Großnottersdorf

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Großnottersdorf
Markt Titting
Koordinaten: 49° 2′ N, 11° 14′ OKoordinaten: 49° 2′ 8″ N, 11° 14′ 27″ O
Höhe: 534 m
Einwohner: 138 (1. Jan. 2020)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1972
Postleitzahl: 85135
Vorwahl: 08423
Kirche Mariä Heimsuchung in Großnottersdorf

Großnottersdorf ist ein Gemeindeteil des oberbayerischen Marktes Titting im Landkreis Eichstätt im Naturpark Altmühltal, Bayern.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das von Ackerland völlig umgebene Kirchdorf liegt etwa fünf Kilometer nordöstlich von Titting auf der zwischen Anlauter und Thalach gelegenen Hochfläche der Südlichen Frankenalb. Umgebende Dörfer sind Mantlach, Morsbach, Esselberg (Gemeinde Greding), Reichersdorf (Gemeinde Thalmässing) und Stadelhofen. Etwa einen Kilometer südlich des Dorfes verläuft das Obermorsbacher Tal.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Dorfflur wurde alt- und mittelneolithisches Fundmaterial aufgelesen. Untertägig ist eine Siedlung des Endneolithikum und der frühen Latènezeit nachgewiesen. Im Luftbild ist ein verebnetes vorgeschichtliches Grabhügelfeld mit zahlreichen Hügeln erkennbar.

Um 1130 übergab der Ortsadelige Karl von Hebing (Höbing) dem Klosterstift Berchtesgaden Güter, die er in „Otramsdorf“ besaß; die Ortsgründung erfolgte wohl durch einen Otram. 1293 verzichtete Gottfried von Heideck zugunsten des Deutschordenshauses Obermässing auf seine vier Güter in dem Dorf. 1305 kam die Vogtei, also die „niedere“ Dorfgerichtsbarkeit, mit dem Hirschberger Erbe in die Hand des Eichstätter Bischofs. 1398 verkaufte Sweygger von Gundelfingen Güter von „Natersdorf“ (= Nottersdorf?) an das Hochstift Eichstätt. 1486 schloss der Eichstätter Bischof Wilhelm von Reichenau mit dem Kloster Rebdorf einen umfangreichen Gütertauschvertrag ab, mit dem auch Nottersdorfer Lehengüter Rebdorfs dem Hochstift zufielen. 1518 ist in einem Zinsbuch der fürstbischöflichen Ämter Hirschberg und Beilngries von „Ottermanstorff“, 1546 in einem Salbuch des Vogteiamtes Brunneck (Anlautertal), das später im Vogteiamt Titting aufging, von „Nottersdorf“ mit 22 Gütern die Rede. Neben der von den Vögten ausgeführten niederen Gerichtsbarkeit gab es die Hochgerichtsbarkeit, die beim bischöflichen Richteramt Greding lag. Das Eichstätter Domkapitel hatte zu diesem Zeitpunkt drei, das eichstättische Kastenamt Obermässing zwei Güter in Großnottersdorf.

Bis zum Ersten Weltkrieg baute man in der Dorfflur auch Hopfen an. 1956 wurde eine Flurbereinigung durchgeführt. Die Einwohnerzahl pendelt seit dem 19. Jahrhundert zwischen 150 und 180; nur in den Jahren unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg war sie höher (234 im Jahr 1950). Am 1. Januar 1972 wurde die Gemeinde Großnottersdorf im Zuge der Gebietsreform ein Ortsteil von Titting.[2] 1999 wurde das Dorf als Erholungsort staatlich anerkannt.

Bei Großnottersdorf wird mit zwei Windrädern elektrische Energie gewonnen.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kath. Kirche Mariä Heimsuchung. 1182–95 weihte der Eichstätter Bischof Otto hier eine Kirche zum hl. Martin. 1600 erfolgte ein Neubau mitsamt dem Turm, 1607 fand die Altarweihe statt. Die heutige Kirche ist ein Neubau von 1834/35 unter Beibehaltung des alten Turmes, der eventuell zu einer Kirchenburg gehörte; das Patrozinium ist seither Mariä Heimsuchung. Für diesen Neubau wurden Altäre (von 1651 bzw. rechter Seitenaltar von 1715/20), die stattliche Kanzel aus Nussbaumholz mit dem hl. Kirchenlehrer Augustinus auf dem Schalldeckel (Frührokoko um 1740/50) und die schön geschnitzten, wohl von dem Rebdorfer Chorherren Joachimus Handschucher (* 1681; † 1735) geschaffenen Stuhlwangen aus Eiche aus dem säkularisierten Kloster Marienstein erworben. Das Altarblatt "Mariä Heimsuchung" malte wohl der Eichstätter Hofmaler Johann Jakob Thoma um 1650. Die Kirche weist eine spätgotische Plastik des hl. Leonhard auf. Im Altarraum hängt ein Ölbild, eine Mariensteiner Priorin zeigend.
  • Brunnen. Vermutlich aus dem 16./17. Jahrhundert stammt ein kreisrunder Brunnenschacht von 36,35 m Tiefe. Der Durchmesser beträgt oben 3,00 m, unten 1,30 m; bis zu einer Tiefe von 5,90 m ist er in Bruchsteinmauerwerk ausgeführt, von da ab in den gewachsenen Stein (Malm-Bankenkalke) gehauen. Die Wassertiefe beträgt 0,60 – 1,20 m. Der obere Rand wurde 1997 gemauert.

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Großnottersdorf gehört zusammen mit den Dörfern Mantlach, Esselberg und Grafenberg zur 2,5 Kilometer entfernten katholischen Pfarrei Morsbach im Dekanat Eichstätt des Bistums Eichstätt. Im Dorf wohnten 2007 128 Katholiken.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Einwohnerzahl Großnottersdorf auf der Homepage der Gemeinde Titting. Abgerufen am 3. Februar 2020.
  2. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 482.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sammelblatt des Historischen Vereins Eichstätt 30 (1915), Eichstätt 1916, S. 8 und Tafel IV
  • Karl Zecherle und Toni Murböck: Kirchen und Klöster im Kreis Eichstätt, Eichstätt 1983, S. 104f
  • Der Eichstätter Raum in Geschichte und Gegenwart, Kipfenberg: Hercynia 1984, S. 202
  • Roland Joos: Ein ungewöhnlicher Brunnen auf der Jurahöhe. Untersuchung des Brunnenschachts in Großnottersdorf. In: Historische Blätter für Stadt und Landkreis Eichstätt 46 (1998), 2, S. 2–4
  • Titting. Beiträge zur Natur- und Kulturgeschichte des mittleren Anlautertales, Kipfenberg: Hercynia 1999, S. 148–152, 293–296
  • Roland Joos: Brunnenschacht in Großnottersdorf/Marktgemeinde Titting, Kreis Eichstätt. Befahrung vom 07.07.1997 und 29.11.1997. Gemeinschaftsarbeit der Ingolstädter Höhlenfreunde IHF e.V. und der Höhlen- und Karstgruppe Greding e.V. In: Jubiläumsheft zum 25-jährigen Vereinsjubiläum der Ingolstädter Höhlenfreunde e.V. (IHF), 2. Auflage, Ingolstadt 2006, S. 57–63
  • Historischer Atlas von Bayern. Franken Reihe I Heft 6: Eichstätt, S. 108 und 226. München 1959. Digitalisat.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Großnottersdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien