Benutzer:Cornelius Pendlebury/EJLG

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Élisabeth Jacquet de La Guerre, Porträt von Jean François de Troy, Ausschnitt

Élisabeth-Claude Jacquet de La Guerre (auch: Élisabeth Jacquet de La Guerre, geb. Élisabeth-Claude Jacquet; getauft 17. März 1665 in Paris; † 27. Juni 1729 in Paris) war eine französische Komponistin und Cembalistin.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herkunft und Kindheit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Élisabeth Jacquet de La Guerre wurde am 17. März 1665 in Paris auf den Namen Élisabeth-Claude Jacquet getauft. Ihre Eltern waren der Instrumentenbauer und Organist Claude Jacquet († 1702) und die Offizierswitwe Anne de La Touche († 1698).

Der Vater entstammte einer wohlhabenden Pariser Familie, die über Generationen hinweg sowohl dem Instrumentenbau als auch dem Maurerhandwerk nahestand. Claude schlug eine Laufbahn als Cembalobauer und Musiker ein und tat sich sowohl als Organist der Pariser Kirche Saint-Louis-en-l'Île als auch als Cembalist und Musiklehrer hervor.

Élisabeth war das dritte von vier Kindern. Ihr älterer Bruder Nicolas (ca.16621707) war als Organist beschäftigt. Ihre ältere Schwester Anne (vor 1664-vor 1726) war vor ihrer Ehe ebenfalls als Musikerin tätig. Der jüngste Sohn der Familie, Pierre (ca.1666-1739), folgte in den Fußstapfen des Vaters und übernahm nach dessen Ableben das Organistenamt von Saint-Louis.[1]

Über die Kindheit und Jugend Élisabeths ist wenig bekannt. Wohnhaft war die Familie auf der Pariser Île Saint-Louis, einer prestigeträchtigen Gegend, die sich als Anziehungspunkt für Künstler, Adlige und das gehobene Bürdertum hervortat.

In der Forschung herrscht weitgehend Konsens darüber, dass Élisabeth Jacquet ihre frühe musikalische Ausbildung gemeinsam mit den Geschwistern von ihrem Vater erhalten hat. Dabei zeigte sich schon früh ein herausragendes Talent als Instrumentalistin und Sängerin. Neben ihrer Ausbildung im Familienkreis trat sie bereits als Kind am Hof des kunst- und musikliebenden Ludwig XIV auf, der ihr Talent schätzte und im weiteren Verlauf förderte. Die Widmung ihres ersten gedruckten Bandes von Kompositionen aus dem Jahr 1687 weist darauf hin, dass sie schon im Alter von fünf Jahren als Cembalospielerin zum ersten Mal bei Hofe vorstellig wurde:

„Sire, Voicy le premier Ouvrage, que j'ose mettre au jour, Et je prens la liberé de le dedier à VOSTRE MAJESTE, parce que je LUY suis redevable de tout ce que mon Génie a produit jusques à present. Ouy, SIRE, il me souvient, que trouvant en moy à l'âge de cinq ans, quelques dispositions pour le Jeu de Clavessin, Vous ordonnites que l'on prist/ soin de m'y eslever. [...]“[2]

Nach zahlreichen dokumentierten Auftritten bei Hofe, unter anderem in einer Oper des Komponisten und Dichters Louis de Mollier, wurde Élisabeth Jacquet mit 15 Jahren unter die Obhut der damaligen Favoritin Ludwigs XIV, Madame de Montespan genommen, um für drei bis vier Jahre am königlichen Hof zu leben und ihre musikalischen Talente weiterzuentwickeln.[3].

Élisabeth spielte regelmäßig bei Hofe und bei Hauskonzerten des französischen Adels. Auch der breiten Öffentlichkeit entgingen Schilderungen ihrer musikalischen Leistungen nicht. So berichtete etwa die französische Zeitschrift Mercure galant immer wieder von einer außerordentlichen Begabung Jacquets zur Komposition und Improvisation.

Ehe mit Marin de La Guerre und erste Phase als Komponistin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 23. September 1684 heiratete Élisabeth Jacquet den Organisten Marin de La Guerre (1658-1704), der einer illustren Pariser Musikerfamilie entstammte, und verließ den königlichen Hof, um sich auf der Île Saint-Louis in der Rue Guillaume in Nachbarschaft ihrer Eltern niederzulassen. Sie blieb ihrer aktiven Tätigkeit als Musikerin treu und die Pariser Gesellschaft kannte sie fortan als fähige Musiklehrerin für das Cembalo und für ihre häuslichen Konzerte.

Auch dem Hof blieb sie in ihrer Tätigkeit als Musikerin eng verbunden. 1687 erschien ein erster gedruckter Band mit Jacquets Kompositionen. Les Pièces de Claveßin. Premier livre war ihrem Förderer Ludwig XIV gewidmet und enthielt vier Suiten für Cembalo. Jedoch war dies bei weitem nicht ihre erste Komposition. Zeitgenossen berichten von einer regen kompositorischen Tätigkeit Mitte der 1680er Jahre, so etwa einer Oper, die vor dem Dauphin und ihrer Patronin Madame de Montespan aufgeführt wurde. Von ihren Werken aus dieser Zeit, die vor allem vokaler und dramatischer Natur waren, hat sich lediglich ein Manuskript zu Jacquets als Ballet bezeichneten Werk Jeux à l'honneur de la victoire erhalten, das Anleitungen zur Aufführungspraxis und Orchesterbesetzung enthält.[4]

Am 15. März 1694 trat Jacquet erneut mit einem großen Werk an die Öffentlichkeit: Der Uraufführung von Céphale et Procris, einer tragédie en musique mit mythologischem Sujet, bestehend aus Prolog und fünf Akten. Es war die erste von einer Frau für die Académie royale de musique komponierte Oper. Trotz anfänglicher freudiger Erwartung des Pariser Publikums erwies sich die Oper als Misserfolg, der nach nur wenigen Aufführungen wieder abgesetzt wurde. Laut der Musikhistorikerin und Biografin Jacquets, Catherine Cessac, ist der Misserfolg nicht etwa auf eine mangelnde Qualität des Materials zurückzuführen, sondern auf eine Übermacht im öffentlichen Bewusstsein des für seine Opern geschätzten und erst kürzlich verstorbenen Komponisten Jean-Baptiste Lully.

Witwenschaft und zweite Phase als Komponistin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen 1694 und 1707 wurde es still um Élisabeth Jacquet de La Guerre. Der Grund hierfür liegt wohl in einem Rückzug ins Privatleben. Der mangelnde Erfolg ihrer ersten großen Oper scheint sie entmutigt zu haben, weitere Werke publik zu machen, auch wenn sie weiterhin der Komponistentätigkeit treu blieb.

1704 verstarben ihr einziger Sohn und Marin de La Guerre. Finanziell jedoch hervorragend abgesichert, zeigte Jacquet in Folge eine rege Arbeitstätigkeit und widmete sich neben ihren weiterhin stattfindenden Hauskonzerten und ihrer Tätigkeit als Hauslehrerin dem Komponieren.

Ab 1707 nahm Jacquet das Publizieren ihrer Werke auf. In schneller Reihenfolge erschienen sechs Sonaten für Violine und Cembalo, bereits 1695 komponiert, Pièces de Clavecin qui peuvent se joüer sur le Viollon (1707) und den ersten Band der Cantates françaises sur les sujets tirez de l’Écriture (1708).

Wirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zeitgenössische Wirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachwirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rezeptionsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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Élisabeth-Claude Jacquet de La Guerre, die Tochter des Organisten Claude Jacquet, trat schon im Kindesalter als Konzertcembalistin auf. Im Alter von fünf Jahren spielte sie vor König Ludwig XIV. und wurde von dessen Mätresse, Madame de Montespan, in Obhut genommen. Der König unterstützte sie finanziell und ließ später ihre kompositorischen Werke zur Aufführung bringen. Ihre Erfolge sind im Mercure Galant zu verfolgen.[5] Der Weimarer Musikschriftsteller und Komponist Johann Gottfried Walther brachte 1732 sein Musicalisches Lexicon heraus, in dem er daraus vom „Wunder unseres Jahrhunderts“ zitiert: „Jaquier [sic] ein kleines und lediges Französisches Frauenzimmer ums Jahr 1678, so das Clavessin tractieret, wird im Mercure Galant a.c. im Decembre-Monat, p. 80. la merveille de nostre Siecle genennet.“

1684 heiratete sie den Organisten Marin de la Guerre. Die Französin Élisabeth-Claude Jacquet de La Guerre gehört zusammen mit den Italienerinnen Francesca Caccini, Barbara Strozzi und Isabella Leonarda zu den heute als „etabliert“ zu bezeichnenden Komponistinnen des Barock.[6] Sie war die erste Komponistin Frankreichs, die eine Oper komponierte, die an der Opéra Paris aufgeführt wurde. Es handelt sich um Céphale et Procris, eine tragédie-lyrique mit Prologue und fünf Akten, deren Libretto von Joseph-François Duché de Vancy stammt.

Werk (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Geistliche (1708 und 1711) und weltliche (1715) Kantaten
    • Kantate Le Sommeil d’Ulisse (um 1715)
  • Céphale et Procris (Duché de Vancy). Oper (1694 Paris, 1696 Straßburg)
  • Les Jeux à l’honneur de la victoire. Ballett (1685?, um 1691/1692 (?), verschollen)
  • Divertissement pour le Mariage de Mlle de Nantes avec le Duc de Bourbon Ballet (1685, verschollen)
  • Cembalo-Suiten (2 Bücher mit Pièces de Clavecin, 1687 und 1707)
  • Sonaten für Violine und Cembalo oder Continuo (1707)
  • Triosonaten (1695)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Claudia Schweitzer: Artikel „Élisabeth-Claude Jacquet de la Guerre“. In: MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen, hg. von Beatrix Borchard und Nina Noeske, Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003ff. Stand vom 6. März 2018

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Anna Beer: Sounds and Sweet Airs: The Forgotten Women of Classical Music. Oneworld, 2016 ISBN 9781780748566
  • Catherine Cessac: Élisabeth Jacquet de La Guerre, une femme compositeur sous le règne de Louis XIV. Actes sud, Arles, 1995
  • Julie Anne Sadie und Rhian Samuel (Hg.): The New Grove Dictionary of Women Composers. London: 3. Auflage, 1996
  • Eva Weissweiler: Komponistinnen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. München: dtv, 1999 ISBN 3-423-30726-9, S. 99–117

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Catherine Cessac: Elisabeth Jacquet De La Guerre: Une Femme Compositeur Sous Le Règne De Louis XIV. Paris 1995, S. 23ff.
  2. Catherine Cessac: Les Pièces de Claueßin de 1687 d'Éisabeth Jacquet de La Guerre: un second exemplaire retrouvé, In: Société Française de Musicologie (Hrsg.): Revue de Musicologie 89/2, 2003, S. 349-363, hier: S. 352.
  3. Évrard Titon du Tillet: La Parnasse François. Paris 1732, S. 635f.
  4. Catherine Cessac: Elisabeth Jacquet De La Guerre: Une Femme Compositeur Sous Le Règne De Louis XIV. Paris 1995, S. 36.
  5. Claudia Schweitzer: Artikel „Élisabeth-Claude Jacquet de la Guerre“. In: MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen, hg. von Beatrix Borchard und Nina Noeske, Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003ff. Stand vom 6. März 2018.
  6. James R. Briscoe (Hg.): New Historical Anthology of Music by Women. Indiana University Press, Bloomington/Indianapolis 2004, S. 48–79.