Billings (Fischbachtal)

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Billings
Gemeinde Fischbachtal
Koordinaten: 49° 45′ N, 8° 48′ OKoordinaten: 49° 45′ 24″ N, 8° 47′ 40″ O
Höhe: 228 (211–238) m ü. NHN
Fläche: 1,33 km²[1]
Einwohner: 317 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 238 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 64405
Vorwahl: 06166
Karte
Fischbachtal, Billings in Rot
Billings von Westnordwesten
Billings von Westnordwesten

Billings ist ein Ortsteil der Gemeinde Fischbachtal im südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg.

Geografische Lage

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Billings liegt im nördlichen Odenwald mitten in der Gemeinde Fischbachtal am oberen Fischbach. Durch den Ort führt die Landesstraße 3102.

In den historischen Dokumenten ist der Ort im Laufe der Jahrhunderte unter wechselnden Ortsnamen belegt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1] „Böllings“ (1430); „Böllings“ (1436); „Bul(l)inges“ (16. Jahrhundert); „Billinx“ (1558); „Billings“ (1671 und 1722).

Die älteste urkundliche Erwähnung des Dorfes ist schon im 8. Jahrhundert verzeichnet. Damals lautete der Ortsname „marca Billingurae“. Im 15. Jahrhundert wurden bereits mehrere Mühlen betrieben, und zwar eine Ölmühle und zwei Getreidemühlen. Heute besteht zum Andenken an die Mühlentradition ein Wasserrad, welches zur Stromerzeugung genutzt wird. Nach dem Dreißigjährigen Krieg fiel der Ort wüst und wurde erst 1674 wieder besiedelt. Billings (früher Waldhausen) lag im Gerichtsbezirk der Zent Oberramstadt. Die Zent war in sogenannte Reiswagen eingeteilt, denen jeweils ein Oberschultheiß vorstand, der dem Zentgrafen unterstellt war. Dieser Bezirk hatte einen Frachtwagen (Reiswagen) einschließlich Zugtieren und Fuhrknechten für Feldzüge bereitzustellen. Billings gehörte zum Großbieberauer Reiswagen, Waldhausen[3][4] besteht aus den Orten Niedernhausen, Billings, Meßbach und Nonrod sowie den Dörfern Rodau, Wersau und Steinau. Die gesamte Zent Oberramstadt war dem Amt Lichtenberg zugeteilt. Diese Einteilung bestand noch bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts.[5] 1722 verkaufte Johann Rudolph von Walbrunn seine ihm zustehenden Zinsen und Renten in Billings als Zubehör zum Schloss Ernsthofen an Landgraf Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt. Noch 1806 wurden die Orte Billings, Meßbach und Nonrod als Dörfer der Gemeinde Waldhausen genannt.[6]

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Billings:

»Billings (L. Bez. Reinheim) luth. Filialdorf; liegt 2 St, von Reinheim, am Anfang eines engen, sich nachher erweiternden Thals, hat 21 Häuser und 177 Einw., die bis auf 3 Kath. lutherisch sind, und 3 Mahlmühlen mit denen 2 Oelmühlen verbunden sind. Die Billinger marca, die in Schenkungsbriefen an das Kloster Lorsch so oft vorkommt, ist ohne Zweifel dieses Dorf. Beim Schluß des 30jährigen Kriegs war der Ort ganz unbewohnt.«[7]

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Billings war bis zum freiwilligen Zusammenschluss mit den Gemeinden Steinau, Meßbach, Nonrod, Lichtenberg und Niedernhausen zur Gemeinde Fischbachtal am 31. Dezember 1971 im Zuge der Gebietsreform in Hessen eine selbstständige Gemeinde.[8][9] Für jede der früheren Gemeinden wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[10] Die Gemeindeverwaltung erhielt ihren Sitz im Ortsteil Niedernhausen.

Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Billings angehört(e):[1][11][12]

Billings gehörte zum Zentgericht Umstadt uns später zum Zentgericht Oberramstadt. 1630 wurde ein Untergericht Waldhausen genannt. In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Starkenburg wurde das Hofgericht Darmstadt eingerichtet. Es war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Zentgerichte hatten damit ihre Funktion verloren. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen. Damit war für Billings das Amt Lichtenberg zuständig.

Mit Bildung der Landgerichte im Großherzogtum Hessen war ab 1821 das Landgericht Lichtenberg das Gericht erster Instanz, zweite Instanz war das Hofgericht Darmstadt. Es folgten:[1]

Einwohnerentwicklung

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Einwohnerzahlen

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•  Nach 1648 unbewohnt[1]
• 1791: 329 (mit Niedernhausen, Meßbach und Nonrod) Einwohner[3]
• 1800: 92 Einwohner[15]
• 1806: 120 Einwohner, 16 Häuser[13]
• 1829: 177 Einwohner, 21 Häuser[7]
• 1867: 196 Einwohner, 29 Häuser[16]
Billings: Einwohnerzahlen von 1800 bis 2011
Jahr  Einwohner
1800
  
92
1806
  
120
1829
  
177
1834
  
161
1840
  
142
1846
  
170
1852
  
170
1858
  
175
1864
  
187
1871
  
197
1875
  
208
1885
  
195
1895
  
213
1905
  
210
1910
  
226
1925
  
207
1939
  
196
1946
  
271
1950
  
259
1956
  
223
1961
  
246
1967
  
269
1970
  
269
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
339
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[17]

Einwohnerstruktur 2011

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Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag, dem 9. Mai 2011, in Billings 339 Einwohner. Darunter waren keine Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 69 Einwohner unter 18 Jahren, 129 zwischen 18 und 49, 66 zwischen 50 und 64 und 75 Einwohner waren älter.[17] Die Einwohner lebten in 126 Haushalten. Davon waren 21 Singlehaushalte, 36 Paare ohne Kinder und 54 Paare mit Kindern, sowie 12 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 18 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 75 Haushaltungen keine.[17]

Religionszugehörigkeit

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• 1829: 174 lutheranische (= 89,30 %) und 3 katholische (= 1,70 %) Einwohner[7]
• 1961: 235 evangelische (= 95,53 %), 10 katholische (= 4,07 %) Einwohner[1]

Für Billings besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Billings) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[10] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Seit den Kommunalwahlen 2016 gehören ihm ein Mitglied der SPD, ein Mitglied der CDU, zwei Mitglieder der FWF[18] und ein parteiloses Mitglied an. Ortsvorsteher ist Gerhard Beckhausen (parteilos).[19]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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  • Die 1967 eingeweihte evangelische Schneckenkapelle ist ein Betonbau in schneckenhausähnlicher Form.
  • Das heute in Privatbesitz befindliche Schulhaus ist sehenswert.
  • Im Ort gibt es ein Bürgerhaus aus den 1970er Jahren, einen Spielplatz und in einem alten Steinbruch einen Bergsee.

Natur und Schutzgebiete

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In den Gemarkungen von Billings und Niedernhausen ist die Talaue von Fischbach und Messbach als Natura2000-Gebiet „Herrensee von Niedernhausen“ (FFH-Gebiet 6218-305) geschützt.[20]

Regelmäßige Veranstaltungen

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  • 1. Mai: Grillfest der Freiwilligen Feuerwehr Billings
  • 3. Wochenende im August: Feier der Kerb (Kirchweih) mit Kerbeumzug, Kerbered und Live-Musik
Commons: Billings – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
  4. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Lichtenberg) und Verwaltung.
  5. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  7. Am 31. Dezember 1971 als Ortsbezirk zur neuen Gemeinde Fischbachtal.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Billings, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 17. April 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Zahlen & Fakten. Gemeinde Fischbachtal, abgerufen am 25. Oktober 2024.
  3. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 123 (Online in der HathiTrust digital library).
  4. Wilhelm Müller: Hessisches Ortsnamensbuch: Starkenburg. Hrsg.: Historische Kommission für den Volksstaat Hessen. Band 1. Selbstverlag, Darmstadt 1937, OCLC 614375103, S. 727.
  5. Ferdinand Dieffenbach: Das Großherzogthum Hessen in Vergangenheit und Gegenwart. Literarische Anstalt, Darmstadt 1877, S. 254 (online bei Google Books).
  6. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 118 (Online in der HathiTrust digital library).
  7. a b c Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, OCLC 312528080, S. 20 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Gemeindegebietsreform Hessen; Zusammenschlüsse und Eingliederung von Gemeinden vom 29. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 3, S. 84 ff., Punkt 94, Abs. 71 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0 MB]).
  9. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC 180532844, S. 228.
  10. a b Hauptsatzung. (PDF; 237 kB) §; 5. In: Webauftritt. Gemeinde Fischbachtal, abgerufen im Juli 2019.
  11. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  12. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC 894925483, S. 43 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. a b Verzeichnis der Ämter, Orte, Häuser, Einwohnerzahl. (1806)HStAD Bestand E 8 A Nr. 352/4. In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 6. Februar 1806.
  14. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  15. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 124 (Online in der HathiTrust digital library).
  16. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 14 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  17. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 12 und 68, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. August 2021;.
  18. Freie Wählergemeinschaft Fischbachtal. Webauftritt. In: fwf-fischbachtal.de. Abgerufen im November 2019.
  19. Ortsbeiräte. In: Webauftritt. Gemeinde Fischbachtal, abgerufen im November 2019.
  20. Thomas Rusche: Maßnahmenplan FFH-Gebiet „Herrensee von Niedernhausen“. PDF. Regierungspräsidium Darmstadt, 8. April 2010, abgerufen am 7. Mai 2021.