Elisabeth Gössmann

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Maria Elisabeth Gössmann (geborene Placke; * 21. Juni 1928 in Osnabrück[1]) ist eine deutsche katholische Theologin und prominente Vertreterin der feministischen Theologie innerhalb der katholischen Kirche. Sie selbst sieht sich als Vertreterin einer „historischen Frauenforschung in der Theologie“.[2]

Leben

Elisabeth Gössmann studierte nach dem Abitur 1947 Katholische Theologie, Philosophie und Germanistik in Münster und bestand 1952 ihr Staatsexamen. In München studierte sie bei Michael Schmaus. Sie interessierte sich dabei eher für "das Alternative", nämlich eher für die theologischen Entwürfe der frühen Scholastik und mehr für die franziskanische als die dominikanische Linie.[3] 1954 promovierte sie dort (gleichzeitig mit ihren Kommilitonen Joseph Ratzinger und Uta Ranke-Heinemann). Bis 1954 hatte es in Deutschland für Frauen keine Promotion in katholischer Theologie gegeben. Ihre Schrift trägt den Titel Die Verkündigung an Maria im dogmatischen Verständnis des Mittelalters.

Sie arbeitete zunächst in Japan, erst als Dozentin für deutsche Literatur des Mittelalters an der kirchlichen Sophia-Universität in Tokio, dann als Dozentin für Christliche Philosophie an der mit der Gesellschaft vom Heiligen Herzen Jesu (jap. Seishinkai) verbundenen Seishin-Frauenuniversität. Dort lehrte sie seit 1968 als Professorin auf Japanisch. Sie hatte seit 1986 Lehraufträge in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Ihr erster Versuch, sich zu habilitieren, misslang 1963 wegen eines Einspruchs der Deutschen Bischofskonferenz: Laien sollten nicht zu Professoren gemacht werden. 1978 gelang ihr zweiter Versuch zur Habilitation, diesmal im Fach Philosophie bei Eugen Biser. Sie erhielt in Deutschland allerdings lange keinen Lehrstuhl, konnte erst 1990 eine außerplanmäßige Professur in München antreten.

Sie ist seit 1954 mit dem Literaturwissenschaftler Wilhelm Gössmann verheiratet und hat zwei Töchter und zwei Enkelkinder.

Ehrungen

Werke (in Auswahl)

Publikationen in Buchform

  • Maria Elisabeth Gössmann (geb. Placke): Die Verkündigung an Maria im dogmatischen Verständnis des Mittelalters. München 1957 (zugleich Hochschulschrift München, Theol. Fakultät, Diss. v. 20. Juni 1957)
  • Elisabeth Gössmann (Hrsg.): Archiv für philosophie- und theologiegeschichtliche Frauenforschung. Mehrere Bände, iudicium München, ab 1984.
  • Elisabeth Gössmann (Hrsg.) u.a.: Wörterbuch der feministischen Theologie. 2., völlst. überarb. und grundlegend erw. Aufl., Gütersloh 2002, ISBN 3-579-00285-6.
  • Elisabeth Gössmann (Hrsg.): Weisheit. Eine schöne Rose auf dem Dornenstrauche (= Archiv für philosophie- und theologiegeschichtliche Frauenforschung, Band 8), München 2004, ISBN 3-89129-008-X.
  • Julie Kirchberg (Hrsg.), Judith Könemann (Hrsg.), Martina Blasberg-Kuhnke (Beitrag) u.a.: Frauentraditionen. Mit Elisabeth Gössmann im Gespräch. Ostfildern 2006, ISBN 978-3-7966-1258-9.
  • Elisabeth Gössmann (Hrsg.), u.a.: Der Teufel blieb männlich. Kritische Diskussion zur „Bibel in gerechter Sprache“. Feministische, historische und systematische Beiträge. Neukirchen-Vluyn 2007, ISBN 978-3-7887-2271-5
  • Leon Gössmann (Hrsg.): Professorin in Tokyo - Elisabeth Gössmann. Berlin 2004

Beiträge in Sammelwerken und Artikel

  • Elisabeth Gössmann, Der Christologietraktat in der Summa Halensis, bei Bonaventura und Thomas von Aquin, in: Münchener Theologische Zeitschrift (MThZ) Jahrgang 12, 1961, Seite 177–191.
  • Elisabeth Gössmann, Frauen in der Kirche ohne Sitz und Stimme? Oder: Roma locuta – causa non finita sed disputanda, in: Norbert Greinacher (Hrsg.), Hans Küng (Hrsg.), Katholische Kirche – wohin? Wider den Verrat am Konzil (= Piper, Band 488), München 1986, 3-492-00788-0, Seite 295–306.
  • Elisabeth Gössmann, Ipsa enim quasi domus sapientiae. The Philosophical Anthropology of Hildegard von Bingen, in: Mystics Quarterly, Jahrgang 13, 1987, Seite 146–154.
  • Elisabeth Gössmann, Haec mulier est divinitas: Das Gleichnis von der Frau mit der verlorenen Drachme in seiner Auslegungsgeschichte bei den Kirchenvätern und Hildegard von Bingen, in: Michael Langner (Hrsg.), Anselm Bilgri (Hrsg.), Weite des Herzens – Weite des Lebens (= FS Odilo Lechner) Band I, Regensburg 1989, Seite 607–615.

Lexikon- und Handbuchartikel

  • Elisabeth Gössmann, Hochscholastik, in: Sacramentum Mundi, Band 2, Freiburg 1968, Spalte 708–725.
  • Elisabeth Gössmann, Glaube (V. Mittelalter), in: TRE, Band XIII, 1984, Spalte 308–318.
  • Elisabeth Gössmann, Feministische Theologie, in: Hans Waldenfels (Hrsg.), Lexikon der Religionen, Freiburg 1987, Spalte 174–176.
  • Elisabeth Gössmann, Eva, in: Lexikon des Mittelalters, Band 4, München 1989, S. 124 - 126.
  • Elisabeth Gössmann, Frau (Theologisch-philosophisch), in: Lexikon des Mittelalters, Band 4, München 1989, S. 852–853.

Rezensionen

  • Elisabeth Gössmann, Rezension zu Elisabeth Schüssler Fiorenza, In Memory of Her. A Feminist Theological Reconstruction of Christian Origins, New York 1983, in: ThRv, Jahrgang 80, 1984, Seite 294–298.
  • Elisabeth Gössmann, Rezension zu Catherine Capelle, Thomas d'Aquin Féministe?, Paris 1982, in: ThRv, Jahrgang 80, 1984, Seite 203–206.
  • Elisabeth Gössmann, Rezension zu Claudia Opitz, Frauenalltag im Mittelalter, Weinheim 1985, in: Mittellateinisches Jahrbuch, Jahrgang 22, 1987, Seite 291–294.

Einzelnachweise

  1. Seite der Helen Straumann-Stiftung für Feministische Theologie, Basel (PDF-Datei; 287 kB), abgerufen am 20. September 2011
  2. Sendung von Bayern Alpha vom 9. März 1998, weiter zum Download (PDF-Datei; 42 kB), abgerufen am 30. Juni 2015
  3. Elisabeth Gössmann: Hoffnung für eine Zukunft der Theologie. in: Johannes B. Bauer (Hrsg.): Entwürfe der Theologie., Styria, Graz u.a. 1985, ISBN 3-222-11642-3, S. 145-162, hier S. 147.