5. SS-Panzer-Division „Wiking“

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SS-Division „Wiking“
SS-Panzergrenadier-Division „Wiking“
5. SS-Panzer-Division „Wiking“

Truppenkennzeichen der 5. SS-Panzer-Division „Wiking“
Truppenkennzeichen
Aktiv 20. November 1940 bis 9. Mai 1945
Staat Deutsches Reich NS Deutsches Reich
Streitkräfte Waffen-SS
Truppengattung Panzertruppe
Typ Panzer-Division
Schlachten Deutsch-Sowjetischer Krieg
Unternehmen Blau
Tscherkassy-Kessel
Plattenseeoffensive
Schlacht um Budapest
Führung
Liste der Kommandeure
Ehemalige
Kommandeure

Felix Steiner
Herbert Otto Gille

Die SS-Division „Wiking“, später SS-Panzergrenadier-Division „Wiking“ und 5. SS-Panzer-Division „Wiking“, war eine Panzer-Division der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg. Sie bestand teilweise aus Freiwilligen aus den Niederlanden, Belgien und Skandinavien.

Geschichte

Die Division wurde am 20. November 1940 als SS-Division „Wiking“ der Waffen-SS aufgestellt. Ursprünglich sollte die aus den Standarten „Nordland“, „Westland“ und „Germania“ gebildete Division den Namen der letztgenannten Standarte tragen. Doch schon während der Aufstellung entschied man sich, ihr den Namen „Wiking“ zu geben.

Erster Divisionskommandeur wurde SS-Obergruppenführer Felix Steiner. Steiner war bis 1933 Major der Reichswehr und einer der wenigen militärisch geschulten Soldaten, auf die die Waffen-SS beim Aufbau und der Organisation der Kampfdivisionen zurückgreifen konnte.

Panzerkampfwagen III der SS-Division Wiking, Ostfront 1942

Lange Zeit wurde „Wiking“ als Panzergrenadier-Division geführt, obgleich sie über mehr Panzer verfügte als eine Panzer-Division des Heeres. Die formale Umgliederung erfolgte erst im Oktober 1943.

Krieg gegen die Sowjetunion

Die Division ging zu Beginn des Deutsch-Sowjetischen Krieges mit der Heeresgruppe Süd bis November 1941 in Richtung Rostow vor. Nach der Schlacht um Rostow und den folgenden Rückzugsgefechten im Winter 1941/42 rückte die Division während des Unternehmens Blau mit der Heeresgruppe A in den Kaukasus vor.

Während des Unternehmens Zitadelle im Sommer 1943 lag die Division in Reserve, wobei sie während des Rückzuges in den Tscherkassy-Kessel geriet. Nach dem erfolgreichen Ausbruch aus dem Kessel (16. Februar) zog sich die stark dezimierte Division in den Raum Kowel und später unter schweren Verlusten nach Chelm zurück.

August Dieckmann bei der Verleihung des Eisernen Kreuzes II. Klasse an Soldaten der Division „Wiking“

Im Juli 1944 kämpfte die Division an der Weichsel und wurde dann nach Ungarn verlegt, um an der Plattenseeoffensive und der Schlacht um Budapest teilzunehmen. Nach dem Scheitern der Operation zog sich die Division über die Tschechoslowakei nach Österreich zurück.

Kapitulation

Die Division stellte mit der allgemeinen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 ihre Kampfhandlungen ein. Die Soldaten begaben sich insbesondere in Radstadt und Kleinarl, beides im Salzburger Bezirk St. Johann im Pongau gelegen, in amerikanische Kriegsgefangenschaft.

Zusammensetzung

In der „Wiking“ kämpften ausländische Freiwillige aus – wie es im NS-Sprachgebrauch hieß – „germanischen bzw. artverwandten Völkern“ (Flamen, Niederländer, Esten, Wallonen, Dänen, Schweden, Norweger und Finnen). Damit war die „Wiking“ die erste Division der Waffen-SS mit nichtdeutschem Personal. Um eine Division in der nötigen Kopfzahl aufstellen zu können, meldeten sich aber zu wenige Freiwillige aus den besetzten Gebieten, so dass man auf deutsches Rahmenpersonal zurückgreifen musste.

Da die Werbung von Freiwilligen weniger Erfolg hatte als erhofft, musste Gottlob Berger neue Wege finden, um die immer höher werdenden Verluste der Waffen-SS zu decken. Eine dieser Maßnahmen war die Herabsetzung der Aufnahmekriterien.

Kriegsverbrechen

Im Zuge des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 ermordeten Angehörige der Division mehrere Hundert Juden. So wird die Division unter anderem für das Massaker im zwischen Ternopil und Lwiw gelegenen Zborow am 11. Juli 1941 verantwortlich gemacht, bei dem 600 jüdische Einwohner als Vergeltung für „sowjetische Grausamkeiten“ ermordet wurden.[1][2] Im Zuge der Todesmärsche der jüdischen Häftlinge des Konzentrationslagers Mauthausen und seiner Außenlager im Frühjahr 1945 ermordeten Angehörige der Division zahlreiche geflüchtete oder nicht mehr marschfähige Häftlinge:

  • Am 29. März 1945 veranstalteten im burgenländischen Ort Deutsch Schützen zwei oder drei Angehörige der SS-Division Wiking, unter ihnen SS-Oberscharführer Adolf Storms, das Massaker von Deutsch Schützen, dem rund 60 jüdische Zwangsarbeiter, die zu Schanzarbeiten beim Bau des Südostwalls eingesetzt worden waren, zum Opfer fielen.
  • Im April 1945 eroberte eine Einheit der SS-Division Wiking den Ort Jennersdorf von der Roten Armee für kurze Zeit zurück und nutzte die Gelegenheit, um zurückgebliebene erkrankte jüdische Zwangsarbeiter zu ermorden.[3]
  • Am 4. April 1945 versuchten 20 Häftlinge des Todesmarschs von Graz zu flüchten und wurden von Angehörigen der SS-Division Wiking aufgegriffen und sofort erschossen.
  • Zwischen dem 7. und 11. April 1945 wurden im Raum Prebensdorf 18 entflohene Häftlinge vom dortigen Volkssturm aufgegriffen und der SS-Division Wiking überstellt, die diese ermordete.[4]

Nach dem Krieg

Nach dem Ende der deutschen Besatzung Norwegens gab es in Norwegen Gerichtsverfahren gegen norwegische SS-Freiwillige (und andere Kollaborateure). Es gab Verurteilungen wegen Landesverrats und der Mitgliedschaft in der Waffen-SS. Nach einem jahrelangen öffentlichen Diskurs in Deutschland und anderen Ländern und dem Vorliegen von Forschungsergebnissen über dortige Verbrechen der Wehrmacht erteilte die norwegische Regierung 2005 einen Recherche-Auftrag; die Ergebnisse wurden 2012 veröffentlicht.[5][6]

Gliederung

SS-Division (mot.) „Wiking“ (1941)

SS-Panzergrenadier-Division „Wiking“ (1942)

  • SS-Panzergrenadier-Regiment „Germania“
  • SS-Panzergrenadier-Regiment „Nordland“
  • SS-Panzergrenadier-Regiment „Westland“
  • SS-Panzer-Abteilung „Wiking“
  • Artillerie-Regiment 5
    • Panzerjäger-Abteilung
    • Aufklärungs-Abteilung
    • Flak-Abteilung
    • Pionier-Bataillon
    • Nachrichten-Abteilung
    • Feldersatz-Bataillon
    • Versorgungseinheiten

5. SS-Panzer-Division „Wiking“ (1943)

  • SS-Panzer-Regiment 5
  • SS-Panzer-Grenadier-Regiment 9 „Germania“
  • SS-Panzer-Grenadier-Regiment 10 „Westland“
  • SS-Panzer-Grenadier-Regiment „Nordland“
  • SS-Panzer-Artillerie-Regiment 5
  • SS-Sturmbrigade „Wallonien“
    • estnisches SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Bataillon „Narwa“
    • Finnisches Freiwilligen-Bataillon der Waffen-SS (bis Mai 1943)
    • SS-Panzerjäger-Abteilung 5
    • SS-Sturmgeschütz-Abteilung 5
      • SS-Sturmgeschütz-Batterie 5
    • SS-Flak-Abteilung 5
    • SS-Werfer-Abteilung 5
    • SS-Panzer-Nachrichten-Abteilung 5
    • SS-Panzer-Aufklärungs-Abteilung 5
    • SS-Panzer-Pionier-Bataillon 5
    • SS-Divisions-Nachschub-Abteilung 5
    • SS-Instandsetzungs-Abteilung 5
    • SS-Wirtschafts-Bataillon 5
    • SS-Sanitäts-Abteilung 5
      • SS-Feldlazarett 5
    • SS-Kriegsberichter-Zug 5
    • SS-Feldgendarmerie-Trupp 5
    • SS-Feldersatz-Bataillon 5
    • I./SS-Panzer-Grenadier-Regiment 23 „Norge“
    • I./SS-Panzer-Grenadier-Regiment 24 „Danmark“

Kommandeure

  • 1. Dezember 1940 bis 1. Mai 1943: SS-Gruppenführer Felix Steiner
  • 1. Mai 1943 bis 20. Juli 1944: SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS Herbert Otto Gille
  • 20. Juli bis 11. August 1944: SS-Standartenführer Eduard Deisenhofer
  • 11. August bis 9. Oktober 1944: SS-Standartenführer Johannes-Rudolf Mühlenkamp
  • 9. Oktober 1944 bis 5. Mai 1945: SS-Oberführer Karl Ullrich

Literatur

Weblinks

Commons: 5. SS-Panzer-Division „Wiking“ – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Dieter Pohl: Nationalsozialistische Judenverfolgung in Ostgalizien, 1941–1944. Oldenbourg, München 1996, ISBN 3-486-56233-9, S. 70.
  2. Gerald Reitlinger, The SS. Alibi of a Nation, 1922–1945. Arms and Armour Press, London 1985. ISBN 0-85368-187-2, S. 157.
  3. Südostwall-Abschnitt Südburgenland: Die Massaker von Jennersdorf, Webseite regiowiki.at, abgerufen am 3. April 2018
  4. Eleonore Lappin: The Death Marches of Hungarian Jews Through Austria in the Spring of 1945. yadvashem.org, abgerufen am 31. Mai 2017 (englisch).
  5. Terje Emberland mit Matthew Kott: Himmlers Norge. Nordmenn i det storgermanske prosjekt. Oslo, Aschehaug 2012, ISBN 978-82-03-29308-5.
  6. FAZ.net 22. Juni 2016: Nordische Kolonisten für das Reich im Osten