelgangs des Oktogons statt. Dabei wurden u. a. zehn Gräber aufgedeckt. Vier davon stammten aus der Zeit, bevor die Kirche errichtet wurde, denn die Fundamente des Gebäudes schnitten die Gräber.[10]

Ein Grab fiel dadurch auf, dass es genau in der Mitte des Oktogons lag. Es bestand aus einer gemauerten Grabkammer, die drei darüber liegende Platten aus rotem Buntsandstein verschlossen. Die Bestattung enthielt keinen Leichnam, sondern nur Schädelteile und Kleidungsreste. Dazu wird vermutet, dass es das Grab des Klostergründers Rudolf von Altenburg ist, der bei Kämpfen gegen die Normannen in Italien fiel. So wurde eventuell nur dieser Teil der Leiche über die Alpen verbracht und hier bestattet.[11]

Architektur

Innenansicht der Abteikirche
Altarraum

Ein erheblicher Teil des Kirchenbaus stammt nicht mehr von der ursprünglichen Kirche. Nur etwa die Hälfte der Mauern ist romanisch, im Wesentlichen das Oktogon. Das älteste Mauerwerk aus dem 11. Jahrhundert zeigt kleine, gut behauene Bruchsteine mit regelmäßigen Gerüstlöchern. Die gotischen Anbauten dienten auch der statischen Sicherung der Kirche.

Außen

Im Westen der Kirche steht der über einer Vorhalle aus dem 11. Jahrhundert errichtete Glockenturm. An der Nord- und Südseite des mit einem Satteldach gedeckten Turms sind Reste einer ursprünglichen Arkadengliederung sichtbar. Hinter dem Turm ragt das Zeltdach des Tambours über die Pultdächer des achteckigen Unterbaus empor.

Im Osten schließt sich ein rechteckiger Chor mit den später in der Gotik errichteten Kapellen an. Die größere, die Liebfrauenkapelle, wurde in spätgotischen Formen errichtet. Diese Kapelle besitzt einen Fünfachtelschluss und wird von hohen Spitzbogenfenstern durchbrochen.

Unter dem Dachansatz des Tambours verläuft ein aus jeweils fünf Blendarkaden bestehender Bogenfries. Auf allen Seiten sind kleine, rundbogige Fensteröffnungen eingeschnitten. Die korbbogigen Fenster im Unterbau des Oktogons und die darüberliegenden Zwillingsfenster im Stil der Neuromanik wurden im Zuge der Restaurierungen im 19. Jahrhundert eingebaut.[12] Auch das Kranzgesims stammt aus dieser Zeit.

Innen

Vorbild Aachener Pfalzkapelle

Das Ottmarsheimer Oktogon ist ein verkleinerter Nachbau der Aachener Pfalzkapelle. Die Säulenzier der Empore ist so unverwechselbar, dass andere Vorbilder ausscheiden. Die dem Hauptschiff zugewandten Seiten entsprechen weitestgehend dem Vorbild. Nach außen ist die Kirche in Ottmarsheim ebenfalls achteckig, während das Aachener Vorbild das Achteck dort in ein 16-Eck auflöst. Den Übergang zwischen dem kleineren inneren Oktogon und dem größeren Achteck der Umfassungsmauer gleichen keilförmige Joche aus.[13] Aber nicht nur der Grundriss ist in Ottmarsheim vereinfacht, auch Gewölbe und Pfeiler sind einfacher gestaltet[14], die Bauzier besonders schlicht und eine Reflexion auf antike Traditionen ist nicht mehr zu erkennen.[15]

Warum der Stifter diese Architektur wählte, ist letztlich Spekulation. Als tragfähige Argumentationen werden vorgebracht, dass

  • die Funktion einer Grabstätte im Mittelpunkt gestanden habe, so wie auch die Aachener Pfalzkapelle als Grabstätte Karls des Großen, und dass dies nachgeahmt worden sei,[16]
  • sich hier eine im 11. Jahrhundert verbreitete Erneuerung karolingischer Traditionen spiegele,[17]
  • sich die habsburgischen Landgrafen hier eine eigene Pfalzkapelle errichten wollten.[18]

Architektur

Nach der dunklen Vorhalle unter dem Turm folgt das kuppelüberwölbte Oktogon. Der Raum ist heute schlicht und weist nur wenig Bauzier auf. Ein zweigeschossiger, ringförmiger Umgang öffnet sich zur Raummitte, oben die ringförmige Empore, unten durch niedrige Arkaden gestaltet, oben durch hohe Bogenöffnungen mit eingestellten Dreierarkaden, auf denen jeweils zwei Säulen stehen. Das Licht fällt über die Emporen ein. Das Obergeschoss wirkt durch die viel größeren Öffnungen transparenter. Würfelkapitelle und Basen der Säulen sind die einzigen plastischen Schmuckelemente des Raumes.

Nach Osten ist der Umgang zu einem zweistöckigen, rechteckigen Chor erweitert. Im unteren Raum, dem sogenannten Quirinus-Chor, wurden auf dem Altar Reliquien des römischen Märtyrers Quirinus aufbewahrt. In der Nordwand ist ein spätgotisches Sakramentshaus aus dem 15. Jahrhundert mit Sandsteinrahmung eingeschnitten, dessen oberer Abschluss als Ziergiebel mit Maßwerk gestaltet ist.[19] Der obere Raum, der sogenannte Petrus-Chor, ist dem Schutzpatron der Kirche, dem Apostel Petrus, gewidmet und reich mit Fresken ausgestattet, letzte Reste einer vermuteten früheren Ausmalung der Kirche insgesamt.

Das Erdgeschoss des Umgangs, der untere Chor und die Vorhalle werden von Kreuzgratgewölben gedeckt. Im oberen Geschoss sind Quertonnen eingestellt, die den Schub der Kuppel aufnehmen. Auch der obere Chor wird von einem Tonnengewölbe überspannt.

Die zweijochige Liebfrauenkapelle, der Chor der Stiftsdamen, ist wie die Heilig-Kreuz-Kapelle mit einem Kreuzrippengewölbe mit Schlusssteinen gedeckt. Auf einem Schlussstein ist das Wappen der Äbtissin Agnes von Dormentz zu sehen, in deren Amtszeit die Liebfrauenkapelle errichtet wurde. Dieser Anbau ist vom Kirchenraum durch ein schmiedeeisernes Gitter, das aus der Bauzeit der Kapelle stammt, getrennt.[20] Ein heute vermauerter Zugang an der Nordseite der Kapelle ermöglichte den Zugang von der Klausur, ohne dass die Stiftsdamen den übrigen Kirchenraum betreten mussten.[21] Eine Wendeltreppe führt von der Kapelle zur Empore, zu der die Stiftsdamen so ebenfalls gelangen konnten, ohne den Kirchenraum zu betreten.

Fresken

Gregorsmesse
Gregorsmesse
Evangelistensymbole
Evangelistensymbole
Szenen aus dem Leben von Rudolf von Altenburg
Szenen aus dem Leben von Rudolf von Altenburg
Jüngstes Gericht
Jüngstes Gericht

Ursprünglich war der gesamte Innenraum verputzt und vermutlich weitgehend mit Fresken ausgemalt, mit figürlichen Darstellungen, Rankenornament oder gemalten Quaderfugen. Diese Malereien wurden bei kriegerischen Auseinandersetzungen 1446 durch Brand zerstört.[22] 1460 gab die Äbtissin Elisabeth von Blumeneck eine neue Ausmalung in Auftrag, von der Teile im unteren Umgang, im unteren Chor und vor allem im oberen Chor erhalten sind. Diese Ausmalung ist vermutlich unvollendet geblieben.[23] Bei der Wiederherstellung der Kirche nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Kriegs wurden die Fresken übertüncht, erst 1875 wiederentdeckt und 1903 im Stil der Zeit von Ludwig von Kramer restauriert. 1986/87 erfolgte eine weitere Restaurierung, bei der die Ergänzungen und Übermalungen von 1903 weitgehend wieder entfernt wurden.[24] Die Fresken sind deshalb nur noch fragmentarisch vorhanden[25]:

  • An der Südseite des unteren Umgangs ist die Gregorsmesse dargestellt. Vor einem Altar kniet Papst Gregor der Große, hinter ihm sind Bischöfe und ein Kardinal zu sehen. Auf dem Altar ist der auferstandene Christus dargestellt, der seine Wunden zeigt.[26]
  • Das Gewölbe im unteren Umgang vor der Heilig-Kreuz-Kapelle ist mit den Evangelistensymbolen versehen, die von Schriftbändern mit deren Namen umgeben sind. Diese Fresken – wie auch die Rankenmalereien auf den Gurtbögen – enthalten noch die Übermalungen der Restaurierung von 1903.[27] Weitere Fresken im unteren Umgang stellen Szenen aus dem Leben des Klostergründers Rudolf von Altenburg dar.[28]
  • Im oberen Umgang sind der heilige Christophorus und Kaiser Heinrich II. dargestellt sowie das Jüngste Gericht mit Christus als Weltenrichter und Erzengel Michael als Seelenwäger.[29]
  • Die Fresken im oberen Chor sind dem Schutzpatron der Kirche, dem Apostel Petrus, gewidmet, der im Scheitel des Gewölbes von Engeln umgeben wird, die seine Attribute (Schlüssel, Doppelkreuz, Tiara) halten. An den Wänden sind Szenen aus seinem Leben dargestellt, darunter die zwölf Apostel und Propheten mit Schriftbändern.[30] Am Chorbogen ist das Schweißtuch der Veronika zu erkennen.[31]
  • Auf weiteren Fresken sieht man Engel mit den Leidenswerkzeugen, einen Erbärmde-Christus mit einem Stifterbild und eine Schmerzhafte Muttergottes.[32]

Im übrigen präsentieren sich die Innenwände heute weitgehend unverputzt, was sicher nicht dem historischen Zustand entsprach.[33]

Bleiglasfenster

Buntglasfenster von 1908: Verkündigung

Die Liebfrauenkapelle ist mit vier hohen Bleiglasfenstern ausgestattet, auf denen die heilige Katharina von Siena, die Unterweisung Mariens, die Jungfrau Maria und der heilige Joachim dargestellt sind. Unter den Heiligenfiguren sind von Medaillons gerahmte biblische Szenen zu sehen: die Verkündigung, die Präsentation Jesu im Tempel, die Heilige Familie und Christus, der das Kreuz trägt. Das Fenster mit der Mariendarstellung ist mit „OTT Fres. Strassburg 1908“ signiert.

Ein im Jahr 1914 gestiftetes Fenster im Umgang mit der Darstellung Jesu als Guter Hirte ist mit der deutschen Inschrift „ICH BIN DER GUTE HIRTE“ versehen und trägt die Signatur der Glasmalereiwerkstatt Franz Xaver Zettler: „F.X. ZETTLER MÜNCHEN“.

Ausstattung

Taufbecken
  • Das aus Eichenholz geschnitzte, von der Äbtissin Maria Katharina von Flachslanden bei Gabriel Ignaz Ritter in Auftrag gegebene Chorgestühl von 1780 befindet sich heute in der Pfarrkirche Saint-Michel in Bantzenheim und ist eigenständig als Kulturdenkmal geschützt.[34][35]
  • Das polygonale Taufbecken aus Vogesen-Sandstein in der Heilig-Kreuz-Kapelle trägt die Jahreszahl 1833.
  • Im unteren Chor steht die farbig gefasste, geschnitzte Figur des heiligen Quirinus aus der Zeit um 1720, die an die Quirinus-Wallfahrt erinnert.[36]
Epitaphien
  • Die beiden mit Wappen verzierten Epitaphien an der Südwand der Kirche für die Äbtissinnen Verena Degelin von Wangen († 1551) und Elisabeth Degelin von Wangen († 1567) waren ursprünglich in den Boden eingelassen.
  • In der Liebfrauenkapelle befinden sich die Epitaphien der Äbtissin Agnes von Dormentz († 1584) und ein Fragment des Epitaphs für die Äbtissin Maria Katharina von Flachslanden († 1789).

Orgel

Orgel

Die Orgel wurde in den Jahren 1999/2000 von dem Orgelbauer Richard Dott erbaut. 1991 war bei einem Brand das Vorgängerinstrument, das in den Jahren 1726/28 von den Orgelbauern Joseph Waltrin und Johann Georg Rohrer erbaut worden war, vollständig zerstört worden.[37] Das neue Instrument hat 27 Register auf zwei Manualen und Pedal.[38]

I Grand Orgue C–d3
1. Bourdon 16′
2. Montre 8′
3. Flûte à cheminée 8′
4. Prestant 4′
5. Flûte 4′
6. Quinte 223
7. Doublette 2′
8. Tierce 135
9. Cornet V (D)
10. Fourniture III
11. Cymbale II
12. Trompette 8′
13. Voix humaine 8′
Tremblant doux
II Positif C–g3
14. Bourdon 8′
15. Prestant 4′
16. Flûte 4′
17. Nasard 223
18. Quarte de Nasard 2′
19. Tierce 135
20. Larigot 113
21. Fourniture III
22. Cromorne 8′
Tremblant doux
Pédale C–d1
23. Soubasse 16′
24. Flûte 8′
25. Flûte 4′
26. Trompette 8′
27. Clairon 4′
  • Koppeln: II/I, I/P, II/P

Wissenswert

Literatur

Commons: Abteikirche Ottmarsheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Abbaye de Bénédictines Sainte-Marie, actuellement église paroissiale Saint-Pierre Saint-Paul in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
  2. Wörner, Wörner-Hasler, S. 4, 6.
  3. Wörner, Wörner-Hasler, S. 6.
  4. Kautzsch, S. 64.
  5. Wörner, Wörner-Hasler, S. 6.
  6. Wörner, Wörner-Hasler, S. 6.
  7. Wörner, Wörner-Hasler, S. 6.
  8. Wörner, Wörner-Hasler, S. 6f.
  9. Wörner, Wörner-Hasler, S. 8f.
  10. Wörner, Wörner-Hasler, S. 32.
  11. Wörner, Wörner-Hasler, S. 30–32.
  12. Hotz, S. 166; Kautzsch, S. 63.
  13. Kautzsch, S. 62; Wörner, Wörner-Hasler, S. 11.
  14. Kautzsch, S. 62.
  15. Kautzsch, S. 64.
  16. Wörner, Wörner-Hasler, S. 10f.
  17. Hotz, S. 166.
  18. So ursprünglich Georg Dehio; ablehnend: Hotz, S. 166, weil in Ottmarsheim eine Pfalz nicht nachgewiesen ist.
  19. Wörner, Wörner-Hasler, S. 19.
  20. Wörner, Wörner-Hasler, S. 22.
  21. Wörner, Wörner-Hasler, S. 6.
  22. Wörner, Wörner-Hasler, S. 2, 6, 13.
  23. Wörner, Wörner-Hasler, S. 6, 14.
  24. Wörner, Wörner-Hasler, S. 14.
  25. Peinture murale in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)
  26. Wörner, Wörner-Hasler, S. 14.
  27. Wörner, Wörner-Hasler, S. 15.
  28. Wörner, Wörner-Hasler, S. 15f.
  29. Wörner, Wörner-Hasler, S. 17.
  30. Wörner, Wörner-Hasler, S. 17f.
  31. Wörner, Wörner-Hasler, S. 17.
  32. Wörner, Wörner-Hasler, S. 17.
  33. Hotz, S. 166.
  34. Stalles, lambris de hauteur, crédence, baldaquin, lutrin in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)
  35. Wörner, Wörner-Hasler, S. 25–27.
  36. Statue: Saint Quirin in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)
  37. Wörner, Wörner-Hasler, S. 34.
  38. Nähere Informationen zur Geschichte und Beschreibung der Orgel
  39. Alsace du sud. Ottmarsheim: Église Saints-Pierre-et-Paul. La Route Romane d’Alsace

Koordinaten: 47° 47′ 14,4″ N, 7° 30′ 27,3″ O