„Mügeln“ – Versionsunterschied

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==== Gewalttätige Auseinandersetzungen bei Stadtfest ====
In der Nacht zum 19.&nbsp;August&nbsp;2007 kam es im Rahmen eines Stadtfestes zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Eine Gruppe von acht Indern geriet mit anderen Festteilnehmern in Streit und wurde nach einer Schlägerei von einer Gruppe von 50 gewaltbereiten Deutschen bis in eine nahe gelegene Pizzeria verfolgt. Die ermittelnden Behörden vermuteten einen rassistischen Hintergrund. Die bei den Ermittlungen zunächst geäußerte These, an dem Vorfall seien organisierte [[Rechtsextremismus|Rechtsextremisten]] beteiligt gewesen, bestätigte sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft nicht.<ref>[[n-tv]]: [http://www.n-tv.de/846548.html ''Mob von Mügeln - Fremdenfeindlich, aber nicht organisiert''], 31.&nbsp;August</ref>


Zwei Monate nach dem Vorfall erhob die Staatsanwaltschaft Anklage wegen [[Volksverhetzung]] gegen zwei der beteiligten Deutschen. Im weiteren Verlauf akzeptierten zwei Männer im Alter von 22 und 35 Jahren Geldstrafen von 2625 Euro und 1500 Euro ohne Verhandlung. Ein 18-Jähriger wurde am 26. November 2007 wegen Volksverhetzung verurteilt und muss nach dem Jugendstrafrecht 600 Euro an den Kinderschutzbund zahlen. Er hatte vor Gericht gestanden, in der Nacht zum 19. August ausländerfeindliche Parolen gerufen zu haben. Am 4. Dezember 2007 verurteilte das Amtsgericht Oschatz einen 23-jährigen Mann wegen Volksverhetzung in Tateinheit mit [[Sachbeschädigung]] zu acht Monaten Gefängnis; die Strafe wurde nicht zur Bewährung ausgesetzt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Angeklagte bei dem Übergriff auf die Inder eine führende Rolle gespielt hatte. Es ging über die Forderung der Staatsanwaltschaft hinaus, die eine Haftstrafe von zehn Monaten auf Bewährung verlangt hatte.<ref>[[Frankfurter Rundschau]]: [http://www.fr-online.de/in_und_ausland/magazin/?sid=c4b9baa7110046e031bf71dbae46471a&em_cnt=1253176 ''Urteil zur Abschreckung''], 4. Dezember 2007</ref>
Nun wird noch gegen vier Deutsche und vier Inder wegen gefährlicher [[Körperverletzung]] ermittelt (Stand: Anfang Dezember 2007).<ref>[[Die Zeit]]: [http://www.zeit.de/online/2007/43/Muegeln-Anklagen?page=all ''Erste Anklagen in Mügeln''], 19. Oktober 2007</ref>

Der Mügelner Bürgermeister Deuse geriet nach dem Vorfall durch zum Teil als verharmlosend aufgefasste Äußerungen in die öffentliche Kritik.<ref>[[Spiegel Online]]: [http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,502114,00.html ''Mügeln eine Woche Danach: Beschwichtigen, bemitleiden - und nichts entschuldigen''], 26. August 2007</ref><ref>[[Der Standard]]:[http://derstandard.at/?url=/?id=3005661 ''Bürgermeister von Mügeln: „Parolen können jedem mal über die Lippen kommen"''], 30.&nbsp;August&nbsp;2007</ref> Grund dafür war ein Interview, das Deuse der umstrittenen Zeitung [[Junge Freiheit]] gab. Der Vorfall löste auf bundespolitischer Ebene eine umfangreiche Diskussion über Ausmaß und Form der Unterstützung der Kommunen und Verbände bei der präventiven Bekämpfung des Rechtsradikalismus aus.


=== Eingemeindungen ===
=== Eingemeindungen ===

Version vom 4. Dezember 2007, 22:37 Uhr

Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

Mügeln ist eine Kleinstadt in Sachsen, im Süden des Landkreises Torgau-Oschatz. Nachbarstädte sind Oschatz (9 km), Döbeln (15 km) und Wermsdorf (12 km).

Geografie

Geografische Lage

Mügeln liegt im Döllnitztal am westlichen Rand der Lommatzscher Pflege, einem intensiv landwirtschaftlich genutzten Hügelland mit fruchtbaren Böden. Durch die Stadt fließt der kleine Fluss Döllnitz. Nördlich der Stadt beginnt der Wermsdorfer Forst, ein Waldgebiet, das sich bis zur Dahlener Heide erstreckt.

Nachbargemeinden

Mit ihren Territorien direkt angrenzend sind (im Uhrzeigersinn) die Stadt Oschatz, Naundorf, die Stadt Ostrau im Landkreis Döbeln, Sornzig-Ablaß und Wermsdorf.

Stadtgliederung

Klimadiagramm von Oschatz[1]

Mügeln und die Ortsteile Berntitz, Grauschwitz, Lüttnitz, Mahris, Niedergoseln, Ockritz, Oetzsch, Schlanzschwitz, Schweta, Wetitz, Zschannewitz.

Klima

Mügeln befindet sich mit seinem humidem Klima in der kühl-gemäßigten Klimazone, jedoch ist ein Übergang zum Kontinentalklima spürbar. [2] Die nächste Wetterstation befindet sich im nahegelegenen Oschatz. Weitere befinden sich in Torgau und in Dresden. Die durchschnittlich Lufttemperatur in Mügeln beträgt 8,6 °C, der jährliche Niederschlag 572 Millimeter.

Geschichte

Deutung und Entwicklung des Ortsnamen

Der Ortsname leitet sich vom sorbischen mogyla ab, was Erd- oder Grabhügel bedeutet. Mit dem Suffix -n- (Mogyl-n-) ergibt sich die Entsprechung einer Siedlung bei einem Grabhügel.[3]

Er hatte im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Schreibweisen, aber bereits 1590 bildete sich der heutige Name Mügeln heraus.

984 (1012/18) Mogelin(i) (Thietm. IV. 5.), 1003 (1012/18) Mogilina (Thietm. V. 37.), 1161 Sifridus de Mugelin, 1185 Moglin, 1198 Mugelin, 1254 Mogelin, 1319 Mugelin, 1358 Mugelyn, 1551 Mogelln, 1555 Mögeln, 1590 Mügeln[4]

Chronik

Die erste Besiedlung

Eine erste Besiedlung von Mügeln ist bereits für 3000-900 v.u.Z. am heutigen Poetenweg nachzuweisen. Bei Grabungen 1994 wurden unter anderem fünf Haus-Grundrisse gefunden. Diese Häuser hatten wahrscheinlich Satteldächer und bestanden aus Holzpfosten mit einem Zweiggeflecht. Gleichzeitig wurden auch Teile dünnwandiger Keramik gefunden. Auf ihrer schwarzen Oberfläche finden sich schmale waagerechte oder kurze senkrechte Riefen und Dreiecke. Diese Verziehrungen machten die Einordnung der Siedlung in die jüngere Bronzezeit möglich.[5]

Boleslaw von Böhmen

Mügelns erste urkundliche Erwähnung im Mittelalter

Erstmals urkundliche Erwähnung erfuhr Mügeln 984, als der spätere erste König von Polen Herzog Boleslaw von Böhmen Heinrich den Zänker nach einem Empfang mit seinem Heer durch die Gaue Nisan und Daleminzien bis nach Mügeln begleiten ließ. Mügelns Umgebung war damals noch vorwiegend slawisch besiedelt. Als 1003 Boleslaw die Stadt Strehla und die Lommatzscher Pflege mit Verwüstungen und Brandschatzungen überzog, stand er auch vor den Toren Mügelns. Der Sage nach sollen die Mügelner Bürger eine Verwüstung der Stadt durch eine List verhindert haben, in dem sie Versprachen dem Polenkönig treu ergeben zu sein und sich selbst am Abend vor seinem Lager einfinden zu wollen. Boleslaw konnte seine anschließenden Rache-Pläne auf Grund der ansteigenden Elbe nicht mehr umsetzen und mußte mit seinen Truppen abziehen. Am 17. Juni 1025 starb Boleslaw.

1063 kam Mügeln durch eine Schenkung der Kaiserin Agnes in den Besitz des Bischofs von Meißen. Die Schenkung bedenkt das Stift mit 50 Hufen Land, sowie allen dazu gehörigen Nuntzungsrechten. Die Gerichtsbarkeit verblieb zunächst in Kaiserlicher Hand und fiel erst ungefähr 200 Jahre später durch eine urkundliche Beglaubigung dem Bischof von Meißen zu. 1135 erfolgte der Bau der Altmügelner Marienkirche, welche anläßlich ihrer Weihe mit Feldern der Schenkung von 1064 ausgestattet wird. Die Einkünfte wurden dem Bischof von Meißen zugesprochen. Für das Jahr 1161 werden die Herren von Mügeln nachgewiesen, welche vermutlich aber bereits im 11. Jahrhundert das Land um den Festenberg als Geschenk vom König erhielten. Sifridus de Mogelin wurde in der Zueignung eines Weinbergs an die Kapelle Egidii in Meißen als Zeuge genannt, wo er seinen Namen unmittelbar hinter den des advocatus von Meißen setzte. 1198 wurde schließlich ein Gerbrand von Mogelin beim Landding am Collm genannt und 1216 wurden in einer Urkunde des Meißner Markgrafen Dietrich der Name Siegfrieds von Mügeln, sowie sein Alter und seine ehemalige adlige Abstammung erwähnt. Dem Sornziger Kloster wurde 1218 eine Burgwartskapelle überwiesen und damit erstmals eine Burgwartskapelle auf dem Festenberg erwähnt. Bischof Heinrich I. von Meißen, ließ 1232 die Mügelner Johanniskirche erbauen, deren Bau als Abschluss der planmäßigen Deutschgründung Mügelns gilt. Die Verleihung des Marktrechts in Mügeln erfolgte im Jahre 1256. Bischof Conrad von Meißen wies an, dass jährlich 6 Mark an das Meißner Kapitel zu überweisen sind.

1259 starb Sifridus de Mugelin, welcher der einflussreichste und wohlhabendste Präfekt Mügelns war. Er bebaute während seiner Herrschaft den Festenberg mit der Burg, sowie der Kapelle Ursula und stiftete 1241 das Nonnenkloster des Benediktiner-Ordens Marienthal in Sornzig. 1261 wurde das Schloss Ruhethal erbaut. Am 26. März 1278 übergab Albert, Graf zu Brehna in einer Schenkung die Gerichtsbarkeit über die Stadt Mügeln an den Bischof zu Meißen. 1288 wurde Mügeln Civitates genannt, was auf eine Erwähnung des Stadtrechts schließen lässt. Der Probst und das Kapitel zu Meißen treffen 1311 in einer Urkunde eingehende Bestimmungen über die Verteilung der einzelnen Pfründe und die damit verbundenen Verpflichtungen in Mügeln. Der Gebrauch der sorbischen Sprache wurde 1325 von Amts wegen verboten. Um 1340 taucht Heinrich von Mügeln in den Geschichtsbüchern auf. Er war Verfasser von mittelhochdeutschen Minneliedern, Gedichten, Fabeln, Chroniken und Sprüchen. Als Meistersinger trat an an den Höfen der Herrscher von Österreich, Böhmens und Ungarns auf. Conrad von Rochlitz schenkte 1350 dem Bistum Meißen alle seine Güter, welche er vom Meißnischen Bischof zum Lehn hatte, um in der Mogeliner Schlosskapelle Zur Heiligen Barbara einen Kaplan unterhalten zu können. Er war damit der letzte bischöfliche Obergerichtsherr in Mügeln. Um 1373 wurde erstmals eine Mügelner Stadtbefestigung erwähnt. Und 1395 schenkte Bischof Johannes III. der Stadt das Vogteihaus als Rathaus. Er setzte den ersten Bürgermeister Mügelns, sowie sechs Ratsmänner ein. Die Stadt erhielt als äußeres Zeichen das bischöfliche Wappen. Im Jahre 1414 wurde erstmals eine Ratsverfassung bezeugt.

1428 wurden Teile der Stadt durch einfallende Hussiten zerstört, welche auch andere benachbarte Städte und Dörfer bereits niedergebrand, sowie verwüstet hatten. Viele Bewohner wurden erschlagen.

Die Neuzeit

Karl V. in der Schlacht von Mühlberg, Gemälde von Tizian

1542 fand der erste evangelischer Gottesdienst in Mügeln statt. 1556 legte Bischof Johannis zu Meißen die Statuten der Stadt Mügeln neu bzw. verändert fest. Das 24 Punkte fassende Statut, welches zum Teil sehr detailliert abgefaßt war, befasste sich mit Erb-, Besitz- und Familienrecht. Diesen folgten noch einmal 10 Punkte allgemeiner Stadt-Ordnung.

Während des Schmalkaldischen Krieges zog Kaiser Karls V. 1547 zur Schlacht bei Mühlberg durch Mügeln, aus welcher er am 24. April 1547 siegreich hervor ging und somit den Krieg gewann. 1561 wurde der Stadt von Bischof Johann IX. von Haugwitz kirchliche Geleit- und Brückenrechte verliehen. Bischof Johann IX., der letzte katholische Bischof zu Meißen und gleichzeitig Domprobst zu Naumburg, trat 1581 zum Protestantismus über. Er lebte in Mügeln und erhielt das Schloss Ruhethal, welchem er diesen Namen gab, sowie das ehemalige Kloster Marienthal in Sornzig, als Leibrente zur Nutzung. 1572 ließ er die alte Burganlage in Mügeln in ein neuzeitliches Schloß umbauen. Er starb 1595. Ein Jahr später, 1596 kam das Amt Mügeln an die sächsischen Kurfürsten.

Nachdem im Dreißigjährigen Krieg die Mügelner Bürger mehrfach schwedische Angriffe abwehren konnten wurde der Ort schließlich durch die Truppen des schwedischen Oberst Töbitz geplündert. Jedoch die meisten der damals ungefähr 700 Einwohner fielen in dieser Zeit der Pest zum Opfer. Nur 67 Einwohner der Stadt überlebten die große Pestilenz. Im gesamten Kirchspiel Mügelns gab es ungefähr 1000 Pest-Tote.

Karl XII. von Schweden

Am 24. November 1690 gab es in Mügeln und Umgebung ein Erdbeben, wobei 2 Häuser beschädigt wurden, im Schloss einige Möbel durcheinander fielen und die Glocken von selbst läuteten. Der schwedische König Karl XII. nahm nach dem Frieden von Altranstädt 1707 im Schloß Ruhethal Quartier. 1735 wurden die Stadtprivilegien durch Erhalt der Ober- und Erbgerichte vom kurfürstlichen Amt erweitert. 1831 wurden das Gut und Schloß sächsisches Kammergut. Die Landwirtschaft wurde verpachtet. Das Justiz- und Rentamt hatte seinen Sitz im Schloß. Im Jahr 1834 wurde das letzte Stadttor abgebrochen, sowie eine Mädchenschule eröffnet. Nach einer Verwaltungsreform 1836 umfasste das Amt Mügeln zusammen mit Sornzig 55 Dörfer. 1844 wurde, nachdem bereits ein Jahr zuvor auf dem Mügelner Markt eine Probelaterne aufgestellt wurde, die städtische Strassenbeleuchtung eingeführt.

Nachdem bereits seit 1849 über die Einrichtung einer Sparkasse in Mügeln im Gespräch war, nahm diese im Jahr 1852 langsam Gestalt an und wurde am 12. Januar 1853 eröffnet. Am ersten Kassentag wurden über 1200 Taler eingelegt. Die Stadtkirche wurde 1869 einer Restaurierung unterzogen und am 2. Januar 1869 wieder eingeweiht. Die Kosten der Restaurierung betrugen 5200 Taler; dazu kamen 2300 Taler für eine neue Orgel, sowie 1000 Taler für die neuen Glocken. 1875 wurde Mügeln der Amtshauptmannschaft Oschatz zugeordnet.

Nachdem bereits am 17. Januar 1882 der Bau der Schmalspurbahn–Linie Döbeln - Mügeln - Oschatz durch die 2. Kammer und später die 1. Kammer genehmigt wurde, begann am 4. Oktober 1883 mit dem ersten Spatenstich derren Bau. 1884 eröffnete die Schmalspurbahn nach Döbeln, Oschatz und Wermsdorf ihren Betrieb (Wilder Robert). Diese Strecke hatte eine Spurweite von 750 Millimetern Spurweite und wurde durch die Königlich Sächsische Staatseisenbahn betrieben. Später wurden noch weitere Teilstrecken eröffnet und es entstand das sogenannte Mügelner Netz, einem kleinen Eisenbahnnetz, welches der Ergänzung des regelspurigen Eisenbahnnetzes diente und der Region einen bescheidenen wirtschaftlichen Aufschwung brachte. Nachdem bereits 1889 Pläne für eine neue Wasserleitung in Mügeln auslagen, wurde diese am 21. Juli 1891 in Betrieb genommen und löste eine alte hölzerne Holzröhrenleitung ab. Das städtische Telefonnetz ging am 20. Juli 1899 mit über 200 Anschlüssen in Betrieb.

Das 20. Jahrhundert

Am 3. Mai 1911 wurde das neue Bezirkskrankenhaus König Albert-Stiftung seiner Bestimmung übergeben. Im gleichen Jahr wurde eine Fürsorgestelle für Tuberkulose in Mügeln eingerichtet. Ein Jahr später wurde der Anschluß Mügelns an das Leitungsnetz der Überlandzentrale Gröba fertiggestellt und das Ortsnetz der Stadt in Betrieb genommen.

1914 begann der Erste Weltkrieg, in welchem 113 Einwohner der Stadt starben. Ihnen zu Ehren wurde ein Ehrenmal auf dem Mügelner Friedhof errichtet. Am 21. Juni 1917 wurde die Kleinste der damals 3 Glocken der Mügelner Stadtkirche abgenommen und zu Kriegszwecken abgegeben. Sie trug, wie die mittlere Glocke das Bildnis Dr. Martin Luthers, sowie auf einer Seite die Inschrift: Zum 10. November 1883 gestiftet von der Gemeinde. Auf der anderen Seite: Wenn ich rufe, höre meine Stimme. Ursprünglich sollte diese Glocke an das 350-jährige Reformationsjubiläum vom 10. November 1883 erinnern und war gemeinsam mit der mittleren Glocke aus dem Zusammenguss der 3 alten Glocken neu entstanden.[6] Die Stiftung einer neuen 3. Kirchenglocke erfolgte erst 1927 durch den Privatmann Paul Müller.

Die Hubertusburg in Wermsdorf

Nach der Machtübernahme der Nazis Anfang März 1933, gab es am 20. März 1933 umfangreiche Durchsuchungen durch SA und Gendarmerie in Mügeln. Es wurden umfangreiches Aktenmaterial beschlagnahmt und etwa 50 Personen festgenommen. Anfang April 1933 gab es weitere Verhaftungen und am 10. April wurde das Stadtverordnetenkollegium auf Grund des Gleichschaltungsgesetzes neugebildet. Der 1939 begonnene zweite Weltkrieg hatte auch ihr Auswirkungen auf Mügeln. So wurden 1940 die Bürger der Stadt zur Sparsamkeit beim Verbrauch der Kohle aufgefordert. Kohlen durften nur dort verbraucht werden dürfen, wo keine Möglichkeit zur Verwendung anderer Brennstoffe bestand. Außerdem kamen im gleichen Jahr einige hundert Umsiedler aus dem in Folge des 1939 geschlossenen Hitler-Stalin-Paktes von der Roten Armee besetzten Bessarabien am Schwarzen Meer auch nach Mügeln. Etwa 4800 Rückwanderer wurden im damaligen Kreis Oschatz untergebracht, wobei der größte Teil auf der Hubertusburg in Wermsdorf untergebracht wurde.[7]

Während des 2. Weltkrieges kamen über 200 Mügelner Einwohner um. Es gab viele ausländische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene in Mügeln und Umgebung. Ende April 1945 besetzte eine amerikanische Einheit die Stadt, welche am 5. Mai von russischen Truppen abgelöst wurde. Es folgte die Bildung einer Sowjetischen Ortskommandantur, sowie die Bildung einer neuen Stadtverwaltung, in welcher auch die neu entstandenen Blockparteien vertreten waren. Große Schwierigkeiten gab es in den harten Wintern 1945-1947, die Stadt mit notwendigen Lebensmitteln und Brennstoffen zu versorgen. 1959 erfolgte die Eingemeindung der Gemeinden Altmügeln, Crellenhain, Schlagwitz und Berntitz–Schlatitz in die Stadt Mügeln.

Von 1968 bis 1975 wurden schrittweise Strecken der Schmalspurbahn stillgelegt, zunächst zwischen Mügeln und Döbeln, dann zwischen Mügeln und Wermsdorf. Nach 1975 wurde die Strecke nur noch für den Güterverkehr genutzt. 1978 erfolgte die Umsetzung der Mügelner Postdistanzsäule auf den Schulplatz. Im Rahmen einer Festwoche 1984 zum 1000-jährigem Jubiläum der Mügelner Ersterwähnung und 35. Jahrestag der DDR gab es über 40 kulturelle und sportliche Veranstaltungen im Ort. Über 30 Häuserfassaden wurden im Vorfeld rekonstruiert. Mehrmals täglich dampfte der "Wilde Robert" bis zum 7. Oktober durch die Lomatzscher Pflege.

Die Wende und die Zeit danach

Der Wilde Robert

Die Wende 1989 hatte auch ihre Auswirkungenen in Mügeln. Auf Grund der sehr schlecht besuchten Mügelner Stadtverordnetenversammlung am 7. Dezember 1989 und des nicht mehr arbeitsfähigen Stadtausschusses der Nationalen Front, sowie des Demokratischen Blocks in Mügeln hatte sich als gesellschaftliches Gremium ein Runder Tisch herausgebildet. Dieses Gremium, in dem Vertreter aller damaligen, sowie später gegründeten Parteien und Organisation Mügelns mitarbeiten konnten, trat am 18. Dezember 1989 zusammen. Es verstand sich als beratendes Organ der Stadtverordnetenversammlung Mügeln. An diesem Gespräch nahmen 30 Bürgerinnen und Bürger teil. Geleitet wurde dieser Runde Tisch von seinen Initiatoren, Herrn S. Schönherr, Vorsitzender der Grundeinheit Mügeln der NDPD, Herrn B. Brink, Bürgermeister von Mügeln und Mitglied der SED-PDS, sowie Herrn Dr. U. Bürger, Mitglied des evang.-luth. Kirchenvorstandes Mügeln und Mitglied der NDPD. [8]Später folgten der Amtsantritt frei gewählter Stadträte und Bürgermeister. Und es fand eine Wiederbelebung traditionsreicher Mügelner Vereine statt. 1993 erfolgte die Gründung der Döllnitzbahngesellschaft zum Weiterbetrieb der Schmalspurbahn Wilder Robert. Die Betriebsgenehmigung Sachsens für die „erste nichtbundeseigene Eisenbahn öffentlichen Verkehrs" im Freistaat, übergab der damalige Staatssekretär Dr. Wolfgang Zeller dem Betriebs-Geschäftsführer der Döllnitzbahn Mescheder am Bahnhof Mügeln.

1994 wurde im Zuge der Kreisreform Mügeln dem Landkreis Torgau-Oschatz zugeordnet, obwohl die Mehrheit der Bürger für eine Zuordnung in den Kreis Döbeln stimmten. Außerdem wurde am 18. Mai 1996 eine neue katholische Kirche in der Döbelner Straße vom Bischof des Bistums Dresden-Meißen Joachim Reinelt eingeweiht. In das Gebäude, welches ein ehemaliger kommunalen Kindergarten Mügelns war flossen Baukosten von rund einer halben Million Mark und wurden vom Bistum Dresden-Meißen, sowie der Mügelner Kirchgemeinde gemeinsam aufgebracht.[9]

1995 wurde der Personenverkehr auf der Schmalspurbahn Mügeln-Oschatz wieder aufgenommen. Der Brunnen am Altmarkt mit der Statue des Heinrich von Mügeln, wurde am 20. August 2005 feierlich der Öffentlichkeit übergeben. Nachdem von Herrn Zehme die Geschichte von Heinrich interpretiert wurde, schoss der Schützenverein der Stadt Mügeln 3 x Salut.[10]

Weitere Quellen[11]

Gewalttätige Auseinandersetzungen bei Stadtfest

In der Nacht zum 19. August 2007 kam es im Rahmen eines Stadtfestes zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Eine Gruppe von acht Indern geriet mit anderen Festteilnehmern in Streit und wurde nach einer Schlägerei von einer Gruppe von 50 gewaltbereiten Deutschen bis in eine nahe gelegene Pizzeria verfolgt. Die ermittelnden Behörden vermuteten einen rassistischen Hintergrund. Die bei den Ermittlungen zunächst geäußerte These, an dem Vorfall seien organisierte Rechtsextremisten beteiligt gewesen, bestätigte sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft nicht.[12]

Zwei Monate nach dem Vorfall erhob die Staatsanwaltschaft Anklage wegen Volksverhetzung gegen zwei der beteiligten Deutschen. Im weiteren Verlauf akzeptierten zwei Männer im Alter von 22 und 35 Jahren Geldstrafen von 2625 Euro und 1500 Euro ohne Verhandlung. Ein 18-Jähriger wurde am 26. November 2007 wegen Volksverhetzung verurteilt und muss nach dem Jugendstrafrecht 600 Euro an den Kinderschutzbund zahlen. Er hatte vor Gericht gestanden, in der Nacht zum 19. August ausländerfeindliche Parolen gerufen zu haben. Am 4. Dezember 2007 verurteilte das Amtsgericht Oschatz einen 23-jährigen Mann wegen Volksverhetzung in Tateinheit mit Sachbeschädigung zu acht Monaten Gefängnis; die Strafe wurde nicht zur Bewährung ausgesetzt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Angeklagte bei dem Übergriff auf die Inder eine führende Rolle gespielt hatte. Es ging über die Forderung der Staatsanwaltschaft hinaus, die eine Haftstrafe von zehn Monaten auf Bewährung verlangt hatte.[13] Nun wird noch gegen vier Deutsche und vier Inder wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt (Stand: Anfang Dezember 2007).[14]

Der Mügelner Bürgermeister Deuse geriet nach dem Vorfall durch zum Teil als verharmlosend aufgefasste Äußerungen in die öffentliche Kritik.[15][16] Grund dafür war ein Interview, das Deuse der umstrittenen Zeitung Junge Freiheit gab. Der Vorfall löste auf bundespolitischer Ebene eine umfangreiche Diskussion über Ausmaß und Form der Unterstützung der Kommunen und Verbände bei der präventiven Bekämpfung des Rechtsradikalismus aus.

Eingemeindungen

1959 wurden die Gemeinden Altmügeln, Crellenhain, Schlagwitz und Berntitz-Schlatitz nach Mügeln eingegliedert; 1994 folgte Schweta.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1581 147 besessene Bürger
1748 93 Häuser, 10 Hufen je 60 Scheffel
1834 1354
1871 2525
1890 2520
1910 3003
1925 3119
1939 3273
Jahr Einwohner
1946 4638
1950 4309
1960 5620
1964 5667
1990 4622
2002 4940
2003 4910
2004 4859

[17][18]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Das Schloss ist ein ehemaliger Bischofssitz des Bistums Meißen.
Zwischen Mügeln und Oschatz verkehrt als Museumsbahn eine Schmalspurbahn, der Wilde Robert. Der Bahnhof Mügeln galt einst als einer der größten Schmalspurbahnhöfe Europas.
  • Denkmal des Heinrich von Mügeln auf dem Altmarkt von Joachim Zehme (2005)

Wirtschaft und Infrastruktur

10 km südlich der Stadt verläuft die Autobahn A 14, 10 km nördlich die Bundesstraße B 6 durch Oschatz. Einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Stadt ist die Mügelner Maschinenbau GmbH. Sie produziert seit 1916 Investitionsgüter wie fördertechnische Anlagen, Ausrüstungen zum Mischen, Dosieren, Wägen und Sortieren von Schüttgütern und Sondermaschienen.


Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

  • Johann IX. von Haugwitz (* 29. August 1524 in Thalheim b. Wurzen; † 26. März 1595 in Mügeln) war letzter katholischer Bischof von Meißen.
  • Hermann Mulert, Pseudonym Euthymuis Haas (* 11. Januar 1879 in Niederbobritzsch; † 22. Juli 1950 in Mügeln), war ein deutscher Theologe.


Einzelnachweise

  1. Deutscher Wetterdienst, Normalperiode 1961-1990
  2. Geoklima 2.1
  3. Residenzen-Kommission, Arbeitsstelle Kiel, Artikel von Lars Dannenberg (Dresden)
  4. Digitales Historisches Orzverzeichnis von Sachsen der ISGV
  5. http://www.stadt-muegeln.de/chronik/Dokumente/archaeologische_grabung.htm
  6. http://www.stadt-muegeln.de/chronik/Dokumente/kirchenglocke_1917.htm
  7. http://www.stadt-muegeln.de/chronik/Dokumente/einquartierung_1940.htm
  8. http://www.stadt-muegeln.de/chronik/Dokumente/die_wende.htm
  9. http://www.stadt-muegeln.de/chronik/Dokumente/weihe_kath_kirche.htm
  10. http://www.stadt-muegeln.de/chronik/detail.php?IDInhalte=1149
  11. http://www.stadt-muegeln.de/chronik/muegelnwahluebersicht.php?Muegeln=1&Submit2=Abschicken
  12. n-tv: Mob von Mügeln - Fremdenfeindlich, aber nicht organisiert, 31. August
  13. Frankfurter Rundschau: Urteil zur Abschreckung, 4. Dezember 2007
  14. Die Zeit: Erste Anklagen in Mügeln, 19. Oktober 2007
  15. Spiegel Online: Mügeln eine Woche Danach: Beschwichtigen, bemitleiden - und nichts entschuldigen, 26. August 2007
  16. Der Standard:Bürgermeister von Mügeln: „Parolen können jedem mal über die Lippen kommen", 30. August 2007
  17. Digitales Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen der ISGV
  18. Statistisches Landesamt Sachsen
  19. Sächsische Biografie

Weblinks

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