Steingrabental – Mackenröder Wald

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Steingrabental – Mackenröder Wald

IUCN-Kategorie IV – Habitat/Species Management Area

Lage Südwestlich von Bad Sachsa, Landkreis Göttingen, Niedersachsen
Fläche 590 ha
Kennung NSG BR 116
WDPA-ID 319152
Geographische Lage 51° 34′ N, 10° 30′ OKoordinaten: 51° 34′ 15″ N, 10° 30′ 16″ O
Steingrabental – Mackenröder Wald (Niedersachsen)
Steingrabental – Mackenröder Wald (Niedersachsen)
Meereshöhe von 240 m bis 360 m
Einrichtungsdatum 3. August 1999
Verwaltung NLWKN
f2

Steingrabental – Mackenröder Wald ist ein ehemaliges Naturschutzgebiet in den niedersächsischen Städten Bad Sachsa und Bad Lauterberg im Harz im Landkreis Göttingen.

Das ehemalige Naturschutzgebiet mit dem Kennzeichen NSG BR 116 ist circa 590 Hektar groß. Es war nahezu vollständig Bestandteil des FFH-Gebietes „Gipskarstgebiet bei Bad Sachsa“. Im Südosten schließt es an das ehemalige Naturschutzgebiet „Weißensee und Steinatal“ an, nach Südwesten und Süden grenzt es an das ehemalige Naturschutzgebiet „Sülzensee – Mackenröder Wald“. Im Nordosten grenzt das ehemalige Naturschutzgebiet an das Landschaftsschutzgebiet „Harz“. Das Gebiet stand seit dem 3. August 1999 unter Naturschutz. Im Februar 2021 ging es im neu ausgewiesenen Naturschutzgebiet „Gipskarstgebiet bei Bad Sachsa“ auf. Zuständige untere Naturschutzbehörde war der Landkreis Göttingen.

Das ehemalige Naturschutzgebiet liegt am Südrand des Naturparks Harz südwestlich von Bad Sachsa an der Landesgrenze zu Thüringen. Es stellte einen Ausschnitt der Südharzer Gipskarstlandschaft mit zahlreichen typischen Karst­erscheinungen wie Bachschwinden, Karstquellen, Trockentälern und Erdfällen unter Schutz. Das ehemalige Naturschutzgebiet verfügt über ein bewegtes Relief, das insbesondere im Süden von Waldflächen sowie landwirtschaftlichen Nutzflächen (Grünland und Acker) sowie Brachflächen im Norden geprägt wird. Die Waldflächen sind überwiegend Laub- und Mischwälder mit eingestreuten Nadelwäldern, wobei Buchenwälder und Eichen-Hainbuchenwälder vorherrschen. Die landwirtschaftlichen Nutzflächen und die Waldflächen werden unter Berücksichtigung des Naturschutzzweckes extensiv bewirtschaftet.

Da der Mackenröder Wald im Süden des ehemaligen Naturschutzgebietes während der Deutschen Teilung direkt an der innerdeutschen Grenze lag und damit kaum gestört wurde, wurde es zu einem Refugium unter anderem für Wildkatze und Schwarzstorch.[1] Die zahlreichen Still- und Fließgewässer im ehemaligen Naturschutzgebiet sind Lebensraum für zahlreiche Fische und Amphibien wie z. B. Groppe, Bachneunauge, Bachforelle, Kammmolch und Geburtshelferkröte. Weiterhin wurden im ehemaligen Naturschutzgebiet Vorkommen von Feuersalamander und Zauneidechse sowie Mops- und Bechsteinfledermaus nachgewiesen. Brutvorkommen von wertgebenden Vögeln sind unter anderem die von Raubwürger, Neuntöter, Braun- und Schwarzkehlchen sowie Rohrweihe.[2]

Im ehemaligen Naturschutzgebiet befinden sich zahlreiche Erdfälle. Erdfallfelder sind der Hellengrund im Nordwesten,[3] der Bereich um das Weingartenloch im Nordosten,[4] einer als Naturdenkmal ausgewiesenen Karsthöhle, um die sich verschiedene Sagen ranken,[5][6] und ein Bereich im Norden des Mackenröder Waldes im Süden des ehemaligen Naturschutzgebietes. Die Erdfälle sind teilweise ganzjährig, teilweise nur periodisch mit Wasser gefüllt. Sie befinden sich in verschiedenen Verlandungsstadien mit Seggenrieden, Röhrichten und Sumpfgebüschen. Im ehemaligen Naturschutzgebiet verlaufende Bäche, die aufgrund der hydrogeologischen Verhältnisse zum Teil nur periodisch Wasser führen, sind überwiegend naturnah. Die Ischte im Süden des ehemaligen Naturschutzgebietes ist allerdings in weiten Teilen zu naturfernen Fischteichen aufgestaut, welche allerdings nach dem Ablauf der Nutzungsgenehmigung zurückgebaut werden sollen. Die Bachläufe werden teilweise von Erlen-Eschen­wäldern begleitet. In den Talauen sind Feucht- und Nasswiesen zu finden.

Ein weiteres Naturdenkmal ist die südöstlich von Osterhagen an der Bundesstraße 243 am Rand des ehemaligen Naturschutzgebietes stehende „Branntweinseiche“. Dabei handelt es sich um eine alte Eiche, die an einem Pass steht und früher als Rastplatz der Fuhrleute diente. An dieser Eiche endete ferner der Nüxeier Vorspann für schwere Fuhrwerke. Ihren Namen hat die Eiche vom Brauch der Vorspänner, nach getaner Arbeit vor der Rückkehr nach Nüxei einen kräftigen Schluck aus der Branntweinflasche zu nehmen.[7] Der Brauch endete mit dem Bau der Eisenbahn.[8]

Im Süden verläuft ein Teilstück der Bundesstraße 243 durch das ehemalige Naturschutzgebiet. Die Bundesstraße wurde in den 2010er-Jahren verlegt und folgt südlich von Nixei nun dem Verlauf der Landesstraße 603 am Rand des ehemaligen Naturschutzgebietes (die Landesstraße wurde entsprechend etwas nach Norden verlegt). Durch die Ortsumgehung von Nüxei, welche westlich des Ortes verläuft, wurde ein Teilbereich am Rand des ehemaligen Naturschutzgebietes überbaut. Durch eine Grünbrücke über die Bundes- und die Landesstraße wurde die Verbindung mit dem ehemaligen Naturschutzgebiet „Weißensee und Steinatal“ hergestellt.[9][10]

Durch das ehemalige Naturschutzgebiet verläuft südöstlich von Osterhagen die Südharzstrecke sowie die ehemalige Helmetalbahn. Auch der Bereich des ehemaligen Außenlagers Osterhagen der III. SS-Baubrigade, welches sich in einer ehemaligen Tongrube befand und in dem die KZ-Häftlinge für den Bau der Helmetalbahn untergebracht waren,[11][12][13] befindet sich innerhalb des ehemaligen Naturschutzgebietes.

Der Karstwanderweg Südharz verläuft teilweise durch das ehemalige Naturschutzgebiet.[14] Streckenweise wird er auf dem ehemaligen Bahndamm der Helmetalbahn geführt.

Commons: Steingrabental – Mackenröder Wald – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Mackenröder Forst, Karstwanderweg Südharz. Abgerufen am 24. Mai 2012.
  2. Südharz (Memento vom 8. Januar 2014 im Internet Archive), Heinz Sielmann Stiftung.
  3. Hellengrund, Karstwanderweg Südharz. Abgerufen am 24. Mai 2012.
  4. Das Weingartenloch, Karstwanderweg Südharz. Abgerufen am 24. Mai 2012.
  5. Sagen vom Weingartenloch, Karstwanderweg Südharz. Abgerufen am 24. Mai 2012.
  6. Die Nixei und das Weingartenloch, Karstwanderweg Südharz. Abgerufen am 24. Mai 2012.
  7. Aus der Geschichte der Wüstung Wittgerode und des Weilers Nüxei, Abschnitt „Privatisierung des Grenzkruges“, Karstwanderweg Südharz. Abgerufen am 24. Mai 2012.
  8. Die Eichsfeldschwelle, Karstwanderweg Südharz. Abgerufen am 24. Mai 2012.
  9. Verlegung der B 243 zwischen Bad Lauterberg und Landesgrenze Thüringen, Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr. Abgerufen am 24. Mai 2012.
  10. Übersichtsplan, Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (PDF, 1 MB). Abgerufen am 15. Februar 2021.
  11. Töpferei und Ziegelei in Osterhagen, Karstwanderweg Südharz. Abgerufen am 24. Mai 2012.
  12. Dre Bau der Helmetalbahn, Karstwanderweg Südharz. Abgerufen am 24. Mai 2012.
  13. Das Außenlager Osterhagen (Memento vom 16. Februar 2012 im Internet Archive), Arbeitsgemeinschaft Spurensuche in der Südharzregion.
  14. Übersichtskarte, Karstwanderweg Südharz. Abgerufen am 24. Mai 2012.