Bündnis 90/Die Grünen Sachsen-Anhalt
Bündnis 90/Die Grünen Sachsen-Anhalt | |
Vorsitzende | Dennis Helmich Madeleine Linke |
Schatzmeister | John Liebau |
Geschäftsführer | Philipp Rantzow |
Gründungsdatum | 26.–27. Juni 1993 |
Gründungsort | Wernigerode |
Hauptsitz | Otto-von-Guericke-Straße 65 39104 Magdeburg |
Landtagsmandate | 6/97 |
Mitgliederzahl | 1.317 (Stand: 30. November 2021)[1] |
Website | www.gruene-lsa.de |
Bündnis 90/Die Grünen Sachsen-Anhalt ist einer der Landesverbände der Partei Bündnis 90/Die Grünen. Er hatte im Dezember 2020 rund 1114 Mitglieder. Gleichberechtigte Vorsitzende sind Madeleine Linke und Dennis Helmich.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach Auseinandersetzungen zwischen dem SED-Regime und der DDR-Opposition, der Öffnung der ungarisch-österreichischen Grenze und dem Aufdecken der Kommunalwahlergebnisfälschung spitzte sich die innenpolitische Lage in den Bezirken Magdeburg und Halle (Saale) zu. Bürgerrechtsbewegungen gewannen im heutigen Sachsen-Anhalt immer mehr an Bedeutung, so gründeten sich Demokratie Jetzt, das Neue Forum, die Vereinigte Linke, die Grüne Liga und der Unabhängiger Frauenverband. Zudem existierte seit 1986 die Initiative Frieden und Menschenrechte.
Die Grüne Partei in der DDR wurde am 24. November 1989 gegründet.
Durch die Bildung einer Listenverbindung Grüne Liste / Neues Forum (GL/NF) zwischen den Grünen und den Bürgerbewegungen wurde die Fünf-Prozent-Hürde bei der Landtagswahl am 14. Oktober 1990 überwunden.
Der Landesverband Sachsen-Anhalt wurde auf dem 1. Landesparteitag in Quedlinburg vom 24. bis 26. August 1990 gegründet. Etwa 60 Delegierte der beiden Bezirksverbände Halle und Magdeburg der Grünen Partei der DDR bildeten den neuen Verband.
Am Tag nach der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl 1990 schlossen sich die zu diesem Zeitpunkt voneinander unabhängigen Landesverbände der grünen Partei der ehemaligen DDR (außer Sachsen) und der Bundesrepublik zusammen. 1991 vereinigten sich Demokratie Jetzt, die Initiative für Frieden und Menschenrechte sowie der größte Teil des Neuen Forums zur Partei Bündnis 90. Es wurde auch in Sachsen-Anhalt ein Landesverband gegründet.
Nach einer Urabstimmung über einen Assoziationsvertrag zwischen den Grünen und Bündnis 90 im April 1993 fand vom 26.–27. Juni eine Landesdelegiertenkonferenz Bündnis 90/Die Grünen in Wernigerode statt. Ein gemeinsamer Landesverband mit Vorstand und Satzung wurde gebildet.
Nach der Landtagswahl 1994 bildeten Bündnis 90/Die Grünen und die SPD mit dem Kabinett Höppner I die erste von der PDS tolerierte Minderheitsregierung in Deutschland. Diese Form der Zusammenarbeit mit der PDS wurde dadurch als Magdeburger Modell bekannt.
Zur Landtagswahl am 16. April 1998 konnten Bündnis 90/Die Grünen mit 3,2 Prozent der Stimmen nicht mehr in den Landtag einziehen.[2] Auch bei den Landtagswahlen am 21. April 2002 und am 26. März 2006 verfehlte der Landesverband mit 2,1[3] und 3,6[4] Prozent jeweils den Einzug in den Landtag.
Zur Landtagswahl in Sachsen-Anhalt 2011 hatte der Landesverband Claudia Dalbert als Spitzenkandidatin aufgestellt und zog mit 7,1 % wieder in den Landtag ein, in dem sie als Oppositionspartei vertreten war. Es konnten neun Sitze erreicht werden, die von Claudia Dalbert, Christoph Erdmenger, Cornelia Lüddemann, Sebastian Striegel, Dorothea Frederking, Sören Herbst, Verena Wicke-Scheil, Dietmar Weihrich und Franziska Latta eingenommen werden.
Bei der Landtagswahl 2016 erhielt die Partei 5,2 % der Stimmen und zog mit 5 Abgeordneten in den Landtag ein. Gemeinsam mit CDU und SPD ist sie an der Landesregierung beteiligt und stellt Claudia Dalbert als Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft und Energie.
Bei der Landtagswahl 2021 hat die Partei 0,7 % der Stimmen hinzugewonnen und 6 Mandate im Landtag erreicht. Eine erneute Kenia-Koalition aus CDU, SPD und Grünen schloss die Partei aus, da diese Dreier-Konstellation nach dem Wahlergebnis für eine Mehrheit im Landtag nicht mehr erforderlich war,[5] betont aber Offenheit für andere Koalitionsmöglichkeiten, insbesondere für eine Jamaika-Koalition aus CDU, FDP und Grünen, die rechnerisch auf die Stimmen der Grünen angewiesen wäre.
Struktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Organisation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Landesverband organisiert sich in 13 Kreisverbänden (aufgrund der Verbindung der Kreisverbände Altmarkkreis Salzwedel und Stendal[6]), die in den Städten Magdeburg, Dessau-Roßlau und Halle (Saale) als Stadtverbände auftreten. Hinzu kommen vereinzelt Regionalgruppen. Der Landesvorstand bildet die politische Spitze des Landesverbandes, welcher meist doppelt durch eine Frau und einen Mann besetzt ist und alle zwei Jahre neu gewählt wird.
Personen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Parteivorsitzende
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vorsitzende[7] | Zeitraum |
---|---|
Beate Thomann und Gerhard Ruden | 1993–1994 |
Ilona Pruß und Norbert Doktor | 1995–1996 |
Undine Kurth und Ernst-Helmut Nahr | 1996–1998 |
Undine Kurth und Eduard Stapel | 1998–2000 |
Inés Brock und Thomas Bichler | 2000–2002 |
Inés Brock und Ralf-Peter Weber | 2002–2006 |
Undine Kurth und Christoph Erdmenger | 2006–2008 |
Claudia Dalbert und Christoph Erdmenger | 2008–2010 |
Cornelia Lüddemann und Sebastian Lüdecke | 2011–2012 |
Cornelia Lüddemann und Sebastian Lüdecke | 2012–2014 |
Cornelia Lüddemann und Sebastian Lüdecke | 2014–2016 |
Susan Sziborra-Seidlitz und Christian Franke-Langmach | 2016–2018 |
Susan Sziborra-Seidlitz und Britta-Heide Garben | 2018–2019 |
Susan Sziborra Seidlitz und Sebastian Striegel | 2019–2021 |
Madeleine Linke und Dennis Helmich | 2021–2023 |
Madeleine Linke und Dennis Helmich |
seit 2023 |
Seit dem 18. Juni 2010 war Claudia Dalbert alleinige Vorsitzende des Landesvorstandes, da Christoph Erdmenger nicht erneut bestätigt wurde. Bei einer Nachwahl eines zweiten Vorsitzenden am 25. September 2010 konnte sich Christoph Erdmenger dann jedoch mit 62 % der Stimmen gegen einen Gegenkandidaten (38 %) durchsetzen.
Fraktionsvorsitzende
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans-Jochen Tschiche (1990–1998)
- Claudia Dalbert (2011–2016)
- Cornelia Lüddemann (seit dem 26. April 2016)[8]
Wahlergebnisse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Landtagswahlen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ergebnisse der Landtagswahlen[9] | |||
---|---|---|---|
Jahr | Stimmen | Sitze | |
1990 | 5,3 % | 5 | |
1994 | 5,1 % | 5 | |
1998 | 3,2 % | 0 | |
2002 | 2,0 % | 0 | |
2006 | 3,6 % | 0 | |
2011[10][11] | 7,1 % | 9 | |
2016[12] | 5,2 % | 5 | |
2021 | 5,9 % | 6 |
Bundestagswahlen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ergebnisse der Bundestagswahlen[13] | ||||
---|---|---|---|---|
Jahr | Erststimmen in % | Zweitstimmen in % | Mandate (davon Direktmandate) |
Abgeordnete (davon mit Direktmandat) |
1990 | 6,6 | 5,3 | 1 (–) | Ingrid Köppe |
1994 | 3,8 | 3,6 | 1 (–) | Steffi Lemke |
1998 | 2,6 | 3,3 | 1 (–) | Steffi Lemke |
2002 | 2,6 | 3,4 | 1 (–) | Undine Kurth |
2005 | 2,7 | 4,1 | 1 (–) | Undine Kurth |
2009 | 4,6 | 5,1 | 1 (–) | Undine Kurth |
2013 | 3,3 | 4,0 | 1 (–) | Steffi Lemke |
2017 | 3,1 | 3,7 | 1 (–) | Steffi Lemke |
2021 | 5,4 | 6,5 | 1 (–) | Steffi Lemke |
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anmerkungen und Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hagen Eichler: Kampf um Mitglieder: Nur drei Landes-Parteien wachsen. 13. Januar 2021, abgerufen am 9. Februar 2021.
- ↑ Landtagswahl 1998. Webseite des statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt. Abgerufen am 30. August 2010.
- ↑ Landtagswahl 2002. Webseite des statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt. Abgerufen am 30. August 2010.
- ↑ Landtagswahl 2006. Webseite des statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt. Abgerufen am 30. August 2010.
- ↑ Sachsen-Anhalt: Grüne schließen erneute Kenia-Koalition aus. In: Die Zeit. 8. Juni 2021, abgerufen am 8. Juni 2021.
- ↑ Aus zweien wird einer: Altmärkische Grüne gründen Kreisverband Altmark | Grüne Altmark. Abgerufen am 1. Dezember 2019.
- ↑ gruene-partei.de: Frühere Landesvorstände ( vom 23. Mai 2010 im Internet Archive)
- ↑ Lüddemann neue Grünen-Fraktionschefin. In: mdr.de. 26. April 2016, archiviert vom am 26. April 2016; abgerufen am 15. April 2023.
- ↑ Ergebnisse der Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt
- ↑ Endgültiges Ergebnis der Wahl des 6. Landtages von Sachsen-Anhalt am 20. März 2011
- ↑ spiegel.de: Ergebnisse der Landtagswahl 2011 in Sachsen-Anhalt ( vom 23. März 2011 im Internet Archive; benötigt Flash Player)
- ↑ Landeswahlleiterin: Wahl des 7. Landtages von Sachsen-Anhalt am 13. März 2016, abgerufen am 15. März 2016
- ↑ Ergebnisse der Bundestagswahlen seit 1949 auf bundeswahlleiter.de, abgerufen am 28. März 2022.