Die Auferstehung (2018)

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Die Auferstehung ist ein Fernsehfilm unter der Regie von Niki Stein. Er verfilmte den gleichnamigen Roman von Karl-Heinz Ott. Die Tragikomödie zeigt, auch mit „schwarzem Humor“[1], das Streiten um das Erbe unter Geschwistern mit Geburtsdaten Ende der Sechziger bis Mitte der Siebziger Jahre, aufgewachsen im wohlbehüteten Intellektuellen-Milieu.

Film
Titel Die Auferstehung
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2018
Länge 89 Minuten
Stab
Regie Niki Stein
Drehbuch Karl-Heinz Käfer
Produktion Ernst Ludwig Ganzert
Musik Jacki Engelken
Kamera Michael Schreitel
Schnitt Julia Karg
Besetzung

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgelöst klingeln Linda und ihr Mann Fred am Haus ihres Vaters in Ulm. Linda hatte ihn telefonisch nicht erreicht. Wo sollte er sein, der emeritierte Orthopädie-Professor, 89 Jahre, parkinsonkrank? So sind sie aus Kempten herübergekommen und rütteln an der Tür. Einen Schlüssel hat die Tochter, seine frühere „Prinzessin“, nicht mehr bekommen, seit sie versucht hatte, ihn zu entmündigen. So verschaffen Linda und Fred sich jetzt mit Gewalt über die Terrassentür Eingang in das Haus. Tatsächlich, da liegt der Vater im Wohnzimmer offensichtlich während einer Masturbation gestorben. Das Sexvideo läuft noch. Linda muss moralisch entrüstet noch selbst seinen Penis in die Hose stecken, weil ihr Mann keine Handschuhe findet.

Es geht sofort um die Erbschaft, das Testament. Um Zeit zu gewinnen, schließt Linda die Vorhänge. Keiner soll merken, dass der Vater gestorben ist und sie im Haus sind. Sie ruft sofort ihre Geschwister an und veranlasst sie zu kommen. Zwischenzeitlich suchen sie das Testament im ganzen Haus. Sie finden nichts. Ein Zettel weist auf den Anwalt Max Schmeler hin, unglücklicherweise der Mann, der Linda noch kurz vor der Heirat sitzen ließ. Dann treffen die Geschwister unter dem von Linda verordneten fast konspirativen Verhalten ein: Da ist Joschi, der Ewig-Revoluzzer, der mit der Rot-Front-Faust triumphierend vor dem Vater steht. Er als Fundamentalkritiker des Kapitalismus‘ hatte illegal mit Geldern des Studentenwerkes spekuliert, was ihm Knast und der Familie den Verbrauch des Erbes der Mutter einbrachten. Nun lebt er ohne Rentenbezüge in einer Kellerwohnung in Heidelberg – er nennt das Souterrain-Wohnung. Da ist Jakob, der aus Paris anreist, weil er einen Filmbericht über Blaise Pascal dreht. Er wäre zu gern ein großer Filmregisseur, ein zweiter Ingmar Bergman geworden. Jetzt hält er sich als Beiträgemacher fürs Fernsehen über Wasser. Immerhin kann er mit intellektuellem, weltmännischem Gehabe Franziska, der Frau des jüngsten Sohnes Uli, auch dadurch imponieren, dass der das philosophische Versatzwissen von Lindas Mann Fred, dem Philosophie-Lehrer der Volkshochschule Kempten, relativiert. Franziska ist gar bereit, Jakob in der Küche zu verführen. Das scheitert aber an Jakobs Potenz unter den gegebenen Bedingungen. Franziska und Uli haben zwei Kinder. Uli leidet sehr darunter, dass sie ihn verlassen will. Auch er hat es nicht weit gebracht mit seinem abgebrochenen Medizinstudium.

Linda und ihre Brüder sind nervös. Alle haben sie die Erbschaft nötig. Obwohl Linda das Gegenteil behauptet als Leiterin des Arthouses Memmingen mit nur zwei Besuchern pro Tag und großem Haus und Lebensstil, gerät sie am meisten außer sich. Denn die Erbschaft scheint bedroht. Ihr Vater hatte eine ungarische Betreuerin, Anna, die neben der Haushaltsführung ihn auch erotisch betreute. Besonders Linda ist darüber entrüstet: „Die ungarische Hure“. Es ist nicht nur Lindas kleinbürgerliches Moralverständnis, sondern auch der immer wahrscheinlich werdende Fakt, dass ihr Vater Anna schon das Ferienhaus in Arona überschrieben hat. Auch Vaters Auto ist weg. In ihrer Not rufen sie den Anwalt Max Schmeler herbei, um doch noch irgendwie an das Testament zu kommen. Doch Max Schmeler, der Linda sitzen ließ und deshalb „das Schwein“ genannt wird, schafft am späten Abend keine Klarheit: Testamenteröffnungen macht das Nachlassgericht. Er ist zu keinen „linken“ Sachen bereit, obwohl sich Linda überwindet und ihn bittet. Ihr Mann Fred, der seinen Alkoholkonsum nicht im Griff hat, erfährt erst jetzt davon, dass Linda und Max Schmeler einmal heiraten wollten.

So gehen sie aufgelöst und zerstritten in ihre ehemaligen Zimmer schlafen, wie damals als Kinder. Als Jakob doch schon nach Paris zurückfahren will, bemerkt er, dass das Sofa im Wohnzimmer leer ist. Der Vater ist nicht tot; er ist aufgestanden und zum Pool gelaufen. Jakob alarmiert alle Geschwister, die dann still und geschockt um den Vater sitzen. Ebenso ergeht es ihm, der erst wieder zum richtigen Leben erwacht, als Anna, die von Max Schmeler über das Ableben informiert worden war, das Zimmer betritt. Da bleibt nichts anderes übrig, als dass alle Geschwister ihre Sachen wieder packen und dahin verschwinden, wo sie hergekommen sind. Anna hat ihren Dienst wieder aufgenommen.

Produktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film wurde im Auftrag der Eikon Media GmbH Berlin im Auftrag des Südwestrundfunk (SWR) Baden-Baden produziert. Die Dreharbeiten waren vom 27.11. bis 20.12.2017 in Berlin. Der Film wurde am 2. Juli 2018 auf dem Filmfest in München uraufgeführt.

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rainer Tittelbach: „Auch wenn sich keine Figur analysieren (lassen) möchte – dieser Abend ist eine einzige Familien-Aufstellung, für die „Kinder“ eher destruktiv, für den Betrachter erhellend. Vor allem die Post-68er, die Kinder der Siebziger, dürften sich in den Charakteren & Konflikten wiederfinden. Familiengeschichte ist immer auch Zeitgeschichte und umgekehrt – das macht der Film auf amüsante Weise deutlich. Und der Zuschauer kann selbst sein Urteil fällen.“[2]

Harald Keller meint: „In diesen Figuren werden unterschiedliche Lebensentwürfe und Anschauungen der heute Fünfzig- bis Sechzigjährigen verdichtet. Eher demonstrativ denn subtil, mit überdeutlichen Merkmalen.“ Er lobt die Kameraführung („ist ein Gedicht“). Aber er findet verschiedene Ungereimtheiten. „Durch solche Momente erhält das Stück, ohnehin ein bestenfalls ausschnitthaftes Generationenporträt, eine übertrieben gekünstelte, realitätsferne Anmutung. Auch die eingangs angesprochenen filmischen Qualitäten helfen nicht darüber hinweg.“[3]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gespräch mit Regisseur Niki Stein. 31. Mai 2019, abgerufen am 30. Juni 2023.
  2. Die Auferstehung – Kritik zum Film bei Tittelbach.tv. Abgerufen am 29. Juni 2023.
  3. Vier Geschwister und ein Todesfall. 5. Juni 2019, abgerufen am 29. Juni 2023.