Benutzer:Schiebold/Burschenschaft Silesia zu München

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Burschenschaft Silesia zu München
Vollwappen der Burschenschaft Silesia zu München Zirkel der Burschenschaft Silesia zu München
Wappen Zirkel
Basisdaten
Hochschulort: München
Hochschule/n: LMU, TUM, HM
sowie alle weiteren Münchner Universitäten und Hochschulen
Gründung: 13. Dezember 1860
Gründungsort: Teschen
Korporationsverband: Allgemeiner Delegierten Convent (1911 bis ~1925)
• Allgemeiner Burschen-verband (ABV)
(~1926 bis 1930)
Kartell / Kreis / AG: Münchner Inter-korporativen Convent (MIC) (1962 bis max. 1990)
Farbenstatus: farbentragend
Farben:
Fuchsenfarben:
Mütze: Tellermütze im Schlappformat
Art des Bundes: Männerbund
Stellung zur Mensur: nichtschlagend
Wahlspruch: 'Freiheit, Ehre, Vaterland!'
Mitglieder insgesamt: etwa 35 (Stand: 2019)
Aktive: 0

Die Burschenschaft Silesia zu München ist eine vertagte farbentragende, nichtschlagende Burschenschaft in München. Ihr Bestehen führt sie auf die Gründung der Pennalen Burschenschaft Silesia zu Teschen im Jahr 1860 zurück. In ihr vereinigten sich Studenten und Alumni der Müncher Universitäten und Hochschulen sowie der weiterführenden Schulen in Teschen.

Als Pennale Burschenschaft war sie einer der ältesten Schülerverbindungen im Kaiserreich Österreich und Anfang des 20. Jahrunderts die größte Pennalkorporation im schlesischen Teschen. Das Pennale Fechten wurde mit dem Wandel zur akademischen Burschenschaft aufgeben, jedoch wurde ab den 1920er Jahren teilweise Satisfaktion auf Säbel gegeben. Nach der Wiederbegründung in München wurde anstatt des Akademischen Fechtens Italienisches Säbelfechten betrieben.

Wappen und Farben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vollwappen der Burschenschaft Silesia zu München

Die Burschenschaft Silesia führt die traditionellen burschenschaftlichen Farben Schwarz-Rot-Gold, mit gold-schwarzer Gegenperkussion. Im Wappen werde die Farben als diagonal verlaufendes Farbband zur Teilung der beiden Wappenfelder wiedergegeben. Als Besonderheit werden die Farben in den als Helmzier dargestellten Straußenfedern und in den floralen Dekorranken nicht identisch zu den Burschenfarben dargestellt. Es finden sich dort die Farben Dunkelblau-Gold-Rot, also auch mit vertauschter Reihenfolge der zweiten und dritten Farbe.

Das Wappen ist ein typisches Studentenwappen und weicht daher stark von den Wappen der klassischen Heraldik ab. Den Kern des Wappens bildet der Schild in der Altdeutschen Form einer Tartsche. Er ist mit einem Schulterschnitt in zwei Felder geteilt, welche wie folgt belegt sind:

1. Feld (Schrägrechts): In Rot ein schwarz bewehrter Schlesischer Adler mit zwei Bierhumpen und einem Brustschild in Gold, darin der Silesen-Zirkel. Unterhalb des Adlers zwei gekreuzte Mensurschläger mit Gründungsdatum.
2. Feld (Schräglinks): In Blau eine vereinfachte Form des Stadtwappens von Teschen.

Der Deutsche Dreifarb der Silesen steht für das historisch geprägte Bekentniss der Burschenschaft zur Deutschen Nation. Die gekreutzen Schläger sind ein klassisches Zeichen studentischer Ehre. Über dem Wappenschild thront ein mit blauem Futter ausgeschlagener silberner Spangenhelm und silbernem Halskleinod. Über dem Helm sind eine rote Helmwulst sowie eine rote Helmkrone dargestellt. Es schließen sich die eingangs erwähnten Straußenfedern und das Assistenzdekor in den abgewandelten Verbindungsfarben an.

Die Fuxenfarben der Silesen sind Schwarz-Rot, mit gold-schwarzer Gegenperkussion. Als Kopfbedeckung dient eine weiche schwarze Studentenmütze im Schlappformat. Die Chargierten trugen als Wichs eine schwarze Pekesche mit schwarzer Kordelung.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1860 bis 1914: Gründung und Entwicklung in Teschen als Pennale Burschenschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Pennalkorporationen Teschens
Die folgende Auflistung informiert über die ehemaligen Pennalkorporationen Teschens, die in Bezug zur Silesia standen. Sie dient als Ergänzung zu den Ausführungen im Text. Darüber hinaus gab es kurzzeitig auch zwei jüdische und eine polnische Schülerverbindung, sowie eine bereits 1819 gegründete Pennale Burschenschaft Teutonia, die jedoch nach kurzer Zeit vertagte.
Die in Silesia aufgegangenen Schülerkorporationen
  • Semestralverbindung (SemV!) Teutonia Teschen
Gegründet am 20. November 1894[1]
Couleur: Schwarz-Rot-Gold mit kornblumenblauer Perkussion, ohne Mützen
  • Mittelschülerverbindung (MSV!) Germania Teschen
Gegründet 1899 an der Oberrealschule Teschen,
1902 umbenannt in Markomannia,
1914 wieder rückbenannt in Germania[2]
Couleur: Schwarz-Rot-Gold mit grüner Perkussion, Grüne Mützen
  • Leseverein Teschen
Gegründet 3. November 1899[3]
Couleur: Schwarz-Rot-Gold, vmtl. mit goldener Perkussion
  • Semestralverbindung (SemV!) Stauffia Teschen
Gegründet am 1. April 1911[4]
Couleur: Schwarz-Grün-Gold mit violetter Perkussion
  • Pennale Burschenschaft (PB!) Markomannia Teschen
Gegründet 1920 als Fusion aus Stauffia und Teutonia[5]
Couleur: Schwarz-Rot-Gold mit blau-violetter Perkussion


Sonstige Schülerkorporationen:
  • Deutschvölkische Semestralverbindung (dtvölkSemV!) Kyffhäuser Teschen

Gegründet am 25. Juni 1899[6]
Couleur: Schwarz-Rot-Gold mit dunkelgrüner Perkussion, Fuxenband Schwarz-Rot mit dunkelgrüner Perkussion, dunkelgrüne Mützen.


  • Deutschvölkische Pennalverbindung (dtvölkPV!) Alemannia Teschen

Gegründet im WS 1903 durch ausgetretene Kyffhäuser,[7]
1906 umbenannt zu Amelungia[8]
Couleur: Weiß-Grün-Gold, Fuxenband Grün-Gold, rote Mützen
Ältestes überliefertes Gruppenfoto der Aktivitas der pB! Silesia Teschen aus dem Jahr 1872
Das Gebäude des ehemaligen K. K. Katholischen Gymnasium zu Teschen (Aufnahme aus den frühen 200ern)

Die Burschenschaft Silesia wurde am 13. Dezember 1860 als Schülerverbindung am K. K. Katholischen Gymnasium zu Teschen (heute: Katolickie Liceum Ogólnokształcące im. św. Melchiora Grodzieckiego) durch den Septimaner und späteren katholischen Pfarrer Franz Koziar und zwei Klassenkameraden gegründet.[9] Die Farben Schwarz-Rot-Gold wurden als Ausdruck der liberalen und Deutschen Gesinnung der Teschener Schüler gewählt.[9] Das vermutlich älteste erhaltene Lichtbild der Silesia, welches aus dem Jahr 1872 stammt, enthält auf dem Passepartout den Namen „Burschenschaft Silesia in Teschen“ und den seitdem unveränderten Zirkel der Burschenschaft. Gut zu erkennen sind zudem die schwarzen Samtmützen im kleinen Jenenser Format, welches vor allem bei Pennalkorporationen beliebt war. Die Farben des Bandes in Schwarz-Rot-Gold mit gold-schwarzer Perkussion lassen sich auf dem Foto erahnen. Auffällig sind die unterschiedlichen Bandbreiten der einzelnen Silesen, aber auch das teils abweichende Mützenformat. Ab 1888 entwickelte sich die Silesia von einer freiheitlichen hin zu einer alldeutschen Verbindung. Im Zuge dessen wurde auch der bisherige Wahlspruch „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit!“[10] in „Freiheit, Deutschtum, Brüderlichkeit!“ geändert.

Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert war ein Aufblühen zahlreicher Pennalkorporationen an den Teschener Schulen festzustellen. Dazu gehörten unter Anderem die am 20. November 1894 gegründete alldeutsche Semestralverbindung Teutonia, die 1899 an der K. K. Staats-Oberrealschule zu Teschen formierte Mittelschülerverbindung Germania, die am 25. Juni 1899 gegründete Deutschvölkische Semestralverbindung Kyffhäuser und der am 3. November 1899 gestiftete Leseverein Teschen. Zwischen den Bünden bestanden von Anfang an meist gute Beziehungen, was auch durch gemeinsame Veranstaltungen, wie z. B. die von Silesia, Teutonia und Germania ausgerichtete interkorporative Schillerfeier im November 1899 belegt ist.

Ab 1904 führte die Existenz von vier Bünden an zwei Schulen zu zunehmender Konkurrenz und es traten Spannungen auf. Während das Verhältnis zwischen Silesia, Teutonia und Markomannia (Germania) freundschaftlich blieb, kam es 1906 zu einem gewaltsamen Zusammenstoß zwischen den Silesen und Kyffhäusern. Im Laufe der Jahre 1907/08 wendete sich die Silesia vom politischen Streit der Alldeutschen und Deutschradikalen ab und orientierte sich an rein idealnationalen Auffassungen wie sie in den Zeitschriften Heimdall, Der Hammer und Der getreue Eckart vertreten wurden. Im Jahr 1909 wurrde ein „Fünfbund“ aller Teschener Korporationen gegründet, bestehend aus Amelungia, Kyffhäuser, Markomannia (Germania), Silesia und Teutonia. Eine sechste Korporation gründete sich mit der Semestralverbindung Stauffia am 1. April 1911 in Teschen. Im selben Jahr schloss sich die Silesia dem 1906 gegründeten Allgemeinen Delegierten Convent (ADC) an, bei dem sie bis in die frühen 1920er Jahre Mitglied blieb.

1914 bis 1945: Entwicklung zur Akademischen Burschenschaft und Vertreibung aus Schlesien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während des Ersten Weltkrieges wurden zwischen 1914 bis 1918 viele Silesen noch als Schüler eingezogen, so dass nicht wenige ihr Abitur erst nach dem Krieg ablegen konnten. Mit dem Kriegsende ging die Anzahl der Deutschen in Ostschlesien rasch und kontinuierlich zurück. Dies hatte auch sinkende deutsche Schülerzahlen zufolge, was wiederum für Mitgliedermangel in den Pennalkorporationen sorgte. In Folge dieser Entwicklung vereinigte sich 1920 die noch junge Stauffia mit der Teutonia zur Pennalen Burschenschaft Markomannia Teschen. Nur ein Jahr später fusionierte diese mit der Silesia, welche die Markomannen am 18. September 1921 aufnahm. Zur Förderung des Pennälerwesens begründeten Silesia und Germania 1922 ein Arbeitsabkommen mit gemeinsamem Orchester. Zu Ostern des Jahres 1925, am 16. April, vereinigten sich die beiden Bünde zur Pennalen Burschenschaft Silesia-Germania,[11] die fortan auch Hochschüler aus Teschen und dem benachbarten Troppau aufnahm, wo sie wenig später auch mit Zweitsitz behördlich angemeldet wurde.[12]

Die weiterhin zu großen Teilen aus Schülern bestehende Silesia-Germania trat um 1926 dem Allgemeinen Burschenverband (ABV) bei, einem deutschnationalem Dachverband von Mittelschul- und Techniker-Verbindungen in Böhmen und Mähren, der seinen Sitz zeitweise in Prag und später in Bodenbach an der Elbe hatte.[13] Eine erneute und letztmalige große Fusion der Teschener Bünde fand 1928 statt, als die 1920 begründete Markomannia sich mit der Silesia-Germania zur Semestralburschenschaft Silesia-Germania-Markomannia vereinigte.[14] Im August 1930 wurde der Aktivitas der Silesia-Germania-Markomannia eine Prunkfahne mit ihrem neuen Wahlspruch „Ehre, Freiheit, Vaterland!“ gestiftet. Ende des Jahres trat der Bund aus dem ABV aus.

Mit der Machtübernahme von Adolf Hitler im Deutschen Reich im Jahr 1933 änderte sich die Lage der Deutschen in Ostschlesien grundlegend. Durch Zunehmende Anfeindungen und verschärfte öffentliche Vorschriften benachteiligt, wurde so der deutschpatriotischen Geist gestärkt, wovon auch die Silesia profitieren konnte. Im September 1939 wurde Teschen von der deutschen Wehrmacht besetzt. Bedingt durch die Entwicklungen rund um das deutsche Korporationswesen und den Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund kamen die Aktivitäten der Burschenschaft Silesia noch im selben Jahr zum Erliegen. In den Kriegsjahren bis 1945 ruhte der Betrieb schließlich völlig. Mit der Vertreibung der Deutschen ab Mai 1945 aus Ostschlesien ging das Silesenarchiv weitgehend verloren und die Mitglieder verstreuten sich in ganz Deutschland und Österreich.

1945 bis 1980: Reaktivierung und Aufblühen in München[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem sich viele Silesen und Sudetendeutsche im Allgemeinen in der Bayerischen Landeshauptstadt München angesiedelt hatten, starteten auf Initiative des Silesen Franz Machatschek ab August 1953 wöchentliche Silesenstammtische. Dazu wurden fortan auch wieder Silesen-Rundschreiben herausgegeben, in denen eine fortlaufende Aktualisierung des Anschriftenverzeichnisses der Mitglieder publiziert wurde. Nachdem sich so wieder eine größere Anzahl alter Silesen zusammengefunden hatte, wurde am 11. Juli 1957 der Verband Alter Herren der Burschenschaft Silesia Olsa-Athen gegründet. Der Namenszusatz „Olsa-Athen“ verwieß paraphrasisch auf den Gründungsort Teschen, der, wie Athen auch, als ein kulturelles Zentrum, gelegen an der Olsa, angesehen wurde.

Im Januar 1960 wurde die Entscheidung zur Aufnahme eines neuen Aktivenbetriebes gefällt. Bereits am 20. Feburar 1960 wurden die ersten beiden neuen Studenten bei der Silesia aktiv und legten den Grundstein für eine bald schnell wachsende Aktivitas. Da die Silesia noch nie in ihrer Geschichte Akademischen Fechtens betrieben hatte, und das Pennale Fechten für einen Akademikerbund keine Option mehr war, wurde von 1961 bis 1969 Italienisches Säbelfechten betrieben und im Zuge der 68er-Bewegung auch dieses schließlich aufgegeben. Ebenfalls 1961 wurden Satzung und Silesenbrauch unter Zugrundelegung des Traditionsgutes und Berücksichtigung gegenwärtiger Verhältnisse überarbeitet und herausgegeben. Der Wahlspruch wurde im Zuge dessen noch einmal geringfügig zu seiner heutigen Form zu „Freiheit, Ehre, Vaterland!“ abgeändert.

Am 17. Mai 1962 wurde die Burschenschaft Silesia nach langwierigen Verhandlungen in den Münchner Interkorporativen Convent (MIC) aufgenommen. Die Aufnahme der Silesia in den MIC erfolgte gegen den Widerstand der Münchner Burschenschaften ob des Auftauchens einer Burschenschaft, die nicht dem Pflichtschlagenden Prinzip folgte. Im MIC waren ab den 1950er Jahren alle Münchner Corps, Burschenschaften sowie Turner- und Landsmannschaften zusammengeschlossen. Ferner gehörten dem MIC eine vierte Gruppe freier Verbindungen an, die allesamt farbentragendend, aber nur fakultativ schlagend oder nichtschlagendend waren. Diese waren, neben der Silesia, die Prager Universitäts-Sängerschaft Barden zu München, der VDSt! Sudetia zu München und Wien, der Münchner Wingolf sowie die Akademische Landsmannschaft Suevia zu Augsburg. Mit dem Beitritt der Silesia war fortan eine Basis für ständige Kontakte zu den Münchner Korporationen gegeben.

Das Gebäude St.-Anna-Straße 10 (Aufnahme 2011)
Das Gebäude Gieselastraße 5-7 (Aufnahme 2014)

Zur Förderung des Bundeslebens in München wurde am 15. Juni 1963 der Akademische Studentenhilfsfond e.V. gegründet, der die Aufgabe hatte, die gesonderte Verwaltung der Silesen-Wohnheime wahrzunehmen und für öffentliche Zuwendungen und Begünstigungen zu sorgen. Bereits nur rund zwei Monate später, konnte durch die Vereinsarbeit am 3. August 1963 eine Wohnung in der St.-Anna-Straße 10/II als Silesenwohnheim für die Unterbringung von vier bis sechs Aktiven bezogen werden. Nach einer vorübergehenden, jedoch einschneidenden Stagnation des Nachwuchses in den Jahren 1964 bis 1966, als in vier Semestern kein einziger Einsprung zu verzeichnen war, stiegen in den Jahren darauf die Mitgliederzahlen wieder stärker an. In Folge dessen wurde zum Jahresende 1966 eine zweite Wohnung im Erdgeschoß der St.-Anna-Straße 10, sowie ein Einzelzimmer in Nähe der LMU angemietet. Ein Eigentümerwechsel in der St.-Anna-Straße erforderte nach fünf Jahren bleibe die Suche nach einem neuen Objekt, das 1968 in der Giselastraße 7/III in München-Schwabing gefunden wurde. Es handelte sich um das Haus, in dem der Impressionist Lovis Corinth von 1891 bis 1900 wohnte.

Im Jahr 1968 scheiterte der MIC vorerst am Gegensatz zwischen dem apolitischen Prinzip der Corps und den nach politischer und hochschulpolitischer Aktivität strebenden Burschenschaften, Landsmannschaften und freien Bünden. Das Verhältnis der Burschenschaft Silesia zu den Burschenschaften normalisierte sich in Folge dessen und es wurde fortan zu gemeinsamen Veranstaltungen eingeladen. Hierbei war zu erkennen, dass die Münchner Burschenschaften allmählich der gemeinsamen politischen und hochschulpolitischen Grundlage weit mehr Bedeutung beimaßen, als der strittigen Frage um den Mensurstandpunkt. Im Rahmen der örtlichen Burschenschaft München (öBM), in dem die Silesia ab 1968 mit einem Beobachter vertreten war, wurde der Versuch unternommen, eine gemeinsame ideologische Basis für nach außen gerichtete Aktivitäten zu finden. Der weitere Verbleib des MIC ist unklar. Möglicherweise wurde er 1968 oder bis etwa 1990 aufgelöst oder zumindest nicht mehr weiter gepfelgt.

Im Mai 1972 traten die letzten Alten Herren der Akademischen Landsmannschaft der Ostschlesier Sudetia Prag und Wien der Burschenschaft Silesia bei und die Verbindung wurde vertagt. Bereits ab den 1950er Jahren waren zahlreiche Ostschlesier der noch heute aktiven Alten Prager Landsmannschaft Hercynia Frankfurt a. M. und der 1967 vertagten Landsmannschaft Waltharia Wien beigetreten. Ende der 1960er und zu Beginn der 1970er Jahre zählte die Silesia wieder über 20 Aktive und weit über 100 Alten Herren. Auch bedingt durch die vergleichsweise späte Reaktivierung nach dem Krieg offenbarte sich zusehens eine Alterslücke zwischen den alten und den nachrückenden Alten Herren, was sich auch auf inhaltlich-ideologischer Basis bemerkbar machte. Die aufkommenden Grundsatzdiskussionen zur Daseinsberechtigung einer studentischen Korporation innerhalb der Burschenschaft Silesia sollten Ursachen für die Krise finden, in der sich der Burschenschaft und die meisten anderen Verbindungen in Folge der 68er-Bewegung befanden. Die Zeitströmung unterstützte den illusionistischen Gedanken einer anarchistischen Gesellschaft, die in Vollkommenheit das Glück des Individuums erreichen kann. Von vielen Studenten der Zeit wurden studentische Verbindungen als Fossil einer „Alt-Heidelberg-Romantik“ und als eine Gemeinschaft unbelehrbarer Traditionalisten und mystifizierender Nationalisten angesehen. Die vorherrschende Auffassung in der Burschenschaft Silesia war es, die Aufgabe studentischer Korporationen in einer Erziehungs- und Bildungsfunktion im akademischen Bereich zu sehen, sowie für Gegenwart und Zukunft einzutreten, die ein Höchstmaß an echtem Frieden und echter Freiheit bieten. Das auf dieser Grundlage entwickelte Grundsatzprogramm der Silesia hob die Gemeinschaft auf Lebenszeit hervor, unterstrich die Absicht der breiten Wissensvermittlung und des kritischen Denkens, forderte den freiheitlich-demokratisch orientierten und engagierten Staatsbürger und das Eintreten für die nationale Idee im Rahmen des europäischen Gedankens. Konsequenterweise erfolgt 1974/75 die erneute Überarbeitung von Satzung und Comment.

1980 bis Heute: Krisen, Vertagung und Fortbestand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schleichend beginnend in der Mitte der 70er Jahre, ganz offensichtlich aber ab 1983 stellte eine Überalterung bei den alten Alten Herren, berufliche Bindung der jüngeren Altherrenschaft, Identitätsunsicherheiten bei der Aktivitas und Ausbleiben von interessiertem Nachwuchs einhergehend mit finanziellen Problemen beim Betrieb des Silesenwohnheims den Bestand der Burschenschaft Silesia erstmals ernsthaft in Frage. So wurde die Chargia im WS 1980/81 trotz vorhandener Aktivitas ausnahmslos aus dem Altherrenstand gebildet.

Mit dem Tode des langjährigen Vorsitzenden Hubert Machanek im Jahr 1982, verlor der Altherrenverband und der Akademische Studentenhilfsfond die zentrale Führungsperson, ohne dass zuvor personell und organisatorisch Vorsorge für eine geordnete Weiterführung der Aufgaben getroffen worden war. Insbesondere der Wohnheimbetrieb litt darunter, so dass sich erhebliche Zahlungsprobleme auftaten. Bedingt war dies auch durch das degressive finanzielle Engagement der Altherrenschaft. Mit dem Wissen, dem Aktivenbetrieb und dem Nachwachsen einer Altherrenschaft damit den Boden zu entziehen, wurd das Silesenwohnheim in der Giselastraße 1983 aufgelöst und der Akademische Studentenhilfsfond e.V. als Betreiber am 29. Mai 1984 aus dem Münchner Registergericht gelöscht. Veranstaltungen wie Stiftungsfeste und Sonnwendfeieren wurden auch in den Jahren darauf weiterhin organisiert. Das Interesse an diesen Feiern, aber auch an der Teilnahme am Leben anderer Verbindungen zeigte sich zuhnemend rückläufig.

Gezeichnet von den Entwicklungen in den 1980er Jahren stellte am 1. Dezember 1990 ein Allgemeiner Convent der Burschenschaft Silesia fest: „Der Altherrenverband verliert seinen Status als eingetragener Verein und wird aus dem Vereinsregister gestrichen; die Burschenschaft Silesia besteht fortan als Freundschaftsbund weiter.“ Damit wurde die Vertagung als aktive Studentenverbindung inklusive dem Altherrenverband beschlossen. Bis zum Jahr 2004 fanden regelmäßige Veranstaltungen und Stammtische der Burschenschaft statt; seitdem nur noch sporadisch etwa einmal im Jahr. Der Bund zählt im Jahr 2019 noch ca. 35 Alte Herren, die im losen Kontakt zueinander stehen und von denen gut die Hälfte auch weiterhin die alten Traditionen des Bundes pflegt. Das Silesenarchiv wurde dem Oberschlesischen Landesmuseum in Ratingen, Nordrhein-Westfalen übergeben, wo es unter der ZDB-ID 26339869 eingelagert und öffentlich zugänglich ist.

Bekannte Mitglieder (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ulrich Bunzel: Schlesien lebt: Zeitungen, Zeitschriften und Rundbriefe der schlesischen Heimatvertriebenen, Holzner Verlag, Würzburg 1963, ISSN 0474-8204 und ISSN 0433-6216
  • Ermanarich; Dietrich: Burschenschaft "Silesia" (Vereinigte Burschenschaften Silesia, Germania u. Markomannia/Teutonia-Staufia) - Festschrift zum 70. Stiftungsfest, Eigenverlag der Burschenschaft, Teschen 1930, DNB 361109598, Variante: DNB 571666949
  • Friedrich Heer: Der Kampf um die österreichische Identität, Böhlau Verlag, Wien 1981, ISBN 9783205071556
  • Hartmut Jess: Specimen Corporationum Cognitarum 2000. Das Lexikon der Verbindungen. Compact-Disk, SH-Verlag, Köln 2000. ISBN 3-89498-092-3, 4. Folge 2015
  • Franz Machatschek: Festschrift Zur Hundertjahrfeier der Burschenschaft Silesia Olsa-Athen (Teschen) im Jahre 1960, Eigenverlag der Burschenschaft, München 1960, 72 S.
  • Moriz Landwehr von Pragenau: Geschichte der Stadt Teschen, Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 1976
  • Oskar Waas: Die Pennalie. Ein Beitrag zu ihrer Geschichte. (= Geschichte des Europäischen Studententums. Band 2.) Graz, 1967
  • Oskar Wagner: Mutterkirche vieler Länder: Geschichte der Evangelischen Kirche im Herzogtum Teschen, 1545-1918/20, Böhlau Verlag, Wien 1978, ISBN 9783205081913

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: B! Silesia München – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jess (2015), SemV! Teutonia II Teschen, SCC ID: 281007
  2. Jess (2015), MSV! Germania Teschen, SCC ID: 281007
  3. Jess (2015), LVerein! Lese Verein Teschen, SCC ID: 281007
  4. Jess (2015), SemV! Stauffia Teschen, SCC ID: 281007
  5. Jess (2015), PB! Markomannia II Teschen, SCC ID: 281007
  6. Jess (2015), dtvölkSemV! Kyffhäuser Teschen, SCC ID: 195153
  7. Jess (2015), dtvölkPV! Alemannia Teschen, SCC ID: 195152
  8. Jess (2015), dtvölkPV! Amelungia Teschen, SCC ID: 195152
  9. a b Waas (1967), S. 90
  10. Jess (2015), PB! Silesia Teschen, SCC ID: 281007
  11. Jess (2015), SemB! Silesia-Germania Teschen, SCC ID: 281007
  12. Jess (2015), PB! Silesia Teschen und Troppau, SCC ID: 281007
  13. Waas (1967), S. 444
  14. Jess (2015), BVbd! Silesia-Germania-Markomannia Teschen, SCC ID: 281007
  15. Tarik Gaafar: Adolf Cieslar, 9. April 2014, BOKU Wien, online: PDF, 98 KB)
  16. Birgit Wägenbaur: Internationales Germanistenlexikon 1800-1950. 1. Auflage. Band 3. Walter de Gruyter, Berlin 2003, ISBN 978-3-11-015485-6, S. 356 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  17. Galerie der Bürgermeister und Oberbürgermeister von Mährisch-Ostrava (Memento vom 6. Juni 2017 im Internet Archive)
  18. Karen Königsberger: "Vernetztes System"? - Die Geschichte des Deutschen Museums 1945-1980 dargestellt an den Abteilungen Chemie und Kernphysik. 1. Auflage. Herbert Utz Verlag, München 2009, ISBN 978-3-8316-0898-0, S. 172 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  19. Ileana Linčir: In memoriam Prof.dr.sci. Dragutin Tomić, hrcak.srce.hr, abgerufen am 13. Feburar 2019, online: (kroatisch/englisch)


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