Decauville-Bahn des Grande-Goutte-Steinbruchs

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Decauville-Bahn des Grande-Goutte-Steinbruchs
Chemin de fer Decauville de la carrière de la Grande-Goutte
Decauville-Dampflok Mathilde, Werks-Nr. 595/1911
Decauville-Dampflok Mathilde, Werks-Nr. 595/1911
Strecke der Decauville-Bahn des Grande-Goutte-Steinbruchs
Ehemalige Trassen der Feldbahn (rot) und der Normal-
spurbahn (schwarz-weiß) auf einer Karte von 2024
Streckenlänge:2 km
Spurweite:wohl 600 mm
0,00
0,00
Talstation der Standseilbahn
~0,45 Standseilbahn zum Grande-Goutte-Steinbruch
            
~1,25 D 909 (ehem. N 409)
Bahnstrecke Toul–Blainville-Damelevières
~1,75 Maron
Bahnstrecke Toul–Blainville-Damelevières

Die Decauville-Bahn des Grande-Goutte-Steinbruchs (Chemin de fer Decauville de la carrière de la Grande-Goutte) war eine etwa 2 km lange Feldbahn vom Grande-Goutte-Steinbruch zum Bahnhof von Maron an der Normalspur-Bahnstrecke ToulRosières-aux-Salines in der Region Grand Est (bis 2015 Lothringen).

Die Decauville-Bahn mit einer Spurweite von wohl 600 mm wurde von 1896 bis Ende der 1930er Jahre betrieben.

Der Grande-Goutte-Steinbruch war dazu bestimmt, Kalkstein (Castine Maron) für die Hochöfen von Neuves-Maisons zu liefern. Bei hohen Temperaturen zerfällt dieser in Kohlensäure und Kalk, mit dem die Schlacke gebunden wird, in der sich die Verunreinigungen aus den Rohstoffen sammeln.[1]

Eröffnungsfeier

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Am Sonntag, den 11. Juni 1911 wurde der kleinen Ortschaft Maron, die an der Mosel am Fuß des Plateaus von Haye liegt, mit einem großen Bankett unter freiem Himmel und zahlreichen Gästen die Eröffnung der Feldbahn gefeiert. Die Firma L. Bloch & Cie, besaß die die alten Steinbrüche von Sainte-Anne bei Sexey-aux-Forges und hatte um 1910 den Grande-Goutte-Steinbruch auf dem Gebiet von Maron erworben. Um 14:00 Uhr, unmittelbar nach der Ankunft des Zuges des Zuges aus Nancy, drängten sich etwa hundertfünfzig Gäste, darunter viele Damen und Mädchen in ein großes Zelt, das am Fuße des des Grande-Goutte-Steinbruchs aufgestellt worden war.

Viele Fachleute waren bereits am Morgen in Maron eingetroffen und hatten bis zur Ankunft der Gäste eine gewissenhafte Besichtigung der beiden Steinbrüche unternommen. Die Kulisse war äußerst reizvoll: Das Zelt war mit Laub und dreifarbigen Fahnen geschmückt; auf dem Tisch standen sommerliche Rosengestecke.

Auch das Personal der Steinbrüche wurde nicht vergessen und auch ihm wurde unter den Lauben der Betriebskantine ein Bankett serviert. Am Ehrentisch saß der Direktor der Gesellschaft, Lucien Bloch, mit den Herren Schertzer, Generalrat des Departements Meurthe-et-Moselle, Mathis, Generalrat des Departements Vosges, Chotain und Cahen, seinen Teilhabern, und Bouvier, dem Bürgermeister von Maron, an seiner Seite. Unter den Gästen waren der gesamte Gemeinderat von Maron sowie die meisten Bauunternehmer und Vertreter von Baumaterialien aus Nancy und der Region. Beim Dessert bedankte sich Herr Bloch herzlich bei allen Gästen, die seiner Einladung gefolgt waren, und erklärte, wie sehr ihm die öffentlichen und privaten Verwaltungen, die Gemeinde Maron und der Bürgermeister von Maron seine Arbeit erleichtert hätten.

Er dankte auch der Bevölkerung von Maron für den herzlichen Empfang, den sie dem Unternehmen bereitet hatte, und versicherte all seinen Mitarbeitern seine Fürsorge und sein Engagement. Ein Großteil der Bevölkerung von Maron kam, um das Platzkonzert zu hören. Zu schnell musste an Abschied gedacht werden: Ein Fahrdienst der Firma Berliet brachte die Gäste zurück zum Bahnhof.

Schienenfahrzeuge

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Decauville-Dampflok Mathilde, Werks-Nr. 595/1911
Damals hochmoderne Decauville-Kipplore, Bauart DAC
Kipploren im Grande-Goutte-Steinbruch, 1911

Die Decauville-Lokomotive spielte bei der Feier eine wichtige Rolle, bei der sie auf den Namen Mathilde getauft wurde, bevor Madame Cahen an alle Besucher Süßigkeiten verteilte. Man hatte die Lok aus ihrem Schuppen geholt, um darin die Feldküche des Oberkellners Wagner einzurichten. Frisch lackiert und mit dem glänzenden Stahl ihrer Steuerung machte sie einen anmutigen Eindruck. Die 65 Kipploren, die für den Transport des Gesteins verwendet wurden, standen ebenfalls in einer langen Reihe auf den Abstellgleisen. Für den feierlichen Anlass wurden sie etwas aufgeputzt.

Das Unternehmen L. Bloch & Cie

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Die noch junge Unternehmen L. Bloch & Cie zielte zunächst auf die Ausbeutung des Kalksteinbruchs auf dem Bauernhof Sainte-Anne, dem ehemaligen Steinbruch Brasseur ab. In diesem Steinbruch wurden hervorragende Bruchsteine produziert, die für Unterwasserarbeiten und als Steinschüttung sehr geschätzt wurden. Das Gestein eignete sich hervorragend als geschliffener Stein für den Innenausbau. Die Nancyer Bauindustrie wurde von Beginn des Betriebs an größtenteils von dort aus beliefert: Darunter waren das Nachtasyl von Nancy (Firma Luquet & Teyton), die neuen Schlachthöfe von Nancy (Firma Lioret), das Bayon-Hospiz (Firma Masson, Lunéville), die Pompey-Walzwerke (Firma Chéry), Büros und Häuser der Société Métallurgique de Neuves-Maisons (Firma Evrard, I. aus Nancy) und zahlreiche Privathäuser, die der Bauunternehmer Guillemin, auf dem Place de la Croix-de-Bourgogne aus Schutt des Steinbruchs Sainte-Anne errichtete. Auch die Steinsäule an der Ecole des Beaux-Arts in Nancy stammt aus diesem Steinbruch (Herr Lioret, Unternehmer).

Der Steinbruch Sainte-Anne lieferte ein sehr kalkhaltiges und wenig silikatisches Castin, weshalb es bei metallurgischen Betrieben in der Region für die Verarbeitung von Eisenerz begehrt war. Auf diese Weise lieferte das Unternehmen Bloch et Cie um 1911 etwa 450 Tonnen Flussmittel pro Tag an die Hochöfen von Neuves-Maisons. Auch die Hochöfen von Pompey im Nordosten, Soudières de la Madeleine, verwendeten dieses Gestein.

Die Steine wurden mit einer Standseilbahn, d. h. mit durch ein Stahlseil verbundenen Loren, die auf einer schiefen Ebene rollten, aus dem Steinbruch abgesenkt. 80 Wagen übernahmen diesen Dienst und fuhren den Kanal entlang zu einem Schiffsanleger, um dort direkt in die Boote entladen zu werden.

Maison Bloch & Cie hat seine Aktivitäten nicht auf die Ausbeutung von Bruchsteinen und Kalkstein beschränkt. Dank intelligenter Prospektion entdeckte sie in Grande-Goutte einen neuen Steinbruch, dessen Produkte denen des vorherigen noch überlegen waren. Tatsächlich wurde in diesem Steinbruch nicht nur Schotter und Kalkstein produziert, sondern vor allem ein geschnittener Stein, der für Außenarbeiten verwendet werden konnte und mit den Steinen von Lérouville und Euville konkurrieren konnte.

Die Gesteinsschichten waren sehr dick, durchschnittlich 60 Zentimeter bis einen Meter, und einige erreichten sogar 1,60 m. Dieser Stein ist absolut frostsicher und sehr widerstandsfähig. Die im Mai und Oktober 1910 vom Labor der Fakultät für Naturwissenschaften in Nancy durchgeführten Analysen der Produkte dieser beiden Steinbrüche lieferten Ergebnisse, die alle Erwartungen übertrafen. Das Unternehmen Bloch & Cie betrieb seinen neuen Steinbruch auf völlig moderne Weise, um seine Gemeinkosten auf ein Minimum zu reduzieren und so mit ähnlichen Produkten aus anderen Regionen vorteilhaft konkurrieren zu können. Die privilegierte Lage des Hofes in der Nähe der Eisenbahn und des Kanals erleichterte diese Aufgabe erheblich.

Die gelbe Ellipse markiert den technischen Stützpunkt unterhalb des Steinbruchs. Der blaue Pfeil zeigt auf die Siedlung am alten Damm.
Dieses Foto des Steinbruchs und der Stand­seil­bahn wurde am alten Damm vom linken Ufer des Umleitungskanals aufgenommen.
Die Hälfte der etwa 1,5 km langen Strecke zwischen Basis des Steinbruchs und dem Bahnhof von Maron verlief am linken Straßenrand der D 909 (roter Pfeil).

Vom Steinbruch aus wurden die Wagen über eine von der Firma Decauville gelieferte Stand­seil­bahn herab­ge­las­sen, deren Zusam­men­bau von Herrn Colson, einem Maschinen­bauer aus Ludres, durchgeführt wurde. Diese wurden mit der Dampflok entweder zu einer Rampe entlang des Kanals oder zu einer anderen Rampe am Bahnhof Maron gebracht, um dort automatisch in Boote oder Waggons entladen zu werden.

Der Steinbruch war durch die Decauville-Bahn an die Eisenbahn angeschlossen. Die Kipploren, die die schiefe Ebene verließen, wurden in 12er-Zügen gruppiert und von der kleinen Dampflokomotive, die durchschnittlich drei Fahrten pro Stunde durchführte, zur Verladerampe am Bahnhof gebracht. Die gesamten Schienenfahrzeuge für den neuen Steinbruch wurden von der Firma von Decauville geliefert, die eine große Niederlassung in Nancy, 46, rue des Carmes, hatte.

Die Lokomotive mit einer Leistung von etwa 50 PS verfügte über zwei gekoppelte Achsen und dahinter eine Nachlaufachse. Ihr Gewicht betrug 7,500 Tonnen leer und 9,750 Tonnen dienstbereit. Ihr Kessel hatte einen Nenndruck von 12 bar, die Zugkraft betrug 1.720 kg.

Die Kipploren mit einem Fassungsvermögen von 1500 Litern waren zu dieser Zeit hochmodern. Eine Halbkippvorrichtung vereinfachte das Beladen: Insbesondere bei Erdarbeiten mit der Schaufel wurde die Wurfhöhe reduziert, was zu einer erheblichen Zeit- und Arbeitsersparnis führte. Ein automatischer Stopper ermöglichte das Verriegeln der Kippmulde in einer Zwischenposition zwischen der horizontalen Position und der geneigten Position. Das Manövrieren der Kippmulde war sehr einfach und erforderte nur einen geringen Kraftaufwand. Die Kippmulden bestanden aus winkelverstärktem Stahlblech. Das Chassis war aus Stahl gefertigt und wurde durch einen Stahlabstandshalter verstärkt, der die beiden Längsträger veband. Die Achsen bestanden aus Stahl. Die Stahlgussräder wurden auf die Achsen aufgekeilt. Die Gesamtkonstruktion war extrem steif und solide, so dass sie den heftigen Stößen, die im Steinbruch mit Sicherheit auftreten konnten, ohne Bedenken standhalten konnten.

Abgerundet wurde die Anlage durch mehrere Kantinen, in denen 80 unverheiratete, nicht ortsansässige Arbeiter untergebracht und verpflegt werden. Tatsächlich war es notwendig, für diese Operation zahlreiche Spezialisten nach Maron zu holen. Natürlich gab es auch in Maron Arbeitskräfte, aber die Bevölkerung war dort hauptsächlich im Weinbau tätig. Da der Betrieb eines Steinbruch kann nicht über Nacht improvisiert werden konnte, war es notwendig, erfahrene auswärtige Steinbrucharbeiter in Maron einzusetzen, um die ortsansässigen Arbeiter auszubilden. Nach und nach übten die jungen Leute von Maron den lukrativen Beruf im Steinbruch aus. Sie mussten nicht mehr in die Großstadt auswandern, um dort eine lohnende Arbeit zu suchen, die ihnen der Weinberg verweigerte. In den wenigen Pausen, die ihnen die Steinbrucharbeit bot, waren sie nach wie vor in der Lage, ihre alten Weingärten zu bewirtschaften.

Es war geplant, dass das Unternehmen im Vollbetrieb 2500 Mitarbeiter beschäftigen sollte. Ein oberhalb der neuen Steinbrüchen gelegenes Pulvermagazin, in dem 300 Kilogramm Pulver untergebracht waren, war ein architektonisches Kunstwerk. Die Gewinnung des Kalksteins erfolgte mit Sprengstoffen, insbesondere mit Cheddit. Die Sprenglöcher wurden anfänglich mit Stangen gebohrt, aber sobald die Stromleitung der Compagnie lorraine d'Électricité im Moseltal verlegt wurde, sollten elektrische Bohrmaschinen zum Einsatz kommen. Ebenso sollte eine Elektrowerkstatt zum Abtragen und Schneiden des Steins eingerichtet werden.

Die Wasserversorgung war Gegenstand interessanter Arbeiten, sie wurde der Firma Delanizeul & Hannesse in Nancy anvertraut, die nach Absprache mit den betroffenen Verwaltungen einen Teil des aus den Galerien der Grande-Goutte kommenden Wassers auffing und in die nahegelegenen Steinbrüche leitete. Über diese Leitung wurden alle Erfordernisse des Unternehmens erfüllt: Kantinen, verschiedene Gebäude, Hydranten für die Brandbkekämpfung, Stromversorgung für die Maschinen, Trinkwasserbrunnen für Arbeiter usw. Darüber hinaus hatte das Unternehmen ein eisernes Boot für den Transport erworben, und weitere sollten noch beschafft werden. Anfangs wurden 22 Normalspur-Eisenbahnwagen mit Selbstentladung bestellt, die jeweils 20 Tonnen Steine transportieren konnten.

Die Tagesproduktion betrug um 1911 etwa 600 Tonnen. Wenn der Steinbruch Grande-Goutte voll in Betrieb war, sollte die Produktion auf 1000 Tonnen pro Tag gesteigert werden.

Die Gesundheitsvorsorge wurden vom Unternehmen nicht vernachlässigt. Ein Hilfsfonds wurde gegründet, und ein medizinischer Dienst für die Mitarbeiter wurde etabliert. Somit wollte das neu gegründete Unternehmen nicht nur Nancy und dem Département ein neues Element für das Gesundheitswesen bieten, sondern auch der bedrängten Weinbaubevölkerung des Moseltals und insbesondere Maron eine neue Quelle des Wohlstands.[2]

Einzelnachweise

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  1. Inventaire des Réseaux Spéciaux et Particuliers – Chemin de fer de la carrière de la Grande-Goutte. 1. Oktober 2019.
  2. Inauguration des Carrieres de la Grande-Goutte, A Maron, Societe L. Bloch et Cie, 10 rue de Guise, a Nancy, In: L'Immeuble et la construction dans l'Est revue de la propriété et des travaux publics (Gallica bpt6k5576952t 11). 18. Juni 1911. S. 151–160.

Koordinaten: 48° 39′ 4,2″ N, 6° 2′ 30,3″ O