Dümmer

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Dümmer
Blick über den Dümmer (vom Windsurfer-Einstieg in Hüde)
Geographische Lage Deutschland, Niedersachsen, Landkreis Diepholz
Zuflüsse Hunte
Abfluss Arme der Hunte: Hunte, Lohne, Grawiede, Wätering, Omptedakanal
Orte am Ufer Lembruch, Hüde, Dümmerlohausen
Ufernaher Ort Lemförde, Damme, Diepholz
Daten
Koordinaten 52° 30′ 0″ N, 8° 20′ 0″ OKoordinaten: 52° 30′ 0″ N, 8° 20′ 0″ O
Fläche 13,5 km²dep1
Umfang etwa 20 kmdep1
Maximale Tiefe 1,50 m (2,00 m in den Häfen)
Mittlere Tiefe 1,00 m

Besonderheiten

fischreich; Funde von Resten
jungsteinzeitlicher Siedlung

Lage des Dümmers und Verlauf der Hunte
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Der Dümmer, fälschlich auch Dümmersee genannt, ist ein flacher See im Westen des norddeutschen Tieflandes in Niedersachsen (Deutschland). Er wird von der Hunte durchflossen.

Etymologie

Im Jahr 965 wird das Wort „diummeri“ erstmals urkundlich erwähnt. Vermutlich ist der Name „Dümmer“ aus den Bestandteilen „dummerig“ und „Meer“ zusammengesetzt. In Nordwestdeutschland ist „Meer“ die Bezeichnung für ein stilles Gewässer, aus und neben dem sich Moore bilden (vgl. auch die großen niedersächsischen Seen „Steinhuder Meer“ und „Zwischenahner Meer“); „dummerig“ bedeutet, auf Ackerland bezogen, im Westfälischen „feucht“ und „schattig“.

Möglicherweise besteht auch eine Beziehung zwischen dem Wort Dümmer und dem südniederländischen Wort „doom“ („Dampf“, „Nebel“).[1]

„Der Dümmersee: Diummeri … zu westfälisch dumm, feucht, dumpfig (von Land), norwegisch dumma, Unklarheit in der Luft, Nebelecke. Der zweite Teil ist meri, der Landsee.“

Hermann Jellinghaus[2]

Lage in der Landschaft

Blick vom Mordkuhlenberg ostwärts über die Dammer Berge auf den Dümmer

Der Dümmer liegt in der Dümmer-Geestniederung. Anderthalb Kilometer westlich des Dümmers beginnt der Anstieg der bis zu 145 m hohen Dammer Berge; um den See herum befinden sich Nieder- und Hochmoore der Diepholzer Moorniederung. Der Dümmer liegt im knapp 500 km² großen Naturpark Dümmer, in dem er neben den Dammer Bergen und dem Stemweder Berg das zentrale Landschaftselement ist.

Die Wasserfläche des Sees gehört vollständig zum Landkreis Diepholz, aber an seinem Westufer reicht der Landkreis Vechta bis ins Deichvorland. Bei Dümmerlohausen ist die Kreisgrenze nur wenige Meter von der Uferlinie entfernt. Im Südwesten neben der Hunte-Einmündung reicht ein Zipfel des Landkreises Osnabrück bis einen halben Kilometer vor dem See. Während der Kreis Diepholz seit 1585 (Grafschaft Diepholz) sowie 1582 (Grafschaft Hoya) zu Hannover gehört, war das Gebiet des Kreises Vechta jahrhundertelang Territorialbesitz des Bistums Münster und kam erst mit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 zu Oldenburg. Daher wird es zum Oldenburgischen Münsterland gerechnet.

Merkmale

Der Dümmer ist, nach dem Steinhuder Meer, der zweitgrößte See in Niedersachsen. Er bietet mit seiner Wasserfläche von rund 13,5 km² – die Fläche innerhalb des Ringdeiches einschließlich der Verlandungszonen beträgt 16 km² – und einer maximalen Wassertiefe von nur 1,50 m günstige Bade- und Wassersportmöglichkeiten. Der Flachsee mit entsprechend flachen Stränden am West- und am Ostufer ist von Nord nach Süd maximal 5 km lang und von West nach Ost maximal 3,4 km breit.

Der Wasserkörper wird von der Hunte durchflossen. Sie verlässt den See in mehreren Armen, deren größter nicht der „Hunte“, sondern der Lohne genannte Arm ist. Weitere Arme sind die Grawiede und – künstlich – Wätering, Dorflohne, Schoddenlohne und Omptedakanal. Erst 13  km nördlich des Sees und 3 km nördlich von Diepholz sind alle Huntearme wieder vereint.

Der fischreiche See, der auch Brut- und Rastplatz für Vögel ist, weist eine vielfältige Flora und Fauna auf. Deshalb stehen das West- und das Südufer des Sees sowie ein Streifen an seinem Ostufer weitgehend unter Naturschutz.[3]

→ siehe Hauptartikel Naturschutzgebiet Dümmer und Hohe Sieben

Blaualgen im Olgahafen bei heißem und windarmem Wetter

Obwohl der See durchschnittlich nur etwa einen Meter tief ist, halten recht wasserreiche Quellen und auch die Hunte seinen Wasserstand relativ konstant. Früher verursachten diese Zuflüsse in Verbindung mit starkem Niederschlag regelmäßig Überschwemmungen, so dass man in den 1940er Jahren damit begann, den See weiträumig einzudeichen. Hierfür wurden von 1941 bis 1945 in großem Umfang ausländische Zwangsarbeiter eingesetzt.[4] Die Eindeichung bewirkte, dass sich durch das Ausbleiben der jährlichen Überschwemmungen immer größere Algenbestände im See bildeten, die den meisten anderen Lebewesen den Sauerstoff entzogen. Der niedrige Wasserstand rührt von starker Verschlammung her, die ebenfalls eine Folge der Eindeichung ist. Mithilfe einiger Schleusen wurde es möglich, diese Hochwassereinbrüche künstlich zu steuern, ohne dabei allzu stark in die Natur einzugreifen. Dennoch leidet der Dümmer unter starkem Nährstoffeintrag aufgrund intensiver Landwirtschaft.

An den Ufern des Dümmer wurden Reste jungsteinzeitlicher Siedlungen gefunden.

Entstehung

Der Dümmer bildete sich vor etwa 12.000 Jahren und hat eine ähnliche Entstehungsgeschichte wie das Steinhuder Meer: Bisher hat man angenommen, dass der Dümmer eine Deflationswanne sei. Die umliegenden Sande (Dünen) reichen jedoch nicht aus, um die Genese als Deflationsmulde zu deuten. Man nimmt heute an, dass das Seebecken des Dümmer durch das Entstehen von Eislinsen während der Weichsel-Eiszeit geformt wurde. Die Vergletscherung dieser letzten Eiszeit reichte zwar nicht bis in diese Region, jedoch war die Landschaft periglazial geprägt, also als Kältesteppe ausgebildet. Zu dieser Eislinsen-Theorie ist man durch Untersuchungen des periglazialen Raumes in Kanada gelangt. Dieses Phänomen darf aber nicht mit den sogenannten Pingos verwechselt werden.

Dümmersanierung

Die Eindeichung des Dümmers zwischen 1939 und 1953 schuf die Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Entwicklung, in der Siedlung, Landwirtschaft und Gewerbe intensiviert werden konnten. Die neben dem Eindeichungsprojekt erfolgende Melioration der Niederung mit der Trockenlegung der Moore zwecks Intensivierung der Landwirtschaft, industriellem Torfabbau und Schaffung weiterer Nutzungsflächen hatte die Mineralisierung des Hochmoortorfes zur Folge. Die Mineralstoffe (Stickstoff aus Niedermooren und Phosphor aus Hochmooren) werden über die Entwässerungskanäle und die Hunte in den Dümmer eingeschwemmt und führen zur „Überdüngung“ des Sees. Hinzu kommt die Gülle-Belastung der Wiesen und Felder durch die Massentierhaltung im Landkreis Vechta. Durch die Moor-Mineralisierung und die Intensivlandwirtschaft wird der Dümmer jährlich etwa mit 30 Tonnen Phosphor belastet (2004).[4]

Der Preis dafür waren schwere Schäden im Naturhaushalt des Dümmers. Innerhalb weniger Jahre verschwanden Unterwasserpflanzen und Teichmuscheln, Röhricht und Binsen gingen zurück. Der Schlamm begann, den See zu ersticken. Jahrzehntelang bestand ein Interessenkonflikt zwischen Dümmer-Anrainern und Naturschützern. Noch heute werden im Landschaftsrahmenplan für den Landkreis Diepholz Landwirtschaft, Wasserwirtschaft und Tourismus ausdrücklich als „Gefährdungen“ des Landschaftsschutzgebietes Dümmer eingestuft.[5]

Bereits in den 1980er Jahren gab es erste Vorstöße zu einer Dümmersanierung. Es zeigte sich jedoch, dass Naturschutz am Dümmer politisch nur dort durchzusetzen war, wo die Öffentliche Hand die Flächen von den Grundeigentümern aufgekauft hatte.[6] Nachdem dies geschehen war, wurde im Jahr 2004 damit begonnen, das Konzept der Dümmersanierung in Angriff zu nehmen. Dieses Konzept sieht folgende Schwerpunkte vor:

  • Naturschutz: Dauerhafte Erhaltung der für den Naturschutz wertvollen Bereiche des Dümmers und der Dümmerniederung mit den naturraumspezifischen Pflanzen- und Tierarten; dazu gehört auch die Wiederherstellung von besonderen Biotopen, soweit diese erheblich beeinträchtigt oder zerstört sind.
  • Wasserwirtschaft: Erhaltung einer offenen Wasserfläche des Dümmers und die Verbesserung der Gewässergüte der Oberflächengewässer und des Grundwassers durch Verminderung der Nährstoffeinträge.
  • Landwirtschaft: Sicherung der Existenzen der betroffenen landwirtschaftlichen Betriebe unter Berücksichtigung einer an den Belangen von Naturschutz und Wasserwirtschaft orientierten Bodennutzung.
  • Erholung und Fremdenverkehr: Erhaltung des Dümmers und der Dümmerniederung als Erholungsraum.[7]

Naturschutz und Wasserwirtschaft

Brücke über die Hunte als Teil des Dümmer-Radrundwegs

Das West- und das Südufer des Dümmers und ein Landstreifen dahinter liegen im Naturschutzgebiet Dümmer.[8] Ein Streifen am Ostufer zwischen Hüde und Lembruch ist ebenfalls unter Naturschutz gestellt (Name des Naturschutzgebiets: Hohe Sieben). Die Zone zusammenhängender Naturschutzgebiete wird um Gebiete beiderseits der Hunte südlich und nördlich des Dümmers ergänzt (um die Naturschutzgebiete Westliche Dümmerniederung und Ochsenmoor). Im Interesse des Naturschutzes ist der Randrundweg um den Dümmer herum im Bereich der oberen Hunteüberquerung deutlich nach Süden verschwenkt.

Das Sanierungskonzept sieht vor, einerseits den Nährstoffeintrag über die Flüsse zu mindern, andererseits den Schlamm über mehrere Jahre abzusaugen. Zu diesem Zweck wurden die Kläranlagen im Dümmergebiet mit einer dritten Reinigungsstufe ausgestattet, und der Bornbach wurde umgeleitet. Die Entschlammung des Dümmers wird als Daueraufgabe in Angriff genommen.[9]

Eine Wiederherstellung der Selbstreinigungskräfte des Sees kann so aber noch nicht erreicht werden. Es fehlen Unterwasserpflanzen und Teichmuscheln, algenfressende Kleinkrebse und Bodentiere sowie Raubfische, die Friedfische in Schach halten. Das abgestorbene Schilf kann wegen des Deiches nicht aus dem See hinaus auf die Wiesen geschwemmt werden. Der über die Schleusen eingestellte Wasserstand – im Sommer hoch, im Winter niedrig – verhindert geradezu die Wiedereinbürgerung vieler Arten der ehemaligen Lebensgemeinschaft. Nur bei wenig Wasser im Sommer gelangen Licht bis auf den Seeboden und Luft in den Wurzelbereich des Röhrichts. Nur bei Hochwasser und Überschwemmung im Frühjahr können tote Pflanzenteile aus dem See hinausgelangen.[10]

Feuchtwiese in Dümmerlohausen

Die Gebiete westlich und südlich des Dümmers wurden in den Jahren 2002 bis 2007 wiedervernässt.[11] Im Rahmen dieser Wiedervernässung wurden rund 175 ha ehemaliger landwirtschaftlicher Nutzflächen erworben. Hierdurch wurde im EU-Vogelschutzgebiet „Dümmer“ eine Niedermoorfläche von zusammen 2500 ha Größe arrondiert. Das war eine wesentliche Voraussetzung für die großflächige Wiedervernässung. Mit deren Hilfe wurde einer der größten zusammenhängenden Feuchtgrünlandbereiche in Nordwestdeutschland als geeigneter Lebensraum für Wiesenvögel entwickelt.[11] Die Maßnahme wurde 2009 von der EU als einziges deutsches Projekt mit dem „Best practice award“ ausgezeichnet.[12]

Naturschützer mahnen an, dass es gelte, das Dümmergebiet mit den angrenzenden Mooren am Westrand der Diepholzer Moorniederung stärker zu vernetzen sowie die Renaturierung der Fließgewässer im Dümmergebiet anzugehen.[13]

Im Westen des Dümmers, befindet sich der Windpark Borringhauser Moor. Derzeit ist eine Erweiterung des Windparks nach Süden geplant. Im Zuge dieser Erweiterung sollen die alten Anlagen durch neue, etwa 200 Meter hohe Windräder ersetzt werden.[14] Naturschützer sehen diese Erweiterung äußerst kritisch, da die geforderten Schutzabstände von 1000 m zum NATURA-2000-Gebiet Dümmer nicht eingehalten und Zugkorridore beeinträchtigt würden. Außerdem seien die Erweiterungsflächen wichtige Rast- und Äsungsflächen für Vögel. Der NABU (Kreisgruppe Vechta) hat seine Bedenken in einem Schreiben an die Stadt Damme ausführlich dargelegt.[15] Die deutlich höheren Anlagen dürften nicht zuletzt Auswirkungen auf das Landschaftsbild des Naturparks haben, das vor allem durch weite Moor- und Wiesenflächen bestimmt wird.

Der Naturschutzring Dümmer fördert die Wiederansiedlung von Fischadlern und Laubfröschen am Dümmer.[16] Die NUVD setzt sich für eine Revitalisierung des kränkelnden Schilfgürtels am See ein.[17]

Naturlehrpfad bei der Naturschutzstation Marl

In Marl wurde 1993 vom Land Niedersachsen eine Naturschutzstation eingerichtet. Die Station betreibt einen Naturelerlebnispfad.[18]

Im November 2009 wurden am Dümmer mehrere Biber gesichtet. Wie sie dorthin gelangten, ist unbekannt; eine natürliche Einwanderung von der Elbe oder der Hase her erscheint unwahrscheinlich. Naturschützer hatten sich bereits ein Jahr zuvor für die Wiederansiedlung des Bibers in jenes Revier eingesetzt, in dem er früher heimisch war[19]; Wasserwirtschafter hingegen sehen Gefahren für die Stabilität des Dümmerdeichs,[20] der an zwei Stellen bereits massiv unterhöhlt wurde. Allein für den Schutz des Deichfußes an den acht Wehranlagen durch Einbau von Stahlgittermatten sei mit Kosten von etwa 250.000 Euro zu rechnen. Eine drastische Erhöhung der Beiträge für den Hunte-Wasserverband sei nicht auszuschließen.[21] Die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Diepholz teilte mit, dass Biber nur dann eingefangen und weggebracht werden dürfen, wenn die Biber erhebliche Schäden verursachen oder falls es sich um Nordamerikanische Biber gehandelt hätte, da Fälle von Faunaverfälschung nicht geduldet werden dürften.[22] Die genetischen und anatomischen Untersuchungen der zwei bei Burlage und bei Hunteburg tot gefundenen Biber ergaben, dass es sich um europäische Biber handelt.[23] Im Februar 2010 berichtet die Presse über weitere Biberspuren hunteabwärts in Barnstorf.[24] Ende März 2010 meldet die Polizei einen leichten Verkehrsunfall mit einem Biber in Wildeshausen.[25] Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) bewertet in einer Schrift aus dem Jahr 1998 – ohne Bezug auf den Dümmer – die Westwanderung des streng geschützten Elbebibers, der lange Zeit als verschollen oder ausgestorben gegolten habe, positiv.[26]

Im Rahmen des Dümmersanierungs-Projekts wird auch der Umstand berücksichtigt, dass der Dümmer als Rückhaltebecken dazu dienen soll, den Wasserstand der Hunte bis Wildeshausen zu regulieren und so die hunteabwärts gelegenen Gemeinden vor Hochwasser zu schützen.[27]

Landwirtschaft, Torfwirtschaft und Fischwirtschaft

Durch die Eindeichung des Dümmers und den Abbau des Torfs auf den anliegenden Moorflächen sollte in der Mitte des 20. Jahrhunderts die Möglichkeit zu einer intensiven landwirtschaftlichen Nutzung der Dümmerrandgebiete und zu einem industriellen Torfabbau geschaffen werden. Durch diese Maßnahmen wurde der ökologische Wert der Böden und des Dümmers selbst (in diesen flossen bis 2004 allein aus dem Landkreis Vechta bis 2004 jährlich 30 Tonnen Phosphor) erheblich herabgesetzt.

Im Zuge der Flurbereinigung erhielten die Besitzer der ökologisch aufzuwertenden Flächen teils Ausgleichsflächen, teils Ausgleichszahlungen. Heute wird auf den wiedervernässten Flächen keinerlei Torfabbau mehr betrieben.

Die Naturschutzflächen sind an über 100 örtliche Landwirte verpachtet worden. Das Gebietsmanagement wird durch die Naturschutzstation Dümmer vor Ort so gesteuert, dass die Erhaltungsziele des EU-Vogelschutzgebietes erreicht werden, die Landwirte aber weiterhin über eine naturschutzkonforme Bewirtschaftung und Pflege der Flächen integriert bleiben.[28]

Der Dümmer bildet einen eigenen Bezirk unter den 70 Fischereibezirken in Niedersachsen.[29] Die gewerbliche Fischerei auf dem Dümmer wird von einem Pächter betrieben.

Einst fanden die Dümmerfischer bis zu 20 Fischarten in ihren Netzen vor, darunter Karpfen, Hecht, Barsch und Döbel. Doch in den letzten Jahrzehnten nahmen die Fangergebnisse ständig ab. Heute lebt im Dümmer eine Überbevölkerung Plankton fressender Friedfische (Plötz, Güster, Rotfeder und Brasse), die nicht mehr ihre natürliche Größe erreichen.[10]

Mehrmals gab es erbitterte Auseinandersetzungen zwischen dem Dümmerfischer und Naturschutzverbänden über das Recht, Kormorane abschießen zu dürfen, die von dem Fischer für den Rückgang des Fischbesatzes im Dümmer verantwortlich gemacht werden.

In Dümmerlohausen und in Lembruch gibt es jeweils eine Fischräucherei. Beide Betriebe beziehen ihre Ware allerdings überwiegend nicht mehr aus dem Dümmer.[4]

Tourismus, Freizeit und Dienstleistungsangebote

Luftbild mit Strand und Bootshafen am Dümmer im Jahr 1989
Nordufer mit Ferienhaussiedlung

Das unmittelbar am Ostufer des Dümmers liegende Dorf Hüde gilt heute als der Hauptort des Dümmer-Tourismus. In Lembruch sowie in Dümmerlohausen, das am Westufer liegt, gibt es ebenfalls Unterkünfte und gastronomische Angebote. Ferienhäuser gibt es außer am Ostufer auch am Nordufer des Dümmers.

Das Dümmer-Museum in Lembruch zeigt multimediale Dauerausstellungen zu den Themen „Landschaftsentwicklung“, „Tier- und Pflanzenwelt“ und „Steinzeitliche Siedlungsplätze“.

Die Dümmerregion hat sich dem Ziel des „sanften Tourismus“ verschrieben. Im Rahmen des Förderprogramm „Natur erleben“ wurde bis 2007 das umfangreiche Wander- und Radwegenetz ausgeschildert, Aussichtstürme wurden überdacht und saniert, und neue Informationstafeln wurden aufgestellt.

Pro Jahr veranstalten das Dümmer-Museum in Lembruch und die Naturschutzstation in Marl im Rahmen der Umweltbildung 70 bis 100 Exkursionen.[30]

Segel- und Surfsport

Segelboote auf dem Dümmer. Im Hintergrund Lembruch
Westufer mit dem Olgahafen in Dümmerlohausen

Der Dümmer ist trotz der umfangreichen Sperrungen des Seegebiets für Wassersportler im Interesse des Naturschutzes zu einem beliebten Ziel für Segler und Surfer geworden.

1922 wurde der erste Segelclub am Dümmer gegründet. Bis zum Zweiten Weltkrieg gab es ungefähr 60 Segler, denen 35 Jollen zur Verfügung standen. Vor dieser Zeit kannte man nur einen Bootstyp, die Dümmerpünte, ein Flachboot, das aus Eiche hergestellt war und fast nur wirtschaftlichen Zwecken wie dem Fischfang und dem Transport von Binsen und Schilfrohr diente. Nach dem Zweiten Weltkrieg expandierte der Wassersport. Weitere Segelclubs entstanden. Heute (2009) gibt es rund um den Dümmer etwa 25 Vereine, die mit mehr als 2000 Booten und über 1000 Surfbrettern ihren Sport ausüben. Der größte Teil der Segelclubs hat sich zur Wettfahrtgemeinschaft Dümmer zusammengeschlossen, um gemeinsame Aufgaben zu bewältigen, die sich aus der Jugendarbeit, dem Breiten- und Leistungssport ergeben.[31]

Auf dem See finden Segel-Regatten mit den Regatta-Klassen der Pirat-Bootsklasse, dem P-Boot, dem S-Kreuzer und der Europe-Bootsklasse statt. Der Segler-Club Clarholz (SCC) ist einer der größten Segelclubs am Dümmer. Er war schon häufig Ausrichter der Internationalen Deutschen Jugend Meisterschaften (IDJM) im 420er, P-Boot (2002) und im Pirat, darüber hinaus 2005 Ausrichter der Internationalen Deutschen Meisterschaften (IDM) im Pirat.

Weitere große Vereine, die nationale und internationalen Regatten ausrichten, sind die Seglervereinigung Hüde (SVH), der Segler Club Dümmer (SCD), der Motor- und Segelclub Bielefeld (MSC) und der Bielefelder Segler Club (BSC). Die Seglervereinigung Hüde verfügt über einen umweltgerechten Binnenhafen für Jollen und Segelyachten bis circa 7 m Länge, der 2005/06 neu errichtet wurde. Der Verein engagiert sich in der Jugendarbeit und in der Förderung des Leistungssports jugendlicher Segler. Im Sommer 2005 war der Segelclub Lembruch Schoddenhof (SCLS; heute: Segelclub Lembruch – SCL) Ausrichter der ersten Weltmeisterschaft am Dümmer für die FJ-Klasse. Um die Ausrichtung der Regatten und den dafür notwendigen Sicherheitsdienst zu gewährleisten, wurde die „Wettfahrtgemeinschaft Dümmer See“ gegründet.

Seit vielen Jahren sind die Windsurfer im eingetragenen Verein Windsurfclub Dümmersee (WSCD) organisiert. Der Verein tritt für Verbesserung der Infrastruktur für die Surfer auf dem Dümmer ein und unterstützt Surfsportveranstaltungen.

Von November bis Ostern besteht auf dem Dümmer ein Winterbefahrensverbot für Segler und Surfer.[32] Sofern ein Boot über einen kraftstoffbetriebenen Motor verfügt, darf dieser auf dem Dümmer grundsätzlich nicht eingesetzt werden.

Baden

Am Ostufer des Dümmer befinden sich vier Sandstrände, an denen die Möglichkeit besteht, kostenlos zu baden. Diese Strände sind kinderfreundlich, da sie ein relativ geringes Gefälle aufweisen und die Wasserqualität regelmäßig geprüft wird. 2003, 2009,[33] 2011 und 2012 gab es wegen einer zu starken Belastung des Wassers durch Blaualgen ein zeitlich begrenztes Badeverbot.

Angeln

An den Ufern des Dümmers besteht für Freizeitangler die Möglichkeit, außerhalb der Naturschutzgebiete und abseits der Huntemündung, wo ein generelles Angelverbot besteht, nach Erwerb eines Fischereierlaubnisscheines zu angeln.[34]

Winteraktivitäten

Lembruch am Ostufer im Winter

Sobald der See bei stabiler Kaltwetterlage zugefroren ist, kann man auf dem Dümmer Schlittschuh laufen, Eishockey spielen und eissegeln. Im Winter 2008 kamen 10.000 Menschen zu einer Eisparty auf den Dümmer.[35]

Seit 2001 findet alljährlich Anfang Januar die Dümmer-Eiswette nach dem Vorbild der Bremer Eiswette statt.[36]

Dümmerheim

Der Landkreis Vechta betreibt in Dümmerlohausen in der Nähe des Dümmer-Westufers ein Jugend- und Freizeitzentrum, das auch unter dem Namen Dümmerheim bekannt ist und für Freizeiten, Seminare, Klassenfahrten und Veranstaltungen zur Verfügung steht. Selbstversorger können dort das Selbstversorgerhaus nutzen.

Verkehrsanbindung

Der Dümmer ist über die Bundesautobahn A 1, Anschlussstelle Holdorf, an das Fernstraßennetz angebunden. Ferner liegt der See direkt an der Bundesstraße B 51.

Literatur

  • Ernst Andreas Friedrich: Naturdenkmale Niedersachsens. Landbuch-Verlag, Hannover 1980, ISBN 3-7842-0227-6.
  • Wolfgang Friemerding: Struktur und Entwicklung des Fremdenverkehrs am Dümmer. In: Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland. 1986 (1985), ZDB-ID 522409-3, S. 241–255.
  • Andreas J. Helbig, Jürgen Ludwig, Heinrich Belting: Die Vögel des Dümmer-Gebietes. Avifauna eines norddeutschen Flachsees und seiner Umgebung (= Naturschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen. Bd. 21). Niedersächsisches Landesverwaltungsamt, Hannover 1990, ISBN 3-922321-51-8.
  • Werner Klohn: Probleme der Raumgestaltung in der Dümmerniederung (= Vechtaer Studien zur angewandten Geographie und Regionalwissenschaft. Bd. 3). Vechtaer Druckerei und Verlag, Vechta 1992, ISBN 3-88441-089-X.
  • Werner Klohn: Verbreitung, Struktur und Funktion der Kleinstwälder und Gehölze in der Dümmerniederung und ihren Randgebieten. Eine forstgeographische Untersuchung (= Vechtaer Arbeiten zur Geographie und Regionalwissenschaft. Bd. 3). Vechtaer Druckerei und Verlag, Vechta 1986, ISBN 3-88441-077-6(Zugleich: Osnabrück, Universität, Dissertation, 1986).
  • Ulrike Klugmann, Ingeborg Villwock: Dümmer und Wiehengebirge (= Draußen. Heft 35). HB Verlags- und Vertriebs-Gesellschaft, Hamburg 1984, ISBN 3-616-06335-3.
  • Walter von Sanden-Guja: Der große Binsensee. Ein Jahreslauf. 2., erweiterte Auflage. Franckh, Stuttgart 1960.
  • Arno Schmidt: Seelandschaft mit Pocahontas. In: Texte und Zeichen. Eine literarische Zeitschrift. Bd. 1, 1955, ISSN 0563-3109, S. 9–53.
  • Klaus Seehafer: Der Dümmer See in Farbe. Ein Reiseführer für Naturfreunde. Franckh, Stuttgart 1980, ISBN 3-440-04887-X.
Commons: Dümmer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hermann Friedrich Jellinghaus: Die westfälischen Ortsnamen nach ihren Grundwörtern. Artikel mar mer. 1847
  2. Dr. Hermann Jelinghaus: Dorfnamen um Osnabrück, Osnabrück 1922,S.10
  3. Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN): Naturschutzgebiet „Dümmer“
  4. a b c Otwin Skrotzki: Dümmer See
  5. Landschaftsrahmenplan Landkreis Diepholz. Landschaftsschutzgebiet DH 14 (Dümmer) (PDF; 12 kB)
  6. Biologische Schutzgemeinschaft Hunte Weser-Ems (BSH): „Der Dümmer und seine Niederung im Bereich konkurrierender Interessen von Naturschutz, Erholung und Landwirtschaft“. Vortrag vom 26. September 2004 auf dem Kreisheimattag Diepholz
  7. Land Niedersachsen: Flurbereinigungen zur Dümmersanierung
  8. Vorlage:NKLWN
  9. Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Niedersachsen (NGLN): Dümmer-Beirat / Zeitplan
  10. a b Museum am Schölerberg Osnabrück: Der Dümmer – ein 10.000 Jahre altes Biotop
  11. a b NLWKN: LIFE-Natur Projekt „Wiedervernässung der westlichen Dümmerniederung
  12. Naturschutz und Landschaftsplanung. Ausgabe 10/2009
  13. Markus Richter: Naturschutz am Dümmer. In: Norddeutsche Biotope. Schutz und Entwicklung 19. Dezember 2004 (PDF; 180 kB)
  14. Oldenburgische Volkszeitung vom 21. September 2011
  15. Informationen zum geplanten Windpark bei NABU – Kreisgruppe Vechta
  16. Naturschutzring Dümmer: Fischadler-Projekt und Laubfrosch-Projekt
  17. NUVD: Schilfgürtel in schlechtem Zustand. 29. September 2009 (PDF; 344 kB)
  18. NLWKN: Naturschutz vor Ort – Die Naturschutzstation Dümmer
  19. „Der Biber gehört als Charaktertier an Dümmer“. „Diepholzer Kreisblatt“ 2. Dezember 2008
  20. Biber am Dümmer. Neue Osnabrücker Zeitung. 30. November 2009
  21. Zweiter Biberbau entdeckt. „Diepholzer Kreiszeitung“. 7. Januar 2010
  22. Landkreis Diepholz: Biberbau am Dümmer. 26. November 2009
  23. NUVD: Biber am Dümmer!
  24. Kreiszeitung: Biber sind jetzt auch in Barnstorf. 10. Februar 2010
  25. POL-DEL: Biber nach Unfall in Wildeshauser Innenstadt wohlauf. 22.03.2010
  26. Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen: Zur Situation von Wildkatze und Biber in Niedersachsen
  27. Naturraum Dümmerniederung e.V.: Dümmersanierung
  28. Land Niedersachsen: LIFE-Natur Projekte zur Wiedervernässung der Dümmerniederung
  29. Anlage 2 zum Niedersächsischen Fischereigesetz zu § 18 Abs. 1 (PDF; 159 kB)
  30. Klaus Peter Lammert: Sanfter Tourismus ist unumkehrbar. Oldenburgische Volkszeitung. 2007
  31. Homepage der Seglervereinigung Hüde
  32. Sideshore Surfer: Dümmersee
  33. Tausende Fische erstickten in der Lohne durch Blaualgen. Diepholzer Kreiszeitung. 27. Juli 2009
  34. Tourist-Information Dümmerland: Angeln am DÜMMER-SEE und im DÜMMERLAND
  35. Tourist Information Dümmerland: Eislaufen
  36. Tourist Information Dammer Berge: 10 Jahre Eiswette Dümmer See