Bernhardt Edskes

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 23. Januar 2021 um 01:38 Uhr durch Fantaglobe11 (Diskussion | Beiträge) (linkfix). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Bernhardt H. Edskes (* 28. Oktober 1940 in Groningen) ist ein niederländisch-schweizerischer Organist, Orgelsachverständiger und Orgelbauer in Wohlen.

Leben

Bernhardt Hilbrand Edskes wurde als Sohn von Albert Hendrik Edskes, Chefsekretär am Gericht in Groningen, und von Gritje (von Marguerite) de Graaf geboren und wuchs in Groningen als jüngster von vier musikalischen Brüdern auf. Seit der ersten Klasse erhielt er Klavier- und Orgelunterricht und wurde mit 13 Jahren stellvertretender Organist an der Schnitger-Orgel in Noordbroek und mit 15 Jahren Hauptorganist an der Schnitger-Orgel in Uithuizen. Neben der Musik beschäftigte er sich mit Malerei und Zeichnen und vertiefte dies an der Groninger Kunstakademie.[1]

Infolge der Flutkatastrophe von 1953 mussten zahlreiche neue Orgeln in den Niederlanden gebaut werden, für die auch die Schweizer Firma Metzler Aufträge erhielt. Bernhardt Edskes entwarf mehrere Orgelneubauten für diese Firma. Im Jahr 1963 zog er in die Schweiz und wurde bei Metzler künstlerischer Leiter für äußere Gestaltung und die klangliche Konzeption. Er heiratete 1966 die eidgenössisch diplomierte Hochbauzeichnerin Doris Edskes geb. Utzinger Alber, mit der er zwei Töchter hat. Nach zwölf Jahren Tätigkeit bei Metzler machte er im Jahr 1975 mit einer eigenen Werkstatt in Wohlen selbstständig.[1]

Jahrelang war Edskes Vorsitzender des Schweizerischen Organisten-Verbandes und Dozent für Orgelbau an der Schola Cantorum Basiliensis sowie am Konservatorium Winterthur. Er gibt Konzerte in ganz Europa, hält Vorträge über den Orgelbau und hat verschiedene CD-Aufnahmen eingespielt. Zudem war er bis 2000 Organist an der Kirche St. Josef in Dietikon.

Werk

Edskes ist für seine konsequente Restaurierungspraxis und Rekonstruktionen von Orgeln aus Renaissance und Barock bekannt,[2] hat aber auch Orgeln aus dem 19. Jahrhundert restauriert und eigenständige Neubauten verwirklicht. Wie für seinen Bruder, den Groninger Organologen Cornelius H. Edskes, bildet das Werk von Arp Schnitger den Mittelpunkt und den konzeptionelle Orientierung für etliche seiner Neubauten. Kennzeichnend für Edskes historisierende Orgelneubauten ist die völlig gleichmäßige Intonation. Unregelmäßigkeiten bewusst einzubauen, um eine Orgel älter erscheinen zu lässen, hält er für pseudoromantisch.[3] Daneben hat Edskes besaitete Tasteninstrumente wie Cembali und Clavichorde gebaut.

Werkliste (Auswahl)

Die Größe der Instrumente wird in der fünften Spalte durch die Anzahl der Manuale und die Anzahl der klingenden Register in der sechsten Spalte angezeigt. Ein großes „P“ steht für ein selbstständiges Pedal, ein kleines „p“ für ein angehängtes Pedal.

Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Bemerkungen
1975 Willisau Musikinstrumentensammlung[4] I 1 Restaurierung des Regals von Johannes Christophorus Pfleger (1644); 1991 von Edskes für Kloster Muri nachgebaut[5]
1983 Zürich-Witikon Maria Krönung II/P 27 zusammen mit Armin Hauser; angelehnt an Arp Schnitger
1985 Basel Predigerkirche
II/p 11 Neubau als Schwalbennestorgel in Zusammenarbeit mit Sebastian Blank; Pedal in der Tiefe mit eigenen Pfeifen[6]
1988 Nieuw Scheemda (Oldambt) Dorpskerk I/p 8 Restaurierung des Positivs von Arp Schnitger (1695)
1988–1989 Regensburg Minoritenkirche (Historisches Museum)
II/P 11 Rekonstruktion der Schwalbennestorgel (15./16. Jahrhundert) nach einem Dispositionsentwurf von Caspar Sturm (1583)
1992 Muri Klosterkirche St. Martin I 4 Nachbau der Chororgel von Karl Joseph Maria Bossart (1777/1778)[7]
1992–1993 Reepsholt St. Mauritius II/p 17 Restaurierung der Orgel von Johann Friedrich Wenthin (1788/89)[8]
1993 Münzbach Pfarrkirche II/P 15 Restaurierung der Orgel von Franz Lorenz Richter (1764) in Zusammenarbeit mit Orgelbau KöglerOrgel
1994 Basel Waisenhaus-Kirche II/P 22 Nachbau der Orgel von Arp Schnitger (1693–1694) im Hamburger Zustand[9]Orgel der Grasberger Kirche
1994 Steyr Benediktinerstift Gleink II/P 20 Neubau hinter historischem Gehäuse von 1732.
1995 Linz Marienkapelle des Konservatoriums für Kirchenmusik II/P 12
1995 Clauen Dorfkirche
I/p Restaurierung der Orgel von Gottfried Fritzsche (1621/22), die 1725/26 durch Johann Andreas Graff eingreifend umgebaut wurde
1996 Hardegsen St. Mauritius
II/P 30 Neubau unter Verwendung von Restteilen der Hauptwerkfront von Johann Justus Hansen (1784), die mehrfach umgebaut wurde; der Brustwerkschrank ist leer.[10]
1997 Aurich St.-Ludgerus-Kirche
II/P 15 Neubau; Unterwerk als Flötenwerk
1997 Neufelden Pfarrkirche Neufelden I/P 8 Rekonstruktion der Brüstungsorgel von Johann Ignaz Egedacher (1720–1730)
1997 Urbach (Köln) Friedenskirche II/P 13 Neubau
1997 Gurten (Oberösterreich) Pfarrkirche II/P 13 Neubau
1996–1998 Sack (Alfeld) St. Georg I/p 12 Restaurierung der Orgel von Johann Wilhelm Gloger (1726–1728), Rekonstruktion dreier Register; weitgehend erhalten
1999 Mittenwald St. Peter und Paul
II/P 29 Neubau
1995–2000 Melle St. Petri III/P 37 Restaurierung der Orgel von Christian Vater (1722–1724) → Orgel
1986, 2000–2001 Uithuizen Jacobikerk
II/P 28 Restaurierung der Orgel von Arp Schnitger (1700/01) auf den Zustand von 1785; 1986 Rückpositiv, 2000/01 Hauptwerk und Pedal → Orgel der Jacobikerk Uithuizen
2001 Mariana (Brasilien) Franziskanerkirche
II/p 19 Restaurierung der Orgel von Arp Schnitger (um 1712), Wiederherstellung des Zustands von 1753 (Aufstellung in Mariana)[11]Orgel der Kathedrale von Mariana
2002 Tokio Klosterkirche Nazareth II/P 12 Neubau
2003 Groningen Hausorgel Jan Willem van Willigen II/P 10 Neubau in Anlehnung an die Schnitger-Orgel in Uithuizen[12]
2003–2004 Ommen Het Baken II/P 21 Neubau[13]
2004–2005 Veenhuizen Koepelkerk
II/P 15 Restaurierung und Erweiterung der Orgel von Hillebrand (1821); das Rückpositiv in der Brüstung ist nur 25 cm tief und verfügt über 5 Register
2004–2006 Dordrecht Julianakerk II/P 32 Neubau unter Einbeziehung der Pedalregister aus der Vorgängerorgel[14]
2007 Termen Pfarrkirche II/P 22 Neubau[15]
2007–2008 Dübendorf Maria Frieden
I/P 8 Restaurierung einer slowenischen Orgel von Franc Goršič (1886) in Besitz von Edskes, die in der Kirche Allerheiligen Zürich und Maria Frieden Dübendorf als Interimsorgel diente und heute in Dübendorf als Chororgel eingesetzt wird.[16]
2008 Miyazaki Lutherkirche II/P 14 Neubau
2009 Groningen „Stichting Groningen Orgelland“ I Orgelfunktionsmodell
2009 Zürich-Neuaffoltern Allerheiligen
II/P 27 Neubau[17]
2010–2011 Aagtekerke Gereformeerde Gemeente II/P 22 Neubau[18]
2011 Stift Ranshofen Ehemalige Stiftskirche
II/P 26 hinter historischem Gehäuse
2012 Mittenwald St. Peter und Paul I 41/2 Neubau einer Chororgel
2012–2013 Groningen Het Zwitserse Huis, private Hausorgel II/P 17 Neubau im Stil von Schnitger
2014 Dübendorf Maria Frieden II/P 36 zweiteiliges Gehäuse mit freistehendem Spieltisch[19]
2015 Ouddorp Eben-Haëzerkerk IIIP 40 Umsetzung und Umbau der Orgel von Troels Krohn (1956) aus der Helleruplund Kirke mit Rückpositiv und Schwellwerk
2016 Neustadt an der Weinstraße Stiftskirche II/P 20 Neubau[20]
2017 Groningen Lutherse Kerk II/P 24 Rekonstruktion der verlorenen Schnitger-Orgel von 1699 (II/p/16), die 1717 um ein selbstständiges Pedal erweitert wurde[21]
2018 Gfenn (Dübendorf) Lazariterkirche II/P 12 im Gehäuse von Architekt Keller (1967); Temperierung nach Arnolt Schlick (1511)[22]
2019–2020 Moerkapelle Gereformeerde Gemeente II/P 30 unter Einbeziehung von 13 Registern der Vorgängerorgel von Pieter Flaes (1890)

Literatur

  • Hermann J. Busch: Edskes, Bernhardt. In: Hermann J. Busch, Matthias Geuting (Hrsg.): Lexikon der Orgel. Laaber-Verlag, Laaber 2007, ISBN 978-3-89007-508-2, S. 193.
  • Bernhardt Edskes: Die Rekonstruktion der gotischen Schwalbennest-Orgel in der Predigerkirche zu Basel. In: Basler Jahrbuch für historische Musikpraxis. Band 11, 1987, S. 9–29.
  • Cornelius H. Edskes, Harald Vogel: Arp Schnitger und sein Werk (= 241. Veröffentlichung der Gesellschaft der Orgelfreunde). 2. Auflage. Hauschild, Bremen 2013, ISBN 978-3-89757-525-7.
  • Hans Fidom: Orgelklank en orgeldenken. De wereld van Bernhardt Edskes. In: Het Orgel. Jg. 100, Nr. 2, 2004, S. 19–26 (engl. summary).
  • Gerhard Ropeter: Bernhardt Hilbrand Edskes – Orgeln sind sein Leben. In: Herbert Heere u. a. (Hrsg.): Die Edskes-Orgel in St. Mauritius. Festschrift zur Weihe der Edskes-Orgel in St. Mauritius Hardegsen. Orgelbauverein St. Mauritius Hardegsen, Hardegsen 1996, S. 56–60.
  • Dirk Trüten, Sietze de Vries (Hrsg.): Orgelbaukunst. Festschrift für Bernhardt Edskes zum 80. Geburtstag. Verlag Buch & Netz, Kölliken 2020, ISBN 978-3-03805-298-2.
  • Harald Vogel, Günter Lade, Nicola Borger-Keweloh: Orgeln in Niedersachsen. Hauschild, Bremen 1997, ISBN 3-931785-50-5.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Bernhardt Edskes, Schnitger & Bach in Dordrecht. Interview. (niederländisch), abgerufen am 17. Juni 2015.
  2. Busch: Edskes, Bernhardt. 2007, S. 193.
  3. Fidom: Orgelklank en orgeldenken. 2004, S. 19–26 (engl. summary, abgerufen am 7. Dezember 2017.)
  4. Archiv Bernhardt Edskes
  5. St. Galler Orgelfreunde, Bulletin OFSG 15 NR. 2, 1997, abgerufen am 1. April 2018.
  6. orgelsite.nl: Orgel in Basel, Predigerkirche, abgerufen am 1. April 2018.
  7. Orgelgeschichte der Klosterkirche Muri, abgerufen am 1. April 2018.
  8. Orgel in Reepsholt auf NOMINE e.V., abgerufen am 1. April 2018.
  9. Orgel in Basel, Waisenhauskirche, abgerufen am 1. April 2018.
  10. Orgel in Hardegsen, abgerufen am 1. April 2018.
  11. www.orgaodase.com, abgerufen am 1. April 2018.
  12. hetorgel.nl, abgerufen am 1. April 2018.
  13. Orgel in Ommen, abgerufen am 1. April 2018.
  14. Orgel in Dordrecht, abgerufen am 1. April 2018.
  15. Orgel in Termen, abgerufen am 1. April 2018.
  16. Archiv der Pfarrei Dübendorf.
  17. Orgel in Zürich, Allerheiligen, abgerufen am 1. April 2018.
  18. Orgel in Aagtekerk, abgerufen am 1. April 2018.
  19. Orgel in Dübendorf, abgerufen am 1. April 2018.
  20. Orgel in Neustadt, abgerufen am 1. April 2018.
  21. Orgel in Groningen, Lutherse Kerk, abgerufen am 1. April 2018.
  22. Orgel in Gfenn, abgerufen am 6. November 2018.