Egloffstein (Adelsgeschlecht)
Die Familie von Egloffstein ist ein fränkisches Uradelsgeschlecht mit gleichnamigem Stammhaus in der Fränkischen Schweiz im Regierungsbezirk Oberfranken. Es erscheint erstmals urkundlich 1187 mit Heinrich genannt Stuchs, mit dem auch die Stammreihe beginnt. Es gehört der fränkischen Reichsritterschaft an.
Geschichte
Die von Egloffstein in Franken
Die Egloffsteiner waren ein mächtiges, einflussreiches und weitverzweigtes, zur fränkischen Reichsritterschaft gehörendes im Ritterkanton Gebürg sowie im Ritterkanton Steigerwald beheimatetes Adelsgeschlecht.
Im 14. Jahrhundert besaßen sie nicht nur in Egloffstein eigene Burgen [1] sondern auch in Stolzenrode, Leienfels, Burggaillenreuth, Neuhaus an der Pegnitz, Lauterbach, Wolfsberg, Wadendorf, Neunkirchen am Brand, Löhlitz und Henfenfeld sowie eine Wasserburg in Kunreuth. Die Egloffsteiner stifteten mit ihren Eigengütern auch die Kaplanei in Egloffstein.
Sie waren unter anderem mit den Adelsgeschlechtern Lüchau und Rabensteiner zu Döhlau verwandt.
Familienmitglieder waren in zahlreiche Fehden mit der Reichsstadt Nürnberg verwickelt.[2]
Besitzungen in Bayern
Die Egloffstein waren in Franken reich begütert und besaßen unter anderem:
- vor 1180–heute Burg Egloffstein
- 1348–heute Burg Kunreuth [3]
- 1369–1509 die Burg Winterstein
- ????–1400/1422 das Rittergut Ermreuth
- ????–1416 den Herrensitz Renzenhof bei Röthenbach an der Pegnitz
- 1401–1410 die Burg Strahlenfels bei Simmelsdorf
- 1405–1530 die Burg Henfenfeld (Pfinzingschloss)
- 1412–???? den Herrensitz Steinhaus in Dormitz
- 1415–1503 die Burg Hartenstein
- 1416–1530 Burg Altenstadt
- 1447–1470 (ca.) Burg Osternohe bei Schnaittach
- 1453–1510 (ca.) den Herrensitz Artelshofen
- 1470–???? das Egloffsteiner Palais im heutigen Sulzbach-Rosenberg
- 1718–1744 das Egloffsteinsche Palais in Erlangen, Friedrichstraße 17
- 1744–1800/1830–1851 das Seckendorff-Eggloffsteinsche Freihaus in Kornburg
- 1780–1802 den Herrensitz Forth bei Eckental
- 1790–1819 das Rittergut Oberndorf bei Möhrendorf [4]
- 1791–1814 das Rittergut Büg bei Eckental
- 1794–1808 den Herrensitz Weigelshof bei Nürnberg
Die von Egloffstein im Ordensland
Die Egloffsteiner hatten mehrere Besitzungen im damaligen Ordensstaat, heute Polen und russische Exklave Kaliningrad.
Ein Ortsteil von Meistersfelde im heutigen Polen hieß bis 1945 Egloffstein (heute Główczyno). Offenbar trug auch Lagodzin (bei Landsberg an der Warthe) diesen Namen.
Nach dem Ende des Preußischen Städtekrieges erhielt Deutschmeister Konrad von Egloffstein die Stadt Domnau zu Lehen als Lohn für seine Kriegsdienste. Konrad von Egloffstein errichtete auf einer Insel im Fluss ein neues Schloss. Die Reste der alten Burg wurden 1474 abgerissen.
Albrecht Freiherr von und zu Egloffstein ließ in Arklitten zwischen 1780 und 1782 im Stile des Spätbarocks das Schloss Arklitten errichten.
Die Grafen von Egloffstein zu Arklitten
Am 19. Oktober 1786 erhielten Freiherr Albrecht Dietrich Gottfried von und zum Egloffstein, preußischer Generalmajor und Gouverneur von Ost- und Westpreußen und sein Bruder Otto Friedrich Freiherr von Egloffstein, preußischer Major a. D., den Grafentitel, nachdem Ersterer 1783 das Majorat Arklitten in Ostpreußen, gestiftet hatte.[5] Dieser Titel wurde am 8. Mai 1914 im Königreich Bayern in der Grafenklasse immatrikuliert. Zum Besitz gehörte das Fideikommiss Arklitten, Kreis Gerdauen, Ostpreußen, und ab 1889 auch die Oberlausitzer Güter Kromlau und Groß Düben.
Gemeinsam mit der freiherrlichen Linie besaßen die Grafen Egloffstein Schloss Kunreuth, die Güter Egloffstein, Schloss Schmölz und Schloss Theisenort. Aus der gräflichen Linie stammten die Grafen Otto Dietrich, Albrecht Heinrich, Friedrich-Eglolf, Albrecht und Friedrich-Tassilo Rafael von und zu Egloffstein.
Familienverband
Seit dem 13. Juli 1358 ist eine Kondominatstiftung urkundlich nachweisbar, dieser Geschlechtsverband wurde 1505 durch den Domherrn Leonhard von Egloffstein neu gegründet und hat sich im Jahr 1911 zu einem Familienverband der Grafen und Freiherrn von und zu Egloffstein, einem eingetragenen Verein, zusammengeschlossen. Ein Familientag findet alle sechs Jahre in Kunreuth statt.
Die Freiherrn von Egloffstein und ihre Linien
- I. (Hauptmännische) Linie
- Stammvater: Karl Ludwig Ernst Franz von Egloffstein (1734–1773)
- 1. Ast;
- Stammvater: Christian von Egloffstein (1764–1834)
- 1. Zweig
- 2. Zweig: im Mannesstamm erloschen mit den im Zweiten Weltkrieg gefallenen Söhnen des Wilhelm Freiherrn von und zu Egloffstein (1853–1929) und der Elisabeth, geborene Freiin von Rotenhan (* 2. Mai 1865 in Rentweinsdorf; † 29. Oktober 1948 in Eisenach)
- 3. Zweig: im Mannesstamm erloschen mit Camil von und zu Egloffstein (* 18. Dezember 1850 in Mühlhausen; † 5. Dezember 1919 in Cincinnati, Ohio, USA)
- 2. Ast
- Stammvater: Friedrich Gottfried von Egloffstein (1769–1848)
- 1. Zweig
- Stammvater: Leonhard Berthold Wilhelm Julius Freiherr von und zu Egloffstein (1842–1904)
- 2. Zweig
- Stammvater: Paul Friedrich August Freiherr von und zu Egloffstein (1856–1903)
- II. (Obmännische)Linie
- Stammvater: Ernst von Egloffstein (1748–1830)
- 1. Ast:
- Stammvater: Wilhelm von Egloffstein (1803–1866)
- mit Camil Freiherr von und zu Egloffstein (* 28. Juli 1845 in Nürnberg; † 23. Juli 1924 in Kalksburg bei Wien) im Mannesstamm erloschen.
- 2. Ast:
- Stammvater: Camill Ernst Carl Wilhelm Freiherr von und zu Egloffstein (1805–1868)
- aus diesem Ast:
- Moritz Jakob Albrecht Maria Freiherr von und zu Egloffstein (siehe oben)
- aus diesem Ast:
- 3. Ast:
- Stammvater: Karl von Egloffstein (* 24. Januar 1869 in Wunderburg; † 18. März 1929 in Bamberg), mit diesem erlosch auch dieser dritte Ast.
- 4. Ast:
- Stammvater: Eugen Freiherr von und zu Egloffstein (* 25. Juli 1863 in Bamberg) legte vor 1900 Namen und Adel ab und wanderte aus.
- 5. Ast:
- Stammvater: Friedrich Freiherr von und zu Egloffstein (* 18. Mai 1824 in Egloffstein; † 13. Februar 1885 in Dresden)
- im Mannesstamm erloschen mit Leon Clarence Frhr von und zu Egloffstein (* 9. Mai 1889; † 17. Oktober 1966)
Wappen
Das Stammwappen mit rechtsgekehrtem, schwarzem Bärenkopf mit roter Zunge auf silbernem Schild ist seit 1317 nachgewiesen. Auf dem Helm mit rechts schwarz-silbernen und links schwarz-goldenen Decken wiederholt sich der Bärenkopf.
1786: „Quadrierter Schild; l und 4 in Silber, ein mit einem Stück des Halses abgerissener schwarzer, rechtssehender Bärenkopf mit roter ausschlagender Zunge. 2 und 3 in Gold der gekrönte preußische schwarze Adler, einwärtsgekehrt, mit den Kleestengeln auf den Flügeln. Auf dem Schilde stehen drei mit Grafenkronen gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt den Adler des 3. Feldes, der linke den des 2. Feldes und der mittlere den schwarzen Bärenkopf im Visier, ohne die Zunge auszuschlagen. Die Helmdecken sind schwarz und golden.“[5]
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Wappen aus Scheiblers Wappenbuch 1450–1480
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Wappen aus Siebmachers Wappenbuch von 1605
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Bemalung eines Kirchenfensters 1916
An das Wappentier des Egloffsteiner Bären erinnern noch die Ruinen der egloffsteinischen Burg Bärnfels und die Mühle Bärenthal an der Trubach. Das Wappen von Egloffstein mit umgekehrter Tinktur erinnert an diese Familie.
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Wappen der Gemeinde Kunreuth
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Wappen von Egloffstein
Bekannte Familienmitglieder
- Harthum von Egloffstein (Komtur zu Nürnberg) und Heinrich von Egloffstein (Franken) als Ritter des Deutschen Ordens
- Leopold II. von Egloffstein, Bischof von Bamberg (1336–1343)
- Konrad von Egloffstein, Deutschmeister (1396–1416), Bruder des Würzburger Bischofs Johann I. von Egloffstein
- Johann I. von Egloffstein, Fürstbischof von Würzburg (1400–1411) und Gründer der Julius-Maximilians-Universität Würzburg
- Sigmund von Egloffstein (1425–1479), Reichsschultheiß von Nürnberg
- Kunigunde von Egloffstein (1456–1479), Äbtissin von Obermünster
- Albrecht Dietrich Gottfried Graf von und zu Egloffstein (1720–1791), preußischer Generalgouverneur von Ost- und Westpreußen
- Leopold III. Graf von und zu Egloffstein (1766–1830), preußischer Obermundschenk und letzter Ritterhauptmann des Kantons Steigerwald der Fränkischen Reichsritterschaft
- August Karl von und zu Egloffstein (1771–1834), sächsisch-weimarischer Generalmajor, siehe auch Liste bekannter Kurgäste in Bad Kissingen
- Henriette Gräfin von Egloffstein (1773–1864), Schriftstellerin
- Caroline von und zu Egloffstein (1789-1868), Hofdame, Schriftstellerin und Äbtissin
- Julie Gräfin von Egloffstein (1792–1869), Hofdame und Malerin
- Julius von und zu Egloffstein (1803–1861), Großherzoglich Oldenburgischer Kammerherr, oldenburgischer Generalleutnant und Generaladjutant
- Leonhard von Egloffstein (1815–1900), preußischer Generalmajor
- Friedrich von und zu Egloffstein (General) (1824–1885), amerikanischer General
- Friedrich Wilhelm Freiherr von Egloffstein (1824–1898) war ein Topographiezeichner, Kartenmaler und Kupferstecher
- Gustav von und zu Egloffstein (1831–1916), preußischer Generalmajor
- Leonhard von und zu Egloffstein (1842–1904), preußischer Generalmajor
- Wilhelm von und zu Egloffstein (1853–1929), preußischer General der Infanterie
- Moritz Freiherr von und zu Egloffstein (1861–1942), bayerischer Generalmajor und Führer in der Kavallerie-Division im Ersten Weltkrieg
- Günter von und zu Egloffstein (1896–1938), NSKK-Oberführer, 1933–1938 Präsident des DDAC (siehe ADAC)
- Otto Dietrich von und zu Egloffstein (* 27. Juli 1940 in Gerdauen/Ostpreußen)
- Albrecht Heinrich von und zu Egloffstein (* 13. Juni 1946 in Gronau), Bezirksheimatpfleger von Oberfranken, Buchautor
- Albrecht von und zu Egloffstein (* 05. November 1939 in Bamberg), Brigadegeneral, Besitzer der Burg Egloffstein
Literatur
- Genealogisches Handbuch des Adels. Band 61, 1975, Adelslexikon.
- Der in Bayern immatrikulierte Adel. Band 6 (1957), S. 111, 195.
- Der in Bayern immatrikulierte Adel. Band 11 (1975), S. 103, 196.
- Genealogisches Handbuch des Adels. Adelslexikon, Band III/1975.
- Gustav Voigt: Der Adel am Obermain. in: Die Plassenburg. Schriften für Heimatforschung und Kulturpflege in Ostfranken. Bd. 28, Kulmbach 1969.
- Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser auf das Jahr 1857. Siebenter Jahrgang, S. 153ff.
Varia
Ludwig Robert Oerthel wurde 1894 in Dresden geboren. In den 1920er Jahren "wirkte" er als Hochstapler unter dem Namen Freiherr von Egloffstein:
- Freiherr von Egloffstein. Roman aus der Reihe Außenseiter der Gesellschaft. Die Verbrechen der Gegenwart der 1920er Jahre
Weblinks
- Commons: Egloffstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Wappen der Egloffstein im Ortenburger Wappenbuch, Bayern 1466
- Wappen des Michael Albrecht von und zu Egloffstein im Stammbuch Johann Christoph Kaiser: gewirkt 1614, Arzt, aus Ansbach Tübingen, 1609–1612 (171r)
Einzelnachweise
- ↑ Burg Egloffstein
- ↑ Johannes Müllner: Die Annalen der Reichsstadt Nürnberg von 1623, Teil II: Von 1351–1469. Nürnberg 1972. z.B. S.143,203,222,225,233,235,240,293,557.
- ↑ Burg Kunreuth ( vom 9. Mai 2012 im Internet Archive)
- ↑ Geschichte von Oberndorf
- ↑ a b Ernst Heinrich Kneschke: Deutsche Grafenhäuser der Gegenwart: in heraldischer, historischer und genealogischer Beziehung. 1. Band: A–K. Verlag T. O. Weigel, Leipzig 1852, S. 210f.