Giovanni Battista Passerini

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Giovanni Battista Passerini (* 1658 in Böhmen; † 9. Juni 1710 in Kaisersteinbruch, Ungarn, heute Burgenland) war ein italienischer Steinmetzmeister und Bildhauer des Barocks.

Schloss Prugg, Hauptportal Kaiserstein, historische Aufnahme
Schloss Prugg, Portal, heutiger Zustand

Leben und Wirken

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Giovanni Battista Passerinis gleichnamiger Vater und dessen in lebenslanger Freundschaft verbundener Arbeitskollege Francesco della Torre waren einst aus Ramponio im Provinz Como, Italien,[1] zur Wiener Bauhütte[2] und in den kaiserlichen Steinbruch am Leithaberg, einer italienisch, schweizerischen Künstlerkolonie, gewandert. Dort hatten sie das Steinmetzhandwerk erlernt, 1646 erfolgte die Freisprechung. 1653 arbeiteten beide Meister als wichtige Mitarbeiter in der Prager Baugesellschaft des Carlo Lurago. Sie erhielten am 30. Oktober 1663 die Prager Bürgerurkunde,[3] auch Passerinis Sohn und Torres Söhne Bartholomäus, Pietro und Battista. Mit Lurago waren sie bei verschiedenen Baustellen tätig, „sie wissen aber die Orth eigentlich nicht mehr alle zu nennen, sey es zu Komotau, Jesuitenkirche, bey dem Herrn Grafen Czernin zu Prag, bey denen Jesuiten, im Clementinum …“

Beim Neubau des Passauer Domes lernte Giovanni Battista Passerini jun. das Handwerk. 1678 verstarb der Vater.[4] Im Rahmen der Gesellschaft gestaltete er 1682 für die Elisabeth-Kapelle im Breslauer Dom den Marmoraltar.[5] Passerini verließ Böhmen 1684.

1686 kaufte er im kaiserlichen Steinbruch von Angela Regondi, Witwe des Ambrosius Regondi, und ihrem Sohn Sebastian Regondi drei Steinbrüche, zwei Häuser und mehrere Gärten. Dann hielt er um die Hand von Anastasia, Tochter des derzeitigen Richters und Hofsteinmetzmeisters Ambrosius Ferrethi an.

Sein befreundeter Mitmeister Giovanni Pietro della Torre hatte hier ein Gut erworben. Als er 1687 nach Prag beordert wurde, verwaltete Passerini den Besitz.

In der Steuerliste von 1699 war Passerini mit einem Steinbruch, vier Häusern und drei Kühen eingetragen.[6]

1699 wurde Passerini Richter in Kaisersteinbruch. Am 29. August 1707 stellte er ein Gesuch an den Abt des Stiftes Heiligenkreuz Gerhard Weixelberger, das Richteramt zurücklegen zu dürfen; er meinte, er könne in der Kriegszeit die in meiner gebührenden Schuldigkeit des Amtes nicht mehr beistehen. 1708/1709 wurde Meister Sebastian Regondi Passerinis Nachfolger als Richter.

Im März 1700 wurde er für die Ausbildung des Gesellen Elias Hügel zum Bildhauer verantwortlich. Bei den Umbauarbeiten des Palais Lobkowitz in Wien entwarf Johann Bernhard Fischer von Erlach den Plan für eine in Wien neuartige Portalgestaltung und der Gesamtauftrag ging an Passerini. Somit ergab sich für den jungen Hügel eine entscheidende Begegnung mit dem bekannten Architekten.

Meister des Kaisersteinbrucher Steinmetzhandwerkes

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Von 1699 bis 1708 waren seine Mitmeister im Handwerk der Steinmetzen und Maurer in Kaisersteinbruch: Johann Georg Haresleben, Ambrosius Hutter, Johann Baptist Kral, Johannes Pery, Sebastian Regondi, Johann Paul Schilck, Martin Trumler und Johann Wieser.

Schloss Prugg in Bruck an der Leitha

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Von 1707 bis 1711 ließ Aloys Thomas Raimund von Harrach, Landmarschall in Niederösterreich, das ältere Schloss in Bruck an der Leitha durch den Architekten Johann Lucas von Hildebrandt umbauen. Die Künstler, die mit Hildebrandt arbeiteten, waren neben Giovanni Battista Passerini die Bildhauer Ignaz Bendl, Giovanni Stanetti, Joseph Kracker, die Stuckateure Alberto Camesina und Santino Bussi und der Freskomaler Bartolomeo Altomonte.

Giovanni Battista Passerini verstarb am 9. Juni 1710, sein Besitz kam zur Gänze an die Witwe Anastasia, die 1712 Meister Simon Sasslaber heiratete. Sein Name ist auf der Schriftrolle des Kaisersteinbrucher Sonnenuhr-Pfeilers von Bildhauer Alexandru Ciutureanu eingemeisselt.

  • Passerini, Giovanni Pattista. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 26: Olivier–Pieris. E. A. Seemann, Leipzig 1932, S. 277 (biblos.pk.edu.pl).
  • Otto E. Plettenbacher: Geschichte der Steinmetze von Wien im 17. Jahrhundert. Eine wirtschafts- und kulturhistorische, als auch soziologische Untersuchung. Preisliste von 1688, Satzordnung der Steinmetzarbeiten. Dissertation Universität Wien 1960.
  • Franco Cavarocchi: Die Passauer Domkünstler aus dem Intelvi-Tal. Passau 1980.
  • Erich Hubala: Die Kunst des 17. Jahrhunderts, Renate Wagner-Rieger: Architektur und Plastik in Zentraleuropa, Prag, Clementinum. S. 295, Propyläen Kunstgeschichte Bd. 9, 1984
  • Ludger Drost: Der Passauer Dom des Carlo Lurago. Ungedruckte Magisterarbeit. Passau 1992.
  • Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Bd. 4. Wien 1995.
  • Herbert Haupt: Das Hof- und hofbefreite Handwerk im barocken Wien 1620 bis 1770 (= Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte Nr. 46). Studien-Verlag, Innsbruck/Wien/Bozen 2007, ISBN 978-3-7065-4342-2.
    • Die Meister Passerini und Sasslaber. Nr. 6, 1991, S. 11–14.
    • Das Gräflich Harrachische Familienarchiv, Schloss Prugg in Bruck an der Leitha. Nr. 36, 1995, S. 24–30.
    • Heimatort Ramponio d´Intelvi, Familien Passerini und Torre. Nr. 47, 1997, S. 13–64.
  • Helmuth Furch: Historisches Lexikon Kaisersteinbruch. Bd. 2. Museums- und Kulturverein, Kaisersteinbruch 2004, ISBN 978-3-9504555-8-8 (PDF).
  • Helmuth Furch: Bruderschaft der Kaisersteinbrucher Steinmetzmeister, Aufzählung 1650–1730. 2007, ISBN 978-3-9504555-4-0.

Einzelnachweise

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  1. Max Pfister, Bernard Anderes: Repertorium der Tessiner Künstler. Der vergessene größte Kulturbeitrag der Schweiz an Europa. 2 Bde. 1994.
  2. Wiener Stadt- und Landesarchiv: Steinmetzakten, Bruderschaftsbuch.
  3. Prag Stadtarchiv: Prager Bürgerbuch.
  4. Archiv des Bistums Passau
  5. Konstanty Kalinowski: Barock in Schlesien. Deutscher Kunstverlag, München 1990, ISBN 3-422-06047-2.
  6. Archiv Mosonmagyaróvár, Liste der Steuerpflichtigen in Steinbruch 1699.