Benutzerin:Motmel/Musik unter Markgraf Christian (Brandenburg-Bayreuth)

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Markgraf Christian von Brandenburg-Bayreuth (* 30. Januar 1581 in Cölln an der Spree; † 30. Mai 1655 in Bayreuth) war ab 1603 Markgraf des fränkischen Fürstentums Bayreuth.[1] „‚Markgräflich‘ war Bayreuth bereits seit 1420.“[2] Nach seiner Hochzeit am 20. April 1604 auf der Plassenburg ob Kulmbach verlegte er als erster der fränkischen Markgrafen seinen Hauptwohnsitz von dieser geschichtsträchtige Burg in das Bayreuther Hohenzollernschloss, das er in Folge für seine Bedürfnisse ausbaute. Auch die Stadtkirche profitierte durch Baumaßnahmen unter ihm, einem Anhänger der Reform Martin Luthers. Unter ihm entstand ein hochstehendes Musikleben, trotz zweier Stadtbrände 1605 und 1621 und Dreissigjährigem Krieg (1618–1648) mit Beeinträchtigungen besonders ab 1622 und 1633. Das erste gedruckte kirchliche Gesangbuch erschien 1630.[3]

Regierungszeit und Musik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit seinem Bruder Joachim Ernst (1583–1625), der das brandenburgische Markgrafentum Ansbach „unterhalb des Gebirgs“ (Fichtelgebirge) erbte, kam Christian nach Franken „up dem Gebirg“, womit die Kulmbacher Plassenburg gemeint ist, die im 12. Jahrhundert auf einem Bergplateau am Rande der Stadt Kulmbach errichtet ist. Christian konnte das Kulmbach-Bayreuther Land mehr als doppelt so lang regieren wie sein jüngerer Bruder das Ansbacher, denn Joachim Ernst starb schon 1625.

Von Christians Hochzeitsfest 1604 auf der Plassenburg mit Marie von Preußen (1579–1649), Tochter des Herzogs Albrecht Friedrich von Preußen, hat sich leider keine Beschreibung erhalten. Dass es nicht nur gesellschaftlich, sondern auch künstlerisch-musikalisch bedeutsam zuging, bezeugt eine Quelle im Stadtarchiv Bayreuth, wonach der fürstliche Hoforganist Johann Staden mit einem (ungenannten) Geiger konzertierte. Dies lässt auf eine frühe Violinkultur schließen. Mit dem ungenannten Geiger dürfte Samuel Voelckel gemeint sein, dem damaligen Vizekonzertmeister von Ansbach, der Bayreuths erster Hofkapellmeister wurde.[4] Er starb und wurde beerdigt 1621 in Bayreuth mit (ermittelt:) 57 Jahren.[5]

Die Tatsache, dass mit Droitlein[6] später ein weiterer Musiker (Organist) aus Königsberg nach Bayreuth verpflichtet wurde,[7], erinnert an die Königsberger Zeit der Ansbacher Hofkapelle unter dem Markgrafen Georg Friedrich im Königsberg.[8]

Zur Stadt Nürnberg hatte Markgraf Christian eine gute Verbindung, die immer wieder zu musikalischem Austausch führte: Der Kreistag zu Nürnberg wählte ihn 1606 zum Obristen der Truppen des Frankischen Reichskreises. Sein „fürstlicher Hoforganist Johann Staden“ war Nürnberger und ließ seine Werke in Nürnberg drucken, und nicht nur er!

1610 erschien Johann Stadens Venuskränzlein mit Widmung an den Bayreuther Markgrafen. Es dürfte zum Zurückzug nach Bayreuth entstanden sein, nach dem wegen des Stadtbrandes 1605 notwendigen Aufenthalt auf der Plassenburg. In der Widmung erwähnt er für die Tänze und Gesänge ein Musikensemble und den Chor, beide Ensembles gab es also am Bayreuther Hof. Auf musikalischen Gebiet heben sich höfische Veranstaltungen in Bayreuth hervor, die Markgraf Christians Musikliebe bekunden. Ein aufgrund von vier mitwirkenden, herausragenden Komponisten bedeutendes musikalisches Fest 1619 in Bayreuth war die Einweihung einer Gottfried-Fritzsche-Orgel mit Michael Praetorius, Samuel Scheidt, Heinrich Schütz und Johann Staden. Fritzsche war it 1614 kurfürstlich-sächsischer Hoforgelbauer in Dresden. Dieses Fest muss der Hofkapellmeister Samuel Voelckel, der erste Bayreuther Hofkapellmeister noch erlebt haben, bevor er im April 1621 starb. Über seine Mitwirkung an diesem Fest gibt es bisher keine Forschungen, dass er in Bayreuth starb wurde erst vor kurzem bekannt. Organist Elias Unmüßig berichtet über den Chor, an dem Voelckel beteiligt gewesen sein muss. Die anderen "Vier" weihten mit ihrem Spiel die Orgel ein. (??) Es war bereits das erste Jahr des Dreissigjährigen Krieges

Aus dem Jahr 1623 ist eine Dienerbesoldung erhalten für 13 „Musicanten“, darunter Voelckels Sohn Lorenz und Schwiegersohn (seit 1612) Hieronymus Schafhirt, dem Organisten Traitlein, dem neuen Kapellmeister „Mathias Nicolao“ sowie 4 Capellknaben. Darunter auch ein Lautenist aus ... [9]

Die Ansbacher waren mit dem Besitz eines Theaterbaus („Lusthaus“, „daß gardenhauß“ im Ansbacher Schlossgarten)[10] unter Georg Friedrich der Markgrafenstadt Bayreuth schon seit Ende des 17. Jahrhunderts voraus gewesen, dieses wurde jedoch nach Joachim Ernsts Tod (1625) abgerissen.[11]

1624 zu „glücklich vollzogener Landtsvereinigung“ wurde beiden Brüdern eine Festmusik gewidmet, komponiert vom Kantor aus Neustadt an der Aisch, Wolfgang Gastenhover: „Der XXXIII. Psalm/ | Sihe/ wie fein vnd lieblich ists“ etc.

1625 Brief von Melchior Franck „dero wohlbestallte Kapelle“.

Markgraf Christian von Bayreuth wurde 1627 Mitglied der Sprachakademie Fruchtbringende Gesellschaft, einer 1617 in Anhalt-Cöthen gegründeten, vornehmlich adeligen Gesellschaft; deren Symbol war die Palme.[12] Mit über 600 Mitgliedern war sie die damals größte Sprachakademie in Deutschland. Markgraf Christian trug dort den Namen „Der Vollblühende“ und hatte die Mitgliedsnummer 145. Sein Wappen und das Einstandsgedicht über die vollen roten Peonien (Pfingstrosen) und deren Wirkung wird in der Sammlung des Historischen Museums Cöthen aufbewahrt.

1628 Widmung Edoardo va(o?)n Leech Inglesse „Stücke auf Viol de gambe“.

1633 Nürnberger Musiker in Bayreuth.

1638 Exil Christians in Dresden und Brandenburg. Seine Tochter heiratet Georg II. von Sachsen. Dazu Schütz Singballett Orpheo und Euridice. !

[13] Christian baute den großen Saal, der an den Turm des Bayreuther Neuen Schlosses grenzt, aber heute nicht mehr original erhalten ist. Es stellt sich die Frage, für welchen Zweck dieser gedacht war. Christians Nachfolger im Amt schlugen darin ihre Theaterbühnen auf. Orpheo redivivus

Musiker[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hofkantorei inbes. Kulmbach. 4stimmige Choräle. Geschichte der Choralumnen. (Habermann) In Bayreuth schon 1590 eine Stadtkapelle Vorhandensein einer Hofkapelle laut Widmung des Venuskräntzlein von Johann Staden 1610. Ausrichtung Dresden. Melchior Franck.

  • November 1607 Geburt des Sigmund Theophil Staden in Kulmbach, des Sohnes des Hoforganisten. Er komponierte 1648 die "früheste erhaltene deutsche Oper", nach Text von Sigmund von Birken.
  • Samuel Voelckel, erster Bayreuther Hof-Kapellmeister
  • Johann Staden, erster Bayreuther Hoforganist (Magnificat oder Lobgesang der H. Hochgelobten Jungkfrauen Mariae, wie solcher am I. Capitel Lucae beschrieben wirdt, jetzo zu Teutsch mit acht Stimmen auff zwen Choros ... Componirt durch Johann Staden und Valentin Dretzl. [Nürnberg, Balthasar Scherff]) 1620, part(s)
  • Balthasar Langius (Schiedermair),
  • Christian Sartorius (→ komponierte die 5-stimmige, von Streichinstrumenten begleitete Beerdigungsmusik,[14] nannte sich "gewesener Musico" des Fürsten Christian)[15]
  • 1612 Organist der Stadtkirche u.a. Hieronymus Schaffhirt (Schwiegersohn Voelckels). Droitlein
  • Aus Briefen und Aufenthalten anderer Musiker ist die Existenz der Hofkapelle bezeugt:
  • Edoardo vaan Leech ("Inglesse") widmet Christian Gambenstücke zur Übung und Freude.
  • Brief Melchior Franck (Coburg)
  • 1619 Einweihung einer von Markgraf Christian gestifteten neuen großen Orgel in der Stadtkirche (s. Praetorius).
  • Gäste: Samuel ScheidtTabulatura nova Heinrich Schütz/ Dresden, Praetorius/Wolfenbüttel und Staden/Nürnberg. Fest. Chor. Claviorganum, J. Staden.
  • Caspar Bach 1621 zur Ausbildung von Arnstadt nach Bayreuth. Geige, Dulzian wohl vor Stadtbrand (im Juni)
  • Musikerliste 1623: Constantin Gebicht (C. Göbisch 1621 nach Bayreuth, Lautenist mit 300 Gulden bei Christian Günther I. (Schwarzburg-Sondershausen) in Arnstadt, Hagedorn S. 65) [3]
  • Gastenhover, Wolfgang <17.sc> Siehe wie fein und lieblich ist's 1624 zur Landesvereinigung den Brüdern Ch. und J. E.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karl Müssel: Bayreuths Anfänge als markgräfliche Residenzstadt zu Beginn des 17. Jahrhunderts
  • Anita Gutmann: ??
  • Volker Hagedorn: Bachs Welt. Die Familiengeschichte eines Genies
  • Bayreuther Tagblatt 2020 (Stephan Müller)]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Karl Müssel: Bayreuths Anfänge als markgräfliche Residenzstadt zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Historischer Verein von Oberfranken. Archiv von Oberfranken (AO), Bd. 84, Bayreuth 2004.
  2. Müssel 2004 S. 125.
  3. Müssel 2004 S.
  4. Laut MGG 1 im Jahr 1603 (ohne Quelle).
  5. Kirchenbuch Stadtkirche Bayreuth
  6. = „Tobias Traitlein“ in: Dienerbesoldung Musicanten 1623, MS 151.
  7. Schiedermair S. und Hartmann S .
  8. Nach archivalischen Angaben in: Günther Schmidt: Die Musik am Hofe der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach Bärenreiter, Kassel und Basel 1956, S. 30/31 bzw. S. 33, 37/38.
  9. Uni Bayreuth, MS 151.
  10. Hermann Dallhammer, Werner Bürger: Ansbach: Geschichte einer Stadt, Hercynia, Ansbach 1993.
  11. Günther Schmidt 1956: S. 38.
  12. [1] [2]
  13. Wappen usw.
  14. laut RISM
  15. Originaler Titel: Fürstlicher Ruhm- und Leich-Text. Deß ... Herrn Christiani, Margraffens zu Brandenburg, zu Magdeburg in Preussen, zu Stettin Pommern ... Welcher auff Gnädiges anbefehlen mit fünff Vocal- und sechs Instrumental Stimmen nebenst dem Basso Continuo, in die Music versetzt und bey gehaltenen Fürstl. Leich Conduct, den II. Septembris, Anno 1655. in der Stadt Kirchen zu Bayreuth, vor der Leich Predigt Musiciret worden. Von Christiano Sartorio, Höchstgedacht Seiner Fürstl. Durchleucht gewesenen Musico und deß Stiffts und Closters Himmelcron bestellter Verwalter [s.l., s.n. ([Kupferstich:] Johann Georg Seuffert)] Siehe RISM
    • BML bezeichnet ihn als "musikalischen Leiter"
    • Leichenpredigten H.A.B.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]