Vojska Republike Srpske

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. September 2023 um 14:46 Uhr durch Regi51 (Diskussion | Beiträge) (Änderungen von 37.24.221.32 (Diskussion) rückgängig gemacht (HG) (3.4.12)). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Armee der Republika Srpska

Војска Републике Српске (ВРС)
Vojska Republike Srpske (VRS)
1992–1996 1996–2006
Führung
Oberbefehlshaber: Präsident der Republika Srpska, zuletzt Milan Jelić
Militärischer Befehlshaber: zuletzt Generalmajor Cvetko Savić
Sitz des Hauptquartiers: Banja Luka, Bosnien und Herzegowina
Militärische Stärke
Aktive Soldaten: Zuletzt 10.000
Wehrpflicht: Nein
Wehrtauglichkeitsalter:
Geschichte
Gründung: 1992
Ablösung: 2006

Die Armee der Republika Srpska (serbisch Војска Републике Српске Vojska Republike Srpske, kurz BPC/VRS) umfasste von 1992 bis 2006 die Streitkräfte der Republika Srpska innerhalb von Bosnien und Herzegowina.[1][2] Die VRS entstand aus den in Bosnien und Herzegowina stationierten Truppen der Jugoslawischen Volksarmee und blieb de facto Teil der ihr nachfolgenden Armee Jugoslawiens (VJ).[3]

Eines der „strategischen Ziele“ der VRS während des Bosnienkrieges 1992 bis 1995 war die Trennung der „nationalen Gemeinschaften“ in Bosnien-Herzegowina durch die Schaffung getrennter „nationaler Territorien“ mit ethnisch „ungemischten“ Gemeinden.[4] Dazu verwendete sie als militärische Taktik gezielt Kriegsverbrechen und ethnische Säuberungen an der bosniakischen und kroatischen Zivilbevölkerung (z. B. Massaker von Srebrenica, Tuzla-Massaker).[5]

Geschichte

Die VRS wurde 1992 aus in Bosnien stationierten Teilen der jugoslawischen Volksarmee und irregulären Verbänden mit Unterstützung von Slobodan Milošević[6] von Radovan Karadžić zur Verteidigung serbischer Interessen in Bosnien und Herzegowina gegründet und von Ratko Mladić geführt. In der Militäroperation Korridor '92 gelang es der VRS, eine Verbindung zwischen den serbisch kontrollierten Gebieten im Westen und Osten Bosniens zu schaffen.

Die VRS eroberte bis November 1992 fast 70 % des bosnischen Staatsgebietes. Von 1993 an führte die Armee mehrere Operationen im Gebiet Igman und Bjelašnica.

1994 wurden Goražde und Bihać mehrfach angegriffen, eine Eroberung scheiterte.

Während des Bosnienkrieges betrug die Truppenstärke der VRS bis zu 85.000 Mann.[7] Den überwiegenden Teil der Offiziere und Soldaten stellten bosnische Serben, daneben nahmen serbische paramilitärische Verbände und ausländische (unter anderem russische und griechische) Freiwillige auf Seiten der VRS am Krieg teil. Nur wenige Bosniaken und Kroaten kämpften in der VRS, so Major Ismet Đuherić und seine Kompanie „Meša Selimović“ im Norden des Landes um Teslić und Derventa.[8]

Der VRS werden zahlreiche Kriegsverbrechen vorgeworfen, unter anderem das 1995 verübte Massaker von Srebrenica.

Nach dem Krieg wurde die VRS von Generalmajor Cvetko Savić geleitet. Zuletzt war sie in vier Korps mit insgesamt etwa 10.000 Mann gegliedert.[9]

2006 wurde die VRS ebenso wie die (bosniakisch-kroatische) Armee der Föderation Bosnien und Herzegowina aufgelöst und in eine gemeinsame Armee überführt.[10] Die Tradition der VRS wird vom 3. Infanterieregiment der OSBiH fortgesetzt.[11] So enthält das Regimentsabzeichen auf den Uniformen eine serbische Fahne.[12][13]

Die Ende 2005 begonnene Militärreform wurde im Dezember 2007 weitgehend abgeschlossen.[14]

Ausländische Freiwillige

Insgesamt kämpften etwa 4.000 ausländische Kämpfer orthodoxen Glaubens im Bosnienkrieg an der Seite ihrer serbischen Glaubensbrüder. Von 1992 bis 1995 war die Griechische Freiwilligen-Garde aktiv und mit dem 5. Drina-Korps der VRS vor und während des Massakers von Srebrenica vor Ort. Bei der Belagerung von Sarajevo 1992 kämpften rumänische und ukrainische Freiwillige sowie 1993 bis 1994 auch russische Freiwillige unter dem Kommando von Alexander Shkrabov. Allein etwa 700 Russen kämpften für die bosnisch-serbische Armee, so dass zwei Armeeeinheiten gebildet wurden. Die militärisch effektivste Einheit waren die Zaristischen Wölfe unter dem Kommando von Alexander Mukharev, mit einer Kompanie Kosaken unter Alexander Zagrebov. Eine weitere russische Einheit wurde im September 1992 bei Višegrad von Valery Vlasenko gegründet und ebenfalls eine von Alexander Alexandrov.[15]

Organisation

Wappen der VRS am Turm eines M-84-Panzers

Landstreitkräfte

Organisation während des Krieges (1993)[16]

1. Krajina-Korps – Banja Luka
016. Motorisierte Brigade
027. Motorisierte Brigade
043. Motorisierte Brigade
041. Infanteriedivision
007. Infanteriebrigade
145. motorisierte Brigade
149. Infanteriebrigade
417. Artillerieregiment
005. Luftverteidigungsregiment
552. technisches Regiment
2. Krajina-Korps – Drvar
004. bewaffnete Brigade
012. motorisierte Brigade
140. motorisierte Brigade
257. motorisierte Brigade
010. Luftverteidigungsregiment
3. nordbosnisches Korps – Bijeljina
002. motorisierte Brigade
195. motorisierte Brigade
006. Infanteriebrigade
011. Infanteriebrigade
029. Infanteriebrigade
454. Artillerieregiment
017. Luftverteidigungsregiment
017. technisches Regiment
4. ostbosnisches Korps (Sarajevo-Romanija-Korps)Han Pijesak
005. motorisierte Brigade
006. motorisierte Brigade
010. motorisierte Brigade
049. motorisierte Brigade
145. motorisierte Brigade
437. motorisierte Brigade
019. Gebirgsbrigade
215. Gebirgsbrigade
208. Artillerieregiment
004. Luftverteidigungsregiment
5. Herzegowina-Korps – Bileća
473. motorisierte Brigade
145. motorisierte Brigade
013. motorisierte Brigade
008. motorisierte Brigade
005. Gebirgsbrigade

Luftstreitkräfte

Banja Luka
092. mabr (mješovita avijacijska brigada Gemischte Luftbrigade)[17]
238. lbae (lovačko bombarderska eskadrila „Risovi Vrbasa“ – Jagdbombergeschwader „Vrbas Lynxe“).
252. lbae (lovacko bombarderska eskadrila „Kurjaci sa Ušća“ – Jagdbombergeschwader „Die Wölfe der Flussmündung“).
092. levn (laka eskadrila višestruke namjene – Leichtes Geschwader).
089. mhe (mešovita helikopterska eskadrila – Gemischtes Hubschraubergeschwader).

Ausrüstung

Landstreitkräfte

M-84
T-55
M-46-Geschütze
M-77 Oganj
M53/59 Praga
20/3-mm-M55

Ausrüstung ca. 1995[18]

Fahrzeuge
020 × Mercedes-Benz G-270 Puch
100 × TAM-110 4X4
090 × TAM-130 6X6
068 × TAM-5000 8X8
050 × FAP-2026 6x6
Panzer
085 × M-84 Kampfpanzer
193 × T-55 Kampfpanzer
040 × T-34/85 Kampfpanzer
001 × PT-76 leichter Panzer
120 × M36 Jackson Jagdpanzer
Transport- und Schützenpanzer
001 × BRDM-2
015 × BTR-50
060 × M-80A IFV
040 × M-60P APC
060 × BOV-VP
010 × BTR-80
Panzerartillerie
005 × 2S1 Selbstfahrlafetten
Raketenwerfer
020 × M-63 „Plamen“ („Пламен“)
005 × M-77 „Oganj“ („Огањ“)
Geschütze

Insgesamt 487 Geschütze:

M-56 Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien
D-30 Sowjetunion Sowjetunion
M-46 Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien
D-20 Sowjetunion Sowjetunion
Flugabwehr
000008 × BOV-3/30
000005 × ZSU-57-2 (nicht mehr eingesetzt)
000110 × M53/59 Praga (nicht mehr eingesetzt)
ca. 150 × S-75
ca. 120 × S-125
ca. 070 × 2K12 Kub
20/3-mm-M55

Luftstreitkräfte

Fluggerät Herkunftsland Dienstzeit Typ   Varianten   Anzahl erhalten (1992) Aktiv (2006) Bemerkungen
Jagdbomber
SOKO J-20 Kraguj Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien 1992–1995 J-20 3 0 Genutzt von Paramilitärs
SOKO J-21 Jastreb Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien 1992–2006 Bomber
Aufklärer
Trainer
Gesamt
J-21
IJ-21
NJ-21

9
2
3
14
4
2
3
9
SOKO J-22 Orao Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien 1992–2006 Bomber
Trainer
Gesamt
J-22
NJ-22

12
2
14
7
0
9
Transportflugzeuge und Verbindungsflugzeuge
Antonow An-2 Polen Polen 1995?–1996 Transporter/Trainer für Fallschirmjäger An-2TD1 1 0 Genutzt von Paramilitärs
PZL Wilga Polen Polen 1992–2003 STOL Transportflugzeug PZL-104 1 0 Zurück in den zivilen Gebrauch
Piper PA-18 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 1992–2004 Leichtes Verbindungsflugzeug PA-18-150 Super Cub 2 0 Zurück in den zivilen Gebrauch
Cessna 182 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 1992–1995 Leichtes Verbindungsflugzeug 1 0 Zurück in den zivilen Gebrauch
Schulflugzeuge
Soko G-4 Super Galeb Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien 1992–2006 Bewaffnetes Trainingsflugzeug G-4 / N-62 1 1
Utva 60 Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien 1992–1995 Trainingsflugzeug V-50 1 0 In den zivilen Gebrauch
Utva 66 Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien 1992–2004 Trainingsflugzeug V-51 2 0 In den zivilen Gebrauch
Utva 75 Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien 1992–2006 Trainingsflugzeug V-53 6 2
Zlin Z-526 Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien 1992–1995 Trainingsflugzeug Z-526 / N-61 1 0 In den zivilen Gebrauch
Kampfhubschrauber
Soko Gazelle Gama Frankreich Frankreich
Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien
1992–2006 Panzerabwehrhubschrauber HN-42M/45M 12 7
Transporthubschrauber
Soko Gazelle Frankreich Frankreich
Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien
1992–2006 Leichter Transport- und Aufklärungshubschrauber HO-42/45 12 7
Mil Mi-8 Sowjetunion Sowjetunion 1992–2006 Mittlerer Transporthubschrauber Mi-8T 12 9

Dienstgrade

Generale Offiziere
Ränge auf Serbisch Генерал-Пуковник
General-Pukovnik
Генерал-Потпуковник
General-Potpukovnik
Генерал-Мајор
General-Major
Пуковник
Pukovnik
Потпуковник
Potpukovnik
Мајор
Major
Капетан I класе
Kapetan I klase
Капетан
Kapetan
Поручник
Poručnik
Потпоручник
Potporučnik
Ränge Generaloberst Generalleutnant Generalmajor Oberst Oberstleutnant Major Hauptmann Hauptmann Leutnant Unterleutnant
Unteroffiziere Mannschaften
Ränge auf Serbisch Заставник I класе
Zastavnik I klase
Заставник
Zastavnik
Старији Водник I класе
Stariji Vodnik I klase
Старији Водник
Stariji Vodnik
Водник I класе
Vodnik I klase
Водник
Vodnik
Млађи водник
Mlađi vodnik
Десетар
Desetar
Разводник
Razvodnik
Ränge Warrant Officer Erster Klasse Warrant Officer Stabsfeldwebel Hauptfeldwebel Oberfeldwebel Feldwebel Unteroffizier Gefreiter Soldat

Literatur

  • Dr. Nigel Thomas, Krunoslav Mikulan: The Yugoslav Wars (2) : Bosnia, Kosovo and Macedonia 1992–2001. Osprey Publishing Ltd., Oxford 2006, ISBN 978-1-84176-964-6.
  • Central Intelligence Agency [CIA] – Office of Russian and European Analysis (Hrsg.): Balkan Battlegrounds : A Military History of the Yugoslav Conflict. Band 2. Washington DC 2003, Annex 24 : Mladic‘s Own: The Bosnian Serb Army, S. 265–291.
  • Hans Krech: Der Bürgerkrieg in Bosnien-Herzegowina (1992–1997): Ein Handbuch (= Bewaffnete Konflikte nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes. Band 2). Köster, Berlin 1997, ISBN 3-89574-250-3.
Commons: Vojska Republike Srpske – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Prijevremene penzije za pripadnike VRS,@1@2Vorlage:Toter Link/www.rtrs.tv (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Bericht des staatlichen Fernsehens der Republika Srpska vom 13. Dezember 2007.
  2. Andrea Böhm: Unsere ungewollten Kolonien, Artikel der Zeit vom 2. August 2007.
  3. Norman Cigar: Srpski ratni napor i okončanje Rata. In: Branka Magaš, Ivo Žanić (Hrsg.): Rat u Hrvatskoj i Bosni i Hercegovini 1991–1995. Zagreb/Sarajevo 1999, S. 235–241. Miloš Vasić: The Yugoslav Army and the Post-Yugoslav Armies. In: David A. Dyker, Ivan Vejvoda (Hrsg.): Yugoslavia and After : A Study in Fragmentation, Despair and Rebirth. Longman, London/New York 1996, S. 132 f. Zitiert nach Florian Bieber: Nationalismus in Serbien vom Tode Titos bis zum Ende der Ära Milošević (= Wiener Osteuropa-Studien. Band 18). LIT Verlag Münster, 2005, ISBN 978-3-8258-8670-7, S. 485.
  4. Gerard Toal, Carl T. Dahlman: Bosnia Remade: Ethnic Cleansing and its Reversal. Oxford University Press, 2011, ISBN 978-0-19-020790-8, S. 5.
  5. Central Intelligence Agency (Hrsg.): Balkan Battlegrounds : A Military History of the Yugoslav Conflict, 1990–1995. Band II. Washington DC 2003, S. 303 ff. (Annex 27 : Ethnic Cleansing as a Military Operation).
  6. Anklage gegen Slobodan Milošević vor dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien
  7. A Soldier's Guide to Bosnia-Herzegovina, Headquarters, U.S. Army Europe.
  8. Vlado Mrkić: Četa poštenih agresora (Company of Honest Aggressors) (Memento vom 19. Februar 2015 im Internet Archive), Artikel des Magazins BH Dani vom 3. März 2000, übersetzt bei ex-yupress.com.
  9. Peter Fitzgerald: The armed forces in Bosnia and Herzegovina. In: SFOR Informer Nr. 127, 28. November 2001.
  10. Gesetz über die Verteidigung vom 5. Oktober 2005
  11. Rede des Vorsitzenden (Memento des Originals vom 12. Juli 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.predsjednistvobih.ba Nebojša Radmanović am 11. Mai 2007.
  12. Bericht des staatlichen Fernsehens vom 8. Februar 2006.
  13. Aleksandar Sekulić: Istorijski čin, (Memento des Originals vom 25. November 2005 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nezavisne.com Artikel der Zeitung Nezavisne novine vom 1. September 2005.
  14. Pressemitteilung des Verteidigungsministeriums@1@2Vorlage:Toter Link/www.mod.gov.ba (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. vom 1. Dezember 2007.
  15. Dr. Nigel Thomas, Krunoslav Mikulan: The Yugoslav Wars. Band 2: Bosnia, Kosovo and Macedonia (1992–2001). Osprey Publishing Ltd., Oxford 2006, ISBN 978-1-84176-964-6, S. 13.
  16. Beschreibung bei vojska.net
  17. Aus der 237. lbae and 238. lbae der Jugoslawischen Volksarmee aus Slowenien gebildet.
  18. World Military Aircraft Inventory, Aerospace Source Book 2007, Aviation Week & Space Technology, 15. Januar 2007