Großlohra

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Wappen Deutschlandkarte
Großlohra
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Großlohra hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 25′ N, 10° 39′ OKoordinaten: 51° 25′ N, 10° 39′ O
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Nordhausen
Verwaltungs­gemeinschaft: Hainleite
Höhe: 310 m ü. NHN
Fläche: 18,45 km2
Einwohner: 849 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 46 Einwohner je km2
Postleitzahl: 99759
Vorwahl: 036338
Kfz-Kennzeichen: NDH
Gemeindeschlüssel: 16 0 62 009
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Kirchberg 41
99759 Großlohra
Bürgermeister: Siegfried Schäfer
Lage der Gemeinde Großlohra im Landkreis Nordhausen
KarteThüringenBleicherodeBleicherodeEllrichGörsbachGroßlohraHarztorHeringen/HelmeHohensteinKehmstedtKleinfurraLipprechterodeNiedergebraNordhausenSollstedtUrbachWerther
Karte
Doppelkapelle auf Burg Lohra (Großlohra)
Evangelische Bonifatiuskirche in Friedrichslohra (Großlohra)

Großlohra ist eine Gemeinde im Landkreis Nordhausen in Thüringen innerhalb der Verwaltungsgemeinschaft Hainleite. Sie liegt am nördlichen Rand der Hainleite, etwa 2 km von der ehemaligen Bundesstraße 80 und der Bundesautobahn 38, sowie etwa 20 km von der Kreisstadt Nordhausen entfernt. Sehenswürdigkeiten sind die Burg Lohra mit ihrer romanischen Doppelkapelle und der romanischen Basilika St. Gangolf in Münchenlohra.

Geografie

Großlohra liegt am Nordrand der westlichen Ausläufer des Höhenzugs Hainleite. Die Burg Lohra selbst liegt auf einem Bergvorsprung in etwa 300–400 m Höhe. Nach Norden fällt die Hainleite schnell in Richtung des Wippertals ab, so dass man von der Burg bei gutem Wetter einen weiten Blick über den Südharz bis hin zum Brocken hat.

Nachbargemeinden sind (im Uhrzeigersinn): Wipperdorf, Nohra, Hainrode, Sondershausen, Helbedündorf, Niedergebra, Bleicherode.

Gliederung

Die Gemeinde Großlohra entstand am 1. Juli 1950 aus der Vereinigung der Gemeinden (heute Ortsteile):

Geschichte

Auf dem Gelände der heutigen Burg Lohra existierten wahrscheinlich schon zu germanischen Zeiten befestigte Anlagen. Die heutige Anlage wurde von den Grafen von Lare (Lohra) im 11./12. Jahrhundert zur größten Burg des südwestlichen Vorharzes ausgebaut. Bis zum 16. Jahrhundert war sie unter anderem im Besitz der Grafengeschlechter von Lohra, Beichlingen, Klettenberg und Hohnstein. Spätestens während des Dreißigjährigen Krieges, in dem die Burg mehrmals erobert und stark beschädigt wurde, verlor sie ihre Bedeutung. Nach dem Westfälischen Frieden fiel sie an Preußen und wurde als Amt Lohra bis 1977 als landwirtschaftliches Gut genutzt. Diese Domäne hatte 1923 385 ha. Pächter des Gutes war Gerd Peters.[2]

Die Orte Großwenden und Kleinwenden entstanden während des Mittelalters als vermutlich „wendische“ (d.h. slawische) Siedlungen, Münchenlohra als Gut um die ehemalige Klosterkirche. Der Ort Friedrichslohra wurde erst im 18. Jahrhundert durch ein Siedlungsprojekt des preußischen Königs Friedrich II. gegründet. Dabei wurden im Umland des Amts Lohra Bauern und Weber, vornehmlich aus dem Eichsfeld, angesiedelt. Die Straße, in der die ersten 22 Häuser errichtet wurden, heißt deshalb heute noch 22-er Straße. Während des 18. und 19. Jahrhunderts wurden vom preußischen Staat in Friedrichslohra Projekte zur Niederlassung von Sinti durchgeführt,[3] unter anderem in Form eines „Erziehungsheims“[4], das von 1831 bis 1837[5] Bestand hatte. Es handelt sich dabei um das heutige Kindergartengebäude.

Seit Beginn der Zeit des Nationalsozialismus 1933 wurden die Sinti verstärkt diskriminiert, polizeilich überwacht und seit 1939 im „Zigeunerlager“ Steinbruch in Krimderode interniert und zur Zwangsarbeit eingesetzt. Sieben von ihnen sind im KZ Auschwitz ermordet worden.[6]

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat in Großlohra besteht aus zwölf Ratsmitgliedern:

  • CDU 3 Sitze
  • UB 5 Sitze

(Stand: Kommunalwahl am 25. Mai 2014)

Wappen

Beschreibung: „Im roten mit vier goldenen Lindenblättern belegten Schild ein silberner goldgekrönter Löwe, in den Vorderpranken ein goldenes Pedum haltend.“

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die Burg Lohra ist als auf einem Bergsporn gelegene Anlage bereits aus mehreren Kilometern Entfernung zu erkennen. Sie ist die größte Burg des westlichen Südharzes. Bemerkenswert ist die romanische Doppelkapelle mit einer ursprünglichen Trennung zwischen Obergeschoss und Untergeschoss. Die Theorie der Trennung aus Gründen der Herkunft (Obergeschoss für die Herrschaft und Untergeschoss für das einfache Volk) ist heute umstritten. Sicher wurden Doppelkapellen auch aus Platzgründen errichtet. Die zweite Sehenswürdigkeit ist die romanische Basilika St. Gangolf in Münchenlohra, die um 1170 als Klosterkirche eines Benediktinerinnenklosters erbaut wurde. Nach der Reformation verfielen die anderen Klostergebäude. Lediglich die Basilika blieb erhalten und wurde im 19. Jahrhundert rekonstruiert. Hier finden regelmäßig Abendgottesdienste und gelegentlich auch Konzerte statt.

Literatur

  • Michael Stampniok: Das Nonnenkloster St. Gangolf in Münchenlohra. In: Meyenburg Museum (Hrsg.): Beiträge zur Heimatkunde aus Stadt und Kreis Nordhausen. Heft 19. Nordhausen 1994, S. 56–62.
  • Siegel, Wolfram: Der heilige Gangolf in Münchenlohra an der Hainleite. Basilika, Kloster und karolingische Vorgeschichte, Lukas Vlg f. Kunst- u. Geistesgeschichte, 2005
  • Kuhlbrodt, Peter: Lohra, Hainleite : eine Entdeckungsreise durch 2000 Jahre Heimatgeschichte, 1987

Weblinks

Commons: Großlohra – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
  2. Jürgen Gruhle: Schwarzbuch der Bodenreform,Internet,2011
  3. Barbara Danckwortt, Franz Mettbach – Die Konsequenzen der preußischen „Zigeunerpolitik“ für die Sinti in Friedrichslohra. In: Danckwortt, Barbara; Querg, Thorsten; Schöningh, Claudia (Hrsg.): Historische Rassismusforschung. Ideologien – Täter – Opfer. Hamburg; Berlin 1995, S. 273–295.
  4. Die Zigeuner in Friedrichslohra. Eisenbergisches Nachrichtsblatt, 2. Dezember 1833. Abgerufen am 26. Januar 2010.
  5. Friedrichslohra. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Band 19: Weck–Zz und Nachträge. Altenburg 1865, S. 845 (zeno.org).
  6. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 186, ISBN 3-88864-343-0