Christian Ude
Christian Ude (* 26. Oktober 1947 in München) ist ein deutscher Politiker (SPD) und seit 1993 Oberbürgermeister der bayerischen Landeshauptstadt München.
Karriere bis 1993
Nach seinem Abitur war er Volontär und Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung und absolvierte ab 1969 ein Studium der Rechtswissenschaften. Von 1972 bis 1978 war er als ehrenamtlicher Pressesprecher der Münchner SPD tätig. Nach der zweiten juristischen Staatsprüfung in München, die er mit Prädikat bestand, ließ Ude sich von 1978 bis 1990 als selbständiger Rechtsanwalt nieder. 1983 heiratete er die SPD-Stadträtin Edith von Welser-Ude (* 12. Januar 1939 in Kiel), welche von 1978 bis 1990 dem Münchner Stadtrat angehörte. Bei den Kommunalwahlen im März 1990 wurde Christian Ude in den Münchner Stadtrat und am 2. Mai 1990 durch diesen zum Zweiten Bürgermeister Münchens gewählt.
Oberbürgermeister der Stadt München
Am 12. September 1993 wurde er Oberbürgermeister der Stadt München und Nachfolger von Georg Kronawitter. Dreimal wurde er wiedergewählt, am 13. Juni 1999 mit 61,2 % aller Stimmen, am 3. März 2002 mit 64,5 % und am 2. März 2008 mit 66,8 %.[1] Nachdem Ude für die Wahl im März 2008 eine Kandidatur für eine vierte Amtszeit zunächst ausgeschlossen hatte, änderte er seine Meinung später und wurde im November 2007 offiziell von seiner Partei als Oberbürgermeister-Kandidat nominiert. Die gesetzliche Altersgrenze schließt eine neuerliche Kandidatur im Jahre 2014 aus.
Ude ist ein vehementer Verfechter der kommunalen Selbstständigkeit. Am 2. Juni 2005 wurde er in Berlin als Nachfolger der Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) zum neuen Präsidenten des Deutschen Städtetages gewählt und am 24. Mai 2007 in diesem Amt bestätigt. In dieser Funktion setzte er sich insbesondere für eine andere Finanzverteilung zwischen Bund, Ländern und Kommunen ein. Am 14. Mai 2009 wurde Ude in Bochum wiederum von Petra Roth im Präsidentenamt abgelöst und übernahm das Amt des Vizepräsidenten. Am 5. Mai 2011 wurde er in Stuttgart erneut zum Präsidenten des Deutschen Städtetages gewählt und Petra Roth übernahm wieder das Amt des Vizepräsidenten.
Sonstiges
Neben seiner Tätigkeit als Oberbürgermeister ist Ude zeitweise auch als Buchautor und Kabarettist tätig. Regelmäßig schreibt er Kolumnen in der Münchner Boulevardzeitung Abendzeitung. Außerdem ist er Mitglied des Sportvereins TSV 1860 München und saß 13 Jahre lang bis 2009 in dessen Aufsichtsrat.[2] Ude gehört zu den rund 4.000 Mitgliedern des Münchner Vereins gegen betrügerisches Einschenken (VGBE). In der Disney-Produktion Himmel und Huhn lieh er dem Bürgermeister von Oakey Oaks seine Stimme.
Außerdem ist er bekennender Gegner des inzwischen gescheiterten Transrapids zum Flughafen München Franz Josef Strauß im Erdinger Moos und befürwortet dagegen eine Express-S-Bahn, deren Realisierung nun jedoch weitgehend offen ist. Dadurch könnten einige Vororte Münchens besser erschlossen werden. Ude ist Mitglied des Aufsichtsrates der Münchner Verkehrsgesellschaft sowie der Münchener Volkshochschule.[3]
Trotz seiner großen Popularität und der Unterstützung durch die Stadtratsmehrheit konnte Ude seinen Standpunkt bei mehreren Bürgerentscheiden nicht durchsetzen. Im Juni 1996 wurde das Bürgerbegehren „Drei Tunnels braucht der Ring“ im Bürgerentscheid bestätigt. Im Jahre 2003 verlor Ude gegen seinen Vorgänger als Oberbürgermeister, Georg Kronawitter, in der Debatte um Hochhäuser in München. Eine knappe Mehrheit der Münchner stimmte im Bürgerentscheid dafür, dass kein neues Gebäude auch außerhalb des Mittleren Rings höher als die Frauenkirche sein darf, wodurch einige Bauprojekte, wie zum Beispiel die neue Zentrale des Süddeutschen Verlags, verworfen oder niedriger realisiert werden mussten.
Seit 2004 ist er Gastprofessor der Nankai-Universität in der chinesischen Stadt Tianjin. Im Oktober 2009 wurde ihm von der Tongji-Universität in Shanghai der Titel eines „Beratenden Professors“ verliehen.[4]
Am 20. November 2007 betonte [5] Ude auf einer Unterstützungsversammlung der Rosa Liste München vor der Wahl: „Nehmen Sie bitte zur Kenntnis, dass Sie es mit einem bekennenden und praktizierenden Hetero zu tun haben – und das ist auch gut so.“[6] Hintergrund der Anspielung auf ein Zitat seines Berliner Kollegen Wowereit waren langanhaltende Spekulationen über eine mögliche Homosexualität, die laut Edith von Welser-Ude zuvor instrumentalisiert wurden.
Christian Ude ist Verfechter des Verbleibs der kommunalen Wasserversorgung in öffentlicher Hand.[7]
Im August 2011 wurde bekannt, dass Christian Ude sich bei der Landtagswahl 2013 als Spitzenkandidat der SPD aufstellen lassen und gegen den amtierenden Ministerpräsidenten Seehofer antreten will.[8][9][10][11][12]
Auszeichnungen
- 1988: Münchner Großstadtpreis „Die Löwenpfote“ für den Einsatz gegen Entmieter und Wohnungsspekulanten
- 1998: Bundesverdienstkreuz
- 1999: Karl-Valentin-Orden
- 2001: Ehrenbürger der Insel Mykonos in Griechenland
- 2001: Bayerischer Poetentaler
- 2002: Medaille München leuchtet (für besondere Verdienste um München)
- 2004: Bayerischer Verdienstorden
- 2005: Ehrenbürger der Stadt Pülümür in Ostanatolien/Türkei
- 2006: best-for-bike: Fahrradfreundlichste Persönlichkeit (gestiftet vom VSF e. V.) [13]
- 2006: Sigi-Sommer-Taler Kunstpreis
- 2007: Großoffizier des Verdienstordens der Italienischen Republik[14]
- 2009: Beratender Professor Tongji-Universität, Shanghai
- 2009: Goldener Schienennagel der Aktion Münchner Fahrgäste [15]
- 2010: Heckerhut des SPD Kreisverbandes Konstanz[16]
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Wege aus der Wohnungsnot. München 1990.
- Meine verfrühten Memoiren. München 1993.
- Chefsache. München 1999.
- Ich baue ein Stadion und andere Heldensagen. München 2004.
- mit Peter Gauweiler: Briefwechsel. Prinzedition im Keyser Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-86886-016-0
- mit Peter Gauweiler: Briefwechsel zwei. Prinzedition im Keyser Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86886-017-7
Literatur
- Asta Scheib: Christian Ude. Portrait zur Reihe MünchenPortrait im MünchenVerlag, München 2007, ISBN 978-3-937090-22-1
Quellen
- ↑ http://www.muenchen.de/Rathaus/kommunalwahl/ob_wahl/220403/index.html
- ↑ Süddeutsche Zeitung: Schnell zurück ins Grünwalder Stadion
- ↑ http://www.mvhs.de/5.3/mvhs.de/Gremien--1912.htm
- ↑ Christian Ude. muenchen.de, abgerufen am 6. Januar 2010.
- ↑ Max Hägler: München kriegt sein Outing – Oberbürgermeister liebt seine Frau, taz, 24. November 2007
- ↑ dpa/ade: ddp-Zitate der Woche vom 16. November bis 23. November 2007, ad-hoc-news.de, 23. November 2007
- ↑ http://www.christian-ude.de/show/1945621.html
- ↑ Der Messias will es wissen, Süddeutsche Zeitung, 09. August 2011, abgerufen am 11. August 2011
- ↑ Christian Ude: Vom Oberbürgermeister zum Hoffnungsträger der Partei, Augsburger Allgemeine, 11. August 2011, abgerufen am 11. August 2011
- ↑ Hoffen auf den bayerischen Kretschmann, Süddeutsche Zeitung, 11. August 2011, abgerufen am 11. August 2011
- ↑ Erstmals echte Konkurrenz für Seehofer, Welt Online, 11. August 2011, abgerufen am 11. August 2011
- ↑ Ein zweiter Frühling für Christian Ude, Berliner Morgenpost, 11. August 2011, abgerufen am 11. August 2011
- ↑ Verbund selbstverwalteter Fahrradbetriebe e.V. VSF
- ↑ http://www.christian-ude.de/persoenlich/ehrungen/index.html
- ↑ http://www.fahrgaeste.de/kalender.php?fontsize=3
- ↑ SPD Kreisverband Konstanz: Kein ABC-Schütze der Politik, www.spd-kreis-konstanz.de, 6. April 2010, abgerufen am 13. Mai 2010
Weblinks
- Literatur von und über Christian Ude im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Offizielle Seite von Christian Ude
- Deutscher Städtetag Biografie
Personendaten | |
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NAME | Ude, Christian |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (SPD) |
GEBURTSDATUM | 26. Oktober 1947 |
GEBURTSORT | München |