Lugowoje (Kaliningrad, Nesterow)

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Siedlung
Lugowoje
Bilderweitschen (Bilderweiten)

Луговое
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Nesterow
Frühere Namen Bilderweitschen (bis 1938)
Bilderweiten (1938–1945)
Bevölkerung 362 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Zeitzone UTC+2
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 224 000 025
Geographische Lage
Koordinaten 54° 40′ N, 22° 41′ OKoordinaten: 54° 40′ 14″ N, 22° 41′ 13″ O
Lugowoje (Kaliningrad, Nesterow) (Europäisches Russland)
Lugowoje (Kaliningrad, Nesterow) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Lugowoje (Kaliningrad, Nesterow) (Oblast Kaliningrad)
Lugowoje (Kaliningrad, Nesterow) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Lugowoje (russisch Луговое, deutsch Bilderweitschen, 1938–1945 Bilderweiten) ist ein Ort im Osten der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Nesterow im Rajon Nesterow.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lugowoje liegt an der Kommunalstraße 27K-354 von Prigorodnoje (Petrikatschen/Schützenort) an der Fernstraße A 229 (ehemalige Reichsstraße 1, heute auch Europastraße 28). Durch den Ort führt auch die Kommunalstraße 27K-406 von Tschernyschewskoje (Eydtkuhnen/Eydtkau) nach Tschapajewo (Wabbeln). Die nächste Bahnstation ist Tschernyschewskoje an der Bahnstrecke Kaliningrad–Tschernyschewskoje zur Weiterfahrt nach Litauen (Teilstück der ehemaligen Preußischen Ostbahn).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bilderweitschen zählte im Jahre 1910 243 Einwohner[2]. Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Budweitschen Domäne und die Landgemeinde Grablauken in die Landgemeinde Bilderweitschen eingemeindet. Gehörten 1933 noch 365 Einwohner zu Bilderweitschen, sank die Zahl bis 1939 auf 341[3]. Am 3. Juni 1938 wurde Bilderweitschen in Bilderweiten, die zugehörige Domäne Budweitschen in Zenthof (nach 1945 russisch Mostowoje) und der Gemeindeteil Grablauken in Grabfelde (nach 1945 russisch Nowoje) umbenannt.

Ab 1945 gehörte der Ort Bilderweitschen/Bilderweiten zur Sowjetunion. Er erhielt im Jahr 1947 die russische Bezeichnung Lugowoje und wurde gleichzeitig Sitz eines Dorfsowjets (Lugowski selski Sowet) im Rajon Nesterow.[4] Anfang der 1950er Jahre wurde der Sitz des Dorfsowjets nach Babuschkino verlegt. 1954 gelangte Lugowoje in den Prigorodny selski Sowet. Von 2008 bis 2018 gehörte Lugowoje zur Landgemeinde Prigorodnoje selskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Nesterow.

Amtsbezirk Bilderweitschen (Bilderweiten) 1874–1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 24. Juni 1874 wurde aus 13 Landgemeinden und zwei Gutsbezirken der Amtsbezirk Bilderweitschen gebildet[5]:

Name (bis 1938) Name (1938–1945) Russischer Name
nach 1945
Landgemeinden:
Antanischken Antonshain
Bilderweitschen Bilderweiten Lugowoje
Grablauken, seit 1928 zu Bilderweitschen Grabfelde, zu Bilderweiten Nowoje
Groß Degesen Groß Degesen Babuschkino
Jocknen Jocken
Lauken Lauken
Mecken Mecken Swobodnoje
Nausseden Weitenruh
Pimballen Lehmfelde
Schmilgen Schmilgen
Szuggern (bis 1936) Schuggern (ab 1936)
(Klein) Tarpupönen (bis 1928) Sommerkrug (ab 1928), seit 1937 zu Groß Degesen Rasdolnoje
Wagohnen Wagonen
Gutsbezirke:
Budweitschen, Domäne, seit 1928 zu Bilderweitschen Zenthof, Domäne, zu Bilderweiten Mostowoje
Degesen (Gut) (Bis 1928) Groß Degesen (seit 1928) Babuschkino

Nach der ideologisch gewollten amtlichen Umbenennung von Bilderweitschen in Bilderweiten am 3. Juni 1938 erhielt auch der Amtsbezirk Bilderweitschen den neuen Namen Amtsbezirk Bilderweiten, zu dem nach vorangegangenen Umstrukturierungen bis 1945 noch elf Gemeinden gehörten: Antonshain, Bilderweiten, Groß Degesen, Jocken, Lauken, Mecken, Schmilgen, Schuggern, Wagonen und Weitenruh, alle im Landkreis Stallupönen (1938–1945 Landkreis Ebenrode) im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen.

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Evangelische Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirchengebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelische Kirche in Bilderweitschen wurde 1718 erbaut und im Jahre 1730 mit ihrem Dachreiter fertiggestellt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude beschädigt, dann aber abgerissen.

Kirchengemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das evangelische Kirchspiel Bilderweitschen wurde 1718 gegründet. Bis 1883 gehörte zu seinem Bereich auch Eydtkuhnen (1938–1946 Eydtkau, heute russisch: Tschernyschewskoje), das dann als Kirchengemeinde verselbständigt wurde. Vor 1945 waren die Geistlichen in Bilderweitschen auch für die nahe gelegene Herrschaft Serrey (litauisch: Seirijai) im vormaligen Großfürstentum Litauen zuständig.

Bis 1945 gehörte Bilderweitschen/Bilderweiten mit all seinen Kirchspieldörfern zum Kirchenkreis Stallupönen (1938–1946 Ebenrode, russisch: Nesterow) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der evangelischen Kirche der Altpreußischen Union.

Nach 1945 kam in der Sowjetzeit in Lugowoje das kirchliche Leben zum Erliegen. In den 1990er Jahren bildete sich im benachbarten Babuschkino (Groß Degesen) eine neue evangelische Gemeinde, die sich in die Propstei Kaliningrad in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland eingliederte. Das zuständige Pfarramt ist das der Salzburger Kirche in Gussew (Gumbinnen).

Pfarrer 1718–1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen 1718 und 1945 amtierten in Bilderweitschen/Bilderweiten 16 Geistliche[6]:

  • Christian Guleke, 1718–1724
  • Johann Jacob Jeckstein, 1725–1743
  • Gottfried Baltzer, 1743–1760
  • Daniel Krüger, 1760–1792
  • Gottfried Daniel Krüger, 1785–1817
  • C. L. Th. Kalau vom Hofe, 1816–1818
  • Christian E. Grigoleit, 1818–1827
  • Gottfried L. Ostermeyer, 1827–1855
  • Johann Eduard Fuchs, 1855–1884
  • Heinrich Gotthard Borowski, 1885–1894
  • Friedrich Karl Wriedt, 1893–1896[7]
  • Theodor J. H. Schmökel, 1896–1918
  • Ludwig Reimer, 1918–1919
  • Fritz Schiweck, 1920–1927
  • Gerhard Marg, 1929–1934
  • Hellmut Graemer, 1936–1945

Kirchenbücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zahlreiche Kirchenbücher haben den Zweiten Weltkrieg überstanden und lagern heute im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin-Kreuzberg: Taufen (zwischen 1819 und 1857), Trauungen (zwischen 1819 und 1874), Bestattungen (zwischen 1819 und 1874), Konfirmationen (zwischen 1755 und 1849), Kommunikanten (zwischen 1730 und 1856).[8]

Katholische Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

ehemalige katholische Kirche, heute orthodoxe St.-Katharina-Kirche

Kirchengebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die kleine katholische Kirche in Bilderweitschen/Bilderweiten wurde 1860 erbaut. Auch sie überstand den Zweiten Weltkrieg mit geringen Schäden. Jedoch wurde sie als Lager und Kühlraum zweckentfremdet, ist aber noch vorhanden. Die Fenster sind zugemauert, die Chorwand wurde zwecks Zugang für Fahrzeuge aufgebrochen.

Kirchengemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Pfarrgemeinde Bilderweitschen/Bilderweiten war vor 1945 das Zentrum für eine weitgestreute Pfarrei, die bis nach Litauen reichte. Die Pfarrei gehörte zum katholischen Bistum Ermland.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eduard Korallus (1861–1945), Pfarrer in Königsberg, in Bilderweitschen geboren
  • George Turner (* 1935), deutscher Jurist, Wissenschaftspolitiker, verlebte seine frühe Kindheit in Bilderweitschen

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • George Turner: Die Heimat nehmen wir mit. Ein Beitrag zur Auswanderung Salzburger Protestanten im Jahr 1732, ihrer Ansiedlung in Ostpreußen und der Vertreibung 1944/45. Berlin 2008 (4. überarbeitete und erweiterte Auflage 2014) ISBN 978-3-8305-1900-3

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis
  3. Michael Rademacher: Landkreis Stallupönen (Ebenrode, russ. Nesterow). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  4. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)
  5. Rolf Jehke, Amtsbezirk Bilderweitschen
  6. Friedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945. Hamburg, 1968, S. 23.
  7. Fritz Wriedt († 1936) war Angehöriger des Corps Teutonia Halle.
  8. Christa Stache: Verzeichnis der Kirchenbücher im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin. Teil 1: Die östlichen Kirchenprovinzen der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union. Berlin, 1992³, S. 27.