Carsten Stahl

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Carsten Stahl (* 30. Oktober 1972 in West-Berlin)[1] ist ein deutscher Gewaltpräventionsberater sowie Laienschauspieler.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach eigenen Angaben wuchs Stahl in den 1970er Jahren in Berlin-Neukölln auf. Weil er als Kind unsportlich war, sei er zum Mobbingopfer von Mitschülern geworden. Den Erwachsenen habe er wirksame Gegenmaßnahmen nicht zugetraut, erzählte ihnen also jahrelang nichts davon.[2] Erst als Jugendlicher habe er sich dem Sport zugewandt, erst Fußball und Tennis, später Kraftsport, und sich durch Zurückschlagen „Respekt verschafft“. Als Anführer einer kriminellen Neuköllner Gang habe er nach der Schulzeit viele Jahre seinen Lebensunterhalt verdient, offiziell als Fitnesstrainer. Er habe in 20 Jahren Kampfsportpraxis den Schwarzen Gürtel (1. DAN) in All Style Karate sowie fortgeschrittenes Leistungslevel in Mixed Martial Arts und Krav Maga erworben. Als er und seine damalige Freundin Kinder bekamen, habe er sich 2007 aus seinen „Halbweltverstrickungen“ herausgekauft und dann einige Jahre als Türsteher und Personenschützer gearbeitet.[3]

Über eine kleine Rolle bei RTL II nahm er an einem Casting teil und erhielt die Hauptrolle in der Serie „Privatdetektive im Einsatz“. Den stark tätowierten, muskelbetonten Chef einer Detektei verkörperte er von 2011 bis 2014 in insgesamt 289 Serienfolgen.[4]

Stahl sprach nach eigenen Angaben mit dem Schuldirektor seines fünfjährigen Sohnes, nachdem dieser in der Schule verprügelt worden war. Der Schulleiter habe den Fall verharmlost und nichts ernsthaft unternehmen wollen.[5] 2014 gründete er daraufhin die Bürgerinitiative Stoppt Mobbing!, um Berliner Schulrektoren anzubieten, mit Schulklassen über Gewalt im Alltag, Drogen, Diskriminierung und kriminelles Verhalten zu sprechen. Stahl gründete mit anderen den Trägerverein „Camp Stahl“ e. V. und wurde bundesländerübergreifend tätig.

Über das Bundesprogramm Demokratie leben! wurde nach lokaler Förderentscheidung in Erfurt die Einladung des Antimobbing-Trainers Stahl für sein jeweils mehrstündiges Gewaltpräventions-Programm mit Schülern und Lehrern aus Bundesmitteln mitfinanziert.[6]

Mitte April 2018 begann die Reality-TV-Serie „Stahl: hart gegen Mobbing“ auf RTL 2 mit Stahl, in der er wöchentlich eine Schule besucht.[7]

Es wurden auch lokale Mobbing-Präventions-Stützpunkte gegründet.[8]

Stahl lebt mit seiner Familie in Berlin.

Kontroverse um Stahls Methoden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Methoden von Stahl sind umstritten. Die Neuköllner SPD-Kommunalpolitikerin Mirjam Blumenthal schrieb auf Facebook, Stahl wende „verbale und psychische Erniedrigungen an“, und dass er „Schüler*innen Waffen an den Hals hält“, was Stahl bestritt.[9] Schulpsychologen der Stadt Düsseldorf äußerten die Bedenken, dass er die Betroffenen lediglich emotionalisiere, ihnen aber keine nachhaltigen Konzepte oder Strategien zum dauerhaften Umgang mit den Problemen anbiete. Wegen der fehlenden Nachhaltigkeit seines Konzepts sowie der zu vermutenden Belastungsrisiken für die Betroffenen werde das „Camp Stahl“ weder gefördert noch den Schulen in Düsseldorf empfohlen.[10] Der Neuköllner Jugendhilfe-Ausschuss entschied im März 2019, nicht mit Stahls Anti-Mobbing-Projekt zusammenzuarbeiten.[9] Der Standard beschrieb Stahl in einem Artikel als „etwas pathetischer Motivationsguru mit rauer Street-Credibility“, das von ihm begründete „Bündnis Kinderschutz“ verletze durch seine Öffentlichkeitsarbeit den Opferschutz und trage zu Deanonymisierung und Retraumatisierung bei.[11]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab April 2021 war Stahl Mitglied der Freien Wähler Berlin. Bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus am 26. September 2021 kandidierte er auf der vom früheren FDP-Politiker Marcel Luthe angeführten Landesliste auf Platz vier.[12] Als die Partei für eine Covid-Impfpflicht eintrat, verließ Stahl die Freien Wähler 2022 wieder.

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Carsten Stahl privat:SO wurde der Muskelmann zum Kämpfer gegen Mobbing. Abgerufen am 30. März 2022.
  2. Mobbing an Schulen „Dann brennt bald die ganze Bude“, Spiegel Online vom 13. Juni 2018, abgerufen 10 September 2018
  3. Carsten Stahl Kurzbiografie, Buchszene, abgerufen am 10. September 2018
  4. «Privatdetektive im Einsatz» siehe Fotomittelpunkt, Quotenmeter.de, Quotencheck, 7. April 2016, abgerufen am 10. September 2018
  5. „Mobbing zerstört die Seele“: Carsten Stahl ging durch die Hölle, dann änderte er sein Leben radikal. In: Neon. 17. Mai 2018, abgerufen am 10. September 2018.
  6. „Stoppt Mobbing!“-Kampagne an Erfurter Schule, Thüringische Landeszeitung vom 7. September 2018, abgerufen am 10. September 2018
  7. RTL II: 'Stahlharte' Verluste für neue Mobbing-Sendung, Quotenmeter vom 17. April 2018, abgerufen 10 September 2018
  8. Ein Zeichen gegen Mobbing und Gewalt in Oberhausen setzen, WAZ vom 10. Juli 2018, abgerufen 10 September 2018
  9. a b Julius Betschka, Nina Breher und Madlen Haarbach: Streit über Anti-Mobbing-Trainer Carsten Stahl eskaliert. tagesspiegel.de, 10. November 2019, abgerufen am 19. November 2019.
  10. Julia Schaaf: Kampf gegen Mobbing: „Ich bin einer von euch!“ F.A.S., abgerufen am 11. November 2019.
  11. "Bündnis Kinderschutz": Wer hinter den Missbrauchsjägern steckt. In: Der Standard. Abgerufen am 6. April 2023 (österreichisches Deutsch).
  12. Werner van Berber: Ex-FDP-Politiker Marcel Luthe tritt für die Freien Wähler an. In: Der Tagesspiegel Online. 17. April 2021, abgerufen am 18. April 2021 (deutsch).