Coloni C4B

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Coloni C4B
Coloni C4B
in der Lackierung vom Großen Preis von Südafrika 1992

Coloni C4B
in der Lackierung vom Großen Preis von Südafrika 1992

Konstrukteur: Italien Coloni
Designer: Christian Vanderpleyn
Paul Burgess
Vorgänger: Coloni C4
Nachfolger: Andrea Moda S921
Technische Spezifikationen
Motor: Judd GV V10
Reifen: Goodyear
Benzin: Agip
Statistik
Fahrer: 34. Italien Alex Caffi
35. Italien Enrico Bertaggia
Starts Siege Poles SR
WM-Punkte:
Podestplätze:
Führungsrunden:

Der Coloni C4B war ein Formel-1-Rennwagen des italienischen Motorsportteams Andrea Moda Formula, der 1992 zu einem Großen Preis gemeldet wurde, am Rennen aber nicht teilnahm.

Der Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der C4B basierte auf dem 1991 von Coloni eingesetzten Rennwagen Coloni C4.

Im Herbst 1991 hatte der Teambesitzer Enzo Coloni Teile seines seit 1987 in der Formel 1 engagierten Rennstalls an den italienischen Schuhfabrikanten Andrea Sassetti verkauft. Sassetti übernahm unter anderem die Ausrüstung des Teams sowie den Coloni C4, der 1991 infolge wiederholter Nichtqualifikationen bzw. technischer Defekte an keinem einzigen Rennen teilgenommen hatte. Mit diesem Material baute er seinen eigenen Rennstall Andrea Moda Formula auf, der anstelle von Coloni 1992 an der Formel-1-Weltmeisterschaft teilnehmen sollte.

Ob Andrea Moda anfänglich geplant hatte, die gesamte Saison 1992 mit dem C4B zu bestreiten, ist unklar. Einzelne zeitgenössische Quellen bezeichneten den C4B bereits vor dem Beginn der Saison als bloßes Interimsauto, dessen Ablösung durch eine neuere Konstruktion bevorstand;[1] Andere gehen davon aus, dass sich Sassetti erst nach dem Ausschluss des Teams in Kyalami erstmals um ein Nachfolgemodell bemühte.[2]

Die Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die Saison 1992 wurde der auf einer Konstruktion von 1989 basierende Coloni C4 im Bereich der Antriebstechnik überarbeitet. Während das Chassis und die Aufhängung unverändert übernommen wurden, installierten die Andrea-Moda-Techniker unter der Leitung von Paul Burgess[3] einen Zehnzylindermotor vom Typ Judd GV im Heck des Autos. Es handelte sich um ein gebrauchtes Triebwerk, das 1991 von BMS Scuderia Italia im Dallara 191 verwendet worden war. Von Dallara übernahm Andrea Moda auch die Hinterradaufhängung sowie das Getriebe; beides wurde mit dem alten Coloni-Chassis verbunden.[3]

Renneinsatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Andrea Moda Formula meldete zwei Coloni C4B zum Großen Preis von Südafrika für Enrico Bertaggia und Alex Caffi. Ob tatsächlich zwei Fahrzeuge hergestellt wurden, ist zweifelhaft, da auch von der technischen Basis – dem Coloni C4 – nur ein Exemplar existierte. Abbildungen zeigen regelmäßig nur ein Fahrzeug mit der Startnummer 34.[4]

Alex Caffi bewegte seinen C4B am Donnerstag vor dem Großen Preis von Südafrika auf der Rennstrecke von Kyalami. Anlass waren einige Akklimatisationsrunden, die notwendig waren, damit die Piloten den seit einigen Jahren nicht mehr benutzten Kurs vor dem Beginn der Vorqualifikation kennenlernen konnten. Hier entstanden die einzigen Fotografien des C4B. Caffi fuhr nur wenige Runden, bevor das Auto mit einem technischen Defekt zum Stillstand kam. Es wurde nicht für Bertaggia hergerichtet; Bertaggia ging auch nicht mit einem eigenen Auto auf die Rundstrecke.

Nach Abschluss dieser Akklimatisationsrunden wurde Andrea Moda von der Teilnahme am Rennen ausgeschlossen. Anlass hierfür waren Streitigkeiten über die Notwendigkeit einer Kaution sowie die damit verbundene Frage, ob Andrea Moda als neues Team anzusehen sei und ein selbst konstruiertes Auto – statt eines bereits verwendeten Fremdfahrzeugs – einsetzen musste.[5] Angesichts des Ausschlusses nahm Andrea Moda an der Vorqualifikation zum Großen Preis von Südafrika nicht mehr teil. Der C4B wurde zu keinem weiteren Großen Preis gemeldet. Das Team setzte sein Formel-1-Engagement ab dem Großen Preis von Brasilien mit dem bei Simtek konstruierten Andrea Moda S921 fort.

Verbleib des Fahrzeugs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der C4B wurde in den folgenden Jahren von privaten Sammlern übernommen. Sie bauten das Auto auf die C4-Spezifikation zurück. Heute wird das Auto gelegentlich mit Cosworth-Motor in der Lackierung des Jahres 1991 öffentlich gezeigt und bei historischen Motorsportveranstaltungen gefahren. Zuletzt erschien es 2012 in Zandvoort unter Jan Lammers.[6]

Rennergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Coloni C4B Judd V10

Fahrer Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Punkte Rang
Formel-1-Saison 1992 0
Italien Alex Caffi 34 EX
Italien Enrico Bertaggia 35 EX
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
  keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Buchkalter, Patrice und Galeron, Jean Francois: „Formula 1 – a complete guide to 1992“, Surrèsnes (Taillandrier) 1992, ISBN 2-87636-107-8
  • Adriano Cimarosti: Das Jahrhundert des Rennsports, Stuttgart 1997, ISBN 3-613-01848-9
  • Alan Henry: Autocourse 1992/93, London 1992 (Hazleton Securities Ltd.), ISBN 0-905138-96-1.
  • David Hodges: A–Z of Grand Prix Cars 1906–2001, 2001 (Crowood Press), ISBN 1-86126-339-2 (englisch)
  • David Hodges: Rennwagen von A–Z nach 1945, Stuttgart 1993, ISBN 3-613-01477-7
  • Pierre Ménard: La Grande Encyclopédie de la Formule 1, 2. Auflage, St. Sulpice, 2000, ISBN 2-940125-45-7 (französisch)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Motorsport Aktuell, Heft 12/1992, S. 5.
  2. Alan Henry: Autocourse 1992/93, London 1992 (Hazleton Securities Ltd.), ISBN 0-905138-96-1, S. 118.
  3. a b Burchkalter, Galeron: Formula 1 – a complete guide to 1992, S. 120.
  4. Archivierte Kopie (Memento vom 28. März 2007 im Internet Archive) Abbildungen des Coloni C4B beim Großen Preis von Südafrika.
  5. Dazu Henry: Autocourse 1992/93, S. 88.
  6. Abbildung des Coloni C4-Ford mit Jan Lammers in Zandvoort 2012 (abgerufen am 12. Juni 2014).