August Walla

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August Walla (* 22. Juni 1936 in Klosterneuburg; † 7. Juli 2001 in Maria Gugging) war ein österreichischer bildender Künstler.

Walla lebte ab 1983 im heutigen Haus der Künstler in Gugging, gegenwärtig Teilinstitution des Art/Brut Center Gugging.

Er zählt neben Johann Hauser und Oswald Tschirtner zu den prominentesten künstlerischen Positionen aus Gugging. Wallas Œuvre wird vor allem unter der Kategorisierung Art Brut rezipiert, die im kunstwissenschaftlichen Diskurs laufend kritisch erörtert wird[1].

Leben und künstlerischer Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Walla wuchs als Einzelkind bei seiner Mutter und Großmutter auf. Seine Mutter kleidete und erzog ihn als Mädchen, um ihm ein späteres Soldatenschicksal zu ersparen.[2][3] Walla erklärte später, er sei ein „Nazimädchen“ gewesen, das während der sowjetischen Besatzung zu einem „Kommunistendoppelknaben“ umoperiert worden sei. In seinen Werken sind weibliche Figuren oft mit einem Hakenkreuz, männliche hingegen mit Hammer und Sichel markiert.[4][5]

Bis zu seinem neunten Lebensjahr zeigte er eine normale Entwicklung. Er kam in die Sonderschule. Danach konnte kein Lehr- oder Arbeitsplatz für ihn gefunden werden. Mit 16 Jahren kam er erstmals in stationäre psychiatrische Behandlung, in der er bis zu seinem 20. Lebensjahr verblieb. 16 Jahre später, als seine Mutter erkrankte, kam er wieder in die Psychiatrie.[6]

Walla arbeitete bereits sehr früh künstlerisch, es finden sich schon zu seiner Schulzeit Aufzeichnungen zu seinen kreativen Tätigkeiten.[7] Er beschäftigte sich mit zahlreichen künstlerischen Medien – als Zeichner, Maler, Schreibender und Photograph. In seiner Kunst vereinnahmte er seine Umgebung, indem er auf Gegenständen (auch an Häusern oder Bäumen) erfundene und existierende Symbole, sowie götterähnliche Wesen malte. Figuren und Symbole finden sich in allen seinen Werken. Er schuf damit einen abgeschlossenen künstlerischen Kosmos mit einer komplexen Mythologie.

August Walla lebte ab 1983 im Haus der Künstler der Niederösterreichischen Landesnervenklinik Gugging in Maria Gugging.

Im Haus der Künstler bemalte Walla die Wände des Zimmers, das er anfangs gemeinsam mit seiner Mutter bewohnte. Walla schuf in diesem Zimmer mächtige Wandmalereien seiner Privatmythologie, die vom Fußboden über die gesamte Decke des Raumes reichen.[7] Heute kann dieses Zimmer als ein musealer Raum des Art/Brut Centers Gugging besichtigt werden.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1986 bemalte August Walla einen Zirkuswagen für André Hellers Kunstprojekt Luna Luna. Weitere Mitwirkende waren unter anderem Keith Haring, Georg Baselitz, Jean Michel Basquiat und Salvador Dalí.[7]

Die renommierte deutsche Punkband EA80 bezieht sich im Stück Gugging ihres 1992 erschienenen Albums Schauspiele auf Wallas Schaffen.

Im Jahr 2008 erschien mit The Gugging Album von den Elektronikmusikern Hans-Joachim Roedelius & Kava Fabrique Records eine musikalische Hommage an August Walla und weitere renommierte Künstler aus Gugging, die im Rahmen des neuen Kunst- und Musikfestivals Gugginger Irritationen welturaufgeführt wurden.

Im Herbst 2012 veröffentlichte das Wiener Label Fabrique Records ein Audiobuch in Zusammenarbeit mit Peter Turrini und mit ausgewählten Texten und Briefen von Walla.[8]

Der deutsche Künstler Jonathan Meese bezieht sich immer wieder direkt oder indirekt auf August Wallas Schaffen[9].

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Martina Weinhart, Max Hollein: Weltenwandler – die Kunst der Outsider. Hatje-Cantz, Ostfildern 2010, ISBN 978-3-7757-2686-3.
  • Silvie Aigner, Johann Feilacher, Nina Katschnig, Gerhard Roth, Gisela Steinlechner, Helmut Zambo, Margit Zuckriegl: august walla.! weltallende. Hrsg.: Johann Feilacher. Residenz, St. Pölten 2012, ISBN 978-3-7017-3275-3.
  • Lucienne Peiry: Écrits d’art brut. Graphomanes extravagants. Le Seuil, Paris 2020, ISBN 978-2-02-144768-2, Kap. „August Walla“, S. 232–239.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Daniel Baumann: Art Brut? Outsider Art? Denkfigur und Behauptung. In: artlog.net. kunstbulletin, 2001, abgerufen am 15. März 2019.
  2. Michaela Knapp: Walla.! Walla.! In: trend.at, 26. März 2012.
  3. Barbara Mader: Walla: Schweinchenrosa war seine Lieblingsfarbe. In: Kurier.at, 8. Oktober 2012.
  4. Gerhard Roth: Portraits. S. Fischer, Frankfurt am Main 2012.
  5. Gérard A. Schreiner: Outsiders. An exhibition of art brut. Kunsthaus St. Alban, Basel 1988, S. 179.
  6. Leo Navratil: BEJHOCTPKOHEU AMOR HNKTÖ NOXÄAJN CJNÄTBCR. In: Protokolle, 73/2, S. 155f.
  7. a b c Nina Ansperger: August Walla. In: Nina Ansperger, Johann Feilacher (Hrsg.): gehirngefühl.! kunst aus gugging von 1970 bis zur gegenwart. 1. Auflage. Residenz Verlag, Salzburg 2018, ISBN 978-3-7017-3450-4.
  8. Art Brut Center Gugging Schnittstellen. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Dezember 2010; abgerufen am 13. Januar 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gugging.org
  9. Sandra Danicke: Den Dämon in Schach halten. In: Frankfurter Rundschau. 23. September 2010, abgerufen am 20. März 2019.