„Arnulf Baring“ – Versionsunterschied

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== Positionen ==
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Im November 2002 erschien in der [[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]] ein vielbeachteter Artikel mit dem Titel ''Bürger auf die Barrikaden''<ref>http://www.arnulf-baring.de/html-dateien/presse_buergeraufdiebarrikaden.htm </ref>, in dem Baring das „erstarrte Parteiensystem“ für die Reform&shy;schwäche der Bundesrepublik verantwortlich macht. Weiter heißt es in diesem Artikel: „Wir dürfen nicht zulassen, dass alles weiter bergab geht, hilflose Politiker das Land verrotten lassen.“ 2003 verteidigte Baring öffentlich den CDU-Bundestags&shy;abgeordneten [[Martin Hohmann]], der mit dem Vorwurf, eine [[Antisemitismus|antisemitische]] Rede gehalten zu haben, aus der [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]] ausgeschlossen werden sollte. Das Verdienstkreuz 1. Klasse des [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland]] erhielt Baring 1998.<ref> [http://www.berlinonline.de/berliner-kurier/archiv/.bin/dump.fcgi/1998/0312/lokales/0120/index.html Berliner Kurier vom 12. März 1998 ''Hoher Orden für Professor Arnulf Baring''] </ref> Weiterhin ist Baring Träger des [[Europäischer Kulturpreis|Europäischen Kulturpreises für Politik]].<ref>[http://www.europaeische-kulturstiftung.de/preistr_by_name.php Die Europäischen Kulturpreisträger]</ref> Baring engagiert sich für die Aufarbeitung der [[Deutsche Demokratische Republik|SED-Diktatur]], seit 2003 ist er Gründungs&shy;mitglied des Fördervereins der [[Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen]].<ref>[http://www.foerderverein-hsh.de/gruendung.html Homepage des Fördervereins der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Gründung]</ref> Heute steht er keiner Partei nahe, unterstützt aber [[Stiftung]]en wie die FDP-nahe [[Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit|Friedrich-Naumann-Stiftung]], die CDU-nahe [[Konrad-Adenauer-Stiftung]] und die [[Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft]]<ref>http://www.arnulf-baring.de/links.htm</ref>. Er fordert insbesondere einschneidende [[Reform]]en des [[Sozialstaat]]s.
Im November 2002 erschien in der [[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]] ein vielbeachteter Artikel mit dem Titel ''Bürger auf die Barrikaden''<ref>http://www.arnulf-baring.de/html-dateien/presse_buergeraufdiebarrikaden.htm </ref>, in dem Baring das „erstarrte Parteiensystem“ für die Reform&shy;schwäche der Bundesrepublik verantwortlich macht. Weiter heißt es in diesem Artikel: „Wir dürfen nicht zulassen, dass alles weiter bergab geht, hilflose Politiker das Land verrotten lassen.“ 2003 verteidigte Baring öffentlich den CDU-Bundestags&shy;abgeordneten [[Martin Hohmann]], der mit dem Vorwurf, eine [[Antisemitismus|antisemitische]] Rede gehalten zu haben, aus der [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]] ausgeschlossen werden sollte. Das Verdienstkreuz 1. Klasse des [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland]] erhielt Baring 1998.<ref> [http://www.berlinonline.de/berliner-kurier/archiv/.bin/dump.fcgi/1998/0312/lokales/0120/index.html Berliner Kurier vom 12. März 1998 ''Hoher Orden für Professor Arnulf Baring''] </ref> Weiterhin ist Baring Träger des [[Europäischer Kulturpreis|Europäischen Kulturpreises für Politik]].<ref>[http://www.europaeische-kulturstiftung.de/preistr_by_name.php Die Europäischen Kulturpreisträger]</ref> Baring engagiert sich für die Aufarbeitung der [[Deutsche Demokratische Republik|SED-Diktatur]], seit 2003 ist er Gründungs&shy;mitglied des Fördervereins der [[Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen]].<ref>[http://www.foerderverein-hsh.de/gruendung.html Homepage des Fördervereins der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Gründung]</ref> Heute steht er allen neoliberalen Parteien nahe, unterstützt insbesondere[[Stiftung]]en wie die FDP-nahe [[Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit|Friedrich-Naumann-Stiftung]], die CDU-nahe [[Konrad-Adenauer-Stiftung]] und die [[Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft]]<ref>http://www.arnulf-baring.de/links.htm</ref>. Er fordert insbesondere einen Abbau des [[Sozialstaat]]s.


== Kontroversen ==
== Kontroversen ==

Version vom 10. August 2010, 22:50 Uhr

Arnulf Baring (2002)

Arnulf Baring (* 8. Mai 1932 in Dresden) ist ein deutscher Jurist, Journalist, Politikwissenschaftler, Zeithistoriker und Autor. Er stammt aus einem deutschen Zweig der deutsch-britischen Bankiersfamilie Baring.

Werdegang

Arnulf Baring besuchte das Zehlendorfer Gymnasium in Berlin. Anschließend studierte er Jura und politische Wissenschaft in Hamburg, Berlin, Freiburg im Breisgau, New York und Paris. Von 1956 bis 1958 war er Assistent am Institut für Staatslehre, Staats- und Verwaltungsrecht der FU Berlin. Dort wurde er 1958 promoviert. 1958 bis 1959 war er Lehr­beauftragter der Deutschen Hochschule für Politik. Von 1960 bis 1962 gastierte er an der Fondation Nationale des Sciences Politiques der Universität Paris. 1962 bis 1964 war er Redaktions­mitglied des Westdeutschen Rundfunks in Köln. Von 1966 bis 1968 war Baring wissen­schaftlicher Assistent und Lehrbeauftragter am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin. Nach den alten Regeln vor der Reform in der wirtschafts- und sozial­wissenschaftlichen Fakultät wurde er 1968 habilitiert. Nach einem einjährigen Forschungs­aufenthalt auf Einladung Henry Kissingers am Center for International Affairs der Harvard University wurde er im Herbst 1969 zum ordentlichen Professor in der Philosophischen Fakultät der FU berufen. Er übernahm dort einen Lehrstuhl für Theorie und vergleichende Geschichte der politischen Herrschafts­systeme, den er bis zu seinem Wechsel auf den Lehrstuhl für Zeitgeschichte und Internationale Beziehungen (Friedrich-Meinecke-Institut der FU Berlin) im Jahr 1976 innehatte. Dort lehrte er bis zu seiner Emeritierung 1998.

Von 1976 bis 1979 war er im Bundespräsidialamt tätig. 1983 wurde Baring, weil er Hans-Dietrich Genscher im Bundestags­wahlkampf unterstützt hatte, aus der SPD ausgeschlossen. In den 1990er-Jahren wurde er mit seinen Büchern Scheitert Deutschland? und Es lebe die Republik, es lebe Deutschland! außerhalb der Wissenschaft mit liberalen und patriotischen Anschauungen bekannt. Als Hochschul­lehrer öffnete er sein Haus vielen begabten Studenten, die teilweise kostenfrei bei ihm wohnen konnten. 1992/1993 war Baring Member des Institute for Advanced Study in Princeton. 1993/1994 war er als Fellow am St Antony’s College in Oxford tätig.

Positionen

Im November 2002 erschien in der FAZ ein vielbeachteter Artikel mit dem Titel Bürger auf die Barrikaden[1], in dem Baring das „erstarrte Parteiensystem“ für die Reform­schwäche der Bundesrepublik verantwortlich macht. Weiter heißt es in diesem Artikel: „Wir dürfen nicht zulassen, dass alles weiter bergab geht, hilflose Politiker das Land verrotten lassen.“ 2003 verteidigte Baring öffentlich den CDU-Bundestags­abgeordneten Martin Hohmann, der mit dem Vorwurf, eine antisemitische Rede gehalten zu haben, aus der CDU ausgeschlossen werden sollte. Das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhielt Baring 1998.[2] Weiterhin ist Baring Träger des Europäischen Kulturpreises für Politik.[3] Baring engagiert sich für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, seit 2003 ist er Gründungs­mitglied des Fördervereins der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen.[4] Heute steht er allen neoliberalen Parteien nahe, unterstützt insbesondereStiftungen wie die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung, die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung und die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft[5]. Er fordert insbesondere einen Abbau des Sozialstaats.

Kontroversen

2006 wurde eine angebliche Äußerung Barings über den Holocaust kritisiert. Bei einem Auftritt während einer CDU-Veranstaltung soll er laut einem Bericht der Frankfurter Rundschau vom 9. September 2006 die Auffassung geäußert haben, die Darstellung der Judenvernichtung als „einzigartiges und unvergleichbares Verbrechen“ sei übertrieben. SPD und Grüne warfen ihm daraufhin Relativierung von Nazi-Verbrechen vor.[6] Baring wies die Vorwürfe zurück, seine Äußerung, die einer frei gehaltenen Rede entnommen wurde, sei aus dem Zusammenhang gerissen worden. Man versuche ihn in die „rechtskonservative Ecke“ zu stellen.[7]

Der kritisierte Passus lautete wörtlich und im Zusammenhang so: „Natürlich ist vollkommen klar, dass die zwölf Jahre Hitler mit uns sein werden, solange es Deutsche gibt. Auch wenn wir selber geneigt wären, einen Schlussstrich zu ziehen, wird uns dieser zwölf Jahre lange Zeitraum immer anhängen. Das ist eine Katastrophe gewesen, und die Verbrechen haben uns anhaltend beschädigt. Aber es ist ebenso wahr, dass diese zwölf Jahre und die verbrecherischen Züge dieser Zeit nicht das Ganze unserer Geschichte ausmachen, dass dies eine beklagenswerte Entgleisung gewesen ist, dass wir im Grunde genommen nur mit Trauer an diese Phase zurückdenken, dass dies eben eine Vergangenheit ist, die nicht vergehen will, dass eben doch die deutsche Geschichte nicht in dieser Phase kumuliert, sonders dass es lange Jahrhunderte deutscher Tüchtigkeit und deutscher Friedlichkeit vorher gegeben hat. ... Auch dies ist ein Teil dieser Geschichte, zu der wir uns bekennen sollten.“ [8]

Auf der gleichen Veranstaltung soll Baring gefordert haben, statt von einer „Integration“ von Ausländern von „Eindeutschung“ zu sprechen. Der damalige hessische SPD-Fraktionsgeschäftsführer Kahl warf Baring daraufhin vor, die „kulturelle Identität der in Deutschland lebenden Ausländer“ in Frage zu stellen.[9]

Im Oktober 2008 kritisierte Susanne Gaschke in der Zeit das „dröhnende Schweigen“ Barings und anderer Vertreter des Wirtschaftsliberalismus wie Friedrich Merz, Meinhard Miegel und Hans-Werner Sinn zur Finanzkrise ab 2007. Jahrelang hätten Baring und andere alle Schuld an Fehlentwicklungen dem Staat und den Politikern angelastet. Jetzt, wo sich das Verhalten von Bankiers und Spekulanten als viel größere Krisenursache entpuppt habe, schwiegen die „Neunmalklugen“, so Gaschke.[10]

Baring selbst äußerte allerdings in einem Lob an die Große Koalition, hier habe sich eine große Mehrheit, die auch soziale Gesichtspunkte in ihre Entscheidungen einbeziehe, „als Glücksfall erwiesen“. Freilich könne man das abschließend erst bewerten, wenn die Krise überstanden ist.[11]

Privatleben

Baring ist in zweiter Ehe verheiratet und hat vier Kinder.

Werke

  • Kanzler, Krisen, Koalitionen. Siedler, Berlin 2002, ISBN 3-88680-762-2
  • Es lebe die Republik, es lebe Deutschland! Stationen demokratischer Erneuerung 1949–1999. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1999, ISBN 3-421-05194-1
  • Scheitert Deutschland? Der schwierige Abschied von unseren Wunschwelten, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1997, ISBN 3-421-05095-3
  • Machtwechsel - Die Ära Brandt-Scheel, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1982, ISBN 3-421-06095-9
  • Im Anfang war Adenauer. Die Entstehung der Kanzlerdemokratie, München 1982, ISBN 3423100974

Einzelnachweise

  1. http://www.arnulf-baring.de/html-dateien/presse_buergeraufdiebarrikaden.htm
  2. Berliner Kurier vom 12. März 1998 Hoher Orden für Professor Arnulf Baring
  3. Die Europäischen Kulturpreisträger
  4. Homepage des Fördervereins der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Gründung
  5. http://www.arnulf-baring.de/links.htm
  6. hr-online vom 9. September 2006 Empörung über Historiker-Rede auf CDU-Veranstaltung
  7. hr-online vom 15. September 2006 Baring weist Vorwürfe zurück; „Das ist widerwärtig“ focus, 25. September 2006
  8. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 19. September 2006, „Eine Katastrophe.“ Mitschnitt der Rede Barings über die deutsche Geschichte.
  9. HR-Online
  10. Susanne Gaschke: Neoliberalimus - Die Neunmalklugen. Die Zeit vom 16. Oktober 2008
  11. Mitteldeutsche Zeitung, 28. Juni 2009

Weblinks