Cramm

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Stammwappen derer von Cramm

Die Herren und Freiherren von Cramm sind ein altes niedersächsisches Uradelsgeschlecht.

Geschichte

Um 815 soll Aßwin von Cramm zusammen mit dem karolingischen Kaiser Ludwig I. als Erster der Familie in die Gegend des Stifts Hildesheim gekommen und dort von ihm mit Gütern beliehen worden sein.[1] Diese These ist umstritten und wegen der dünnen Dokumentenlage dieser Zeit bisher nicht nachweisbar. Auch eine Herkunft der Familie von der Burg Cramme im gleichnamigen Ort im heutigen Landkreis Wolfenbüttel wird vermutet. Ob die Familie dem Ort den Namen gab oder umgekehrt, ist nicht abschließend geklärt.

Klara von Cramm (⚭ Johann VIII. von der Asseburg) mit ihren Töchtern, 16. Jh.

Das Geschlecht ist erstmals im Jahr 1150 mit Theodoricus de Crammen (Dietrich von Cramm) urkundlich belegt.[2] Allerdings taucht der Name von Cramm auch schon früher auf, so ist zum Beispiel eine Beka von Cramm als Ehefrau des Aschwin von Steinberg bereits 1127 dokumentiert.[3] Die Cramm waren ein begütertes Rittergeschlecht und angesehene Lehnsnehmer bei den geistlichen und weltlichen Herrschern der Region des heutigen Südost-Niedersachsens. Im Mittelalter waren viele Abkömmlinge Ritter oder Ministeriale.

Schon sehr früh in ihrer Geschichte hatte die Familie hohe Positionen an den niedersächsischen Höfen inne. Ab 1250 stellten sie mehrmals, und ab 1656 durchgehend die Erbkämmerer und ab 1746 zusätzlich die Erbschenken im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg sowie von 1294 bis 1589 die Erbschenken des Hochstifts Hildesheim.[4][5][6] Der Aufstieg der ministerialen Familie lässt sich auch mit der frühen Einheirat von edelfreien und dynastischen Geschlechtern wie den Dorstadt und Dannenberg erklären.[7][8] In späteren Jahrhunderten dienten Familienangehörige den Welfenherzögen- und königen zudem als Generäle, Kammerherren und Minister.

Der Freiherrenstand der Familie wurde zu verschiedenen Zeiten anerkannt, dokumentarisch gesichert ist ein Reichsfreiherren-Diplom aus dem 18. Jh. des römisch-deutschen Kaisers Joseph II.[9]

Bekannte Namensträger

Asche von Cramm, gezeichnet von Lucas Cranach dem Älteren
Gottfried von Cramm während den Australian Championships 1937
Adalbert von Cramm (1818–1851), seine Ehefrau Mechtilde (geb. Gräfin von Veltheim ) und seine Kinder vor Schloss Oelber, um 1850
Grabplatte Heinrichs von Cramm an der Kirche St. Anna in Oelber am weißen Wege
Urkunde von Gottfried von Cramm aus dem Jahre 1696

Wappen

Die Wappen der Uradelsfamilie von Cramm zeigen zeittypisch einen gelehnten Schild und den Helm (Topfhelm) vielfach in Seitenansicht.

Blasonierung des Stammwappens: „In Rot drei (2:1) silberne Lilien. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken eine mit drei natürlichen Pfauenfedern bestückte, je von einer silbernen Lilie beseitete konische rote Säule.“

Blasonierung des Ritterlichen Wappens: „In Rot drei silberne Lilien (2:1) gestellt. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein silberner offener Flug mit silbern-roten Saxen.“

Blasonierung des Bürgerlichen Wappens: „In Silber drei rote Lilien (2:1) gestellt. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein roter offener Flug mit rot-silbernen Saxen.“

Besitzungen

Die Adelsfamilie war seit dem 13. Jahrhundert Mitbesitzer (neben den Herren von Bortfeld) und ab dem 17. Jahrhundert Alleineigentümer ihres Stammsitzes, des Schlosses Oelber in Oelber am weißen Wege, einem Ortsteil von Baddeckenstedt in Niedersachsen. Zudem baute die Familie im Laufe der Jahrhunderte die Schlösser Sambleben und Volkersheim, sowie das Rittergut Lesse auf ihrem Grundbesitz. Die Familie übte an diesen Standorten Gerichtsbarkeit aus und verfügte über zahlreiche Kirchenpatronate. 1569 erhielt Burkhard VI., Statthalter und enger Berater von Landgraf Philipp I. von Hessen, das säkularisierte Kloster Lippoldsberg für seine Verdienste.[10] Das, von der eng verwandten, aber ausgestorbenen Familie von Kniestedt erbaute Schloss Burgdorf wurde 1845 hinzugekauft.

Sambleben und Volkersheim gingen über den Erbweg aus der Familie. Das Rittergut Lesse, Schloss Burgdorf sowie die Meierhöfe in Linden, Kirchhorst und Lippoldsberg wurden verkauft. Mit Nahrstedt[11] und Insel konnten noch zwei spät erworbene Rittergüter bis 1945 bei Stendal betrieben werden, wurden aber durch die Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) enteignet.

Durch die Heirat von Burghard von Cramm 1905 mit Jutta Gräfin von Steinberg, der Letzten und Universalerbin ihres Geschlechts aus altem hildesheimischem Stiftsadel, fielen die umfangreichen Besitzungen dieser Familie an die Cramms, darunter Brüggen und Bodenburg. Nach dem Zweiten Weltkrieg teilten ihre 7 Söhne den Grundbesitz untereinander auf, da eine Bodenreform mit Enteignung befürchtet wurde; dazu zählten namentlich Schloss Brüggen und die Rittergüter Oelber, Bodenburg, Harbarnsen und Wispenstein (die beiden letzteren wurden später verkauft). Das erst 1906 erworbene Schloss Nettlingen war bereits vor dem Krieg wieder veräußert worden. Oelber, Brüggen und Bodenburg werden bis heute von Mitgliedern der Familie bewohnt und mit erheblichem Aufwand erhalten.

Sonstiges

Bekannt ist der Name „von Cramm“ auch durch die Weizenkorn-Marke „von Cramm Weizenbrand“, die es aber nicht mehr gibt. Er wurde seit 1750 auf dem Gut in Harbarnsen, ein Gemeindeteil von Lamspringe, hergestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich die von Crammsche Brennerei zu einer der führenden Kornbrennereien Niedersachsens. Die „Marke Steinbock“ umfasste drei Abfüllungen, den goldgelben 43er (43 Vol.-% Alkohol) in der mit Bast umwickelten Flasche, den 38er und den gemeinhin „Kutscherschluck“ genannten 32er Doppelkorn. Ab 1984 wurde nur noch Rohalkohol hergestellt und Vertrieb sowie das Brennrecht an das Unternehmen Dethleffsen in Flensburg abgegeben. Später wurde der Betrieb in Harbarnsen komplett aufgegeben.

Literatur

Commons: Cramm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Allgemeines Teutsches Adels-Lexicon darinn von den alten u. neuen Gräflich-Freyherrlichen- und Adelichen Familien ihrem Alterthum, Ursprunge, Vertheilungen in unterschiedene Häuser, Verwandtschaften und denen daraus entprossenen berühmstesten Personen gehandelt wird, Des ersten Bandes erster Theil. Hrsg. Johann Wilhelm Franz Freyhernn von Krohne. Johann Daniel August Fuchs. Lübeck, 1774, Sp. 160 (google.de [abgerufen am 20. Januar 2023]).
  2. Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt, Band I, Nr. 344
  3. Stammlinie der von Steinberg. Abgerufen am 7. April 2022.
  4. PFARRGEMEINDE ST. Abgerufen am 15. April 2021.
  5. NLA WO 205 N - Arcinsys Detailseite. Abgerufen am 13. April 2021.
  6. Johann Christian von Hellbach, Fürstl. Schwarzb. Sondersh. Hofraths” Adels-Lexicon oder Handbuch. A bis K: 1. Bernhard Friedrich Voigt, Ilmenau. 1825 (google.de [abgerufen am 14. Februar 2022]).
  7. Family Group Sheet for Siegfried von Cramm / Adelheid von Dorstadt (F219746) m. Bef 12 Apr 1320 : Geneagraphie - Families all over the world. Abgerufen am 9. März 2023.
  8. Family tree of Raugburgis (Dangbergis) N.N. Abgerufen am 9. März 2023 (englisch).
  9. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser auf das Jahr 1859. Freiherrliche Häuser nach alphabetischer Ordnung. In: "Der Gotha". 9. Auflage. Cramm, Genealogie. Justus Perthes, Gotha 7. Oktober 1858, S. 125–127 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 27. Oktober 2022]).
  10. Johann Friedrich Gauhe: Des Heil. Röm. Reichs Genealogisch-Historisches Adels-Lexicon: Darinnen die älteste und ansehnlichste adeliche, freyherrliche und gräfliche Familien nach ihrem Alterthum, Ursprunge, Vertheilungen in unterschiedene Häuser [et]c. nebst den Leben derer daraus entsprossenen berühmtesten Personen, insonderheit Staats-Minister ... mit bewährten Zeugnissen vorgestellet werden .... 1,1. Gleditsch, 1740 (google.de [abgerufen am 25. April 2023]).
  11. Oskar Köhler, Gustav Wesche, H. Krahmer: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, Band V, Provinz Sachsen. 1922. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter und Güter von ungefähr 20 ha herab mit Angabe der Gutseigenschaft, des Grundsteuerertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. In: Mit Unterstützung der Landwirtschaftskammer zu Halle a. S. (Hrsg.): Verzeichnis der für die Landwirtschaft wichtigen Behörden und Körperschaften. 3. Auflage. V der Reihe von Paul Niekammer, Regierungsbezirk. Kreis Stendal. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1922, S. 84–85 (slub-dresden.de [abgerufen am 27. Oktober 2022]).
  12. Herrenhaus Sambleben in Schöppenstedt-Sambleben. Alle Burgen.de. Abgerufen am 27. Oktober 2022.